Einträge vom Donnerstag, 22. November 2012

[thing-group] Received 22. 11. 2012 12:05 from

n0name newsletter #158

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c-: n0name newsletter #158 Do., 22.11.2012 11:12 CET


*Inhalt*

1. Grosse Stille
100 Jahre Kaefige, Weapons talk, Gruene Musik und falsche Arbeit,
Gaddafi, Yehudi Menuhin, Fushitsusha, ...
2. kleine Stille
3. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 50


30 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten

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1.

Grosse Stille

100 Jahre Kaefige, Weapons talk, Gruene Musik und falsche Arbeit,
Gaddafi, Yehudi Menuhin, Fushitsusha, ...



"Art
Music
and
Gooood [mit vier "o"s]
Food" ?

"Global Noise
Empoert Euch
Werdet lauter" ?



Indetermination schuetzt vor Bedeutung nicht. Stille wäre nicht nur
lediglich Verweis auf alles (bisher) Nichtmusikalische. Die Geste, das
Klavier nicht zu spielen, braechte im historisierenden-jubilierenden
Zeitrahmen eine "museale Kulinarik" hervor (nach Andreas Kob, neue
musikzeitung Nr. 9/12) und Entgrenzung, die erst Ent-Grenze aufweisen
kann, indem sie ein Aussen zuweist. Entgrenzte Arbeit waere auch unter
einer Aegide, diejenige jederzeit. Der neue Virtuose, der den alten
abloest.

In _Il Grande Silenzio_ (1968, Regie: Sergio Corbucci) siegt Stille
nicht ueber den patronengeschwaetzigen Terror des Faschismus. Die
Stille, oder _der_ Stille (gespielt von Jean-Louis Trintignant) ist
zudem nur darum stumm (aber mit seiner ueberlegenen Automatik-Pistole
nicht schweigsamer als sein Gegenspieler, das blonde blauaeugige
Riesenarschloch Klaus Kinski), weil seine Kehle samt Stimmbaendern
von den Moerdern seiner Herkunft und seiner Gruppe oder Klasse
(seine Eltern) verstuemmelt wurde. Die grosse Stille kommt von der
Gewalt her, die dem Unterdrueckten angetan wurde und ist negativer
Herkunftswert, zerstoerte Geschichte -- es wird mit Waffen
'gesprochen' (http://static.tvtropes.org/pmwiki/pub/images/eyelander.
jpg). Versucht das 4'33", also gesellschaftlich motivierten Kampf und
logischen Widerstreit, den die Postmoderne am Moment ihrer Realitaet
so gerne leungnete, versuchte Cage und heute wieder seine
Wiedergaenger und -holer, ihn feiernd, versucht man in einer
Selbstaufrichtung in der Orientierungslosigkeit institutioneller
Kultur an ehrfuerchtigen Zahlen -- 100 Jahre Geburtstag John Cage --
grosse und grossartige, um nicht zu schreiben erhabene, Stille, wie
Jesus Christus auf den Boden der Strasse (herunter)gekommen, zu
reproduzieren? Was frappierend wirkt, ist die Menge der Kaefige, die
nun wieder aufgestossen werden sollen in der Metadiskussion um
umstoessliche Ordnung und neu-errichtete Ordnung (nach Cage: den
selbst geschaffenen Kaefig verlassen usw.). Aber wessen Projekt ist
das, wenn das Risiko von den Intellektuellen verstanden zu werden
gering war, auf der Strasse 1969(?) aber ein Tacet
im Gegensatz stand zum Funk und Soul, der Stimme als Notwendigkeit
erkannte, die dem Mittelstand fremd und faszinierend gewesen sein
muss. Die er im Zweifelsfall zum Schweigen brachte oder kaufte.

Adaptionen wie http://www.crackajack.de/2012/04/17/nicholas-cage-
performs-john-cages-433 koennen aber auch so gelesen werden, dass sie
zum Beweis einer laengst verschraenkten Hoch- und Unterkultur werden.
Jeder klein-Free Jazz Noise-Saxophonist wird das aber abschlaegig
bestaetigen, weil grosse-John Cage zur Celebrity gehoert, ein
Personenunterschied besteht, Oberton nicht in jeder Bar opportun ist.
Auf der Mathilden_hoehe_ in Darmstadt wurde "John Cage performs
"4:33" " gezeigt ("This is Zen for TV."), aber auch Cage in frueheren
Jahren im amerikanischen Fernsehen, wo er als schrulliger (halb-mad)
Professor fuer experimentelle Musik (was Cage am Mikro des
schreierischen Moderators selbst betont) vorgefuehrt wird und er das
selbstironische Fernsehen selbst(ironisch) vorfuehrt. Wie gegenueber
im gleichen letzten Saal der Ausstellung "A House Full of Music"
Frank Zappa, wie er mit 23 Jahren (ohne Zappa-Bart) an Fahrraedern
demonstriert, wie einfach Musik, Dada(ismus?), Show und Avantgarde
und Alltagsgegenstand in Einklang zu bringen sind (http://www.youtube
.com/watch?v=y9P2V0_p6vE) und sich geiferndes Interesse und
kleinbuergerliche Ablehnung ("jerky") gleichermassen gefallen lassen
muss.

