Einträge vom Montag, 10. Juni 2013
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Deutsche Wolke
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n0name newsletter Spezial #9 Mo., 10.06.2013 12:35 CET
Matze Schmidt
Deutsche Wolke
Kurzsampling
Die blau leuchtenden Routen
der Pizzaboten in Frankfurt
sehen von oben
wie das Internet aus
Im roten Abendhimmel tickt eine globale Uhr.
"Wir haben einen Maulwurf erwischt, Sir."
"Ah, gut! Ausgezeichnet. Wer ist es?"
"Snow."
"Unmoeglich!"
Alton starrte fassungslos aus dem Fenster.
Computerfirmenboss Warner betruegt weltweit unter anderem Banken mit
manipulierten Computerchips. Als der Mitarbeiter Tadinski
dahinterkommt, laesst Sicherheitschef Stark ihn ermorden. Der will
selbst in das System hinein. Das gelingt dem Hacker Charlie Snow. Er
zieht eine Million Dollar vom Firmenkonto runter, die seine
geldgierige Freundin Linda beiseite schafft und sich spaeter mit Stark
verbuendet. Der Verdacht faellt auf Snow. Und er wird von Warners
Leuten gejagt. Mit ihm muessen seine Kollegen Alton und Beth
untertauchen. Detective Green, der den ersten Mord untersucht, kommt
Warners Komplott auf die Schliche.
Frank Rieger vom Chaos Computer Club: Der Zugriff auf die
Informationen ist total. Vor diesem Hintergrund muss man zum Beispiel
als deutsches Unternehmen genau nachdenken, ob man seine Daten
amerikanischen Cloud-Anbietern anvertraut.
Die deutschen Sozialdemokraten fordern die umfassende Kontrolle der
Kontrolle. Sie fordern, die "Totalueberwachung aller Bundesbuerger"
zu verhindern -- mit der Einschraenkung von Ueberwachung, die "voellig
unangemessen" waere.
Der Rolls kam von der Autofaehre, die Kowloon mit der Insel Hongkong
verband, und bog ostwaerts in die von starkem Verkehr durchflutete
Connaught Road ein. Es war ein sehr feuchter, warmer wolkenloser
Morgen. Linda lehnte sich tiefer in die Lederkissen zurueck. Sie warf
einen Blick auf die Uhr, und ihre Erregung wuchs.
"Genug Zeit, Missee", beruhigte sie der scharfaeugige Fahrer. "Silicon
Towers an Ende Strasse, grosses Gebaeude, zehn, fuenfzehn Minuten."
So laesst sich's leben, dachte sie. Eines Tages werde ich meinen
eigenen Rolls haben, einen netten, hoeflichen chinesischen Fahrer, und
ich werde mir ueber den Benzinpreis nie wieder den Kopf zerbrechen
muessen. Vielleicht ist das jetzt der Punkt, wo ich -- endlich,
endlich -- zu meinem Startgeld komme. Sie laechelte in sich hinein.
Linc hatte ihr als erster erklaert, was das war. Er hatte es
Leck-mich-Geld genannt. Genuegend Geld, um zu jedem "Leck mich" sagen
zu koennen. "Leck-mich-Geld ist das wertvollste auf der Welt, aber auch
das teuerste", hatte er erklaert. "Wenn Sie fuer German Cloud arbeiten
-- mit mir, aber fuer uns --, werde ich Ihnen helfen, zu Ihrem
Leck-mich-Geld zu kommen. Aber ich weisz nicht, ob Sie bereit sein
werden, dafuer zu zahlen."
"Wie hoch ist der Preis?"
"Das weisz ich nicht. Ich weisz nur, dass er je nach Person
verschieden hoch ist -- und immer hoeher, als man zu zahlen bereit
ist."
Nun, dachte sie, bis jetzt war der Preis nicht zu hoch. Ich verdiene
52 000 Dollar im Jahr, mein Aufwandkonto kann sich sehen lassen, und
meine Arbeit lastet mich voll aus. Aber der Staat nimmt mir zuviel
weg, und es bleibt nicht genug, um als Startgeld zu dienen. "Startgeld
holt man sich bei einem hohen Spekulationsgewinn", hatte Linc gesagt,
"nicht bei der Dividendenausschuettung."
Wieviel brauche ich?
500 000 Dollar? Zu sieben Prozent verzinst, bringt das 35 000 Dollar
im Jahr, fuer immer und ewig, aber es ist steuerpflichtiges Geld. In
steuerfreien vierprozentigen Pfandbriefen sind es immer noch
zwanzigtausend, aber oeffentliche Schuldverschreibungen sind
gefaehrlich, und mit Startgeld geht man kein Risiko ein.
"Das ist die oberste Regel, Linda", hatte Linc ihr eingeschaerft.
"Setzen Sie es nie aufs Spiel! Niemals. Riskieren Sie Ihr Startgeld nur
das eine oder die zwei Male, wenn Sie sich dazu entschlossen haben."
Eine Million? Zwei? Drei?
Konzentriere Dich auf das Meeting und traeume nicht, ermahnte sie sich.
Gut, gut, aber mein Preis sind zwei Millionen bar auf der Bank.
Steuerfrei. Das will ich haben. Zwei Millionen zu 5 1/4 Prozent
steuerfrei bringen 105 000 Dollar im Jahr. Und das wird mir und meiner
Familie fuer immer alles geben, was ich brauche, und es bleibt sogar
noch etwas uebrig, jetzt wo die Flut alles genommen hat, was man sich
aufgebaut hatte.
Der Rolls blieb ploetzlich stehen, als sich die Masse von Fussgaengern
durch die dichten Reihen von Autos und Doppeldeckebussen, Taxis und
Lastwagen, Karren, Fahrraedern, Handwagen und Rikschas draengte.
Stroeme menschlicher Ameisen, dahin und dorthin in dieser Zeit des
staerksten morgendlichen Verkehrs, quollen aus engen Seitenstrassen
hervor und ergossen sich unaufhaltsam auf Fahrbahnen und Gehwege.
Tausende Menschen eilten zu einem Schild mit der Aufschrift
Deutsche! Wehrt Euch! Speichert nicht bei Googlen!
Davor und dahinter standen Maenner in blauen Uniformen, ueberall zu
Mauern hoch geschichtete Sandsaecke.
(c) 2013 n0name
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