Einträge vom Samstag, 05. Juli 2008
Received 05. 07. 2008 15:34 from
Betrifft: Theorie der Dämpfung
Hallo Stefan, hallo allen anderen,
ich habe eine Frage aus dem fernen Mönchengladbach: wie kommt Ihr in
Eurer Stadt denn mit der Unterdrückung oder Dämpfung aus den eigenen
Reihen klar, also mit Menschen, die auf die Sache bezogen EINANDER
behindern, boykottieren und damit schlussendlich sich selbst UND der
Sache schaden? Kennt Ihr das, ist das Thema bei Euch?
Wie in vielen anderen Bereichen wäre Zusammenschluss und nicht
Konkurrenz doch bestimmt zumindest EIN Schlüssel, selbst die
hartgesottensten Institutionen zu er-schließen... --- auf welche Art
seid Ihr - außer im Netz - denn noch so als Gruppe unterwegs? Oder:
seid Ihr das überhaupt, und wenn ja: was macht Ihr damit für
Erfahrungen? Und könnte man noch größere Zusammenschlüsse bilden, um
der Sache mehr Gewicht zu verleihen?
Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Sabine
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
geschrieben:
>
> Ein Nachtrag zur kulturellen Provinz.
>
> Beim Aufräumen fiel mir das schöne Büchlein von Geert Lovink in die
> Hände: Hör zu - oder stirb.
>
> Er beschreibt darin autonome Radioprojekte in den Niederlanden. Einen
> der Beteiligten lässt er wie folgt zu Wort kommen:
>
> "Wenn Du ein Signal durch 40km Kupferdraht laufen lässt, finde ich,
> musst Du das hören können. Die teuere Apparatur, die normale
> Radiostationen gebrauchen, liefert nur noch Stille. Die VU-Meter von
> echten Apparaten schlagen noch aus bei bis zu 50dB, während ein
> gewöhnliches Cassettendeck nur bis 20dB geht. Sie sind stiller als
> still. Die harten und sanften Geräusche werden noch voneinander
> getrennt. Warum sollst Du ein Recht auf soviel Stille haben?"
>
> Ich finde den letzten Satz grossartig, und so nebenbei ein profundes
> Motto für die Arbeit von Thing Frankfurt.
>
> Sicherlich ist es keine neuartige Erkenntnis, dass Institutionen ihre
> Funktion im Aussortieren und Unterdrücken (Dämpfen) haben.
>
> Bedenklicher jedoch, wie sie es immer wieder schaffen gerade diese
> Dämpfung uns als etwas Positives zu verkaufen.
>
> Ich sprach von den kulturellen Verboten, und so könnte die Botschaft
der
> Institution lauten:
>
> "Wir haben uns soviel verboten, dass Du auf unsere asketische Leistung
> stolz sein kannst."
>
> Mit Lovink könnten wir nun anworten, wir wären gar nicht an ihrer
Stille
> und ihrer Askese interessiert. Es darf gerne etwas lauter zugehen.
>
> Ganz nebenbei bemerkt noch Lacan im Seminar VII, man hätte sich schon
> daran gewöhnt, dass Verwaltungsmenschen Heilige wären, - vielleicht
> wären aber Heilige auch Verwaltungsmenschen?
>
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