Diese Faszination dieses Einklangs einer Vermittlung der
Kultur-Schichten, die da mit allen Ressentiments dennoch so muehelos
gelingt und dabei die kapitalistische plurale Alles-Foermigkeit
scheinbar konsolidieren hilft, kann auch mit etwas Semiotik nicht
ausdiskutiert werden. Wenn die Cagesche Stille von der Aufloesung des
Unterschieds des musikalischen Zeichens 'lebt', also doch auf der
Basis der Differenz von Zeichen und Nichtzeichen, waere zu fragen, wo
diese inzwischen altbekannte Ausflucht ins Emotionale (auch
angestrebte Emotionlosigkeit waere Teil des Konzepts Emotionalitaet)
des Zen ihren Trieb hernimmt. Ob Cage die Moeglichkeit des
Nicht-Gesetzten in der Musik zu ihrer Erweiterung, ihrem Ende oder
Reset ansteuerte, oder eben ziellos nicht wollte wie die Lehre will.
Wie die leere Leinwand tabula rasa macht. Wie der Minimalismus aber
ebenso anti-modern wirkt, um alsbald in der Akzeptanz derer zu
versinken, die 'diskursiv' setzen was Diskurs sein soll. Ob die
ebenso grossartige These einer "Fundamentalkrise postmoderner
Gesellschaften" (Wolfgang Martin Stoh. _Handbuch der New Age Musik_,
S. 27.) wiederum nur die apostrophierte Sensibilitaet des
Gefuehlsintellekts des Privilegierten Gebildeten bestaetigt, weil der
diese globale Krise spuehrt oder wirklich etwas erklaert, weil damit
die Moderne (Fortschritt, aufwaerts, Progression, Entwicklung, AKW)
sofort mit in Frage steht. Es gibt vielleicht einen aktuellen Verweis
(siehe http://www.youtube.com/watch?v=6ebnRjfkBI8 bei etwa 09:05
Min.), der diese Vermittlung verdeutlicht und ins Soziale hebt, wo
der erfreute (im Spiel aber sichtlich nicht sehr erfreute) Dilettant
an der nicht-gekonnt gespielten Violine sein Nichtkoennen mit dem
Koennen der industriellen, der anderen Klaenge im Raum abgleicht. Wo
also intentionales Musikalisches mit Nicht-Intentionalem
Musikalischem, Sound, konfrontiert wird. Wobei dieses
Nicht-Intentionale (der Krach, das Geraeusch) laengst schon gewollt
ist (Cage). Mehr als die Des-Intergation ist aber nicht zu erkennen.
Zustandsbeschreibung der immernoch herrschenden Trennung der
verschiedenen »Koennen« (Vermoegen, kulturelle Kapitalien?), oder
Schau der musikalischen Systeme? Der Kollege rechts neben ihm tanzt
vielleicht zu Samba wenn er die Ohrhoerer aufhat. Bei Cage bleibt die
Zeit als Bezug, im Pop der Koerper.

