Einträge vom Montag, 18. Oktober 2010
Received 18. 10. 2010 17:18 from
Re: Konversationskunst am ZKM
Hallo Herr Beck,
interessantes Interview mit Weibel, den wir ja beide nur sehr differnziert betrachten sonst, ...
weitere Zitate:
Weibel:
So ist es. Es ist aber keine Wohnung, wie ich erfuhr, denn ich habe keinen Fernseher und kein Radio. Bei einer staatlichen Gebühren-Inspektion sah man die vielen Bücher und Papiere und sagte lapidar: "Aha, ein Lager." Also lebe ich im Lager.
(..)
Weibel: (..)
Die Bildungskrise werden wir nicht durch Bildung lösen.
Frage: Und durch was lösen wir sie?
Weibel: "Indem wir den Fußballern, Schauspielern, TV-Ikonen etc. nicht mehr das viele Geld geben und nicht mehr die massenmediale Aufmerksamkeit."
Frage:
Wie wird man das Ethos von Leistung aufrechterhalten?
Weibel:
Durch Systemumschaltung. Wir konnten bisher eine Reihe von gewaltigen Systemumschaltungen beobachten, in der Hauptsache macht man dadurch aus minus plus. Im Sport, in der Finanzwirtschaft, in der Justiz werden Schulden, Schuld und Sühne abgeschafft. In Duisburg hat niemand Schuld, an der Finanzkrise hat niemand Schuld. Die Politik spricht von "systemisch" und "systemrelevant". Das System schluckt die Schuld. Es ist der letzte Rest des Christentums, der damit von uns geht. Bei der Aufdeckung von sexuellem Missbrauch sah man das ebenso. Viele wussten schon jahrelang Bescheid, profitierten aber vom System: die Lehrer, die Pfarrer, die Sozialpädagogen. Wären die Missbrauchsfälle öffentlich geworden, wären die Systeme destabilisiert worden. Keiner ließ das zu, denn dies hätte auch ihre Position geschwächt. Alle machten mit. Die Systeme heute, im Finanzwesen, in der Justiz, im Sport erlauben Schulden ohne Schuld, Vergehen ohne Sühne, in vielen Fällen sogar Belohnung durch Boni. Systeme funktionieren als Täterschutz und dienen der Strafvereitelung. Die Opfer werden zur eigentlichen Bedrohung. Systemschutz und -stabilisierung ist das oberste Anliegen der Politik.
weibel Zu stgt. 21:
Denken Sie an den Eiffelturm. Den wollte zu Beginn auch niemand. Jetzt ist er die Ikone von Paris. Das Neue kommt immer in der Gestalt, die keiner kennt und ahnt, und wird daher abgelehnt. Mein Lieblingsbeispiel ist Jesu. Jahrtausende warteten die Juden auf den Messias, und als er kam, tötete man ihn. Wie, dieser Einfaltspinsel auf dem Esel soll unser Messias sein? Niemals. Und doch setzt das Neue sich auf geheimnisvollem Wege durch. Deswegen bin ich optimistisch.
(not bad)
----- Original Message -----
From: Stefan Beck
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot]2 de
Sent: Monday, October 18, 2010 4:38 PM
Subject: Re: [thing-frankfurt] Konversationskunst am ZKM
Für 1997 wirklich eine Steilvorlage. Respekt.
Zu Punkt 6, - Herr Weibel ruft DOPING!
> Wir bekommen Menschen, bei denen der Unterschied zwischen Leistung und Nichtleistung verwischt ist. Der Staat hat ja kein Geld, sondern gibt nur das Geld weiter, das er von den Leistungsträgern genommen hat. Das nenne ich Doping: Leistung ohne Leistung. Leistung, die nicht durch Eigenmittel, sondern durch Fremdmittel erbracht wird. Wir leben in einer Doping-Gesellschaft, deren Spiegel der Sport ist. Celebrity Culture ist der Circus maximus dieser Doping-Gesellschaft, in der jemand berühmt und reich werden kann ohne jede Leistung.
http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article10366545/Die-Jugend-drueckt-den-falschen-Knopf.html
> Hallo Herr Beck, Danke für den Tipp,
>
> dazu passt sicher was "Diskussionen" angeht, eines meiner Manifeste aus dem letzten Jahrtausend, immer noch frisch und aktuell, oder?
>
>
>
>
> Manifest 11.97 (A,B,C Gruppe + B-Ebene)
>
>
> 6. Wir haben die KünstlerInnen satt, die Ihr Außenseiter-Dasein dankbar akzeptiert haben und Teils von Drogen, Teils von staatlichen, restriktiven Fördermitteln eingelullt, berauscht und gekauft brav ihren künstlerischen Auftrag, der in Frage Stellung von allem zu jeder Zeit, beglückt lächelnd und irgendwie Stolz vor Ignoranz verraten und vergessen, ihrem Beitrag zur Welt- und Systemlüge geopfert haben.
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Received 18. 10. 2010 16:38 from
Re: Konversationskunst am ZKM
Für 1997 wirklich eine Steilvorlage. Respekt.
Zu Punkt 6, - Herr Weibel ruft DOPING!
