Einträge vom Dienstag, 26. August 2008
Received 26. 08. 2008 23:01 from
Betrifft: status kunst und der rezipient
Guten Abend, Stefan und allen anderen,
für mich sieht das so aus: da sind zwei Flaschentrockner. Der eine ist
auf kreative oder besser: künstlerische Art genutzt, etwas zu
transformieren, etwas auf seine Art zu sagen, das Duchamp den Menschen
sagen wollte. (Obwohl es schwieriger ist, bei Ready-mades von
Transformation zu sprechen; es kommt darauf an, was der Erschaffer
eben zu seiner Arbeit sagt, wie er sie erklärt. Ja, ich finde, das
muss er [können]!)
Der eine Betrachter hat oder bekommt vielleicht einen Draht zu Duchamp
und/oder seiner Aussage. Der andere sieht einen Flaschentrockner.
Mit „Qualitätssiegel" war gemeint, dass es Leute gibt, die meinen,
nun, da der Flaschentrockner (selbstverständlich nur dieser ;-) !) zu
„Kunst" zählt, müsse das nun jeder auch so verstehen. Das ist aber
natürlich weit gefehlt. Und es ist ja nicht weit gefehlt, weil das
alles nur Banausen wären... sie werden lediglich nicht von dieser
Arbeit Duchamps angesprochen. „Kunst" ist es trotzdem und darf es
sein, solange der Begriff die „grobe Sparte" bezeichnet, in der z. B.
Duchamp tätig war: in der kreativen Transformation für Menschen. Der
Begriff sagt nicht per se, dass eine Arbeit „gut", „wertvoll",
was-auch-immer ist. Er sagt, diese Arbeit ist im Bereich „Kunst"
verrichtet worden, nicht in der Medizin oder in der Physik, auf dem
Bau oder wo-auch-immer.
Dann gibt es noch den Stand dieser Kunst in der Historie; den kann man
nun absolut sehen, so hinnehmen, wie es bis jetzt gewachsen ist und
sagen: und da steht z. B. Duchamp. Aus dem und dem Grund ist er in den
Kunstkanon aufgenommen. Das ist Kunst. Herleitbar, erklärbar.
So kann ich die einzelne Arbeit aber nicht sehen, bei allem Bemühen
nicht. Ich meine... ich höre schon, was man sagt, ich kann es
aufnehmen, und in gewissen Hinsicht „verstehe" ich es auch. Aber es
ist mir zu „menschengemacht". Zu Vieles wird nicht berücksichtigt; zu
viele Namen fehlen, die alle unbekannt sind und unbekannt bleiben,
weil sie entweder gerade nicht zur rechten Zeit am rechten Ort waren.
Oder autistisch. Oder einfach schüchtern. Oder arm und ohne Stipendium.
Auch sie haben viellecht „Kunst" gemacht oder machen sie gerade. Nur
dürfen sie das Wort nicht benutzen, weil es für viele ein
„Qualitätssiegel" ist, das man sich nicht selbst anhängen kann, ohne
sich absolut lächerlich zu machen.
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
geschrieben:
>
> Hallo Sabine,
>
> ich weiss nicht genau, was Du mit "Qualitätssiegel" meinst.
>
> Ich verstehe unter Status eine Zuschreibung, die auf keiner
> substantiellen Eigenschaft des Objektes beruht.
>
> Wenn wir zwei Flaschentrockner haben, von denen der eine von Duchamp
> stammt, so dieser einen Kunststatus. Obwohl ihn ansonsten nichts von
dem
> anderen Flaschentrockner unterscheidet.
>
> Unter dieser Voraussetzung ist Qualitätssiegel = Status.
>
> > Aus "form vs. inhalt", 20.08.:
> >
> > "Ich nehme nicht etwas "als Kunst" wahr, und ich glaube, das tut im
> > Grunde kein Mensch, jedenfalls nicht, wenn man es ursprünglich
betrachtet.
> >
> > Und da ich weiter fest davon überzeugt bin, dass es im Grunde kein
> > Kunstwerk alleine aus sich heraus gibt, muss ich folgern und tue das
> > auch, dass die Kunst ohne Rezipienten verschwindet..." (Eigenzitat)
> >
> > ---
> >
> > Der Gegenstand der Transformation verschwindet bei der
> > Ausstellungskunst auch nicht "nachts im Museum". Die Kunst kann sich
> > aber nur zwischen Werk (oder Arbeit) und Rezipient ereignen.
> >
> > Der "Fehler" ist, "Kunst" als Qualitätssiegel zu benutzen. Es gibt für
> > mich keinen "Status Kunst".
> >
> > Ich benutze das Wort schon einmal unvorsichtigerweise so, um einen
> > "Gegenstand der Transformation" (oder auch für die
> > Nicht-Ausstellungskünstler Gegenstand der Aktion, Inter-Aktion oder
> > wie auch immer) kurz zu bezeichnen. Und ich missverstehe mich dann
> > natürlich mit Menschen, die den Begriff wie ein Qualitätssiegel
> > benutzen...
> >
> > sorry... aber ich sitze schon wieder am PC ;-/)) ...
> >
> >
>
>
>
> --
>
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> The Thing Frankfurt
> http://www.thing-frankfurt.de
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> Stefan Beck
> Hohenstaufenstr. 8
> 60327 Frankfurt
> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
>
> Thing Frankfurt Mailinglist:
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Received 26. 08. 2008 20:56 from
Re: Betrifft: status kunst und der rezipient
Hallo Sabine,
ich weiss nicht genau, was Du mit "Qualitätssiegel" meinst.
Ich verstehe unter Status eine Zuschreibung, die auf keiner
substantiellen Eigenschaft des Objektes beruht.
Wenn wir zwei Flaschentrockner haben, von denen der eine von Duchamp
stammt, so dieser einen Kunststatus. Obwohl ihn ansonsten nichts von dem
anderen Flaschentrockner unterscheidet.
Unter dieser Voraussetzung ist Qualitätssiegel = Status.
> Aus "form vs. inhalt", 20.08.:
>
> "Ich nehme nicht etwas "als Kunst" wahr, und ich glaube, das tut im
> Grunde kein Mensch, jedenfalls nicht, wenn man es ursprünglich betrachtet.
>
> Und da ich weiter fest davon überzeugt bin, dass es im Grunde kein
> Kunstwerk alleine aus sich heraus gibt, muss ich folgern und tue das
> auch, dass die Kunst ohne Rezipienten verschwindet..." (Eigenzitat)
>
> ---
>
> Der Gegenstand der Transformation verschwindet bei der
> Ausstellungskunst auch nicht "nachts im Museum". Die Kunst kann sich
> aber nur zwischen Werk (oder Arbeit) und Rezipient ereignen.
>
> Der "Fehler" ist, "Kunst" als Qualitätssiegel zu benutzen. Es gibt für
> mich keinen "Status Kunst".
>
> Ich benutze das Wort schon einmal unvorsichtigerweise so, um einen
> "Gegenstand der Transformation" (oder auch für die
> Nicht-Ausstellungskünstler Gegenstand der Aktion, Inter-Aktion oder
> wie auch immer) kurz zu bezeichnen. Und ich missverstehe mich dann
> natürlich mit Menschen, die den Begriff wie ein Qualitätssiegel
> benutzen...
>
> sorry... aber ich sitze schon wieder am PC ;-/)) ...
>
>
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The Thing Frankfurt
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Stefan Beck
Hohenstaufenstr. 8
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