Auf dem Kasseler Free Flow Festival 2012 (http://www.freeflowfestival.
de) wurde der mit Automaten arbeitende (in diesem Fall Der Spyra) auf
dem Gang als Alleinunterhalter denunziert, der er auch war; das aber
vom 'Kopf' der Gruppe Embryo (Christian Burchard) aus der Perspektive
eines kosmopoliten Handwerkers also entlang der ueberkommenen
Trennlinie kollektiver Produktion im Gegensatz zur arbeitsteilig
maschinellen, maschinistischen eines Superindividuums (vgl. Stroh,
der der Entfremdung des Musikers vom am Synth vom erzeugten Klang
die natuerliche Produktivitaet Schamanentrommel entgegensetzt, S.
125). Das Tacet der Cageianer steht woanders, im Widerspruch zur
bruellenden Warenkultur, nun als bezahlbarer Ausweg, und beim New Age
Fluegel ist diese befreite Spritualitaet des Nichts, die kosmische
Loesung mit dem Endziel Restsubjekt einer gerscheiterten Moderne. Bei
allem Beduerfnis nach Versenkung und Ruhe oder Verarbeitung der
brutalen Anforderungen befreit sich meditierend der ewige Cage
ideal-idealistisch von der ganzen belastenden Materialiaet / Auf
Amanda Palmers (Dresden Dolls) E-Piano steht statt Kurzweil Kurt
Weill, auch wenn sie offen singt "this passion is a plagiarism" (http:
//www.dresdendolls.com/downloads_n_lyrics/lyrics/girlanachronism.htm)
/ ohne die wirklichen Strukturen veraendern zu wollen (der
ideologische Streitpunkt), wobei das Wirkliche des Zen nicht das
Auessere in seiner Vielheit sein kann, denn beim Zen (Buddhismus) ist
wenn nicht alles faschistoid eins religioes "goettliche Wirklichkeit"
(http://www.zenbuddhismus.de). Jedes Geraeusch ist dann wieder
endzielig zu sich zyklizistisch zurueckkehrend eine Musik, wie beim
grossen Meister ("Every sound is music to John Cage. Even Silence",
Kommentar von pursuitofhapiness 2 years ago zu "John Cage performs
"4:33" "). Gruene Musik. Das Ungetane, nachdem aber alles andere
bereits servicedienstleisterlich getan wurde.

Der festgehaltene Gestus der Performance, nichts zu spielen als das
Nichts-Spielen, also eben gerade nicht nichts zu spielen, ist
vielleicht nur noch in der Karikatur ertraeglich: http://sphotos-g.ak.
fbcdn.net/hphotos-ak-prn1/c0.0.403.403/p403x403/557145_41172094221
0241_1923900297_n.jpg , statt ueberlebensgross, wie auf dem garnicht
nicht mehr so jugendstiligen Buch- und Souvenier-Laden-Container auf
der Mathildenhoehe (wie dieses: http://arttattler.com/Images/Europe/
England/London/Baltic%20Arts%20Centre/John%20Cage%20Mix/07-John-Cage-
Preparing-a-Piano.jpg).

"Falsche Freizeit" von Daniel Koetter und Hannes Seidel in Leipzig
(hier in beinahe exakt der gleichen Kostuemierung und gleichem Ablauf:
http://www.youtube.com/watch?v=6ebnRjfkBI8) versucht in der
post-theatralen Auffuehrung mit Quasi-Mise en abyme-Videos eine
zeitversetzte Reflektion der Aktionen auf der Buehne, mit Bildern, die
das nochmal aus anderem Blickwinkel zeigen, was soeben zu sehen war.
Vier alte Maenner, in Typen getrennt, nebeneinander auf flachen
Plattformen angeordnet und damit vom Restraum und Zuschauern
getrennt, die auch nach der Auffuehrung ihre Geraetschaften getrennt
voneinander aufraeumen, spielen das Zeigen der freien Zeit nach ihrer
Arbeitslebenszeit, die dann noch in Arbeit (aus?)artet, wenn diese
Zeit produktiv sein muss. Die Klaenge von Bohrmaschinen,
Schleifvorgaengen, allerlei medientechnischen elektrischen Geraeten,
die dabei entstehen, sind nicht die Ueberraschung, sind bekannt und
muessen zum besseren Erkennen und zum Komponieren mit Loops ihrer
selbst und der aktualen Szene fremden Einspielungen kontrastiert
werden. Interviews und Bruchstuecke aus ihrem jeweiligen Arbeitsleben
werden videotechnisch eingespielt oder von den Akteuren projiziert.
Dieser Versuch des formalen und damit inhaltlichen Nachdenkens in
situ des medialen Aufbaus nimmt seine Bedingungen
mit zum Inhalt. Das dispositif ist das Schauspiel, das aber Guckkasten
bleibt -- die Plaetze sind ausgeleuchtet, das Publikum bleibt im
Dunkeln der Kulturzeit freier Zeit. Das ist zwar von Koetter und
Seidel in "Freizeitspektakel" (http://www.youtube.com/watch?v=-
_6eIiUBUUY&feature=relmfu) versucht worden zu brechen, ohne zum
Mitmachstudio zu werden. Aber die Komposition wird hier ebensowenig
von allen gemacht. Der Deckel wurde geoeffnet, damit er geschlossen
werden kann.

