Einträge vom Dienstag, 03. März 2009

[thing-group] Received 03. 03. 2009 18:18 from

Re: Betrifft: Zerstoerung und Moral-Apostel?

Hallo Sabine,

den Ansatz von Hrn. Beck habe ich bereits gelesen, er erscheint mir ebenso interessant wie bedenkenswert.

Zerstörung in der Kunst gibt es öfter, hast du ja bereits ebenfalls schon angemerkt (?) z.B. gewisse Fluxus Tendenzen.
Ich kann mich ebenfalls an die explodierende Maschinen und Schieß-Bild-Aktionen "erinnern", die Jean Tinguely wie Nikki de St. Phalle initiiert haben. Oder was auch einen sehr destruktiven Eindruck bei mir hinterlassen hat, waren einige "Arbeiten" der Wiener Aktionisten, wie die von H. Nitsch.

Zum Thema eventuell passend bin ich auf eine Seite gestoßen, von einem Kunstschaffenden mit Namen "IGADIM" der auch den folgenden, interessanten Ansatz vertritt:

"Schütz die Kunst vor destruktiven Menschen."

http://www.igadim.de/index.php?page=igm_schutzderkunst&focus=&chosen=

Grundsätzlich möchte ich die These jedoch aufrecht erhalten, das nichts zerstört werden kann, was nicht auf die eine oder andere "Art" vorher geschaffen worden ist. Zerstörung sich daher immer auf etwas beziehen muss, was eine kreative Vor-Geschichte hat. Das nun Zerstörung auch einen Prozess beschreiben kann, der kreative Ansätze beinhaltet und durch den ebenso Wandlungen vollzogen werden, ist sicher denkbar.
Gewisse religiöse Strömungen, wie der Buddhismus ziehen übrigens die ihnen inwendige Kraft auch aus der Folgerung, dass etwas was nicht geschaffen wurde, das Nirvana etwa, auch nicht zerstört werden kann. Irgendwie beruhigend, finde ich.

Zerstörung in der Kunst ist für mich vorstellbar, nur halte ich es nicht für ratsam, irgendeine Form von Leben daraufhin zu zerstören. Besonders auch da wir einer Lebensform anzugehören scheinen, die sich möglicherweise noch auf dem Weg befindet dahin, sich gänzlich selber wie ihre auch positiv wirksamen Potentiale zu erkennen.

Ich frage mich ebenso, ob der Begriff das Tun, den "destruktiven" Eingriff irgendwie einzugrenzen vermag und was wir damit gewinnen (können)?
....




----- Original Message -----
From: Sabine Pint
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
Sent: Tuesday, March 03, 2009 10:27 AM
Subject: [thing-frankfurt] Betrifft: Zerstoerung und Moral-Apostel?


Hallo Churchjard,

soll ich auch wieder "Sie" sagen ;-/) ... ich duze hier ganz
ungeniert, weil ich in Jahren gelernt (und akzeptiert) habe, dass das
unter Kreativschaffenden so Usus ist; ich selbst bin von Hause aus
auch ein "Siezer". Für diese Mail wähle ich die Form der eleganten
Umschiffung ;-)) ...

also: ich gehe konform, dass "Zerstörung" nicht "prioritär
menschheitsbestimmend" angesehen werden sollte, aber ich würde
manchmal auch einen positiven Nutzen eben auch nicht ausschließen. Und
manchmal - eben in der Kunst - IST die Zerstörung SELBST das
Konstruktive (um nicht "Produktive" sagen zu müssen, obwohl selbst das
in meinen Augen kein Widerspruch wäre...).

Der Begriff kann rein destruktiv verstanden werden, auch konstruktiv,
und er kann definiert werden.

Auch für mich gibt es Zerstörung, die man sich m. E. nicht auf die
kulturelle Fahne schreiben sollte... für die man sich sogar schämen
muss... --- aber solche Zerstörung gibt es eben nicht nur...

vielleicht müsste man für die Art Zerstörung, die ich jetzt meine,
einfach ein passenderes Wort wählen, und "Wandel" war doch ein
Vorschlag ;-) . Bei "Wandel" fehlte mir nur das Moment des
menschlichen (zerstörerischen...?) Eingriffs, aber selbst das könnte
man durch eine Definition ja voraussetzen... schwierig %-/) ...