> Wir bekommen Menschen, bei denen der Unterschied zwischen Leistung und Nichtleistung verwischt ist. Der Staat hat ja kein Geld, sondern gibt nur das Geld weiter, das er von den Leistungsträgern genommen hat. Das nenne ich Doping: Leistung ohne Leistung. Leistung, die nicht durch Eigenmittel, sondern durch Fremdmittel erbracht wird. Wir leben in einer Doping-Gesellschaft, deren Spiegel der Sport ist. Celebrity Culture ist der Circus maximus dieser Doping-Gesellschaft, in der jemand berühmt und reich werden kann ohne jede Leistung.
http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article10366545/Die-Jugend-drueckt-den-falschen-Knopf.html
> Hallo Herr Beck, Danke für den Tipp,
>
> dazu passt sicher was "Diskussionen" angeht, eines meiner Manifeste aus dem letzten Jahrtausend, immer noch frisch und aktuell, oder?
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> Manifest 11.97 (A,B,C Gruppe + B-Ebene)
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> 6. Wir haben die KünstlerInnen satt, die Ihr Außenseiter-Dasein dankbar akzeptiert haben und Teils von Drogen, Teils von staatlichen, restriktiven Fördermitteln eingelullt, berauscht und gekauft brav ihren künstlerischen Auftrag, der in Frage Stellung von allem zu jeder Zeit, beglückt lächelnd und irgendwie Stolz vor Ignoranz verraten und vergessen, ihrem Beitrag zur Welt- und Systemlüge geopfert haben.
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Received 18. 10. 2010 16:25 from
Re: Konversationskunst am ZKM
Hallo Herr Beck, Danke für den Tipp,
dazu passt sicher was "Diskussionen" angeht, eines meiner Manifeste aus dem letzten Jahrtausend, immer noch frisch und aktuell, oder?
Manifest 11.97 (A,B,C Gruppe + B-Ebene)
1. Wir haben es satt, zu sehen wie um uns alles zerfällt, zerstört und zerfressen wird und wir nur noch still sitzen sollen, um auf unsere Ende zu warten, von immer neue Schreckensnachrichten auf allen Kanälen endlos geschüttelt.
2. Wir haben es satt, mit Leuten zu diskutieren, die alles schon immer besser wußten und uns nur kritisieren, ohne je glaubhaft für etwas Wertvolles eingetreten zu sein und darin niemals den kleinsten Schritt nach vorne gewagt haben.
3. Wir haben die KünstlerInnen satt, die in kleinen Kästen denken und sich brav, manierlich und dankbar in gänzlich vorgegebenen Mustern bewegen, Ausstellungstermine und Kataloge zu ihrer Vita sammeln, um dann endlich in eine größere Kiste vorgelassen zu werden (white cube?), weil sie sich kommerziell planvoll und planbar verhalten haben und niemanden mehr richtig stören und gut und geschmeidig funktionieren.
4.Wir haben die Kulturszene satt, die ihren eigenen, elitären Kästen formt und nur die, die sich militärisch darinr hochgedient haben, kennt, wahr-nimmt und be-fördert, oft wichtige Kulturleistungen ignoriert und verhöhnt und sich und ihre Werke allein, ähnlich der Nomenklatura, Hollywoods oder der Werbeszene, wie von Göttern geschaffen, zelebriert.
5. Wir haben es satt, Politiker und Intellektuelle zu hören, die immer gleiche Sprüche verkünden, von Veränderung, Machbarkeit, Risikobereitschaft und Zukunft, dies aus völlig abgesicherten Positionen heraus und denen, die noch rebellieren und unbequemer sind, Nichts zu bieten haben, außer ihren Worthülsen und nicht bereit sind, zu teilen und etwas von ihrem gelernten Rollendasein aufzugeben.
6. Wir haben die KünstlerInnen satt, die Ihr Außenseiter-Dasein dankbar akzeptiert haben und Teils von Drogen, Teils von staatlichen, restriktiven Fördermitteln eingelullt, berauscht und gekauft brav ihren künstlerischen Auftrag, der in Frage Stellung von allem zu jeder Zeit, beglückt lächelnd und irgendwie Stolz vor Ignoranz verraten und vergessen, ihrem Beitrag zur Welt- und Systemlüge geopfert haben.
Gruß, B.
----- Original Message -----
From: Stefan Beck
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot]0 de
Sent: Monday, October 18, 2010 3:43 PM
Subject: [thing-frankfurt] Konversationskunst am ZKM
Am ZKM in Karlsruhe läuft derzeit das Projekt/Ausstellung
Konversationskunst.
Von Kurd Alsleben, Antje Eske und Gästen.
Alsleben und Eske sind uns hier durch diverse Diskussionen bekannt. Man
denke an das epigrammatische "Ich wiss allein nicht weiter."
Bis zum 8.1. 2010 laufen am ZKM wöchentlich Konversationen ab.
Ich werde am Wochenende 12./13.11. in Karlsruhe sein.
Sofern einige auf dieser Liste Interesse haben an diesem Datum nach
Karlsruhe zu fahren, liesse sich eine gemeinsame Bahnfahrt organisieren.
Ich poste das nochmal.
http://konversationskunst.org/index.php/einfuehrung
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Received 18. 10. 2010 15:43 from
Konversationskunst am ZKM
Am ZKM in Karlsruhe läuft derzeit das Projekt/Ausstellung
Konversationskunst.
Von Kurd Alsleben, Antje Eske und Gästen.
Alsleben und Eske sind uns hier durch diverse Diskussionen bekannt. Man
denke an das epigrammatische "Ich wiss allein nicht weiter."
Bis zum 8.1. 2010 laufen am ZKM wöchentlich Konversationen ab.
Ich werde am Wochenende 12./13.11. in Karlsruhe sein.
Sofern einige auf dieser Liste Interesse haben an diesem Datum nach
Karlsruhe zu fahren, liesse sich eine gemeinsame Bahnfahrt organisieren.
Ich poste das nochmal.
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