Die Altersfreizeit der Maenner ist der Ruhestand am Set. Die
Diskrepanz von unproduktiver entfremdeter, unselbst-bestimmter Arbeit,
bekannt als Lohnarbeit, wird aber nicht ganz herausgea-r-b-e-i-t-e-t.
Im Gegenteil, Taetigkeit wird als solche demonstriert, ohne Bezugnahme
auf den Lohn(!)arbeitszwang, wie es etwa in _Ressources humaines_ von
1999 moeglich wurde. Die falsche Arbeit, also die eintoenige,
ausgebeutete am Band, wird massivst kostrastiert zu Hause im Keller
des arbeitenden Vaters (Jean-Claude Vallod), der dort filigrane
Schraenke _fuer sich_ baut, dort also seine Entfremdung in der
Freizeit aufhebt. Dass Hannes Seidel und Daniel Koetter und die
namenlosen Akteure den Konsumzwang im arbeitsfreien Zeitbudget der
Jungen mit, pardon, Rentnerdesign nicht aufzeigen koennen ist nicht
das Problem. Schwierig ist, dass sie behaupten "konkrete Handlungen"
wuerden "in eine musikalische Form ueberfuehrt" (http://resonanzen-
leipzig.de/resonanzen-2012/daniel-kotter-hannes-seidel/) -- wobei
nicht die Behauptung problematisch ist, sondern die musikalische Form
in dem Haus in Leipzig, in dem im Spielplan ebenfalls behauptet wird,
der Protest sei vorbei, nun wuerde gehandelt (http://www.centraltheater-
leipzig.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dokumente/CT_MSP_0910_2012.pdf
S. 31), sogar mit einem "Ausserparlamentarischen Parlament" die Apo
als APPle bemueht befrischt wird (http://apple.blogsport.de/?p=3).

Das Zitat der Regieanweisung aus _Krapps Last Tape_ von Beckett (dt.
_Das letzte Band_) -- "Eines Abends, spaet in der Zukunft [...] am
Tisch sitzt, mit dem Gesicht zum Zuschauerraum, ein alter Mann" --
aus dem alle vier Maenner lesen und damit verweisende Feststellung,
oder Reflektion des hier gebotenen Settings, und Abgesang
gestohlenen Uneigentums an den Mitteln, die zur Verfuegung stehen,
deren Mittelhaftigkeit (Medialitaet?) aber in der Moderne vorenthalten
wird, gerade weil sie nur in ihrer Ungemaeszheit an menschlichen
Befuernissen verfuegbar sind -- das iPhone usw. am Ende der einsamen
Existenz(zeit) einer aufgezeichneten Spanne? Siehe etwa http://www.
youtube.com/watch?v=77qRF1qQHiE in der 'Original'version mit Patrick
Magee, dem Spezialisten fuer kontrolierten Jaehzorn. Das beruehmte
immer "Scheitern menschlicher Existenz" wird mit der ausgewaehlten
Passage (was vor dem und ausserhalb des Stueckes steht) zum
theaterliterarischen Topos, der traditional aufrufbar wird, dem
aber damit die Interpretation "Scheitern" abgelegt wird. Der Topos
wird aus der existentiellen Moral herausgholt. Theater, nicht mehr
der Auffuehrung sondern Medium der Befragung des Alltags, nicht im
Social TV-Format (das Publikum entscheidet), weiterhin im
Autorenformat mit spaeterer Diskussion.

Kuenstlerische Form wird zum Handeln innerhalb der Mauern der
Institution gemacht, direkt nach Stéphane Hessel, Form und Inhalt
sollen also konkrete Handlung werden. Die Kunst schickt sich an,
ebenfalls nachzulesen in der _Lose Blaetter Sammlung No. 4_ des
Theaters (http://www.centraltheater-leipzig.de/fileadmin/user_upload/
PDF-Dokumente/Lose_Blaetter_4.pdf), wenigstens politischer
Ver-Handlungsort zu sein oder sogar in die Politik einzugreifen, oder
bloss in die zwischen der falschen Alternative SPD und Die Linke --
gegen den Oberbuergermeister und fuer den Kulturbuergermeister?
Zwischen Charity eines http://www.am-ende-des-tages.de/photos/081206-
herz-fuer-kinder-teppich/highres_00168543.jpg.php und leeren (?)
weissen Protestschildern (siehe Programmheft des Spinnwerk vom Maerz
2012) -- Zen-Protest? Protest _an sich_ ohne Direktbezug, fuer wen?
Ist vor dem Hintergrund von "Art as Revolution" oder "Digital
revolution invades Berghain club in Berlin" (http://creative.arte.tv/
de/space/the_art_geeks/message/14804/Digital_revolution_invades_
Berghain_club_in_Berlin___tweet_the_music_) tatsaechlich "anzunehmen,
dass die Bevoelkerung den Vorzug eher einer unspektakulaeren,
postheroischen Form der Repraesentation geben wuerde", wie der
Hausphilosoph des Centraltheater behauptet (Lose Blaetter Sammlung No.
4 S. 15)?

