Einträge vom Donnerstag, 09. Oktober 2008

[thing-group] Received 09. 10. 2008 13:51 from

n0name nachrichten #130b


5. Das Ende einer Ãra

Ein neuer Abschnitt kapitalistischen Verfalls kündigt sich an: Das
Finanzsystem ist angeschlagen, die Notenbanken, allen voran die Fed,
setzen ihr Vertrauen aufs Spiel, wenn sie zur Rettung des
Finanzsystems ihren Kredit gegen fragwürdige Sicherheiten eintauschen
und die Märkte mit Geld überfluten[6], der US-Staat häuft in kürzester
Zeit gigantische Schuldenberge an, wodurch seine künftigen
Handlungsspielräume stark beschnitten werden â all dies passiert zu
einer Zeit, in der die materielle Grundlage brüchig wird, die
Wirtschafts-Konjunktur nicht nur an Dynamik verliert, sondern
abzustürzen droht.

Vertrauensverlust der Fed und Sturz des US-Dollars

Angesichts solcher Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, in welches
Szenario der Weltmarkt schon bald hineinschlittern wird, wie sich der
US-Dollar entwickelt und was die Fed gegen den Niedergang der
Leitwährung überhaupt tun kann. Turbulent wird es in jedem Fall.
Folgendes Szenario besitzt zumindest eine gewisse Plausibilität.
Mit dem Beginn der allgemeinen Konjunktur-Krise kommen zusätzlich neue
Belastungen (Kreditausfälle durch illiquide Unternehmen möglicherweise
zunächst im Autosektor, Kreditausfälle bei Privatpersonen, die
gleichfalls ihre Kredite nicht zurückzahlen können) auf die Banken zu.
Weitere Rettungsaktionen von Notenbank und Regierung werden
erforderlich. Die Schwierigkeiten, die bereits die partielle Krise
des Immobiliensektors gebracht hat, werden durch die allgemeine Krise
gesteigert. Bankenkrise und Vertrauensverlust bei den Notenbanken
nehmen zu.
Vor allem der sich anbahnende Vertrauensverlust der Fed wird
Konsequenzen haben für den US-Dollar, der von der Fed emittiert wird.
Warum sollten Dollar-Anleger (Besitzer von US-Wertpapieren wie Aktien,
Anleihen, Schatzbriefe, Pfandbriefe, von sonstigen, nicht verbrieften
Forderungen in US-$) dem Dollar Vertrauen schenken, wenn die Bank, die
ihn emittiert hat, dafür faule Kredite bekam. Und warum sollten sie
Staatsanleihen, staatlich gesicherte Pfandbriefe etc. in ihren Depots
halten, wenn die Garantien, die der Staat gab, zweifelhaft werden und
wenn selbst der Schuldendienst als nicht mehr gesichert erscheint.
Ausfallrisiken und Dollarrisiken könnten sich zu einem Gesamtrisiko
kumulieren, das kein Anleger mehr bereit wäre, freiwillig einzugehen.
Nun ist der Dollar Weltreservewährung. Die Sache wird dadurch
keineswegs einfacher. Welchen Grund sollten Anleger haben, eine
Währung in Reserve zu halten, die auf faulen Krediten beruht. Und es
würde sich unter Risikogesichtspunkten verbieten, diese zweifelhaft
gewordene Währung noch dazu in Form zweifelhafter Wertpapiere zu
halten, die der Staat möglicherweise gar nicht auf Dauer bedienen
wird. Solche Schuldner werden von den Finanzmärkten hart bestraft,
selbst wenn es Staaten sind, die jene Schuldtitel emittierten.
Für den US-$ besteht also die Gefahr, dass die ausländischen
Dollarbesitzer auf den Vertrauensverlust mit Verkäufen reagieren. Dies
führte zum weiteren Kursverlust des Dollars, zu einer Verteuerung des
US-Importe und auf diesem Weg zu steigenden Preisen in den USA. Das
Misstrauen in den USA gegenüber ihrer eigenen Währung würde durch
solche Inflationsprozesse zusätzlich gesteigert. Eine Hyperinflation
könnte die Folge sein, verbunden mit weiteren Kursverlusten des
Dollars. Ein sich beschleunigt entwertendes Geld ist natürlich erst
recht untauglich, als Anlage-Währung, also auch untauglich, als
Weltreservewährung zu dienen.
Hyperinflation und Dollar-Crash würden nicht nur das Vertrauen
erschüttern bzw. die Importe verteuern, sondern es würden sich
weitere, noch viel ernstere Schwierigkeiten einstellen. Ausländische
Exporteure würden US-Dollar als unsicheres Zahlungsmittel ablehnen.
Sie würden âharteâ Devisen oder Gold verlangen. Auf jeden Fall würden
sie die Waren an den amerikanischen Importeur nicht auf Dollar-Kredit
verkaufen.

Problemfall Leistungsbilanz

Nun kommt ein Problem hinzu, das sich in der Vergangenheit sukzessive
aufgebaut hat, ohne ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Die USA
ist im Ausland hoch verschuldet. Da ihre Leistungsbilanz chronisch
defizitär ist, flieÃen ihr durch den Waren- und Dienstleistungsverkehr
per saldo keine Devisen zu. Die Importüberschüsse sind nur möglich,
weil die erforderlichen Devisen durch ausländische Investoren, die an
die Stabilität des Dollars glauben, durch den Kauf von US-Wertpapieren
ins Land flieÃen. Das Spiel geht solange gut, wie der Dollar als
Anlagewährung weltweit attraktiv ist. Das Spiel ist aber aus, sobald
der Dollar diese Attraktivität infolge des eigenen Wertverlustes
verliert, wenn also die für den Importüberschuss benötigten Devisen
nicht mehr als Kapitalanlage in die USA strömen. Und noch gefährlicher
würde sich die Situation darstellen, wenn es statt der nötigen
Devisenzuflüsse zu Devisenabflüssen käme, wenn also auch noch die
Kapitalbilanz negativ würde.
Wegen fehlender Devisenzuflüsse und aufgrund von Geldabflüssen
(âFlucht aus dem Dollarâ) wären die USA gegenüber dem Ausland
praktisch pleite. Die Fed könnte wegen ihrer Zahlungsunfähigkeit
keine Devisen zur Verfügung stellen. Sie wäre machtlos, dagegen etwas
zu tun. Ihre Macht ist auf die Ausgabe von Dollar begrenzt. Sie kann
weder Devisen noch Gold herbeizaubern.
Sie kann auch die Warenbesitzer nicht zwingen, den Dollar als Kauf-
und Zahlungsmittel einzusetzen. Das groÃe Mysterium, das eine
Notenbank umgibt, wenn sie Papier bedruckt, das dann als Geld
aufersteht, löst sich in dieser Situation der Geldkrise auf. Es wird
dann klar, dass die Notenbank zwar über eine Papiermaschine, nicht
aber über eine Geldmaschine verfügt. Um Geld zu schaffen, reicht eine
Druckerpresse nicht aus; es müssen noch andere Umstände hinzukommen,
die aber von der Notenbank weder produzierbar, noch nennenswert
beeinflussbar sind. Nur wenn die Notenbank das Vertrauen der
Warenbesitzer hat, kann der bedruckte Papierzettel die Eigenschaft
des Geldes erhalten.
Ohne Devisen müsste der Import der USA zusammen. Ohne Import würde die
Industrie still stehen. Und ein solches Ausscheiden der USA aus dem
Weltmarkt würde zugleich zu einem Stillstand des Welthandels führen.
Eine gefährliche Abwärtsspirale der Wirtschaft wäre die Folge.
Regierung und Fed müssten versuchen, ihr Vertrauen zurückzugewinnen.
Wahrscheinlich könnten sie dies nur durch Rückkehr zu irgendeiner Art
Goldstandard, durch Rückgabe ihrer Kreditrisiken an das Finanzsystem
und durch Entschärfung der Schuldensituation des Staates. Es müssten
also auch die Dinge zurück genommen werden, die man gerade zur
Entschärfung der Krise eingesetzt hatten. Die Probleme, die der Staat
an die Wirtschaft zurückgäbe, wären also gigantisch und würden dort
zu groÃen Verwerfungen führen. Die Krisenprozesse würden nachgeholt,
die Regierung und Fed durch ihre Interventionen nur verschoben hatten.
Und sie würden in den denkbar schlechtesten Zeiten nachgeholt, wenn
nämlich die konjunkturelle Lage der Wirtschaft ihren Tiefpunkt hätte.
Um Vertrauen im Ausland zurück zu gewinnen, müssen die dort gehaltenen
Staatspapiere (Bonds, Schatzbriefe) und die staatlich garantierten
Pfandbriefe, die als Folge der Hypothekenkrise ökonomisch gesehen
wertlos sind, sicher sein. Wie sollte aber der Staat seine Schulden
und seine Sicherheitsgarantien bedienen, wenn die Steuereinnahmen
konjunkturbedingt rückläufig sind und dazu die Wirtschaftskrise
weitere Staatsausgaben erfordert? Er wäre in einer Schuldenspirale
gefangen, aus der er nicht herauskommt und in der er das Schlimmste,
seinen eigenen Bankrott, nur dadurch verhindern kann, indem er durch
weitere Neuverschuldungen die Schuldenspirale weiter treibt. Er müsste
das verstärkt tun, was er bereits seit langem tut: Aufnahme von neuen
Schulden, um die alten zu bedienen. Statt Vertrauen aufzubauen, würde
der Staat in einem solchen Fall das Misstrauen gegen ihn nur noch
steigern.

