Received 22. 10. 2007 -- 14:44 from
fromKen Lum bei L.A. Galerie Lothar Albrecht
Lieber Michael,
ich schätze Ken Lum sehr. Jahrelang hatte ich eine Postkarte von ihm in
der Küche hängen. Darauf stand etwas wie: "Delicious Samosas 50c India
and Pakistan No War over Kashmir".
Nur, was glaubst Du, was für ein Anfang da sein sollte? Mit etwas Glück
kommt Herr Lum selbst zur Eröffnung.
Besteht aber irgendwie die Chance sich in seine Arbeit einzubringen oder
sich an ihr zu beteiligen?
Grüsse
Stefan
> Lieber Stefan, ich finde diese Ausstellung verspricht, interessant zu
> werden...sie könnte der Anfang von etwas sein...
>
> Liebe Grüsse, Michael Kania
>
>
>
> Ken Lum
>
> L.A. Galerie Lothar Albrecht
> 26. Oktober - 31. Dezember 2007
> Eröffnung am Freitag, den 26. Oktober 2007
> um 19.00 Uhr
>
>
>
> (Dieser Text ist ein Auszug einer Besprechung von Martina Koppel-Yang
> und eines Interviews zwischen ihr und Ken Lum im Juni 2007 anlässlich
> seiner ersten Ausstellung in Beijing - übersetzt von Michael Kania)
>
> Ken Lum's ?uvre als Künstler und Schriftsteller berührt durch seine
> Ehrlichkeit und Konsequenz. Der Künstler scheint die Distanz zwischen
> Leben und Kunst nicht nur auf einer ästhetischen, sondern auch auf
> einer existentiellen Ebene zu eliminieren. Sein Werk konzentriert
> sich auf den Begriff der Identität, auf den Begriff des Bauens, Raum
> und Politik. Er verbindet das Thema der Identitätsfindung des
> einzelnen Menschen mit Fragen nach der Unabhängigkeit von
> Denkstrukturen und Systemen.
>
> Basierend auf seinen früheren, wie Rorschachbilder
> 'funktionierenden', Geschäftsschilder Serien - Zeichen, in denen eine
> ständige Hälfte eines kleinbürgerlichen kommerziellen Zeichens
> nebeneinander mit einer zeitlich begrenzten und beweglichen
> Beschriftung, einer Mitteilung stehen - bezieht sich Lum hier auf den
> Selbst-konstitutionellen "Konflikt zwischen Instrumentalisierung und
> dem nach schierem Sein strebenden Bedürfnis, wie es sich in der
> Nachricht und der visuellen Präsenz der Zeichen kristallisiert.
>
> Hinter der Makse kultureller und politischer Assimilation sieht Lum
> jedes Individuum mit der Tatsache konfrontiert, dass es innerhalb des
> Zeichensystems der kapitalistischen Logik emotional 'funktionieren'
> muss. Angesichts dieses Konfliktes als Teil des Prozesses jeglicher
> individuellen Emanzipation und seiner Suche nach Autonomie, werden
> die Geschäftsschilder praktisch selbst Symbol und Szene dieses
> Prozesses. Mit der so vollzogenen Umwandlung dieser Geschäfts-Zeichen
> unterzieht er sie auch selbst einer psychoanalytischen Untersuchung
> und stellt so die Wertigkeit ihres konstitutionellen Charakters in
> Frage. In der sichtbaren Struktur der Trennung und Spiegelung wird
> ihre Identität evident.
>
> Auch die Ambivalenz des Strebens nach Autonomie wird wieder
> artikuliert: Ist es möglich, ein System, einen Rahmen für eine sich
> selbst konstituierende Identität zu finden, unabhängig von den
> herrschenden Denkmustern und Diskursen? Ist es möglich, dass Kunst
> sich jenseits der Logik des Marktes definiert, oder ist, wie Ken Lum
> fragt, "das Streben nach Autonomie nur ein 'ideologisches Gerät' und
> vielleicht "konter-revolutionär" in dem Sinne, dass sie als eine
> 'Fundgrube für avantgardistische Kunst' als ein 'Schritt in die
> Assimilationskapazität und kulturbildenden Prozesse der Kunst in der
> Kunstgeschichte' missbraucht wird?"
>
> Ähnlich wie bei den Rorschach Bildern, in denen die Frage nach der
> Selbstdefinition des Individuums im Zusammenhang steht mit der Frage
> der Autonomie und der Unabhängigkeit von Denkenmustern und Systemen,
> versucht Lum die sich aufdrängende Frage nach der Relevanz von Kunst
> in der heutigen Gesellschaft mit seiner Existenz, seinem persönlichen
> Leben zu verbinden.
>
>
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