Ist doch alles grenzenlos moeglich in der Musik (siehe
"standortgeraeusch ?" http://n0name.de/news/news153.txt), Orientierung
waere Richtung, Kontext ist Verortung.

Revolution as Art

Oder will man nur ein wenig den neuen GEMA-Tarif stoppen, die
Verwertung etwas eindaemmen, weil man letztlich immer "die Leistung
der Urheber von Musik" [anerkennt] und "fuer eine faire Verguetung!"
ist (Flugblatt "Stoppt die GEMA-Tarif-Reform 2013"), also soetwas wie
Arbeitsplatzpolitik betreibt (http://kultur-retten.de), fuer zum
Beispiel junge Barmixer und weibliche Thekenkraefte, die 6 Tage die
Woche bis morgens um 5 bei extremen Lautstaerken und Nikotinrauch
ihren Spass haben und auf den Tischen tanzen, oder mitreisende
Veranstaltungstechniker bei Live-Auftritten, die in 10 Metern Hoehe
nachts im Nebel die Traversen balancieren, deren Sound der
richtigen Arbeit dann der der Popmusik im Allgemeinen ist. Wer sind
die Roadies von Laibach? Hatten die nicht am 21. September, also
bereits einen Tag zuvor in Leipzig die Diskursherstellung
uebernommen, die "road crew" [...] generally uncredited"? Oder was
ist hier die Verwechslung, worin unterscheidet sich also das "System
der Sinnstiftung" von dem des Konkreten? Foederer BACK-FACTORY
Unterscheidet sich dieser Sinn-Idealismus von Diskurs im theatralen
Raum auf welche Weise von "Healing-Drums Quantenheilung = Bewusstsein
erzeugt deine Realitaet" (_forum Weltenwandel_, September 2012,
"Trommelworkshop Ein Weg zum eigenen Rhythmus")?

Wie in einer e-mail von digitalmcd.com, in der Produktivitaet zwar von
ihrer erzwungenen Koppelung an Hierarchien als im Trend entledigt
angesehen wird (http://post.in-mind.de/pipermail/spectre/2012-
September/015039.html), aber herausgeloest von ihren oekonomischen
Bedingungen zur "digital creativity" stilisiert / Digital revolution
Berghain Berlin / und einfachst von "collective sharing and
collaboration" die Rede ist (vgl. Grossprojekte wie die "integrative
wissenschaftliche Plattform" "Bild Wissen Gestaltung. Ein
interdisziplinaeres Labor" http://www.interdisciplinary-laboratory.
hu-berlin.de/de/node/2).
Wenn der Stille Cages nachgesagt werden kann, sie bringe Hoerer
wieder zu ihrem Klang, kann auch gesagt werden, dass das Zuhoeren
nur ein Aspekt der Schoenheit von Kommunikation ist, kann auch
nachgesagt werden, dass es sich bei dieser Stille um eine Nivellierung
der sozialen Differenzen und Konflikte handelt, die man dem
vielsagenden Sound der gschlossenen Stille, die zen-ig alles umfasst,
nicht mehr zuordnet. Humanressourcen in der strahlend laechelnd
umarmten Gemeinschaft http://www.inpact.fr/static/images/paie/thumbs/
gestion-ressources-humaines.jpg.

Das waere mit dem "etc." in der folgenden Aussage zu indentifizieren:
"Guide zu Begriffen wie Situationismus, Performance, Aktionskunst,
Happening, Fluxus, flashmob, street art etc." (http://www.spinnwerk-
leipzig.de/spinnwerk/ticker/kuenstlerische_praxis_im_urbanen_raum/)
Die Ebenen werden besprungen. "It's clear that such phenomena are
already acting, both horizontally and vertically. Horizontally, they
are blurring the boundaries between different fields and disciplines,
merging methodologies, languages, tacit and explicit know-hows."
(http://post.in-mind.de/pipermail/spectre/2012-September/015039.html)

"Der 100. Geburtstag von John Cage wird gewuerdigt durch sein
Klavierstueck 'In a Landscape' (1948) in einer eigenen Version fuer
Altfloete und Gitarre."