Politische Konsequenzen

Politisch gesehen wäre dies eine äuÃerst kritische Phase. Diejenigen,
die über das Vermögen der Nation verfügen, darf der Staat nicht durch
höhere Steuern oder gar durch Konfiskation des Vermögens belasten, da
das kapitalistische Privateigentum seine eigene Grundlage bildet, auf
die er selbst ruht. Es wäre frommes Wunschdenken, von der Regierung
einen solchen Brudermord einzufordern.
Ganz im Gegenteil wird der Staat alles daran setzen, um seine
materielle Grundlage, die Akkumulation des Kapitals zu befördern. Er
wird versuchen müssen, den Wirtschaftsstandort USA möglichst
attraktiv zu machen. Aus der deutschen Standortdebatte, die zur
Agenda 2010 geführt hatte, können wir ahnen, was das heiÃen wird.
Aber die Situation in den USA wäre um ein Vielfaches angespannter,
so dass die MaÃnahmen bedeutend radikaler ausfallen würden. Die
Zielsetzung wäre aber gleich: Erhöhung der Kapitalrentabilität,
Erhöhung also der Verwertungsbedingungen des Kapitals durch direkte
Lohnkürzungen, durch Abbau indirekter Löhne (weniger
Krankenkassenzuschüsse, Rentenkürzungen, Kürzungen bei staatlichen
Arbeitslosenleistungen etc.), durch Verlängerung der Arbeitszeit und
durch gröÃere Arbeitsintensität. Das wären alles MaÃnahmen, die auf
eine Erhöhung der Mehrwertrate hinausliefen, um dadurch die
Profitrate oder Kapitalrentabilität zu erhöhen.
Den durch die Wirtschaftskrise bereits unter Druck stehenden
Lohnabhängigen und dem anschwellenden Arbeitslosenheer würde der
Fehdehandschuh hingeworfen, den sie aufgreifen müssten, um nicht
völlig zu verelenden. Zugleich wären Verteidigungskämpfe gegen die
Unternehmer erforderlich, die Massenentlassungen, Lohnkürzungen,
Arbeitszeitverlängerung und dergleichen erzwingen wollen. Ein Kampf
um die Mehrwertrate wäre die Folge, ein Kampf Klasse gegen Klasse, ein
ökonomischer und zugleich politischer Kampf, bei dem es dann um mehr
als um bloÃe Lohnsicherung geht. Das Lohnsystem selbst, das
Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital, würde als problematisch
erscheinen. Es wäre ein Kampf um die künftige Gestaltung der
Gesellschaft, der dann bald in einen revolutionären Befreiungsversuch
münden könnte.
Wie der Kampf auch immer ausgehen mag, er kündigt sich bereits in der
heutigen Finanzkrise an. Und wenn Regierung und Notenbank alles tun,
um den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, dann tun sie
das nicht nur, um das Kapital vor gigantischen Entwertungsprozessen
zu schützen, sondern auch, weil sie in einer dramatischen Zuspitzung
der Krise die Gefahr ihres eigenen Untergangs wittern. Denn das Ende
des US-Kapitalismus wäre zugleich ihr eigenes Ende. Und wenn die
wissenschaftlichen und journalistischen Interpreten die Krise auf
eine reine Finanzkrise verengen, die nichts aber auch gar nicht mit
dem eigentlichen Kapitalismus zu tun habe, die nur entstanden sei,
weil findige Verkäufer einst US-Bürgern Immobilienkredite
aufschwatzten, weil der frühere Fed-Chef Alan Greenspan die Zinsen zu
stark senkte, weil raffsüchtige und skrupellose Manager zu hohe
Risiken eingegangen seien oder weil Spekulanten das Geschäftsleben
störten, dann sollen solche Interpretationen von der endogenen
Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems ablenken. Das System
als solches soll in jedem Fall gerettet werden und es lässt sich
ideologisch nur retten, wenn der kapitalistische Normalzustand
idealisiert und all die Widersprüche, Gegensätze, Gewalttaten des
Systems in bloÃe Missstände umgedeutet werden.
Aber auch auÃenpolitisch würde sich die Situation zuspitzen. Jedes
Land würde versuchen, die Krisenlast durch protektionistische
MaÃnahmen auf das andere Land abzuwälzen. Um das Land in diesem
auswärtigen Kampf zu einen, würden nationale Leidenschaften produziert
und je schwieriger dieser Kampf, desto stärker müssten die
Leidenschaften entfacht werden.[7] Ein wachsender Nationalismus mit
Wirtschaftskriegen und der Gefahr eines Umschlags in gröÃere
militärische Konfrontationen wären mögliche Folgen. Aber die
erzeugten nationalen Leidenschaften würden auch eingesetzt, den Kampf
um die Mehrwertrate als Kampf um das nationale Ãberleben, als Kampf
um die viel beschworenen âgemeinsamen nationalen Werteâ zu verdrehen.
____________________
FuÃnoten:

[1] Woytinski, W.: Das Rätsel der langen Wellen. Schmollers Jahrbuch
55 (1931), S. 581
[2] Parvus, Die kapitalistische Produktion und das Proletariat, Berlin
1908, Verlag Buchhandlung Vorwärts, S. 10f. Ãhnliche Hinweise in
der Schrift âDie Handelskrisis und die Gewerkschaftenâ, in: Die
langen Wellen der Konjunktur, Berlin 1972, S. 26
[3] Einen guten Ãberblick zur Diskussion langer Wellen findet sich
bei Ernest Mandel, Die Langen Wellen im Kapitalismus, Frankfurt
1983 und in: Der Spätkapitalismus, Frankfurt 1972, IV. Kapitel,
S. 101ff.
[4] Mandel, Spätkapitalismus, S. 133f
[5] Grund für deren Zusammenbruch waren Kreditderivate, mit denen
sowohl Lehman Brothers wie auch AIG groÃe Räder drehten. In dem
populären Segment der Kreditderivate, den Collateralised Debt
Obligations (CDOs), war Lehman Brothers zuletzt einer der
Marktführer; AIG ist einer der wichtigsten Marktteilnehmer bei
Derivaten auf Schuldverschreibungen. Noch nicht völlig geklärt
sind die Auswirkungen der Verstaatlichung auf die von AIG
ausgegebenen Kreditderivate. Teilweise enthalten die Verträge
Klauseln, in denen die Verstaatlichung einem Konkurs
gleichgestellt wird. In einem solchen Fall würden die Derivate
wertlos. Weil viele Kreditderivate ineinander verschachtelt sind,
kann es Wochen dauern, bis die wahren Verluste ans Licht kommen.
[6] Die Pleite von Lehman Brothers verunsicherte die Bankenwelt
derart, dass der Dollar-Geldmarkt erneut austrocknete, wie es
seit Beginn der Finanzkrise schon öfter der Fall war. Das
Kreditsystem schlug wieder um ins Monetarsystem. Die Europäische
Zentralbank (EZB) stellte den Finanzmärkten auf dem darauf
folgenden Donnerstag (18.9.2008) insgesamt 40 Milliarden
US-Dollar über so genannte Swap-Geschäfte zur Verfügung. Die
US-Zentralbank Federal Reserve pumpte 180 Milliarden Dollar in
das internationale Finanzsystem. Die Bank of England kündigte
eine Finanzspritze von 40 Milliarden Dollar an. Beteiligt an der
gemeinsamen Aktion waren auch die Zentralbanken Kanadas und
Japans. Die Währungsvereinbarungen laufen bis zum 30. Januar 2009.
[7] Mehr dazu bei G. Sandleben, Nationalökonomie & Staat, Hamburg
2003, S. 125f


Mit vielem Dank an Guenther Sandleben fuer den Nachdruck (im doppelten
Sinn).

URL:
http://www.guenther-sandleben.de/mediapool/57/574173/data/Crash_Crisis.doc

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3.

A. d. Red.: Das war schon

`O_\
\o _o/
/ 0 , |
/ \ |/ \
BUMM ZACK !


38317
"War(e)house"
Ein getanztes Bild zum Four-on-the-flour der Kriegsdisco
Lange Performance-Nacht in der GDK
im Rahmen der magistrale 2008
Sa., 13. September 2008
19:45 Uhr
Galerie der Kuenste, Potsdamer Strasze 98, 10785 Berlin
http://www.n0name.de/38317/warhouse



Kaufhaus fuer den Frieden

Der Schismus bei dem man mit muss!



Ist das ein verfilmter Roman, eine Romanze? Im Osten der Stadt steht
eine Diskothek. Der Lichtkegel des Flakscheinwerfers kreist
Freitagnacht etwa 10 km weiter direkt ueber mir. Nach dem House der
Discos im Kriegs-Paris der fruehen 1940er kann der Vorsprung durch
Technik nie mehr so richtig getoppt werden. Waere es nicht geil, mit
dem Buggy zur Videothek zu fahren, wo man sich alles als
Computerspiel, natuerlich irgendeine Panzerschlacht oder den neusten
Grossdiebstahl neuster KI ueber Nacht holt? Pornochic ist sowieso
nichts Neues, jeder in der Strasse weisz das. Porn kann dich von
der Ersatzbefriedigung befreien. Oder gilt die Kategorie
Ersatzbefriedigung nicht mehr? Wenn die Ausschreibung kommt, will
wieder jemand deine Kreativitaet fuer dumm/fuer nichts verkaufen.
Geld fuer nichts war einmal.
Mili Mili Mili Mili
Mili Militaer
Oly Oly Oly Oly
Oly Olympiade
Welt Welt Welt Welt
Welt Weltmeister
Hast du einen Schuss?


