Einträge vom Mittwoch, 03. Juni 2009
Received 03. 06. 2009 22:58 from
Initiativbewerbung
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Hallo Stefan,
ich bin auf der Suche nach einem Praktikumsplatz.
Hast du vielleicht Bedarf an einer Praktikantin?
Hier meine Bewerbung:
Nach erfolgreicher Beendigung meines Magister-Studiums
in Soziologie, Politik Wissenschaft und Ethnologie
vor wenigen Wochen, konnte ich bisher noch keine
bezahlte Arbeit finden. Da die Gesellschaft nun
meine Grundsicherung trägt, ist es mir ein dringendes
Bedürfnis, mich im Gegenzug ehrenamtlich zu
betätigen. Mir liegen andere Dienstleistungen
nicht sonderlich, und weil ich überaus Kunst-, Kultur- und
Kommunikationsinteressiert bin, wäre eine ein Praktikum
bei thing Frankfurt bzw. trudi.sozial optimal.
Ich dachte an eine 10 bis 20 Std./Woche je nach
Bedarf und erwarte natürlich keine Vergütung.
Ich kann Kaffee kochen, tippen, Zigaretten drehen,
ein bisschen denken, analysieren, argumentieren
und Texte verfassen; und sozial sein. Darüber hinaus
besitze ich natürlich sämtliche Schlüsselkompetenzen wie
Flexibilität, Belastbarkeit, Team- und Kommunikationsfähigkeit.
Über ein Vorstellungsgespräch würde ich mich
sehr freuen.Gerne reiche ich entsprechende Belege
zu meinem Lebenslauf nach.
Vielen Dank und
mit freundlichen Grüßen
Tunay Ö.
--
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[Die Teile dieser Nachricht, die nicht aus Text bestanden, wurden entfernt]
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Received 03. 06. 2009 19:23 from
RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
Hallo Tunay,
das ist leider nicht sicher. Vielleicht im Herbst. Hängt auch von der
Anmeldesituation ab. Denn eigentlich ist es für Mitglieder von RadioX.
Herzliche Grüsse
Stefan
> hm,
> das seminar hätte ich dringend nötig, insbesondere
> was websitenerstellung angeht..aber 13. mai bin ich
> leider nicht im lande. (wann) gibt es das nochmal, damit
> ich mir das frühzeitig hinter die ohren schreiben kann?
>
> tun
>
>
>
>
>>
>> -------- Original-Nachricht --------
>> Datum: Tue, 02 Jun 2009 19:16:46 +0200
>> Von: Stefan Beck <stefan [at] thing-frankfurt [dot] de>
>> An: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
>> Betreff: [thing-frankfurt] RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
>>
>>
>>
>>
>> Am Samstag, den 13.6. (11:00) gebe ich bei Radio X nochmals ein Seminar
>> Internet für Anfänger.
>>
>> Wieder sind noch Plätze frei. Wer will, kann daran teilnehmen. Ein
>> Bezug
>> zu Radio X ist nicht nötig. Das Seminar ist kostenlos.
>>
>> Es werden behandelt: Grundlagen des Internets und Webseitenerstellung
>> mit HTML. Ein Ausflug Richtung Content Management ist möglich.
>>
>> Schreibt direkt an mich, nicht an die Liste.
>>
>> Bei:
>> radio x
>> Schützenstraße 12
>> 60311 Frankfurt
>>
>> --
>>
>> The Thing Frankfurt
>> http://www.thing-frankfurt.de
>>
>> * * *
>>
>> Stefan Beck
>> Hohenstaufenstr. 8
>> 60327 Frankfurt
>> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
>>
>> Thing Frankfurt Mailinglist:
>> mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
>>
>>
>
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
* Gib Thing Frankfurt Dein Gesicht:
* http://www.thing-frankfurt.de/home/yourface/
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
--
The Thing Frankfurt
http://www.thing-frankfurt.de
* * *
Stefan Beck
Hohenstaufenstr. 8
60327 Frankfurt
T. ++49-(0)69 - 741 02 10
Thing Frankfurt Mailinglist:
mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
------------------------------------
Received 03. 06. 2009 19:21 from
RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
Hallo Michael,
Du musst Dich VERBINDLICH anmelden bei RadioX bis Montag 8.6.
mailto:office [at] radio-x [dot] de
Grüsse
Stefan
> Hallo Stefan,
>
> wenn nichts dazwischen kommt, wäre ich vielleicht mit dabei... wo
> müsste ich da hin kommen?