Die Revolution wird gewuerdigt durch leere Transparente ohne andere
Forderungen als denen, die Geldstrafe dafuer moege nicht zu teuer
werden.

Man weiss, die Wuerdigungen werden ihr Ende am Ende des Jahres haben,
dann wenn soziale Kultur ihre Weihnachtsfeiern feiert und gegen die
offenen Brueste (http://berlin-woman.de/wp-content/uploads/2011/02/
Women-Art-Revolution-auf-Berlin-Woman.jpg) und zwanghaft gewollten
Politisierungen gefragt werden koennte: We are the media, Amanda
Palmer? (http://images.thevine.com.au/resources/VAR/000/030/i-played-
with-amanda-palmer_h.jpg) Das vorwiegend junge und vermutlich
akademische Publikum wusste alles, hatte keine Ahnung. Die Frage, ob
und wie die Choreografen das Stueck erarbeitet haben, eruebrigte sich.
Manche zogen danach mit wie gewerkschaftlich vorbereiten Plakaten,
auf denen lautmalerische Ausdruecke (Aussersprachliches Akustisches
wird sprachlich) standen, zum naechsten Spielort, zu Ehren der
italienischen Futuristen, die auf ihrer Europatournee 1912 durch die
Stadt gekommen seien. Zehn Jahre spaeter siegte der Faschismus in
Italien.
Fuenfzig Jahre spaeter siegte die Automatisierung, wie Radio Web MACBA
in einer e-mail vom 28. September 2012 ironisch/amerikanistisch und
darum akzeptierend erzaehlt: "the struggle for global domination",
"Silicon Valley", "Free improvisation", "the indeterminacy".

Nach dem Konzert von Fushitsusha im Koelner Stadtgarten und zwei Lagen
Papiertaschentuch kein Fiepen (http://www.reihe-m.de/?p=1451); im
McDonalds am Sonntag darauf Ultra-"Fallera" losgelassen auf
Kleinfamilien. In _Che - Guerilla_ stirbt Guevara in den Augen der
Zuschauer mit einem letzten Tinitus. Gedankenstrich Es war eine
Lektion in Formbildung, von geweiteten Metriken ohne Zusammenhang
ausser der de, Setting, tachistischen Gesten, nicht Zerlegung, von
vor-zerlegtem Spektrum der Besetzung E-Bass, (E-)Schlagzeug, E-Gitarre
ausgehend, Bezueglichkeiten von nebeneinander gespielten Passagen bis
nach vielleicht einer Stunde dann wie Metal. Unterm Strich, der der
Rand der Buehne ist, ein Skeptizismus gegenueber jeder Aussage
inklusive der eigenen, exbibierte Verschlossenheit immer mit
dunkelster Sonnenbrille durch die man nichts hoeren kann. Der
einzelne Schlag auf die Snare kann in der seriellen Wiederholung
nicht Rhythmus sein, er ist Einzelschlag. Der kalkulierte Ausbruch an
der Kreuzung von Rock und Improvisation.
Soetwas?: http://25.media.tumblr.com/tumblr_m17sszI9VY1r1w31so1_1280.
jpg (Raoul Bac).

Stillheit hat ebenso den Aspekt des Vorbeginns oder der
Ursprungssuche, ebenso wie der der Entledigung einer Geschichte:
"before Rock is defined" (Zitat (?) Costas Kontas, siehe weiter
unten), so als koenne man trotz Historie ein Genre nocheinmal neu
erfinden.

Nicht immer trifft der Komparativ Moderne bildende und Moderne
klangliche Kunst zu. Immerhin zielte Yehudi Menuhins Verbot von Muzak
und sein Plaedoyer aus dem Jahr 1983 auf die Bedeutung, auf die
Botschaft. Alles was sich dem Bedeutungslosen naehert und wie Keiji
Haino Entziehung konfrontiert noch. Die "Critical analysis of Keiji
Haino" von Costas Kontas (http://ualresearchonline.arts.ac.uk/536/,
2006) nimmt Rock jedenfalls auch taktisch ernst, bis hin zu
Ausdruecken wie, dass Rock eine Ideologie hat, oder, dass es
Ideologien des Rock und seine nationalen, weltregionalen Auspraegungen
gibt.
Oder gab es Krautrock, weil die Mutter Pianistin war? Liegt eine
einfache entwicklungshafte Stufenleiter vor?