Mama kaempft in Kabul

Im Camp Warehouse (Warhouse, Whorehouse, Workhouse) sind die Ziele
eindeutig aber etwas staubig. "Im Ernstfall waere fuer den
Truppen-Chef ganz schnell Schlusz mit lustig: 'Ich wuerde die
Uebertragung sofort stoppen.' Aber so lange alles friedlich sei,
koennten sich die Maenner und Frauen weiter am Fussball erfreuen."
Und die Maenner und Frauen, die Lapdogs des Krieges an ihren Laptops,
die Huren der kapitalistischen Macht haben Bio, ja sie haben Bios
und CVs - aber leider keine Biomacht. Zum Beispiel Heiko in weisser
Hose und weissem T-Shirt (gekuerzte Fassung):

Ich wurde am 14.08.1970 irgendwo zwischen Uelzen und Magdeburg im
Manoevergebiet der Sowjets geboren. Ich verbrachte die Jahre zwischen
1970 und 1988 im Kinderheim. 1988 - 1989 holte ich die Oberschule
nach und das mit einem Abschluss von 0,9. Danach wurde ich Koch in
der Armee und habe auf diese Weise den Zerfall der DDR unterstuetzt.
Von meinem ersten Westgeld kaufte ich mir ein superschnelles
Motorrad, baute aber nach einer Woche einen Unfall und lag daraufhin
3 Jahre im Koma. Im Mai 2003 wurden wir in Hannover mit dem German
DJ Award fuer die beste Radio Sendung ausgezeichnet! Unsere Sendung
und die dazugehoerigen legendaeren Partys, waren zu diesem Zeitpunkt
weit ueber das Sendegebiet hinaus bekannt. Wir waren z.B.
regelmaeszig Gast auf dem Lovestern Galaktika zur Love Parade in
Berlin. Absolutes Highlight allerdings war unser Auftritt im Camp
Warehouse in Kabul/Afghanistan im November 2004.

Und sie haben Steckbriefe, aber irgendwie kein richtiges Profil:
Name: Gerald Meier (Name von der Red. geaendert)
Wohnort: Hamburg
Alter: 25 Jahre
Beruf: Mechatroniker. Zur Zeit mache ich eine Weiterbildung zum
Techniker Fachrichtung Mechatronik.
Hobbys: Rettungsschwimmen, Wachdienst an der Kueste,
Funktionsmodellbau, diese Homepage, Fotografieren und am Wochenende
Disco.
Ich mag: Sommer, Sonne, Strand und Meer, Musik mit Druck, Lasagne,
Urlaub und CenterParcs.
Ich mag nicht: Alkohol, Nikotin, Muecken, verregnete Sommer, Hip Hop,
Black Musik und Oliven.

Was sagt das jetzt, ausser, dasz die banalen Kraefte der zu Hunden
personifizierten Deklassierten, die anderen, zu Schafen
personifizierten Deklassierten abschlachten werden? Die Parade ist
vorbei, vorbei ist es mit der Parade. Deutscher Tekkno fuer
deutsche Truppen. In vielleicht 400 Meter Luftlinie vom sogenannten
Verteidigungsministerium (vom Nazismus reingewaschen) entfernt kann
wenigstens versucht werden, das Tanzen zu den Verhaeltnissen zu
bringen. Anstatt im Sieg vereint in Olympia den Sportsoldaten nochmal
zu huldigen.


Sklaven des Rhythmus

Wenn im Lager aufgelegt wird, hoeren wir den Sound der Nachtschichten,
tanzen wir zu den Schlagern der Mehrarbeit, spueren wir die Baesse der
Verhaeltnisse. Erinnern wir uns an die hilflosen Versuche der
Medientheorie, den Krieg mit einem Post-Juenger und der
Heeresmaterialmiszbrauchthese von der Computermaus bis zum vom
Drumcomputer erzeugten Rhythmus im 4/4-Takt im Tempo von etwa
120â130 BPM in die Debatte einzubringen. Wie die materialistische
Spektive aufs Geraet selbst einer Technikgeschichtsschreibung
erlagert wurde.

Sample:
"so deutet dies auf einen gefaehrlichen oekonomischen und
politischen Schwaechezustand der Hegemonialmacht USA, weil sie die
'friedliche' oekonomische und politische Durchdringung des
vorderasiatischen Raumes durch den aergsten Weltmarktkonkurrenten
Deutsch-â¬-land offensichtlich nur noch militaerisch zu stoppen
vermag

die oekonomischen Konkurrenten Deutschland, Russland
und Frankreich entschieden zurueckzudraengen und die Profite der
Erdoelproduktion selbst einzusacken â sowohl als Verwertung
produktiven Kapitals als wie als Anlage und Verwendung der nach
Aufhebung des Irak-Embargos reichlich sprudelnden Oelrente

gleichzeitig die militaerischen Truppen und Geraet und
essourcen der Konkurrenten unter eigenem Kommando im Rahmen von
NATO-Spezialeinheiten zu verschleiszen

die oekonomischen Ressourcen der Konkurrenten durch
polizei-aehnliche und humanitaere Aufgaben zu binden, zu
neutralisieren und zu erschoepfen und diese zur 'gerechten'
Finanzierung ihrer UNO-gedeckten Drecksarbeit im groszen Stile
heranzuziehen

die Erdoelreserven â deren Qualitaet und Foerderkosten optimal
sind â als strategische Waffe (potentiell in erster Linie gegen den
Konkurrenten Japan) einsetzen zu koennen

Dies laesst nur den Schluss zu, dass die USA in der Flucht nach vorne,
im Ausspielen ihrer militaerischen UEberlegenheit, den Ausweg aus
ihrem relativen oekonomischen Abstieg als Weltmarktspieler sehen.

Nur in Phasen des Aufstiegs und der Bluete des industriellen
Krisenzyklus gleichen sich die nationalen Oekonomien des erweiterten
EU-Staatenverbunds zumindest tendenziell an, um in den Phasen des
Abstiegs und des Krachs zunehmend auseinander zu driften mit
Entfaltung der Konkurrenz der falschen Brueder und der
protegierenden nationalen Interessen.

mittelfristig gehen die Hoffnungen in Richtung einer auf breiter
Rohstoffbasis & Oelrente basierenden kapitalistischen industriellen
Entwicklung unter Fuehrung russischer und â¬uropaeischer groszer
Einzelkapitale und dem ⬠als wichtigster Auslandswaehrung nicht nur
des Iraks, Irans, Tuerkei, sondern der wichtigsten Staaten der
gesamten arabischen Halbinsel und Nordafrikas.

Die weltpolitische Unordnung wird in Europa und insbesondere in
Deutschland zunehmend dem US-Imperialismus als quasi monokausalem
Verursacher zugeschoben."
schwarzer Afghane


Der Algorithmus der reprogrammiert werden muss

Ans Mitregieren wird immerzu gedacht. Der Filmemacher Andres Veiel
behauptete im WDR am 3.9.2008 (Planet Wissen, "RAF â Deutschland im
Fadenkreuz") freiverbriefend, der deutsche Staat haette sich in der
Bekaempfung der ersten Generation der RAF als starke Demokratie
erwiesen und nicht wie damals erwartet zum faschistischen Staat
entwickelt. Dass die Terroristen das damals anders gesehen haetten,
weil sie ihre Taten als Krieg gegen das ausbeutende System gesehen
haetten, wird hier weggeblendet.

Ein Staat, der reprogrammierbar sei, das technosoziale Phantasma
welches etwa der Chaos Computer Club mit den Gruenen teilt, dessen
Taktung uns in Fleisch und Blut uebergeht, geht nun in Fleisch und
Blut ueber und vielleicht wurde der Nazismus zu oft mit dem
deutschen Faschismus als Auswurf des Kapitalismus verwechselt. Das
Bundesministerium fuer Verteidigung plant jedenfalls fuer die nun
kommenden weiteren sich haeufend werdenden Ernstfaelle eine zentrale
Gedenkstaette, ein nationales Ehrenmal fuer die fuer Deutschand
Gefallenen. Mit einer klaren Formsprache der Selbststilisierung
und Euphemie, in deren Zusammenhang auch noch ein
Allerweltsschlaumeierphilosophenwort von ausgerechnet Heidegger
zitiert wird ("Der Wesensvollzug des Bauens ist das Errichten von
Orten durch das Fuegen ihrer Raeume."), dem Philsophen, der ewig auf
dem Holzweg wandernd, 1933 dem deutschen Volk ein Wesen - was sonst -
zusprach (siehe Heidegger, Martin. _Reden und andere Zeugnisse
eines Lebensweges. Gesamtausgabe. I. Abt.: Veroeffentlichte
Schriften 1910-1976. Band 16. S. 188.) Der Deutsche deutscht.