>
> Grüße,
> Michael
>
>
> Am 02.06.2009 um 19:16 schrieb Stefan Beck:
>
>>
>> Am Samstag, den 13.6. (11:00) gebe ich bei Radio X nochmals ein
>> Seminar
>> Internet für Anfänger.
>>
>> Wieder sind noch Plätze frei. Wer will, kann daran teilnehmen. Ein
>> Bezug
>> zu Radio X ist nicht nötig. Das Seminar ist kostenlos.
>>
>> Es werden behandelt: Grundlagen des Internets und Webseitenerstellung
>> mit HTML. Ein Ausflug Richtung Content Management ist möglich.
>>
>> Schreibt direkt an mich, nicht an die Liste.
>>
>> Bei:
>> radio x
>> Schützenstraße 12
>> 60311 Frankfurt
>>
>> --
>>
>> The Thing Frankfurt
>> http://www.thing-frankfurt.de
>>
>> * * *
>>
>> Stefan Beck
>> Hohenstaufenstr. 8
>> 60327 Frankfurt
>> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
>>
>> Thing Frankfurt Mailinglist:
>> mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
>>
>>
>>
>
>
>
> [Die Teile dieser Nachricht, die nicht aus Text bestanden, wurden entfernt]
>
>
>
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>
>
Received 03. 06. 2009 18:50 from
Re: RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
hm,
das seminar hätte ich dringend nötig, insbesondere
was websitenerstellung angeht..aber 13. mai bin ich
leider nicht im lande. (wann) gibt es das nochmal, damit
ich mir das frühzeitig hinter die ohren schreiben kann?
tun
>
> -------- Original-Nachricht --------
> Datum: Tue, 02 Jun 2009 19:16:46 +0200
> Von: Stefan Beck <stefan [at] thing-frankfurt [dot] de>
> An: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
> Betreff: [thing-frankfurt] RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
>
>
>
>
> Am Samstag, den 13.6. (11:00) gebe ich bei Radio X nochmals ein Seminar
> Internet für Anfänger.
>
> Wieder sind noch Plätze frei. Wer will, kann daran teilnehmen. Ein
> Bezug
> zu Radio X ist nicht nötig. Das Seminar ist kostenlos.
>
> Es werden behandelt: Grundlagen des Internets und Webseitenerstellung
> mit HTML. Ein Ausflug Richtung Content Management ist möglich.
>
> Schreibt direkt an mich, nicht an die Liste.
>
> Bei:
> radio x
> Schützenstraße 12
> 60311 Frankfurt
>
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Received 03. 06. 2009 15:21 from
Re: RadioX Seminar: Internet für Anfänger 2
Hallo Stefan,
wenn nichts dazwischen kommt, wäre ich vielleicht mit dabei... wo
müsste ich da hin kommen?
Grüße,
Michael
Am 02.06.2009 um 19:16 schrieb Stefan Beck:
>
>
> Am Samstag, den 13.6. (11:00) gebe ich bei Radio X nochmals ein
> Seminar
> Internet für Anfänger.
>
> Wieder sind noch Plätze frei. Wer will, kann daran teilnehmen. Ein
> Bezug
> zu Radio X ist nicht nötig. Das Seminar ist kostenlos.
>
> Es werden behandelt: Grundlagen des Internets und Webseitenerstellung
> mit HTML. Ein Ausflug Richtung Content Management ist möglich.
>
> Schreibt direkt an mich, nicht an die Liste.
