Einträge vom Donnerstag, 19. Dezember 2013

[thing-group] Received 19. 12. 2013 13:54 from

Re: Amazonien

SolidaRITät mit den Streikenden durch Kaufboykott bei Amazon. Konsumboykott bis 15.1.2014.
Arbeit Angst Konsumterror ( Grafitti ehm. Oberfinanzdirektion Frankfurt)
Engel zahlen nichts.
Der Vollmond ist umsonst.

Schönen Winter wünscht Be Poet














M.Bloeck

bepoet2 [at] aol [dot]3 com

www.bepoet.de

















-----Ursprüngliche Mitteilung-----

Von: n0name <n0name [at] gmx [dot]3 de>

An: thing-frankfurt <thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot]3 de>

Verschickt: Mi, 18 Dez 2013 4:52 pm

Betreff: [thing-frankfurt] Amazonien


























 

















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n0name newsletter Spezial 10 Mi., 18.12.2013 16:49 CET





(Umlauts · Unicode!)





Matze Schmidt





Amazonien





Es ist kein erstaunlich sonniges Wetter in Bad Hersfeld am heutigen


Mittwoch, sowohl meteorologisch als auch gewerkschaftlich. In


Osthessen, wo Zuse seinen Firmensitz hatte (später wurde an Brown,


Boveri & Cie. verkauft, später an Siemens), hält in drei Minuten die


örtliche so genannte Dienstleistungsgewerkschaft ihre Kundgebung ab,


am Brunnen unter der Statue des Abts und Erzbischofs Lullus. Die


Arbeiterinnen dort und in Leipzig und in Graben, also an drei von acht


Standorten, fordern von Amazon einen Tarifvertrag, der den Lohn über


das Niveau der Logistikbranche bringt, auf das des Einzelhandels. Denn


Amazon zentralisiert nicht nur zig Einzelhändler, sondern stellt


selbst einen gigantischen Einzelhändler dar. Eine soziologische


Theorie, die Firma sei eine Art Netz im Netz und vermittle nur bereits


a priori vorhandene Einzelinteressen, sei ähnlich wie Facebook oder


Google lediglich Vernetzter mit nur lockeren eigenen Konturen, kann


leicht widerlegt werden. Für Forscher des sozialen Verhaltens ist


eine Firma nur eine Ansammlung von Tätigkeiten und Interessen. Die


Akkumulation von Kapital zeigt, dass der "Strom" des Reichtums aber


dort landet, wo das Produktionsverhältnis zu Ungunsten derjenigen


ausfällt, die es "erwirtschaften", wie es der Arbeiter aus


Bad Hersfeld dem Hessischen Rundfunk gegenüber ausdrückte.





"[...] das Kapital ist kein Ding, sondern ein bestimmtes,


gesellschaftliches, einer bestimmten historischen


Gesellschaftsformation angehöriges Produktionsverhältnis, das


sich an einem Ding darstellt und diesem Ding einen spezifischen


gesellschaftlichen Charakter gibt." ("Das Kapital", Bd. II, Die


trinitarische Formel)





Auch wenn diese Firma als Händler zur Zirkulation gehört, lässt er


mit E-Book-Readern doch Produktserien anfertigen, inklusive


Überwachung des Konsumverhaltens, und ist somit Hersteller, in


Konkurrenz zu beispielsweise Apple, und sein eigener Händler.





Arbeitkäufer und -verkäufer, neue Tarifeinheit/en, Kuchen





Dass sich das Kapital als Geld beim studierten Elektrotechniker und


Informatiker Jeff Bezos in Form eines riesigen Vermögens anhäufte und


er etwas abgeben solle, wie der der Arbeiter noch meinte, ergäbe dann


den altbekannten Kuchen, um den es momentan nur geht, gehen kann. Ein


ganzes Verhältnis zur Produktion und ihre Infragestellung ist nicht


Thema. In Leipzig, wo vor genau 150 Jahren der Allgemeine Deutsche


Arbeiterverein (ADAV) als Arbeiterpartei gegründet wurde, ist es der


bereits 11. Streiktag. Es dreht sich um Bezahlung, Arbeitszeit- und


Pausenregelung und Weihnachts- und Urlaubsgeld, die üblichen Topics


des Tarifvertrags -- sowie die Arbeitsbedingungen und die


Lohndrückerei. Es ist nicht das disruptive Geschäft, das als Neuheit


ein bestehendes Geschäft verdrängt und ein Wert-Netzwerk schafft, wie


es Unternehmersprech gerne möchte. Es ist eine Form des


Versandgeschäfts via Internet, ein beschleunigtes und ausgelagertes,


ein erweitertes (?), mit neuen entstandenen Orten, den


Distributionszentren, und fallengelassenen Läden im tradierten


Sortimenthandel. Hier kann im Saisongeschäft die Niedriglohnarbeit


blühen. Zu schnell jedoch werden Phrasen vom Respekt vor der


Leistung und "die behandeln uns wie billige Roboter" aufgebracht.