"Stille - Ein Raum ohne Grenzen
Das Innere des Raumes ist schwarz: die realen
Raumgrenzen verschwimmen. Dem Betrachter
eroeffnet sich ein entmaterialisierter Raum mit
unverrueckbarer Basis: Das Ehrenmal aus Nagelfluh
waechst aus dem Boden und bestimmt somit den
Ort.
Blumen und Kraenze koennen darauf abgestellt
werden.

Hoffnung
Beim Verlassen des Raumes geht der Besucher auf
eine goldschimmernde Wand zu - Gold steht fuer das
Uebernatuerliche und die daraus resultierende
'Hoffnung' in allen Kulturen.

Sinn
Beim Einsatz traegt jeder Soldat der
Bundeswehr eine Erkennungsmarke. Die halbe
Erkennungsmarke steht fuer den Getoeteten oder
Gefallenen, fuer den Tod.
Halbe Marken sind aus dem Bronze'kleid'
gestanzt, welches das gesamte Objekt umhuellt
und somit metaphorisch als alles umfassender
Tod praesent ist."
(c) meck architekten
(http://www.bmvg.de/portal/PA_1_0_P3/PortalFiles/C1256EF40036B05B/
W2744G5U048INFODE/Broschuere+-+Ehrenmal+kurz.pdf?yw_repository=
youatweb)

Der Algorithmus der staendig reprogrammiert werden muss muss muss ist
die aktuelle Zwangsneurose der Antikapitalisten. Jetzt sofort soll
alles "ueberwunden" und "abgeschafft" werden. Waehrend der
Antideutsche bedingungslos volkt.


Tableau Vivant Discotheque

Als kuenstliche Posse [en. pósee], als Ansammlung von Menschen und
Posse den Tanz den Mussolini wieder-holen. Denn mit und gegen die Man
without Hats kann man sagen "we can dance / we can dance /
everything's under control". Das Warenhaus ist ein Kriegshaus ist ein
Hurenhaus ist ein Arbeitshaus. Und passt du nirgends rein, kommst du
ins Irren- oder Krankenhaus. Der froehliche Warenhausarbeiter ist ein
Lagerarbeiter. Camp ist nicht mehr "camp"! Willkommen in der
phraseologischen Irrationalitaet. Und wir singen: Krieg ist nicht nur
Tourismus und Bordell, er ist genauso Warenhaus. 4 Personen bilden
die Gruppe "38317" und tanzen ein lebendes Bild im Rhythmus von
Kriegshouse und versuchen, in 03:28 Min. die Posen einer echten,
fuers Foto inszenierten, anonymen Puffdiscoszene unter Camouflage und
Lichtorgel nachzubilden.


War(e)house

(38317)

Mama kaempft in Kabul

Warehouse
Warhouse

Mama kaempft in Kabul

Warehouse
Warhouse

Warehouse
Warhouse

(Workhouse
Whorehouse)

(c) 2008 n0name

label(at)n0name.de


Yelena Simc

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4.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 33


Wo waren wir stehen geblieben? Dabei, dass "Eigentum ist kein Ding
und es [...] auch keine Herrschaft über eine Sache, es [...]
vielmehr eine Beziehung zwischen Menschen bezüglich einer Sache" ist.
Aber ist das mit dem Eigentum wirklich so komplex und nur schwierig
erkennbar? Oder ist das der Komplex, der eingeredet wird? Dazu eine
Lektion in Erkenntnistheorie und unradikalen Konstruktivismus, was
ein Diskurs ist und Wissensarcheologie?

"von âEigentum" ist auÃerordentlich komplex âinfolge des immensen
Bedeutungs-bereiches, innerhalb dessen der Eigentumsbegriff zwischen
allgemeinem Sinngehalt und speziellen Bedeutungsvarianten schwankt"
(Brunner, et al. 1975: 65). Dem Versuch, frühere aber auch moderne
Eigentumsverhältnisse zu verstehen, sind demnach Grenzen gesetzt.
Damit sind Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen der Objektivität
von Erkenntnis bzw. Wissen aufgeworfen, sie gehören zu den
umstrittenen Problemen in der Philosophie des 20. Jahrhunderts.
In diesen Auseinandersetzungen gibt es eine Tradition, die grob
gesprochen daran festhält, dass man stets objektiv wahre Aussagen
gewinnen kann. Das Ob-jekt bildet dabei die Erfahrungsbasis, an der
empirische Erkenntnisse festgemacht werden können. Nun wird
allerdings nicht behauptet, man bräuchte nur genau hinzusehen, um
das Objekt, âwie es wirklich ist", zu erfassen. Vielmehr werden
Faktoren angegeben, die eine solche objektive Erkenntnis beeinflussen.
Auf die-ser Basis geht es dann darum, diese Einflüsse auf die eine
oder andere Weise zu beseitigen oder zu neutralisieren. Unterstellt
wird aber immer, dass es objektiv erkennbare Gegenstände gibt, und es
ist nur eine Frage der richtigen Methode, dazu durchzudringen. Eine
andere Tradition wendet sich gegen die Vorstellung einer objektiv
erkennbaren Wirklichkeit. Hier bildet der soziale und gesellschaft-
liche Kontext den je relativen Rahmen für Erkenntnis. Wissen steht
hier in Ab-hängigkeit je verschiedener historischer
gesellschaftlicher Entstehungsbedingungen. Diese Bedingungen der
Erkenntnis sind nun nicht einfach Barrieren, die mit ei-ner Methode
des richtigen Verstehens zu überwinden wären, wie das oben der Fall
war, vielmehr lassen sich hier Erkenntnisgegenstand und
Erkenntnisbedingung nicht voneinander trennen. Das Objekt ist in
dieser Lesart nicht die konstante GröÃe, die nur frei zu schaufeln
wäre von den diversen Erkenntnisbedingungen,
_______________________________________________________________________
der Zeit setzte sich âAutomobil" und schlieÃlich âAuto" durch.
Sicherlich mag der ein oder andere nun den Einwand bringen, âaber
das ist doch banal. Für etwas, was es noch nicht gibt, kann es
auch keine Worte geben". Allerdings - unter einem bestimm-ten
Aspekt - so banal dann doch auch wieder nicht: Während man die
Aussage âAutos gab es schon immer" als eindeutig falsch anerkennen
würde, würde die Aussage âein-same Menschen gab es doch schon
immer" weniger befremdlich wirken. Oder anders: Der Satz âder
römische Konsul fühlte sich einsam" irritiert uns wenig bis gar
nicht, im Gegensatz zu âder römische Konsul fuhr mit dem Auto die
Via Appia entlang". Es kommt mir an dieser Stelle nicht darauf an,
in Frage zu stellen oder auszudiskutieren, ob sich ein römischer
Prokurator einsam gefühlt haben konnte oder nicht. Vielmehr möchte
ich darauf abheben, dass es bei sozialen Verhältnissen - und das
Wort âein-sam" beschreibt nichts anderes als ein soziales
Verhältnis (ein Phänomen des Individu-alismus der Neuzeit) -
offensichtlich schwieriger ist, die historische Gebundenheit
wahrzunehmen und anzuerkennen, als bei Dingen.

125

sondern die Bedingungen formieren überhaupt erst das Objekt und je
nach Wandel der Bedingungen wandelt sich auch das Objekt. In dieser
wissenschaftstheoretischen Tradition stehen auch Michel Foucault und
Hans-Georg Gadamer, wobei eine der zentralen Fragen Foucaults ist, wie
die in einer Gesellschaft für objektiv gültig gehaltenen Wahrheiten
überhaupt entstehen und wie sie sich historisch wandeln können.
Gadamer wiederum widmet sich der Frage wie ein Interpret der Neuzeit
einen Text früherer Zeiten auslegen kann, er untersucht Grenzen und
Möglich-keiten von Erkenntnis unter der Bedingung eines
âZeitenabstands". Mittels die-ser beiden Ansätze sollen die
epistemologischen Grenzen bei der Analyse von Eigentum in Gegenwart
und in Geschichte kenntlich gemacht werden.

5.1 Diskursive und Nicht-Diskursive Praxen und Macht

Nach Foucault sind Erfahrungsgegenstände nicht einfach da oder
gegeben, son-dern sind Resultate bestimmter Formierungen. An Begriffen
wie Tradition, Ein-fluss, Entwicklung, Autor, Buch oder Werk macht er
das deutlich. Es handelt sich dabei um Begriffe, die für die Ideen-
und Wissenschaftsgeschichtsschreibung selbstverständlich sind.
Foucault zeigt, dass dies jedoch keine objektiven, über-historischen
Kategorien sind, sondern dass sie selbst erst in einem spezifischen
historischen Kontext entstanden. Es geht indes nicht darum, diese
Begriffe abzu-schaffen, vielmehr interessiert sich Foucault für die
Bedingungen, die es ermögli-chen, solche Kategorien überhaupt zu
verwenden (Foucault 1981, 1995: 39). Am Beispiel der
Erfahrungsgegenstände Buch und Werk macht Foucault die Formie-
rungen deutlich. Buch und Werk sind in ihrer âakzeptierten und quasi
instituti-onellen Individualität" (Foucault 1981, 1995: 41) die
Oberflächenwirkung von konsistenteren Einheiten. Der Bildung dieser
Kategorien gehen bereits andere Wissensformationen oder -Strukturen
voraus, die die Existenz dieser Artefakte überhaupt erst möglich
werden lassen, Formationen, die nicht sichtbar sind und die der
Daseinsweise von Buch oder Werk stillschweigend vorausgesetzt sind.
Insofern hat dem Anschein nach das Buch, vielmehr seine âmaterielle
Individu-alisierung", einen âdeterminierten Raum inne", es hat als
solches einen âökono-mischen Wert" und markiert âdurch eine
bestimmte Zahl von Zeichen die Gren-zen seines Beginns und seines
Endes" (Foucault 1981, 1995: 35). Ein Buch hat einen Titel, einen
Autor, ein Thema, einen Preis, zwei Buchdeckel und dazwischen
bedrucktes Papier, es ist somit eine abgrenzbare Einheit. Doch als
eine solche materielle, abgrenzbare Einheit ist sie nicht von groÃer
Relevanz für die archäo-logische Befragung, wie Wissen entstanden
ist und entsteht. Aussagekräftig ist dafür eher die Frage, welcher
Diskurs (die âkonsistentere Einheit") mittels dieses Buches gestützt
wird bzw. welcher Diskurs durch dieses Buch âhindurchläuft",

