Received 22. 05. 2013 -- 16:32 from
fromDie hässliche Seite von Social Media
Vorgestern hat die Photosharingseite flickr vollkommen überraschend
Design und Vertragsbedingungen geändert.
Während sich viele User, die bisher mit den Beschränkungen der
kostenlosen Version leben mussten, über 1 Terabyte Speicher freuen
dürften, bedeuten die neuen Bedingungen für die bezahlenden Nutzer einen
Rückschritt. Ihnen war bislang unbegrenzter Speicherplatz zugesichert.
(Das erinnert ein wenig an die Telekom Drosselkom.)
Die Strategie von flickr, das zu Yahoo gehört, ist offensichtlich.
Möglichst viele Menschen sollen flickr nutzen können und dabei in den
"Genuss" von Werbung kommen. Diejenigen, die flickr über die Jahre die
Treue gehalten und gerne dafür bezahlt haben, sehen sich nun düpiert.
In letzter Zeit haben sich derartige Vorfälle gehäuft. Google stellte
den beliebten Service "Google Reader" ein. Twitter kaufte Tweetdeck und
Posterous auf und machte beide dicht. Facebook macht sowieso, was es will.
Es zeigt sich nun die hässliche Seite von Social Media.
Firmen werden groß damit, indem sie den Nutzern kostenlose Werkzeuge
anbieten. Sind die Nutzer erst einmal in hinreichender Zahl vorhanden
und haben sich durch das Einstellen von Content an die Seite gebunden,
agieren die Unternehmen ohne weitere Rücksicht auf die Nutzer. (Gibt es
Gegenbeispiele?)
Dieses Geschäftsmodell ist so einsichtig wie hinterhältig. Die für die
Nutzer positiven Aspekte des sozialen Netzwerkens (wie auch der
Clouddienste im weiteren Sinne) sind bislang nur durch große
Zentralspeicher erreichbar, die dezent im Hintergrund und der Kontrolle
der Nutzer entzogen bleiben. Im Grunde eine Art aufgeklärter
Absolutismus, nachdem jeder auf seine Facon glücklich werden kann,
solange er die Belange von Google, Facebook, Apple, Amazon usw. nicht in
Frage stellt. Gerade das jüngste Beispiel von flickr zeigt, daß Bezahlen
auch keine Lösung ist.
Was ist dagegen zu tun?
Wer auf diese Dienste verzichtet, bleibt isoliert. Netzwerken im Stil
Web 1.0 ist möglich, aber aufwändig.
Wachsam bleiben und im Bedarfsfall den Anbieter wechseln, kann eine
Strategie sein. Doch wer mag mit seinen Daten und Kontakten ständig
umziehen? Schon der Stromanbieterwechsel, der nichts anderes als
Adresse, Bankverbindung und Zählerstand abverlangt, kann mühselig werden.
Bleibt als letzte Möglichkeit innerhalb der Netze auf Wandel und
Mitsprache hinzudrängen. Das geht wahrscheinlich nur, wenn die Politik
mitspielt und - wo möglich - international agierenden Konzernen
Rahmenbedingungen auferlegt.
Es müsste so eine Art Social Media Charta erstellt werden, die
grundlegende Rechte der Nutzer in Bezug auf Teilnahme und Mitsprache
festlegt. Wäre das unter den derzeitigen rechtlichen Bedingungen möglich?
Was denkt Ihr? Wie könnten wir unsere Ansprüche gegenüber den Konzernen
deutlich machen?
Euer
Stefan
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