Kontas stellt aber anhand der Akkomodation auesseren Kulturwesens> US-amerikanischer Populaermusik in Japan etwas
Wichtiges fest, naemlich dass ohne den originaeren sozialen Kontext
aesthetische Analyse in den Vordergrund tritt. Die Frage waere, ob
kultureller Kontext so etwas wie das Grid fuer Bedeutung darstellt und
wenn dieses verloren geht, andere Be-Deutung ermoeglicht wird. "The
crowd called out for more."

Wenn der Verschiebebahnhof kontextueller Bedeutungen (un-post-modern)
hierarchisiert wuerde, bekaeme diese Folge eine Abstandsmessung, vom
ersten authentischen zur Zerstoerung des Sinngehalts, wenn Bedeutung
Sinngehalt waere. Liegt kein Maszstab des Originalen und der Urversion
vor, oder wird dieser Maszstab in einer Entlinearisierung des
Historischen nicht mehr angewendet, dann: Hier in der Hitversion:
http://www.youtube.com/watch?v=St6jyEFe5WM, in der Vietnamversion
http://www.youtube.com/watch?v=-PmisbzxwoQ, in der versexualisierten
Version http://www.youtube.com/watch?v=rOs8lKzQ5sI, in der
selbstentfernten Routineversion http://www.youtube.com/watch?v=O1fbk5
Uu9hg. Und die Entmystifizierungszerhackversion http://www.youtube.
com/watch?v=59jfhHDJEvg oder die oekonomischste Version http://www.
youtube.com/watch?v=PY1fcGFpv9w und das Gegenteil von Stille?: https:
//www.youtube.com/watch?v=1HDFQoZh5-c. Waere Sinn aber kontextuell im
Intertext jeweils neu zu definieren, nach welchem kriterialen
Maszstab? Im Maszstab "zeitlos" waere dieser Song unzerstoerbar, Goth.

Orgelkonzert gehoert. Geweint. http://www.heise.de/newsticker/meldung/
Goldberg-Variationen-Johann-Sebastian-Bach-als-Creative-Commons-Zero-
1585806.html. Musik als Schatz zu begreifen, der gehoben werden
muesse oder in Perfektion die grosse Ausnahme darstelle, oder
demokratistische Versuche wie das liquid-orchestra (http://www.
integralart.de/content/projekte/liquid-orchestra), mit dem Ansatz
einer Integral-Art oder einer "Uebertragung der musikalischen
Prozesse auf gesellschaftliche Prozesse", wo Selbstorganisation von
Buergerrechtlern, Piartenparteiern, Kulturraeten und
Chefredakteureinnen auf dem Podium vereinnahmt wird ("Musik als
Voraussetzung fuer [die] Teilhabe an Gesellschaft und Politik"), wird
die Oekonomie der Musik nur in partizipativistische Kurz-Strukturen
gegeben, in zwischenzeitliche Zonen, in den Konzertsaal. Entgrenzung
zunaechst der der Genres (seit den 1950ern?), dann der Lokalitaeten
(sog. Weltmusik) und nun der totalen Entgrenzung im Schutzraum. Cages
Entgrenzung -- immer Musik, ueberall, jede Form, Musikaufloesung --
findet seinen Widerstand in den Beduerfnissen (die Massen wollen
Melodien).

Als es auf dem Wacken 2012 bei den Scorpions am Ende von "Coast to
Coast" etwas atonal wird (wie ueblich am Ende des Songs und beim
Finale der Songharmonik), steht der Schlagzeuger auf den Basstrommeln
mit der Taetowierung "Rock & Roll Forever" auf dem Ruecken. Der Moment
der Epiphanie der Ewigkeitsbestaetigung konfrontiert mit
dem Instabilen. Dem was vielleicht auch zusammenbricht und nicht
inifitiv ist (_nach_ dem Ende des Tons ist dieser im
Kurzzeitgedaechtnis praesent, daher Intervall) nur, um im naechsten
Moment wieder von der Stetigkeit des walzenden Rhythmus, der sich
selbst und die, die ihn erwarten bestaetigt, abgeloest zu werden.
Sogar im moeglicherweise konservativsten Metal lassen sich _fragliche_
Momente finden. Forever muss alles dann sein, wenn es oder etwas
gefaehrdet erscheint. Diese Gefaehrdung wird aber musikalisch
herbeigefuehrt und gehoert zum Ablauf des Wiegens, einer stetigen
Bewegung nahe am Schwanken. Entscheident waere aesthetisch also die
Entscheidung eher fuer das Schwanken mit einem eventuellen
Zusammenbruch des Rhythmus, oder fuer das Wiegen. Oder: Unter dem
Druck, allen Schall als Musik verstehen zu muessen, als Bedeutendes
(im Sinn von sinnvoll, weniger als Signifikant), wird die Produktion
von Signifikanz in die Wahrnehmung verlagert. 'Materialistisch' daran
waere die esoterische Signalverarbeitung, die alltags-un-
kritisch (Tanzflucht) ausgedeutet schon wieder Verheissung ist aber
auch keinen festzumachenden Ort kennen kann. Der visuelle Cortex kann
beim Hoeren Schwerkraft bekommen: "'Trance-begabte' Menschen zeigen in
Experimenten eien Aktivierung der Sehrinde im Hinterhirn und damit
eine Intensivierung der visuellen Vorstellungskraft."(_Geo_.
"Schamansimus I". September 1999. S. 20.) Intederminismus schuetzt vor
Bedeutung nicht. Denn die Minutenangabe kann nicht nur blosze Stille
und Verweis auf alles bisher Nicht-Musikalische sein, es ist auch die
Geste, das Klavier o.a. nicht zu spielen. ... sein, ist ...