126"

Ali Emas/Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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[thing-group] Received 09. 10. 2008 13:50 from

n0name nachrichten #130a

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n0name nachrichten #130a & b Di., 07.10.2008 11:02 CET

*Inhalt/Contents*

1. radi0.tv "Wohnzimmerkonzerts"
2. Guenther Sandleben "Crash & Crisis.
Bankenkrach, Wirtschaftskrise, Dollar-Crash"
3. 38317
"War(e)house"
4. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 33

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(((+)))
O
/|\
/\ radi0.tv
"Wohnzimmerkonzerts"
Mosh Mosh (Berlin/Zuerich)
39317 alias Guido Braun (Frankfurt/M.)
38317 (Berlin)
Sa., 1.11.2008 21 h
Manteuffelstr. 70 4. Etage
10999 Berlin-Kreuzberg

Die besten Huren haben die besten Autos / Die schoensten Callboys
haben die schoensten Wohnungen

Das nicht-alternative Radio radi0.tv. ist wieder da und versucht es
mal mit Konzerts. Kommt alle zu den Wozikons! Lebend im Leben, oder
der Bibliothek, oder im Garten (bei -10°?) ...
Aber der Einlass ist begrenzt. Achtet auf die Flyer mit dem hoelzernen
Berliner Fernsehturm und dann immer der schleichenden Gentrifizierung
nach.

------------------------------------------------------------------------

2.

Guenther Sandleben

Crash & Crisis.
Bankenkrach, Wirtschaftskrise, Dollar-Crash

Spätestens seit der spektakulären Pleite der US-Bank Lehman Brothers
und der Beinahe-Pleite des US-Versicherungsriesen AIG redet die
Finanzwelt von der âschlimmsten Finanzkrise seit der GroÃen
Depression 1929/1932â. Von der US-Notenbank Fed erhielt AIG gegen die
Option auf eine 80-prozentige Beteiligung den dringend benötigten
Kredit von 85 Mrd. US-$. In diesem Jahr sind bereits elf
Finanzinstitute in Amerika Bankrott gegangen; von den fünf groÃen
Investmentbanken sind noch zwei übrig geblieben, Goldman Sachs und
Morgan Stanley. Unter dem Druck der Kreditkrise gaben selbst diese
verbliebenen US-Investmentbanken ihren Sonderstatus auf und sind nun
gewöhnliche Kreditbanken. Alan Greenspan, der ehemalige Präsident
der US-Notenbank Fed sprach im US-Fernsehsender ABC News von einer
Krise, wie sie nur alle 50 bis 100 Jahre vorkommt. âDas übertrifft
ohne Zweifel alles, was ich je gesehen habe, und es ist längst noch
nicht überwundenâ. Die Krise hat sich inzwischen weiter zugespitzt,
so dass sich die US-Regierung gezwungen sah, ein Notpaket in Höhe von
700 Mrd. US-$ zum Ankauf fauler Hypothekenkredite zu schnüren. Diese
geplante Rückkaufaktion besitzt eine neue Qualität im
Krisenmanagement. Ãber die bisherigen punktuellen Hilfsaktionen
hinaus sollen jetzt die zweifelhaften Kredite selbst, über die bereits
etliche prominente Finanzinstitute gestolpert waren, durch den Staat
übernommen werden. Die Staatsverschuldung, die bereits bei 9,7
Billionen Dollar liegt, wird sich weiter erhöhen. Schon ohne die
NotmaÃnahmen hatte die US-Regierung für 2009 ein Defizit von 438
Milliarden Dollar eingeplant. Nun wird die Billionen-Dollar-Grenze
überschritten. In der Phantasie der Finanzwelt verfügen Regierung und
Notenbank über grenzenlose Macht. Sie scheinen die Fähigkeit zu
besitzen, jede Krise zu bezwingen. Es ist dieser Mythos von der
Beherrschbarkeit der Krise, der dem Trio - bestehend aus Fed-Chef
Ben Bernanke, dem US-Finanzminister und langjährigen Chef der
Investmentbank Goldman Sachs und Timothy Geithner, Chef der New
Yorker Fed-Filiale und erprobter Regierungsfachmann für die Aufsicht
über den Finanzsektor - die volkstümliche Bezeichnung âKomitee zur
Rettung der Weltâ eingebracht hat.
Wie weit diese Macht tatsächlich reicht und wer von den künftigen
Staatsaktionen betroffen sein wird, soll dieser Artikel zeigen.
Bei aller Dramatik der Ereignisse fällt auf, dass die
Finanzöffentlichkeit die Krise überwiegend als ein vom ökonomischen
Gesamtprozess abgetrenntes Phänomen interpretiert, als
durch âGier und GröÃenwahnâ ausgelöste Schockwellen an den
Finanzmärkten, nicht aber als der nur auffälligste Teil einer
Ãkonomie, die in sich instabil ist und deren innere Widersprüche sich
in Gestalt von Krisen zuspitzen. Wenn aber die Krise im tiefsten
Inneren der Wirtschaft ihre Wurzeln hat, dann lässt sie sich
keinesfalls durch bloÃe Geld- und Kreditmanipulationen oder durch eine
Ausweitung der Staatsverschuldung beheben. Die Gesamtkonjunktur
selbst muss thematisiert werden, um das wirkliche Ausmaà der
Finanzkrise zu erfassen und um eine Vorstellung darüber zu erhalten,
welchen Handlungsspielraum Regierung und Notenbank überhaupt besitzen.

1. Bankenkrach und Wirtschaftskrise

Die Brisanz der gegenwärtigen Krise besteht nicht allein darin, dass
die zusammenbrechenden Finanzinstitute Regierungen und Notenbanken in
Feuerwehren verwandeln, die ausrücken, um das immer wieder offen
ausbrechende Feuer eines scheinbar geheimnisvoll schwelenden Brands zu
löschen. Die besondere Brisanz kommt dadurch herein, dass es bereits
brennt, noch bevor die Auswirkungen einer allgemeinen Wirtschaftskrise
das Feuer so richtig entfachen. Denn noch wächst die Wirtschaft in
bedeutenden Regionen der Welt, und selbst die US-Ãkonomie wies für das
erste Halbjahr 2008 moderate Wachstumsraten auf.
Dem Brand vorausgegangen war eine durch den allgemeinen
Wirtschaftsaufschwung verursachte rasche Ausweitung des Kredits, die
zu dem Bedürfnis führte, neue Kreditinstrumente einzusetzen, auf die
noch zurückzukommen ist. Als kritischster Teil erwiesen sich dabei die
Immobilienkredite. Niedrige Zinsen begünstigten eine steigende
Nachfrage nach Immobilien; steigende Immobilienpreise lieÃen weitere
Immobilienkäufe als attraktiv erscheinen. Mit dem Anstieg der
Immobilienpreise wuchs die Möglichkeit für weitere Kredite, indem
die teueren Immobilien zusätzliche Sicherheiten etwa für
Konsumentenkredite boten.
Die Spirale drehte sich immer weiter, bis eine nachlassende
Bauwirtschaft die Gegenbewegung einleitete. Es waren die
Zahlungsausfälle am US-amerikanischen Markt für Hypothekarkredite mit
geringer Bonität (Subprime), die dann Mitte 2007 zur Bankenkrise
führten. Die Banken misstrauten einander, liehen sich kein Geld mehr,
so dass der Geldhandel zusammenbrach. An die Stelle traten die
Notenbanken und stellten den Banken das Geld zur Verfügung, das sie
sich sonst untereinander geliehen hätten. Das Kreditsystem schlug ins
Monetärsystem um. Diese Situation hat sich inzwischen weiter
verschärft. Trotz der Bereitstellung gigantischer Geldsumme führten
Zahlungsausfälle zu der Bankenpleite, die mit der Verstaatlichung der
beiden gröÃten Hypothekenbanken des Landes, dem Zusammenbruch von
Lehmann Brothers und den sich anschlieÃenden Feuerwehraktionen von
Regierung und Notenbanken einen neuen Höhepunkt erreichten.
Die Feuerwehren verausgaben sich. Die Banken, die bislang überlebt
haben, verlieren ihre Reserven, sind bereits erschüttert, noch bevor
die Folgen der allgemeinen Krise in Form einer Pleitewelle aus der
Wirtschaft spürbar sind. Solche Zahlungsausfälle kommen demnächst auf
die Banken zu! Hier liegt die besondere Brisanz der gegenwärtigen
Situation. Denn gewöhnlicher Weise folgt die Bankenkrise einer
allgemeinen Wirtschaftskrise, so dass dann ein durch den
vorangegangenen Aufschwung genährtes Bankensystem schon etliche
Belastungen verkraften kann, bis die Zahlungsausfälle der Wirtschaft
zu ernsthaften Erschütterungen führen. Nur wenn diese Pleitewelle zu
groà wird, wie das in einer schwereren Wirtschaftskrise der Fall ist,
brechen Banken zusammen. Nun ist das gegenwärtige Finanzsystem schon
vorher stark erschüttert. Sollte zudem die allgemeine Wirtschaftskrise
mit ihren Zahlungsausfällen stärker als gewöhnlich ausfallen, dann
könnte daraus eine groÃe Depression entstehen, eine gewaltige Krise
nicht nur der Finanzmärkte sondern der gesamten Ãkonomie mit all
ihren sozialen und politischen Auswirkungen auf die verschiedenen
Klassen der Gesellschaft sowie auf die Beziehungen der Staaten
untereinander. Wie ist die Gesamtkonjunktur zu beurteilen, wie stark
wird der Abschwung der Wirtschaft sein, der bevorsteht?

