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[thing-group] Received 07. 08. 2009 -- 21:16 from from

Re: Kunst,Geld und Poetry

Ich bin sicher kein Freund von Autobahnen, aber ich kann nicht
verstehen, warum es erlaubt sein soll den Autobahnbefürwortern etwas weg
zu nehmen, den Schirnbefürwortern aber nicht.

Ich bin auch nicht gehässig gegen die Schirn, sondern nur der Ansicht,
daß sie genauso gut ist wie Familie Montez. Und daß die beiden
fairerweise Halbe Halbe machen sollten.

Nun mag es sicher möglich sein Geld von Autobahnen in Kultur
abzuzweigen. Aber das wird sicher nicht in Frankfurt entschieden. Andere
Gewichtungen im städtischen Kulturhaushalt durchzusetzen, ist dagegen
auf lokaler Ebene möglich.

Jan, ich weiss nicht, wie Du auf die Idee kommst, es ginge hier um Neid.
Ich spreche hier von Gründen, die mich zu dem Schluss kommen lassen,
das Geld wäre besser anders verteilt.

Und zu Deinen Argumenten für den Mousonturm. Das kann ich bei Schirn,
MMK, Portikus und noch nicht einmal für den Kunstverein feststellen. Die
spielen nach meiner Meinung für die lokale Kunstszene keinerlei Rolle.
Die könnten auch ebensogut weg sein.

Grüsse
Stefan


> Hi Ihr Lieben,
>
> ich möchte lieber, dass Banken oder Autobahnen weniger bekommen als Kunst und Kultur. Auch wenn ich viele Dinge in etablierten Institutionen nicht wirklich spannend finde, bin ich froh dass es sie gibt und dass sie gut finanziert werden.
>
> Wer den Mousonturm mit Schirn etc. gleichsetzt zeigt, dass es die Strukturen des freien Theaters nicht begriffen hat. Ohne Mousonturm und andere koproduzierende Häuser würde es keine interessante und innovative Theater- und Tanzszene geben, nur die paar lokalen und ewig gleiches runterspielenden Lokalmatadoren. Ich würde mir eher mehr Mousontürme wünschen. Ein gutes Haus braucht halt ein bischen Geld, das geht ja zum großen Teil an die freien Künstler die dort produzieren und auftreten. Auch einige Frankfurter Gruppen werden dort produziert.
>
> Mich nervt aber auch diese "wir da unten-Ihr da oben"-Mentalität. Wenn man wirklich mehr Förderung will, muss man den Hintern hochkriegen, sich zusammentun und die Klappe aufmachen. Und nicht unter sich, sondern in Richtung derer, die das zu entscheiden haben. Wir haben die Kulturpolitiker mittlerweile so unter Druck gesetzt, dass die kompletten Förderrichtlinien für freies Theater und Tanz überarbeitet werden. Da geht es Stück für Stück weiter.
>
> Und eines muss ich noch hinzufügen: Wenn irgendwo bei etablierten Kulturinstitutionen gekürzt wird, geht das Geld definitiv nie in die freien Kulturszenen. Dann geht das Geld meist in ganz andere Bereiche. Aber es gibt ja Geld genug, da muss man nicht eine Neiddebatte mit anderen Institutionen führen. Die geht nach hinten los und macht einen unseriös.
>
> Grüße
>
> Jan
>
>
>
>
> -------- Original-Nachricht --------
>> Datum: Thu, 06 Aug 2009 21:26:55 +0200
>> Von: Stefan Beck <stefan [at] thing-frankfurt [dot] de>
>> An: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
>> Betreff: Re: [thing-frankfurt] Kunst,Geld und Poetry
>
>> Ich finde gerade den letzten Satz gut:
>>
>>> statt sich selbst zu kannibalisieren, sollten kulturschaffende
>> thematisieren, welche welt sie wollen. wofür darin geld ausgegeben werden soll.
>> dann hätten sie eine relevanz über ihre eigenen kreise hinaus.
>>
>> Allerdings sehe ich darin noch kein Argument für die ein oder andere
>> Position.
>>
>> Jeder möge doch mal im Zuge des Wahlkampfs das Gespräch mit dem
>> Politikern suchen und herausfinden, wozu sie neigen.
>>
>> In den Beispielen die Du nennst, willst Du im Grunde anderen auch was
>> wegnehmen (Stichwort Bankensubventionen). Du dehnst es nur über den
>> Kulturetat hinaus aus.
>>
>> Ob die Sache damit einfacher wird, bezweifele ich. Du hast nur noch mehr
>> Akteure und zudem noch die Komplikation, daß die Gemeinden einfach
>> verpflichtet sind, für bestimmte Dinge Geld auszugeben. Soziales zB.
>>
>> Ich meine, wir sind noch weit davon entfernt, daß in der
>> Kulturfinanzierung mit gleichen Maßstäben vorgegangen wird.
>>
>> Ich sehe keinen Unterschied zwischen Schirn und Kunstverein Familie
>> Montez. Warum sollen die einen so unverhältnismässig mehr bekommen als
>> die anderen?
>>
>> Hier Gleichbehandlung zu fordern, halte ich für keine Kannibalisierung.
>>
>>
>>
>>> ich tendiere eher zu moritz position, denn stefans argument bleibt in
>>> der eigenen kleinen welt verhaftet. dahinter steckt die idee, dass
>>> niemand mehr geld für kultur (soziales, tariflöhne, freibier, ...) als
>>> bisher ausgeben will. also schichten wir lieber innerhalb des
>>> kultursektors um. das ist nur ein größeres stück vom kuchen für
>> manche,
>>> für andere dann eben ein kleineres. wir sollten die bäckerei wollen,
>>> d.h.: es wird abartig viel geld in die falschen kanäle gepustet (einige
>>> aktuelle und derzeit beliebte beispiele: managerboni, abwrackprämie,
>>> bankensubventionen). statt sich selbst zu kannibalisieren, sollten
>>> kulturschaffende thematisieren, welche welt sie wollen. wofür darin
>> geld
>>> ausgegeben werden soll. dann hätten sie eine relevanz über ihre
>> eigenen
>>> kreise hinaus.
>>>
>>> grüße, martin
>>>
>>> Stefan Beck schrieb:
>>>> Lieber Moritz,
>>>>
>>>> zugegeben, das war etwas böse von mir. Aber auch im Kulturbereich
>>>> wachsen die Bäume nicht zum Himmel.
>>>>
>>>> Wenn jemand mehr haben möchte, müssen andere etwas abgeben.
>>>>
>>>> Ich bin sicher kein Freund der Schirn, ich habe sie aber nicht speziell
>>>> gemeint. Generell sollten aber die großen Institutionen etwas
>>>> zurückstecken und mehr Mittel für die kleinen lassen.
>>>>
>>>> Wenn in Frankfurt alle Institutionen, die über 1 Mio. Euro bekommen 2%
>>>> abgäben, könnte die Projektförderung verzehnfacht werden. (Projekt
>>>> Anhang Null). Ich fände das erstrebenswert.
>>>>
>>>> *stefan
>>>>
>>
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