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fromvon moepsen und menschen
Von Möpsen und Menschen
Um seine Tiere zu verteidigen, attackierte ein Mopsbesitzer einen
Schäferhund mit dem Messer - jetzt steht er vor Gericht
VON STEFAN BEHR (FRANKFURT)
Der Mops an sich ist ein Lieber. Selbst wenn er, wie das Volkslied zu
berichten weiß, zuweilen in die Küche kommt und dem Koch ein Ei
stiehlt. Das ist strafbar.
Nicht strafbar ist, was die Frankfurter Staatsanwaltschaft den beiden
Möpsen des Herrn B. unterstellt. Die sollen am späten Abend des 28.
Februar 2006 im Anlagenring den Schäferhund des Herrn K. in den
Schwanz gezwackt haben. Daraufhin habe Herr K. einen der Möpse am
Schlafittchen gepackt. Und jetzt wird's kriminell: Herr B. packt ein
Messer aus und sticht auf den Schäferhund ein. Der trägt drei
klaffende Wunden davon, die genäht werden müssen.
Die gute Nachricht vorneweg: Schäferhund und Möpse sind wieder
wohlauf. Herr B. aber muss sich vor dem Frankfurter Amtsgericht
verantworten. Alles sei ganz anders gewesen, erinnert sich der
39-Jährige. Während des abendlichen Gassi-Gehens habe der Schäferhund
unverhofft einen der Möpse angefallen und sich in dessen Genick festgebissen.
Angeleint waren die Möpse nicht: "Niemand leint im Park seine Möpse
an." Der Schäferhund sei zwar an der Leine gewesen, aber Herr K. habe
nichts unternommen, um dessen schändliches Treiben zu unterbinden.
"Der Mops schrie wie am Spieß", erinnert sich Herr B. Daraufhin habe
er zugestochen. "Ich wollte ihm nur so weh tun, dass er endlich den
Kiefer aufmacht." Währenddessen habe Herr K. auf ihn eingeschlagen
und -getreten. Der attackierte Mops blieb weitgehend unverletzt. Herr
B. weiß, warum: "Der Mops hat einen dicken Kragen." Auch für das
Mitführen eines Messers hat er zwei schlagende Argumente. Zum einen
sei seine Tante vor zehn Jahren umgebracht und der Mörder bis heute
nicht gefunden worden. Zum anderen hätten "sämtliche Dealer
Frankfurts" ihre Rauschgift-Depots just in der Ecke des Parkes, die
auch das Revier von Herrn B. und seinen Möpsen ist.
Noch heute begegnen sich Herr B. und Herr K. samt Hunden manchmal im
Park. Man spricht aber nicht miteinander. Über die unerfreuliche
Geschichte ist längst Fell gewachsen. Zum Gerichtstermin taucht Herr
K. erst gar nicht auf. Vielleicht auch ein Grund, weshalb das
Verfahren relativ zügig gegen eine Zahlung von 600 Euro in sechs
Raten an den Tierschutzbund eingestellt wird.
"Der Mops an sich ist ein Hund, von dem keinerlei Aggression auf
körperlicher Ebene ausgeht", resümiert Herr B., "das ist auch der
Kenntnisstand, der sich aus der Literatur ergibt." Aus der Literatur
freilich ergibt sich noch ein anderer Kenntnisstand. Niemand hat den
Mops so verherrlicht wie der große Ernst Jandl, dessen Gedicht "Ottos
Mops" in einer fulminanten Textzeile kulminiert: "Ottos Mops kotzt!"
Strafbar ist auch das nicht. Aber etwas unschön.
http://www.fr-aktuell.de/frankfurt_und_hessen/lokalnachrichten/aktuell/?sid=651604c8639882f883e29c6dda277192?em_cnt=921139&em_cnt=921139