Dabei sieht die im ('verniedlichenden' Bildzeitungsvolksmund)


Nazijargon als "GroKo" bezeichnete Regierungskoalition aus


Sozialdemokraten und Christlichen in der BRD einen Angriff auf das


Streikrecht vor. "Ihnen soll die Möglichkeit genommen werden,


Beschäftigte zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen, wenn sie innerhalb


der Belegschaft in einer Minderheitenposition sind. Es soll nur noch


der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im


Betrieb gelten." (Daniel Behruzi, junge Welt 19.11.2013) So spaltet


man Einheiten in eine in Blöcke geschnittene "Tarifeinheit", indem


zahlenmäßig größere und damit bedenklich opportunere bevorzugt werden


und unterbindet kritische Aktivität. Die Einheit des Tarifs wird


vom DGB unterstützt. Wird ein entsprechender Passus ins


Betriebsverfassungsgesetz aufgenommen, bedeutet dies das faktische


Streikverbot für kleinere Gewerkschaften, die ohnehin Schwierigkeiten


habe, von Arbeitgebern -- denen die Arbeit kaufen, also nehmen -- als


"Tarifpartei" anerkannt zu werden. Denn Streik ist einer der


Tarifparteien vorbehalten, der Arbeitenden, die ihre Arbeit geben,


also verkaufen.





Das wäre dann die Festschreibung dessen, was das Spezialitätsprinzip


für die Rechtssprechung im Tarifstreit besagt. Nämlich, dass


Gewerkschaften sich in ihrer Tarifforderung speziell den betrieblichen


Anforderungen anzupassen haben, sie also regional und fachspezifisch


gebunden sind und somit in Fragen der Reproduktionskosten ihrer


Mitglieder, genannt Lohn, immer der "Servomechanismus" (McLuhan nach


Marx) des Betriebs sind.


Der Tarifzwang wäre dann die neue Tarifeinheit, die das Prinzip,


"dass in einem Betrieb, in dem ein Tarifvertrag existiert, kein


weiterer Tarifvertrag abgeschlossen werden kann" vom bisher


Fachlich-Betrieblichen ins Quantitative[1] rückt und damit den


Arbeitkäufern das Verfahren abkürzt und ihnen eine "Tarifpartei"


schafft, die am Tisch gegenüber sitzt, als geschehe das auf Augenhöhe


gleicher Parteien und nicht im Widerspruch von Arbeit versus Kapital.


Bestimmte 'Arbeitnehmer'interessen würden so verdrängt, von wildcat


strikes abgesehen aber auch im Hinblick auf die psychisch-ideologische


Zurichtung durch das neue Mehrheitsprinzip.





Marketing-Drohnen bombardieren den Streik





Wo Google z.B. Boston Dynamics und damit Robotertechnik kauft und den


Verkehr für sich und kleine Fluggeräte geregelt wissen will, wirft


Amazon Drohnen in die Luft, wo keine Zusteller mehr sein sollen. Die 3


bis 5 Tonnen am Tag, die eine Arbeiterin etwa bei DHL trägt, beim


weltweit umsatzstärksten Logistikunternehmen mit dem Logo auf den


Trikots von Manchester United, sind die Masse, die dem Medienzuschauer


bedeutet, hier kann entlastet werden. Und warum sollte Zustellung


nicht (halb)automatisiert werden? Die industrielle Reservearmee, aus


der sich Amazon vor Weihnachten, dem Fest der Nächstenliebe rekrutiert


kann durch einen anderen Überschusszusetzer bzw. Mehrwerterzeuger


ersetzt werden. Das war die Ansage, ob Drohnen kommen oder nicht. Ob


Pepsi-Cola, Pharmageschäft, oder Fernsehen, oder Kindles. Stimmung


kann gemacht werden. Pakete kommen nicht mehr bis Weihnachten an,


wird (auf Sat.1) gedroh(n)t. Warum denn streiken, bei dem guten Lohn


von -- angeblich -- 10,70/Stunde?, wird arschgekrochen (im Hessischen


Rundfunk). Die TV-Partei glaubt den Spaltprozessen. Die 'Betroffenen'


selbst sagen, dass sie unmenschlich behandelt werden -- übersetzt:


nicht wie menschliche Wesen.





