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[thing-group] Received 11. 06. 2010 -- 21:26 from from

neue regeln der kunst

Meine Abwesenheit ist hoffentlich nicht sträflich aufgefallen. Ich war
jetzt 6 Tage auf einer dänischen Insel, wo ich weder Radio, Fernsehen
noch Internet empfangen konnte. Was zur Folge hatte, daß ich endlich mal
2 Bücher am Stück lesen konnte. Wovon ich hier kurz berichten möchte.

Beide handeln von der Pop Art, wie sie in den 1960ern die Kunstwelt in
New York und darüber hinaus revolutionierte.

Das erste, "Die neuen Regeln der Kunst" (Nina Tessa Zahner) erörtert Pop
Art hinsichtlich der Untersuchungen Bourdieus zu den Feldern der
(kulturellen) Macht und zeigt auf wie diese erweitert werden müssen, um
ein Phänomen wie Pop Art verstehen zu können.

Darin macht die Autorin deutlich, daß es gerade nicht "always the same
thing" ist, um mal den Titel der letzten Mail von Brentis aufzugreifen.

Sondern, daß die kulturellen Eliten von New York von Pop Art kalt
erwischt wurden und in Folge ihren Einfluß verloren. Das Unverständnis
namhafter Kritiker und Institutionen (voran das MOMA) hat dazu geführt,
daß neue Gruppen und Schichten an die Kunst herangeführt wurden und sich
die Kunstwelt insgesamt demokratisiert hat.

Weniger strukturell soziologisch als eher philosophisch geht Arthur C.
Danto die Veränderungen von Pop Art an, wenn er fragt, inwiefern sich
der Kunststatus von Werken durch sie verändet hat.

Danto behauptet, daß mit Pop Art eine lange Periode der Kunst zu Ende
ging, die mit der Renaissance begang. Charaktistisch für diesen Zeitraum
war für ihn, daß Kunst durch eine sogenannte Meistererzählung definiert
wurde, die ausschlaggebend dafür war, was als Kunst galt und was nicht.

Die Meistererzählung war von einem linearen Geschichtsbild geprägt, das
von einer kontinuierlichen Vervollkommnung der Kunst ausging. Ihr Medium
war fast ausschliesslich die Malerei und gipfelte im Abstrakten
Expressionismus.

Parallel zu Nina Tessa Zahner betrachtet Danto Pop Art unter dem Aspekt
der Unfähigkeit der Kunstkritiker diese Kunstform als weitere Episode
der Meistererzählung zu beschreiben. Auch er konstatiert eine
Entmachtung der Kunstkritik.

Beide Bücher sind höchst lesenswert und sollten zum Rüstzeug aller
Kunstinteressierten gehören.


Nina Tessa Zahner
Die neuen Regeln der Kunst
Campus Verlag, Frankfurt 2006


Arthur C. Danto
Das Fortleben der Kunst
Wilhelm Fink Verlag, München 2000



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