viele Grüße,

Sabine

--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat "Churchjard"
geschrieben:
>
> Hallo Sabine Pint,
>
> vielen Dank für die freundliche Rezeption meiner Ansätze zum Thema.
>
> Eine Definitionsfrage, meinen sie? Also ein Selektonskriterium?
>
> Mir geht es auch darum, "Zerstörung" nicht als kulturell produktiven
und prioritär menschheitsbestimmenden, unausweichlichen Ansatz stehen
zu lassen, so unhinterfragt!?
>
>
> ...
>
> ----- Original Message -----
> From: Sabine Pint
> To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
> Sent: Friday, February 27, 2009 5:37 PM
> Subject: [thing-frankfurt] Betrifft: Zerstoerung und Moral
>
>
> Hallo Stefan, hallo allen anderen,
>
> genau das habe ich gemeint mit
>
> "Liegt es vielleicht am BEGRIFF "Zerstörung", dass Churchyard (der
> wunderbar menschlich und sympathisch schreibt für meine Begriffe
> übrigens :-) ) diesen in dem Zusammenhang so ablehnt...?"
>
> Es ist mal wieder eine Definitionsfrage, oder nicht..?
>
> Viele Grüße und schonmal ein schönes Wochenende,
>
> Sabine
>
> --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
> geschrieben:
> >
> > Ich finde den Begriff der Zerstörung nur in wenigen
Ausnahmefällen für
> > brauchbar.
> >
> > Ich würde lieber von Wandel sprechen.
> >
> > Ab 1. April haben wir einen neuen Direktor des Frankfurter
> Kunstvereins,
> > Holger Kube Ventura.
> >
> > Wie wird sich der Kunstverein wandeln? Welchen Wandel erwarten
wir von
> > Thing Frankfurt von Holger Kube Ventura?
> >
> >
> > >> Bedenkt aber all die Arbeit!
> > > Durch vieles schon bestehende wird nicht zuviel moeglichkeit
> > > eingeschraenkt?
> > > Aus menschlicher perspektive wuerde ich sagen:
> > > Ersetzt was sonst zusammenbricht oder explodiert
> > > (oder boesen schimmel entwickelt)
> > >
> >
> >
> >
> > * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
> > * Gib Thing Frankfurt Dein Gesicht:
> > * http://www.thing-frankfurt.de/home/yourface/
> > * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
> >
> > --
> >
> >
> > The Thing Frankfurt
> > http://www.thing-frankfurt.de
> >
> > * * *
> >
> > Stefan Beck
> > Hohenstaufenstr. 8
> > 60327 Frankfurt
> > T. ++49-(0)69 - 741 02 10
> >
> > Thing Frankfurt Mailinglist:
> > mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
> >
>
>
>
>
>
> [Die Teile dieser Nachricht, die nicht aus Text bestanden, wurden
entfernt]
>





[Die Teile dieser Nachricht, die nicht aus Text bestanden, wurden entfernt]



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[thing-group] Received 03. 03. 2009 14:51 from

Kulturelite

Bei aller berechtigter Diskussion um den Begriff der Zerstörung sei auf
die herzerfrischenen Themen unserer Parlamentarier verwiesen.

TOP 11 der kommenden Sitzung des Kultur- und Freizeitausschusses handelt
von folgendem:

a) Warum soll der Pächter des Schirn-Cafés durch einen Caterer ersetzt
werden?

b) Soll das Schirn-Café künftig zur Event-Location für die Frankfurter
"Banken- und Kulturelite" umfunktioniert werden?

Bericht des Magistrats vom 23.01.2009, B 55
(StR Prof. Dr. Felix Semmelroth)

Also, wenn es in Frankfurt wirklich eine "Kulturelite" gäbe, dann würd
ich da gerne hingehen.

# # # # # # # # # # # #

Einladung
zur 29. Sitzung des Kultur- und Freizeitausschusses am

Donnerstag, dem 12. März 2009, 17.00 Uhr,

Rathaus-Südbau, Bethmannstraße 3, 3. Obergeschoss, Sitzungssaal 310
(Besuchereingang: Bethmannstraße 3)

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, an dieser
öffentlichen Sitzung teilzunehmen.

http://www.stvv.frankfurt.de/parlis2/parlis.php?DOK=TO-A-K



* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
* Gib Thing Frankfurt Dein Gesicht:
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Stefan Beck
Hohenstaufenstr. 8
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Thing Frankfurt Mailinglist:
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[thing-group] Received 03. 03. 2009 14:32 from

Re: Betrifft: Zerstoerung und Moral-Apostel?

Hallo Sabine,

ich muss nochmal nachfragen. Welche Beispiele für Zerstörung fallen Dir
in der Kunst ein?

Dass Kunstwerke bewusst und konkret zerstört werden, kommt doch kaum
vor. Hin und wieder gibt es Attentate auf Kunstwerke. Aber die haben
selbst keinen künstlerischen Charakter.

Dann gibt es die Destruktionskunst, wie von Gustav Metzger. Aber da ist
die Zerstörung auf Dinge angewandt, die schon bewusst für die Zerstörung
ausgewählt wurden.

Ansonsten hat der Begriff der Zerstörung eher symbolische Dimension.
Benjamin spricht von der Zerstörung der Aura, die Fotografie und Film
den Kunstwerken antun. Zerstörung meint aber auch hier keine
Sachbeschädigung, sondern das überschreiben der kulturellen Archive.

Ich glaube, alles was seit Nietzsche (auf den sich auch Benjamin
bezieht) von Zerstörung geredet wurde, ist konkret eine Neubeschreibung.