Wir sind die Arbeiter





Kraftwerk hatte nur nach Popmäßigkeit recht, denn nicht sie waren die


arbeitenden Roboter, es war nur ihre Attitüde, der Entlastung von der


Arbeit, die sie ihre eigene genannt hätten, hätten sie sich geäußert,


denn sie war plattenindustriell aber »künstlerisch robinsonadisch


unentfremdet«. "Ja tvoi Rabotnik robotnik" = russ. "Ich bin dein


Arbeiter" in einheitlich roten Hemden mit schwarzen Krawatten, der


Kleidung des Parteigängers, ist überdies die modegeschichtlich


bewusste Falschaussage des Funktionärs in Uniform, dem Arbeiter der


keiner mehr ist und nun zwischen Kapital und Arbeit mittelt, dem


uniformierten Klassenzugehörigen. Der Bundesvorsitzende von Verdi --


einer der zahlenmäßig stärksten Tarifparteien, die in ihrem Namen


Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft schon die angebliche Einheit


trägt -- Frank Bsirske sprach am 18. Juni zu den 800 Arbeitern aus


Bad Hersfeld und Leipzig, dass mit ihnen umgegangen werde, wie mit


Arbeitern zweiter Klasse, würde nun der Geschichte angehören. Die


historisch im Techno-Pop vorgezogene Entlastung von der Arbeit qua


Roboter verschiebt sich in die Story, wenn der Vorsitzende das Jackett


auszieht. Wo die Lohnforderung nötig und zu unterstützen ist, bestimmt


die Spartengewerkschaft die Mehrheiten mit, folglich auch ihr


Management des Preises der Arbeit im Onlinehandel.





Der organistische Intellektuelle im TV





Der "freie Autor", der auf dem Onlinevideoportal dieser Instanz fürs


Arbeitspreismanagement seine Solidarität mit den Streikenden bekundet,


den freien Arbeitern, der Professor für Politikwissenschaften oder


Sonstiges, der vielleicht mal ein Stipendium der Kirche oder


der Kulturstiftung bekam, der eventuell Mitglied der neuen


Sozialdemokratie ist, der mehrere Sprachen spricht, der viel viel


schreibt, dessen Bücher als Ware vielleicht über die Laufbänder in


der Amazonstraße gehen, der Intellektuelle ist der organistische


Intellektuelle, der auf Klaviaturen spielt, kann nicht der organische


sein, der wirklich spricht, da er aus Kenntnis und Position spricht.


Er spricht über. Wenn die Firma vor mehr als zwei Jahren den


Entschluss bekannt gibt, "das Logistikzentrum Schloss Eichhof in


Bad Hersfeld für weitere zehn Jahre zu betreiben", dann wären es


nunmehr noch gut siebeneinhalb Jahre, und die Drohung des


Gegenprofessors der Finance, Management & Banking würde wahr.


Solidarität also mit dem Akademiker, der seine unbefristete Stelle


aufgab, der über Ausnahmezustände oder Beute-Nofreten diskursierte.


Aus den Armeen der Arbeitsreserve fluten sich hier und da, über


vierzigjährig, Fachbereiche der Universitäten. Workflow ist kein


natürlicher Fluss.[2]


_________________________


[1] Schon bisher konnte durch das Bundesarbeitsgericht das


Spezialitätsprinzip vom Mehrheitsprinzip abgelöst werden, wenn


kein fachlicher Vorrang eines Tarifvertrages festgestellt werden


konnte, denn dann fand derjenige Tarifvertrag Anwendung, der die


meisten Arbeitsverhältnisse im Betrieb erfasst. Vermassung ist


so oder so Prinzip, Fachspezifität schier oktroyierte


"Mitbestimmung".


[2] Das Material dieses Artikels kann ohne Weiteres recherchiert


werden, ohne den Arbeitsplatz zu verlassen, externe Gedächtnisse


am Netz bieten Journal, Gewerkschaftsbüros koennen angerufen


werden.





(c) 2013 n0name





---------------- Ende des n0name newsletter Spezial 10 -----------------























































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