2. Wechsel im Tempo der Weltmarktentwicklung

Kapitalistische Entwicklung verläuft in Form von Akkumulationszyklen.
Solche Krisenzyklen bestehen aus mehreren Phasen, aus der eigentlichen
Krise, worin sich die Widersprüche der gesamten kapitalistischen
Ãkonomie zuspitzen, aus dem allgemeinen Rückgang der
Geschäftstätigkeit, der häufig zu einer Pleitewelle in der Wirtschaft
und zu erheblichen Belastungen des Bankensystems führt und
schlieÃlich aus der Phase der Ruhe oder Stagnation, gewissermaÃen
die melancholische Phase des Kapitals, in der sich die Angst legt,
aber die Unsicherheit über den Fortbestand der kapitalistischen
Ordnung fortschwingt. Es folgen die wieder aufwärts gerichteten
Konjunkturphasen, zunächst die Erholung, dann die Prosperität, die
schlieÃlich in die Phase der Ãberproduktion übergeht. Nimmt man
diese Phasenfolge ernst, dann stehen wir ziemlich am Beginn einer
Krise, mit den bekannten Symptomen wie wachsende Absatzstockungen,
rückläufige Produktion, Vernichtung von Kapital, Firmenpleiten mit
hohen Kreditausfällen bei Banken, Banken- und Finanzkrisen,
Entlassungswellen, Druck auf die Löhne, erneute Versuche seitens der
Unternehmer, die Arbeitszeit auszuweiten.

Konjunkturmuster und lange Wellen der Akkumulation

Das Ausmaà dieser Abwärtsbewegung hängt davon ab, ob der
Krisenzyklus in eine eher ansteigende oder abfallende Welle der
Akkumulationsbewegung eingebunden ist. In einer Phase beschleunigter
Akkumulation, wie sie beispielsweise in etlichen Ländern zwischen 1950
und 1972 anzutreffen war, fielen die zyklischen Krisen äuÃerst milde
aus, der allgemeine Rückgang der Geschäftstätigkeit zeigte sich â wie
in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten in China â meist nur in
rückläufigen Wachstumsraten. Die abwärts gerichteten Phasen waren aber
nicht nur weniger intensiv, sie fielen zudem kürzer aus. Umgekehrt
verhielt es sich mit den aufwärts gerichteten Phasen: Gerade erst
eine Konjunkturflaute durchlaufen, setzte sogleich eine kräftige
Erholung ein, gefolgt von einer stürmischen Prosperität. Die 70er
Jahre bis Anfang der 80er Jahre produzierten dann auf der Grundlage
einer tendenziell verlangsamten Akkumulationsphase ein anderes
Konjunkturbild. Nun traten die Krisen stärker hervor, die rückläufige
Geschäftstätigkeit zeigte sich in längeren Perioden des
Produktionsrückgangs, die Erholung setzte verzögert ein und der
Prosperität fehlte die kräftige Aufwärtsdynamik.
Ein solcher Wechsel im Konjunkturmuster scheint schon früher
vorgekommen zu sein, wie wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen
zeigen. "Der Unterschied im Verlauf der Konjunkturschwankungen in
den einzelnen Perioden ist gewaltigâ, schrieb beispielsweise der
Leiter der Statistischen Abteilung des ADGB Wladimir Woytinski Anfang
der 30er Jahre. Bezug nehmend auf die statistischen Untersuchungen
Spiethoffs errechnete er folgenden prozentualen Anteil der Zahl der
Stockungs- und Aufschwungsjahre für verschiedene Akkumulationsspannen.


-------------------------------------------------------------
| | Aufschwungs- | Stockungs- |
| | jahre | jahre |
|-----------------------------|--------------|--------------|
| Stockungsspanne 1822-1842 | 43 v.H. | 57 v.H. |
| (England) | | |
|-----------------------------|-----------------------------|
| Aufschwungsspanne 1843-1873 | 68 v.H. | 32 v.H. |
| (Deutschland) | | |
|-----------------------------|-----------------------------|
| Stockungsspanne 1874-1894 | 29 v.H. | 71 v.H. |
| (Deutschland) | | |
|-----------------------------|-----------------------------|
| Aufschwungsspanne 1895-1913 | 79 v.H. | 21 v.H. |
| (Deutschland) | | |
-------------------------------------------------------------

âEs ist dabei noch zu berücksichtigenâ, fährt Woytinski fort, âdass
die Krisen in einer Stockungsspanne härter und die Aufstiege der
Wirtschaft schwächer sind als in einer Aufschwungsspanne."[1]
Der in Deutschland lebende russische Sozialist Parvus (A.L. Helphand)
hatte noch früher auf solche Perioden hingewiesen: âEs gibt also
Perioden einer verlangsamten und einer beschleunigten Entwicklung der
kapitalistischen Weltproduktion. So hatten wir in der zweiten Hälfte
des 19. Jhds. die wirtschaftliche Depression, die sich auf allen
Gebieten geltend machte, und haben jetzt eine neue Sturm- und
Drangperiode der kapitalistischen Entwicklung, die mit dem
industriellen Aufschwung der 90er Jahre einsetzte.â[2] Seit dieser
Zeit ist die Diskussion über Lange Wellen der Konjunktur nicht mehr
verstummt.[3] Auch von bürgerlicher Seite wurde das Thema âLange
Wellen der Konjunkturâ gelegentlich aufgegriffen, wie beispielsweise
von dem österreichischen Ãkonom J. A. Schumpeter.
Einige Jahre nach Parvus haben die beiden Holländer J. van Gelderen
(1913) und später S. de Wolff (1924) sowie der Leiter des Moskauer
Instituts für Konjunkturforschung Kondratieff (1922/1926) solche
längeren Perioden der kapitalistischen Produktionsentwicklung als
Lange Wellen der Konjunktur interpretiert, die mehr oder weniger
regelmäÃig auftreten und eine Zeitspanne von durchschnittlich etwa
50 Jahre umfassen würden. Anfang der 60er Jahre prognostizierte der
marxistische Ãkonom Ernest Mandel das baldige Ende der
Nachkriegsprosperität. Mandel kommt in seinem Buch âDer
Spätkapitalismusâ zu dem Ergebnis, dass die âExistenz solcher langen
Wellen angesichts des erdrückenden Beweismaterials kaum in Abrede
gestellt werden kann.â Verschiedene Schlüsselindikatoren wie die
Industrieproduktion oder der Welthandel würden gut abgrenzbare
Perioden unterschiedlicher wirtschaftlicher Dynamik aufweisen.