Gaddafi? http://polit-blog.ch/media/blogs/Polit-Blog//Silvio-Berlusconi
-Gaddafi.jpg. Der Hausphilosoph des Theaters interpretierte ihn zum
Kommunikationsguerillero in der Nachfolge der SI, so als ob es
lediglich um Interpretation ginge, die Wirklichkeitsbezuege aber
wiederum bei den Massen laegen ... die dann wiederum zu interpretieren
sind? Der Moench, der die Stille (einer Selbsterkenntnis) machte,
erzeugte diese durch Turbulenzen.

Vielen Dank an das Festival Resonanzen in Leipzig und Till Kniola/
aufabwegen und Vera Firmbach, reiheM, Koeln.


Matze Schmidt

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2.

kleine Stille


Keiji Hainos Frisur erschien zuvor am Bahnhof als Cosplay-Frisur.

Slum-Drummers, Post-Folklore und dekolonialistisches HipHop-Prinzip
sozialarbeiterischer Selbstbefreiung? (http://www.tagesschau.de/
multimedia/sendung/tt4134.html)

Polithebel Kultur:
"Gehoerlose wollen als kulturelle Minderheit anerkannt werden

Gehoerlose in Deutschland streben mehr Rechte an. Der Vorsitzende
des Deutschen Gehoerlosen-Bundes, Sailer, sagte in Erfurt,
Gebaerdensprache solle als Minderheitensprache anerkannt werden. Im
Uebrigen verstehe man sich als Kulturgemeinschaft." (Nachrichten, 21.
September 2012)

"Die Welt der Toene ist ein Dschungel [...]" (Simone Jung. _Natalie
oder Der Klang nach der Stille_ Film. 2012.)

Die Welt der Toene ist was wir nicht kennen.

Moderator: Sie hoeren Professor XY gemeinsam mit Z, Kurator einer
Ausstellung zum 60. Jahrestag der Urauffuehrung von "Four Minutes,
33 Seconds" von John Cage: http://arttattler.com/Images/Europe/
England/London/Baltic%20Arts%20Centre/John%20Cage%20Mix/06-John-
Cage-David-Tudor.jpg

Souveraene Medien? http://www.n0name.de/3000/storymap/cagcnpik.gif

"interdisziplinaeres distinktes Territorium"
http://www.n0name.de/3000/storymap/radiofam.gif

"SOUNDS LIKE Buddha's banquet – – 1918–1923–20xx"
http://musicline.saturn.de/de/player_flash/4260072371002/1/3/50/
product# ("SOUNDS LIKE SILENCE – Cage/4'33"/Stille – 1912–1952–2012")

Kultur kann man nicht in Ruhe arbeiten lassen.

Eine Luftgitarre darf nicht zu sehr die Show in Frage stellen (siehe
Luftbusiness).

Neues Hoeren oder neues Hoeren.

Aesthetik der Krise und Aesthetik des Unpolitischen

Morandi im Lexikon: Antimodernist, das pure Aesthetische ohne das
Soziale, fast nichts mehr, arm.

Aesthetik der Politik und Oekonomie, Volkswagen.


Matze Schmidt

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3.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 50

Anbieter von Arbeit zu einem Preis, war der letzte Punkt (siehe n0name
nachrichten #154).

Hier endet der Scan. Der Rest waere ('Real')Lektuere am Buch.

Ali Emas/Susi Meyer

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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