Im Sinne von Rorty liesse sich hier von einem Wechsel des Vokabulars
sprechen. Das alte Vokabular ("Aura" zB) wird als ungenügend empfunden
und durch ein neues ersetzt.

>
> also: ich gehe konform, dass "Zerstörung" nicht "prioritär
> menschheitsbestimmend" angesehen werden sollte, aber ich würde
> manchmal auch einen positiven Nutzen eben auch nicht ausschließen. Und
> manchmal - eben in der Kunst - IST die Zerstörung SELBST das
> Konstruktive (um nicht "Produktive" sagen zu müssen, obwohl selbst das
> in meinen Augen kein Widerspruch wäre...).

>
> vielleicht müsste man für die Art Zerstörung, die ich jetzt meine,
> einfach ein passenderes Wort wählen, und "Wandel" war doch ein
> Vorschlag ;-) . Bei "Wandel" fehlte mir nur das Moment des
> menschlichen (zerstörerischen...?) Eingriffs, aber selbst das könnte
> man durch eine Definition ja voraussetzen... schwierig %-/) ...
>



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[thing-group] Received 03. 03. 2009 10:27 from

Betrifft: Zerstoerung und Moral-Apostel?

Hallo Churchjard,

soll ich auch wieder "Sie" sagen ;-/) ... ich duze hier ganz
ungeniert, weil ich in Jahren gelernt (und akzeptiert) habe, dass das
unter Kreativschaffenden so Usus ist; ich selbst bin von Hause aus
auch ein "Siezer". Für diese Mail wähle ich die Form der eleganten
Umschiffung ;-)) ...

also: ich gehe konform, dass "Zerstörung" nicht "prioritär
menschheitsbestimmend" angesehen werden sollte, aber ich würde
manchmal auch einen positiven Nutzen eben auch nicht ausschließen. Und
manchmal - eben in der Kunst - IST die Zerstörung SELBST das
Konstruktive (um nicht "Produktive" sagen zu müssen, obwohl selbst das
in meinen Augen kein Widerspruch wäre...).

Der Begriff kann rein destruktiv verstanden werden, auch konstruktiv,
und er kann definiert werden.

Auch für mich gibt es Zerstörung, die man sich m. E. nicht auf die
kulturelle Fahne schreiben sollte... für die man sich sogar schämen
muss... --- aber solche Zerstörung gibt es eben nicht nur...

vielleicht müsste man für die Art Zerstörung, die ich jetzt meine,
einfach ein passenderes Wort wählen, und "Wandel" war doch ein
Vorschlag ;-) . Bei "Wandel" fehlte mir nur das Moment des
menschlichen (zerstörerischen...?) Eingriffs, aber selbst das könnte
man durch eine Definition ja voraussetzen... schwierig %-/) ...

viele Grüße,

Sabine



--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat "Churchjard"
geschrieben:
>
> Hallo Sabine Pint,
>
> vielen Dank für die freundliche Rezeption meiner Ansätze zum Thema.
>
> Eine Definitionsfrage, meinen sie? Also ein Selektonskriterium?
>
> Mir geht es auch darum, "Zerstörung" nicht als kulturell produktiven
und prioritär menschheitsbestimmenden, unausweichlichen Ansatz stehen
zu lassen, so unhinterfragt!?
>
>
> ...
>
> ----- Original Message -----
> From: Sabine Pint
> To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
> Sent: Friday, February 27, 2009 5:37 PM
> Subject: [thing-frankfurt] Betrifft: Zerstoerung und Moral
>
>
> Hallo Stefan, hallo allen anderen,
>
> genau das habe ich gemeint mit
>
> "Liegt es vielleicht am BEGRIFF "Zerstörung", dass Churchyard (der
> wunderbar menschlich und sympathisch schreibt für meine Begriffe
> übrigens :-) ) diesen in dem Zusammenhang so ablehnt...?"
>
> Es ist mal wieder eine Definitionsfrage, oder nicht..?
>
> Viele Grüße und schonmal ein schönes Wochenende,
>
> Sabine
>
> --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
> geschrieben:
> >
> > Ich finde den Begriff der Zerstörung nur in wenigen
Ausnahmefällen für
> > brauchbar.
> >
> > Ich würde lieber von Wandel sprechen.
> >
> > Ab 1. April haben wir einen neuen Direktor des Frankfurter
> Kunstvereins,
> > Holger Kube Ventura.
> >
> > Wie wird sich der Kunstverein wandeln? Welchen Wandel erwarten
wir von
> > Thing Frankfurt von Holger Kube Ventura?
> >
> >
> > >> Bedenkt aber all die Arbeit!
> > > Durch vieles schon bestehende wird nicht zuviel moeglichkeit
> > > eingeschraenkt?
> > > Aus menschlicher perspektive wuerde ich sagen:
> > > Ersetzt was sonst zusammenbricht oder explodiert
> > > (oder boesen schimmel entwickelt)
> > >
> >
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