Umschlag in eine Phase verlangsamter und instabiler Akkumulation

Nun gibt es etliche Hinweise darauf, dass der gegenwärtige
Akkumulationsprozess einen Phasenwechsel durchlebt, ein Wechsel von
einer vergleichbar stabilen Phase der Akkumulation hin zu einer
instabilen, verlangsamten Akkumulation. So haben sich Welthandel und
Produktion seit Anfang der 90er Jahre ohne gröÃere Rückschläge rasch
ausgeweitet. Gründe dafür sind zunächst die Sturm- und Drangperioden
des Kapitals in China und in anderen asiatischen Ländern, wo die
Investitionsquoten teilweise (wie China) bei mehr als 40 % liegen.
Hinzu kommen neuerdings die Golfstaaten, die ihre hohen Ãleinnahmen
für den Ausbau ihrer Industrie und ihrer Infrastruktur ausgeben. Auch
die Ãffnung der mittelosteuropäischen Märkte hat seit den 90er Jahren
neue Anlagesphären für das Kapital geschaffen.
Die beschleunigte Akkumulation ist noch auf einen weiteren wichtigen
Umstand zurückzuführen. Technologische Veränderungen haben neue
Industrien entstehen lassen. Dazu zählen Technologie-Sprünge im
Bereich der Computer-, Informations- und Kommunikationstechnologie,
der Energieerzeugung (solare Energie, Windenergie) und in der
Biotechnologie. Solche Produktivkraftentwicklungen gehen mit hohen
Extraprofiten einher, die zu einer Quelle beschleunigter Akkumulation
werden.
Der Aufbau neuer Industrien samt der dazu gehörenden Infrastruktur
beinhaltet eine anhaltend starke Nachfrage nach Produktionsmitteln
verschiedenster Art. AuÃerdem werden Arbeitskräfte benötigt, so dass
zugleich die Nachfrage nach Konsumgütern steigen muss. Es ist also ein
ganzer Sektor entstanden, der während der Aufbauphase zunächst nur
kauft, ohne selbst zu verkaufen. Das kehrt sich erst später um, wenn
die erstellten Produktionsanlagen anfangen zu produzieren. Dann wird
in Höhe des verbrauchten fixen Kapitals mehr verkauft als gekauft.
Der Umschlag des fixen Kapitals schafft also die Notwendigkeit des
zeitlichen Auseinanderfallens von Kauf und Verkauf.
Solange aber die Nachfrage überwiegt, wirken sich die Wachstumsimpulse
des neuen Sektors selbst in entfernteren Wirtschaftsbereichen aus.
Diese Phase besteht seit etwa 20 Jahren und hat zu einer enormen
Erweiterung des Weltmarkts geführt.
Beeindruckt von dieser Entwicklung sprechen etliche Beobachter von der
Globalisierung als einer neuen Phase des Kapitalismus oder gar vom
âWeltkapitalâ (Robert Kurz), das die Nationalökonomie und den
Nationalstaat aushöhlen, schlieÃlich sogar beseitigen würde. In
Wirklichkeit handelt es sich nur um einen gewöhnlichen Rhythmus des
Weltmarktes, der abwechselnd mal stärker mal schwächer wächst, oder
gar schrumpft wie im Zuge und nach der Weltwirtschaftskrise 1929/1932.
Heute blicken wir auf eine Phase beschleunigter Akkumulation und auf
einen stürmisch gewachsenen Welthandel zurück. Die gesamte
Weltproduktion ist auf eine neue, viel umfassendere Stufe gehoben.
Folge davon war, dass die Krisenzyklen weniger stark ihre kritischen
Seiten offenbarten. Die konjunkturelle Prosperität verlief in etlichen
Ländern sehr stürmisch, in den meisten Ländern akzentuierter als
sonst, während der Rückgang der Produktion gering war oder sich gar
nur in rückläufigen Wachstumsraten zeigte. GröÃere Weltmarktkrisen hat
es seit Anfang der 80er Jahre nicht gegeben.
Diese Phase scheint auszulaufen, so dass nun die kritischen Phasen
des Konjunkturzyklus stärker in den Vordergrund treten. Denn die im
Zuge des Aufbaus neuer Industrien und ganzer Industriezweige
geschaffenen neuen Kapazitäten werden mehr und mehr genutzt und
vergröÃern das Angebot. Auf der anderen Seite sind die GroÃprojekte
weitgehend abgeschlossen, der Nachfragesog lässt also nach. Das
Angebot könnte deshalb schon bald tendenziell gröÃer sein als die
Nachfrage, mit der Folge, dass die Sturm- und Drangperiode des
Kapitals in eine länger anhaltende Periode verlangsamter und
instabiler Akkumulation übergeht. Die abwärts gerichteten Phasen des
Konjunkturzyklusâ wie Krise und Rückgang der Produktion werden
voraussichtlich stärker ausfallen und die zyklische Prosperität wird
eine geringere Aufwärtsdynamik besitzen. Auf ökonomischem Gebiet muss
mit turbulenten Zeiten gerechnet werden.
Noch einmal zurück zu den groÃen Akkumulationswellen in der Geschichte
des Kapitalismus. Greifen wir die übliche Datierung auf, wie sie
beispielsweise bei Mandel[4] zu finden ist, dann könnte die
Fortschreibung der Zahlen folgendermaÃen aussehen:

Phase verlangsamter Sturm- und Drangperioden
Akkumulation des Kapitals

1825 bis 1847 1848 bis 1873
1874 bis 1893 1894 bis 1913
1914 bis 1939 1940(1948) bis 1967
1968 bis 1982* 1983* bis ca. 2008*
Ab 2009* (?)
*Eigener Datierungsvorschlag

Folgendes lässt sich zusammenfassend sagen: Die Anhaltspunkte mehren
sich, dass wir vor einem groÃen Wechsel im Tempo der
Weltmarktentwicklung stehen. Es ist damit zu rechnen, dass die Krise
und der darauf folgende Produktionsrückgang stärker ausfallen werden.
Im Zuge schärferer Krisen und stärkeren Absatzstockungen nimmt die
Wahrscheinlichkeit von gröÃeren Firmenzusammenbrüchen und hohen
Zahlungsausfällen zu. Die eigentliche Kreditkrise steht noch bevor!
Sie trifft auf ein bereits geschwächtes Finanzsystem, das â wie wir
nun sehen werden â auch durch technische Veränderungen anfälliger
geworden ist.

3. Ãnderungen im Finanzsystem

Die zurückliegende Sturm- und Drangperiode des Kapitals hat nicht nur
den Welthandel samt der Produktion auf eine neue, viel umfassendere
Stufe gehoben, sie hat nicht nur dort die Computer-, Informations- und
Kommunikationstechnik revolutioniert, sie hat durch ihr wachsendes
Bedürfnis nach Kredit das Kreditsystem selbst in einigen Bereichen
revolutioniert. Dazu zählt die wachsende Verflechtung von Bankgeschäft
und Kapitalmarkt, in deren Verlauf neue Kreditinstrumente geschaffen
wurden.

Verbriefung von Forderungen

Vergab früher eine Bank einen Kredit, dann blieb sie in der Regel
Gläubiger, solange der Kredit lief, und trug das entsprechende Risiko
(âoriginate and holdâ). Dies ist nun anders. Banken übernahmen in den
zurückliegenden Jahren von kleinen lokalen Volksbanken Tausende von
Hypotheken, schnürten sie zu riesigen neuen Bündeln zusammen und
lieÃen sie von Moodyâs oder Standard & Poors oder Fitch bewerten.
AnschlieÃend wurden dann diese Hypothekenpfandbriefe an Pensionsfonds,
Hedge-Fonds oder an andere Banken verkauft.
Mit dem Instrument der Verbriefung von Forderungen lassen sich auch
andere Kredite in handelbare Wertpapiere verpacken, seien es nun
Hypotheken, Verbraucherkredite, Kreditkartenforderungen oder Darlehen
an Unternehmen oder für den Autokauf. Diese Kredite sind durch
einfachen Kauf und Verkauf der Papiere handelbar. Kreditrisiken
können so von Amerika nach Europa wandern.
Der Markt für Verbriefung von Forderungen ist gigantisch: Das globale
Neuvolumen lag 1997 bis 2002 bei durchschnittlich 500 Mrd. US-$. Es
stieg dann rasant auf mehr als 2.000 Mrd. US-$ in 2006 an. Im Januar
2007 betrugen die Forderungen auf US-Hypothekenschulden rund 6,5
Billionen US-Dollar.

Kreditrisikotransfer durch Kreditderivate

Kreditrisiken werden noch durch ein weiteres Instrument in alle Welt
gestreut: durch den Handel mit Kreditderivaten. Zu diesen Instrumenten
des Kreditrisikotransfers (Credit Risk Transfer, CRT) gehören die weit
verbreiteten Credit Default Swaps (CDSs). Der Deal läuft
folgendermaÃen ab:
Der Sicherungsnehmer â der Kreditgeber (z. B. die Bank A, die einen
Kredit an C fortgegeben hat) â schlieÃt mit dem Sicherungsgeber â
dem Versicherer (z. B. der Hedge Fonds B) eine CDS-Vereinbarung ab.
Bank A verpflichtet sich darin, eine regelmäÃige Gebühr an B zu
zahlen. Dafür erhält sie von B die Garantie, den versicherten
Kreditbetrag erstattet zu bekommen, sollte der Kreditnehmer C seine
Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen. Die Bank A hat also ihre
Kreditausfallrisiken verkauft. Sie bekommt Kreditschutz.
Die CDSs ähneln einer Versicherungspolice, ohne dass aber der
Versicherungsgeber (im Beispiel der Hedge-Fonds B) entsprechende
Rückstellungen bilden muss. Es werden keine Vermögenswerte als
Sicherheit hinterlegt. Das so genannte Kontrahenten-Risiko ist also
erheblich. Kann beispielsweise C seinen Kredit nicht zurückbezahlen,
weil der Absatz seiner Waren krisenbedingt stockt, muss der
Hedge-Fonds B zahlen. Fehlen ihm aber die Mittel dazu, fällt das
Risiko an die Bank A zurück, die dann möglicherweise ihre eigenen
Verpflichtungen nicht mehr ausgleichen kann. Eine Kettenreaktion,
eine Art Kernschmelze im Finanzsystem, könnte die Folge sein.
Der Markt für CRT-Instrumente ist sprunghaft gewachsen. Von Sommer
2004 bis Mitte 2007 haben sich diese Kreditderivate auf USD 51
Billionen (ausstehende Verbindlichkeiten) mehr als verzehnfacht.