>
> Bei:
> radio x
> Schützenstraße 12
> 60311 Frankfurt
>
> --
>
> The Thing Frankfurt
> http://www.thing-frankfurt.de
>
> * * *
>
> Stefan Beck
> Hohenstaufenstr. 8
> 60327 Frankfurt
> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
>
> Thing Frankfurt Mailinglist:
> mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
>
>
>
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Received 03. 06. 2009 11:20 from
0-) n0name nachrichten #139
|<------ Breite: 72 Zeichen - Fixed Width Font: Courier New, 10 ------>|
0-) n0name nachrichten #139 Mi., 03.06.2009 11:06 CET
*Inhalt/Contents*
1. Debord - La Société du spectacle.srt als .txt 3
2. verteidigt das Portal der Fantasie
aus: _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien
der Technokultur 3.2_ (Fortsetzung aus nn #138)
32 KB, ca. 19 DIN A4-Seiten
------------------------------------------------------------------------
1.
Debord - La Société du spectacle.srt als .txt 3
457
00:26:44,877 --> 00:26:46,491
Das diffuse Spektakuläre
458
00:26:46,633 --> 00:26:49,097
begleitet den WarenÜberfluss,
459
00:26:49,286 --> 00:26:53,331
d.h. die ungestörte Entwicklung des modernen Kapitalismus.
460
00:26:55,239 --> 00:26:58,569
Jede Ware dabei für sich genommen
461
00:26:58,664 --> 00:27:01,597
ist gerechtfertigt im Namen der Größe der
462
00:27:01,710 --> 00:27:03,131
Gesamtproduktion von Gegenständen,
463
00:27:03,277 --> 00:27:06,265
deren apologetischer Katalog das Spektakel ist.
464
00:27:06,417 --> 00:27:10,213
Unvereinbare Behauptungen drängen sich auf der Bühne des vereinigten
465
00:27:10,340 --> 00:27:13,033
Spektakels der Überfluss-Ökonomie,
466
00:27:13,238 --> 00:27:15,663
ebenso wie verschiedene Star-Waren
467
00:27:15,789 --> 00:27:18,700
gleichzeitig ihre widersprüchlichen
468
00:27:18,845 --> 00:27:20,481
Einrichtungspläne der Gesellschaft vortragen,
469
00:27:20,639 --> 00:27:22,669
in der das Spektakel der Kraftwagen
470
00:27:22,766 --> 00:27:26,384
einen vollkommenen Verkehr verlangt, der die Altstädte zerstört,
471
00:27:26,561 --> 00:27:30,615
während das Spektakel der Stadt selbst Museen-Viertel braucht.
472
00:27:30,861 --> 00:27:34,172
Daher wird die bereits problematische Zufriedenheit,
473
00:27:34,448 --> 00:27:38,180
die angeblich dem Konsum der Gesamtheit eignet,
474
00:27:38,267 --> 00:27:40,204
unmittelbar verfälscht,
475
00:27:40,329 --> 00:27:44,528
indem der wirkliche Konsument direkt nur eine Aufeinanderfolge
476
00:27:44,641 --> 00:27:47,449
von Bruchstücken dieses Warenglücks berühren kann,
477
00:27:47,642 --> 00:27:49,500
denen jedesmal
478
00:27:49,613 --> 00:27:54,345
die der Gesamtheit zugeschriebene Qualität offensichtlich fehlt.
479
00:27:54,975 --> 00:27:58,502
Jede bestimmte Ware kämpft für sich selbst,
480
00:27:58,675 --> 00:28:00,770
kann die anderen nicht anerkennen,
481
00:28:00,919 --> 00:28:04,572
will sich überall durchsetzen, als ob sie die einzige sei.
482
00:28:04,887 --> 00:28:08,832
Damit wird das Spektakel zum epischen Gesang dieses Zusammenstoßes,
483
00:28:09,052 --> 00:28:12,533
den der Fall keines Troja beenden könnte.
484
00:28:12,887 --> 00:28:16,109
Das Spektakel besingt nicht die Männer und ihre Waffen,
485
00:28:16,297 --> 00:28:19,399
sondern die Waren und ihre Leidenschaften.
486
00:28:19,745 --> 00:28:21,659
In diesem blinden Kampf
487
00:28:21,756 --> 00:28:24,430
vollbringt jede Ware, indem sie sich von ihrer Leidenschaft
hinreißen lässt,
488
00:28:24,607 --> 00:28:28,677
Bewusstlos ein Höheres:
489
00:28:28,949 --> 00:28:31,264
das Welt-Werden der Ware,
490
00:28:31,382 --> 00:28:34,925
das ebenso das zur-Ware-Werden der Welt ist.