Fortentwicklungen im Kreditwesen wirken als Hebel für eine
beschleunigte Akkumulation und als krisenverschärfendes Element

Der Einsatz der neuen Finanzinstrumente war erforderlich, um dem in
der Phase beschleunigter Akkumulation stark gewachsenen Bedürfnis nach
Krediten besser nachzukommen. Erstens kann die Bank nun ihre
Kreditkunden mit Krediten bedienen, ohne dass ihr begrenztes
Eigenkapital eine Schranke dafür bildet. Sie braucht nur ihre
Kreditrisiken oder die als Wertpapier verpackten Forderungen an andere
Investoren, beispielsweise an andere Finanzinstitute oder an
Vermögensverwaltungen in Europa zu verkaufen, und schon wird
Eigenkapital frei, das weiteren Krediten unterlegt werden kann. Der
gesamte Kapitalmarkt steht ihr zur Verfügung.
Zweitens fällt die Schranke fort, die mit einer regionalen oder
sektoralen Spezialisierung der Bank gegeben ist. Konzentrationsrisiken
können durch den Verkauf der Risiken bzw. durch den Verkauf einer
Gesamtforderung reduziert werden.
Solche Fortentwicklungen im Kreditwesen sind aber nicht nur ein
wichtiger Hebel für eine beschleunigte Akkumulation, also auch ein
Hebel zur Beförderung der dieser Akkumulation innewohnenden
Widersprüche, sondern sie bilden zugleich ein wichtiges Element,
wodurch das gesamte internationale Finanzsystem eine besondere
Störanfälligkeit erhält. Denn es bedeutet, dass die Risiken weiter
gestreut, die wechselseitigen Verpflichtungen undurchsichtiger
sind, so dass schnell das globale Finanzsystem ins Chaos
geraten kann.
Das Beispiel dafür liefert gerade die gegenwärtige Finanzkrise:
Eine sektoral und regional begrenzte Subprime-Hypothekenausfallkrise
bei Eigenheimkrediten reichte aus, um selbst renommierte Bankhäuser
in Europa ins Wanken zu bringen. Dass Notenbanken und Regierungen
gröÃere Bankhäuser stützen, ist Ausdruck für die Angst vor einem
Zusammenbruch des Finanzsystems. Mit der Pleite von Lehman Brothers
und dem Beinahe-Zusammenbruch des US-Versicherungskonzerns AIG -
beide Unternehmen waren wichtige Marktteilnehmer im Handel mit
Kreditderivaten[5] â schien die befürchtete Kernschmelze des
Finanzsystems einzusetzen.
Vertreter von Fed und Regierung sahen, wie die gewaltige
Kreditpyramide zu schwanken begann. Das Vertrauen der USA als
zuverlässige Schuldnernation stand auf dem Spiel. Wäre beispielsweise
AIG Pleite gegangen, dann wären die von AIG getätigten
Versicherungen gegen Zahlungsausfälle auf Anleihen wertlos gewesen;
die Käufer von US-Anleihen, darunter die groÃen ausländischen
Käuferländer wie China oder die Ãlländer ständen plötzlich ohne
Versicherungsschutz da. Die Fed hatte praktisch keinen Spielraum.
Sie musste den Zusammenbruch von AIG verhindern, wie sie zuvor aus
vergleichbaren Gründen den Zusammenbruch der beiden
Hypothekenversicherer Fannie Mae und Freddie Mac verhinderte. Sie
konnte nicht die Kreditwürdigkeit des Landes aufs Spiel setzen. Und
hier liegt auch der Grund für das 700 Milliarden schwere Notprogramm
der Regierung.

4. Wie Regierung und Fed ihr Vertrauen verspielen

Man hat gesehen, dass der US-Staat, dass Regierung und Fed, die
Kernschmelze im Bereich des Finanzsystems durch Verstaatlichungen,
durch die Vergabe von Krediten, durch die Bereitstellung von
ungeheuren Geldsummen und nicht zuletzt durch das verkündete
Notprogramm erst einmal verhindert haben.
Lässt sich mit den gigantischen Interventionen die Finanzkrise
wirklich aufhalten oder gar beseitigen? Ein Aufschub ist möglich,
nicht aber eine wirkliche Bereinigung der Finanzkrise. Dazu reicht
selbst das 700-Milliarden-Notprogramm nicht aus. Denn die faulen
Kredite bleiben, auch wenn sie der Staat vorübergehend in Quarantäne
hält. Der rasante Anstieg der Staatsverschuldung verkleinert die
Manövriermasse, über die der Staat noch verfügt, ohne den Ruf als
zuverlässiger Schuldner zu verlieren. Ein solcher Ruf ist schnell
verspielt und nur schwer wieder herstellbar. Das gilt nicht nur im
normalen Geschäftsleben, sondern auch für den Staat, der innerhalb
des internationalen Finanzsystems keine privilegierte Position
besitzt. Er ist ebenso wie ein gröÃerer Konzern auf das Vertrauen
angewiesen, das ihm die globale Finanzwelt entgegenbringt. Vertrauen
lässt sich nicht erzwingen, selbst die USA können dies nicht.
Der US-Staat wird unbeschadet kaum noch einen weiteren Kraftakt
stemmen können, wie er es jetzt mit dem Notprogramm tun will. Dennoch
wird die Wirtschaft weitere Rettungsaktionen einfordern. Bereits
jetzt gibt es Zweifel, ob das Paket und die bisherigen
Rettungsaktionen wirklich ausreichen, um die Kreditkrise in den
Griff zu bekommen. SchlieÃlich gibt es eine groÃe Zahl zweifelhafter
Kredite, die sich jenseits des Immobiliensektors befinden. Besonders
dramatisch wird es dann, wenn die konjunkturbedingte Pleitewelle aus
der Wirtschaft auf das Finanzsystem zurollt. Wie gezeigt, könnte
diese Welle gröÃer sein als sonst. Die US-Regierung steht ohne
Reserven da, wenn diese Welle kommt. Sie geriete dann schnell in eine
ausweglose Situation, in der sie ihr Vertrauen verspielt, egal, was
sie täte. Würde sie tatenlos zusehen, wie die Pleitewelle eine Firma
nach der anderen dahinrafft, dann wären zwar erst einmal keine
weiteren Kredite erforderlich, jedoch würde die sich ausbreitende
Krise die finanzielle Grundlage des Staates um so mehr untergraben.
Eine wirtschaftliche Depression würde zwangsläufig die Staatseinnahmen
drastisch verringern und trotz gröÃter Vorsicht zu einer Erhöhung der
Staatsausgaben führen. Konsequenz wäre eine wachsende
Staatsverschuldung, die aber gerade verhindert werden sollte, um das
Vertrauen als zuverlässiger Schuldner nicht zu verspielen. Ein
Vertrauensverlust träte also dennoch ein.
Würde aber die Regierung stattdessen weitere Notprogramme zur
Rettung Not leidender Konzerne auflegen, dann würde die
Staatsverschuldung sofort zunehmen, mit der gleichen Folge, dass die
Finanzmärkte die Kreditwürdigkeit des Staates in Zweifel zögen.
Was nun die US-Notenbank Fed angeht, so hat sie erst einmal keine
Schwierigkeiten, Kredite in Dollar zu vergeben, die sie selbst in
beliebiger Höhe schaffen kann. Sie besitzt diese Papiermaschine, die
wie durch Zauberschlag eine unerschöpfliche Geldquelle zu sein
scheint. Da sie das Notenausgabemonopol besitzt, kann sie als so
genannter âlender of last resortâ zum letztinstanzlichen Gläubiger
werden. Das Notenausgabemonopol funktioniert aber nur, weil das
Vertrauen da ist, die Notenbank würde durch eine umsichtige
Geldpolitik den Wert des Geldes einigermaÃen stabil halten. Ein
solches Vertrauen ist ungeheuer wichtig, denn es existiert kein
wirklicher Wert, der hinter dem Geld steht. Die Goldeinlösungspflicht
ist abgeschafft.
Die Fed setzt aber ihr Vertrauen durch ihre aggressiven
StützungsmaÃnahmen aufs Spiel, wenn sie in wachsendem MaÃe Gläubigerin
von weniger gut gesicherten Krediten wird. Denn sie hat nicht nur den
Kreis der Finanzinstitute erweitert, der sich bei ihr verschulden
kann. Sie hat zudem die Bonitätsstandards der Wertpapiere vermindert,
die für solche Kredite hinterlegt werden müssen. Die Fed akzeptiert
inzwischen auch verbriefte Forderungen mit fraglicher
Kreditwürdigkeit, welche kaum noch ihren Abnehmer finden. Aber die Fed
nimmt sie ab und liefert dafür das allgemeine Tausch- und
Zahlungsmittel. Sie tauscht ihren eigenen Kredit gegen fragwürdige
Kreditpapiere.
Hinzu kommen noch die Noteinsätze für zahlungsunfähige
Finanzinstitute. Beispielsweise stellte die Fed einen 30-Mrd.-Dollar-
Kredit zur Rettung der US-Investmentbank Bear Stearns und einen
85-Mrd.-Dollar-Kredit zur Rettung des taumelnden Finanzriesen AIG zur
Verfügung.
Die Fed hat Milliarden-Kredite gegen höchst fragwürdige Sicherheiten
vergeben. So sammeln sich die Risiken mehr und mehr bei ihr. Der
letztinstanzliche Gläubiger verspielt seine Glaubwürdigkeit.

WEITER im n0name newsletter #130b !

------------------- Ende des n0name newsletter #130a -------------------

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