491
00:28:35,153 --> 00:28:38,517
So kämpft sich, dank einer List der Warenvernunft,
492
00:28:38,782 --> 00:28:41,990
das Besondere der Ware aneinander ab,
493
00:28:43,026 --> 00:28:45,168
während die Warenform
494
00:28:45,404 --> 00:28:48,061
auf ihre absolute Verwirklichung zugeht.
495
00:28:49,514 --> 00:28:52,723
Im Bild der glücklichen Vereinheitlichung der Gesellschaft
496
00:28:52,852 --> 00:28:54,127
durch den Konsum
497
00:28:54,316 --> 00:28:56,852
ist die reale Teilung zurückgestellt
498
00:28:57,049 --> 00:29:00,608
nur bis zum nächsten Nichterfüllen im Konsumierbaren.
499
00:29:01,363 --> 00:29:04,972
Jedes besondere Produkt, das die Hoffnung darstellen soll
500
00:29:05,085 --> 00:29:06,858
auf eine blitzschnelle Abkürzung,
501
00:29:07,003 --> 00:29:10,866
um endlich ins gelobte Land des totalen Konsums zu gelangen,
502
00:29:11,252 --> 00:29:14,244
wird der Reihe nach feierlich präsentiert
503
00:29:14,334 --> 00:29:17,236
als die entscheidende Einzigartigkeit.
504
00:29:18,283 --> 00:29:21,884
Aber wie im Falle der augenblicklichen Verbreitung
505
00:29:22,045 --> 00:29:25,176
der Moden von scheinbar aristokratischen Vornamen,
506
00:29:25,354 --> 00:29:29,641
die von fast allen gleichaltrigen Individuen getragen werden,
507
00:29:29,803 --> 00:29:32,654
so kann der Gegenstand, von dem eine einzigartige Macht erwartet wird,
508
00:29:32,767 --> 00:29:35,723
nur dadurch der Andacht der Massen geweiht werden,
509
00:29:35,880 --> 00:29:39,644
dass er in einer hinreichend großen Zahl von Exemplaren
vervielfältigt wurde,
510
00:29:39,799 --> 00:29:42,471
um massenhaft konsumiert zu werden.
511
00:29:42,754 --> 00:29:46,030
Der Prestigecharakter dieses beliebigen Produkts
512
00:29:46,187 --> 00:29:48,841
kommt ihm nur dadurch zu, dass es für einen Moment
513
00:29:49,014 --> 00:29:50,983
im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens gestanden hat,
514
00:29:51,148 --> 00:29:52,880
als das offenbarte Mysterium
515
00:29:53,022 --> 00:29:55,604
des Endzwecks der Produktion.
516
00:29:56,990 --> 00:29:59,995
Der Gegenstand, der im Spektakel ein Prestige hatte, wird vulgär,
517
00:30:00,172 --> 00:30:03,880
sobald er an den einzelnen Konsumenten
518
00:30:04,108 --> 00:30:06,900
und gleichzeitig an alle anderen gelangt.
519
00:30:07,093 --> 00:30:09,985
Zu spät enthüllt er seine wesentliche Armut,
520
00:30:10,146 --> 00:30:13,516
die die natürliche Folge des Elends seiner Produktion ist.
521
00:30:13,784 --> 00:30:14,776
Aber schon
522
00:30:14,910 --> 00:30:18,800
trägt ein anderer Gegenstand die Rechtfertigung des Systems in sich
523
00:30:18,981 --> 00:30:21,871
und die Forderung nach Anerkennung.
524
00:30:24,343 --> 00:30:26,627
Der Betrug der Befriedigung
525
00:30:26,784 --> 00:30:29,886
muss sich selbst denunzieren, indem er sich erneuert,
526
00:30:30,020 --> 00:30:32,115
indem er die Veränderung der Produkte
527
00:30:32,295 --> 00:30:35,445
und der allgemeinen Produktionsbedingungen verfolgt.
528
00:30:35,618 --> 00:30:38,985
Was mit der vollkommensten Unverschämtheit
529
00:30:39,130 --> 00:30:42,476
seine eigene definitive Vortrefflichkeit behauptet hat, ändert
sich dennoch,
530
00:30:43,004 --> 00:30:44,683
im diffusen,
531
00:30:44,822 --> 00:30:47,598
aber auch im konzentrierten Spektakel,
532
00:30:47,727 --> 00:30:50,443
und allein das System muss fortdauern:
533
00:30:50,665 --> 00:30:53,085
Stalin wie die veraltete Ware
534
00:30:53,232 --> 00:30:57,220
werden von eben denen denunziert, die sie eingeführt haben.
535
00:30:57,460 --> 00:31:00,246
Jede neue Lüge der Werbung
536
00:31:00,468 --> 00:31:03,644
ist auch das Eingeständnis ihrer vorigen Lüge.
537
00:31:03,862 --> 00:31:07,373
Jeder Sturz einer Gestalt der totalitären Gewalt
538
00:31:07,507 --> 00:31:10,195
offenbart die illusorische Gemeinschaft,
539
00:31:10,340 --> 00:31:12,168
die sie einstimmig guthieß
540
00:31:12,326 --> 00:31:17,264
und die doch nur eine Anhäufung von illusionslosen Einsamkeiten war.
541
00:31:18,137 --> 00:31:21,118
Was das Spektakel als dauerhaft präsentiert,
542
00:31:21,263 --> 00:31:23,155
ist auf die Veränderung gegründet
543
00:31:23,283 --> 00:31:25,208
und muss sich mit seiner Basis verändern.
544
00:31:25,428 --> 00:31:27,840
Das Spektakel ist absolut dogmatisch
545
00:31:28,003 --> 00:31:32,228
und kann doch zugleich zu keinem einzigen soliden Dogma führen.
546
00:31:32,419 --> 00:31:34,324
Für das Spektakel hört nichts auf;
547
00:31:34,521 --> 00:31:36,576
dies ist sein natürlicher
548
00:31:36,737 --> 00:31:39,552
und dennoch seiner Neigung entgegengesetztester Zustand.
549
00:31:42,307 --> 00:31:45,416
Die unwirkliche Einheit, die das Spektakel proklamiert,
550
00:31:45,511 --> 00:31:48,379
ist die Maske der Klassenteilung,
551
00:31:48,523 --> 00:31:52,327
auf der die reale Einheit der kapitalistischen Produktionsweise
beruht.
552
00:31:52,527 --> 00:31:55,235
Was die Produzenten verpflichtet,
553
00:31:55,330 --> 00:31:57,197
am Bau der Welt teilzunehmen,
554
00:31:57,342 --> 00:31:59,542
ist auch das, was sie davon ausschließt.
555
00:31:59,694 --> 00:32:03,265
Was die von ihren lokalen und nationalen
556
00:32:03,442 --> 00:32:07,206
Schranken befreiten Menschen verbindet, ist auch das, was sie
voneinander entfernt.
557
00:32:07,321 --> 00:32:10,445
Was zur Vertiefung des Rationellen verpflichtet,
558
00:32:10,581 --> 00:32:13,865
ist auch das, was das Irrationelle der hierarchischen
559
00:32:13,994 --> 00:32:16,195
Ausbeutung und der Repression nährt.
560
00:32:16,399 --> 00:32:19,410
Was die abstrakte Gewalt der Gesellschaft erzeugt,
561
00:32:19,604 --> 00:32:22,308
schafft auch ihre konkrete Unfreiheit.
562
00:32:27,332 --> 00:32:31,096
Leben wir denn, Proletarier, leben wir?
563
00:32:31,530 --> 00:32:35,776
Dieses Zeitalter, welches wir sind - und in welchem alles,
564
00:32:35,977 --> 00:32:39,403
was wir bedeuten, nicht mehr uns gehört, ist das ein Leben?
565
00:32:39,660 --> 00:32:43,312
Und können wir denn nicht wahrnehmen, was uns mit dem Verfließen
der Jahre unaufhörlich entgeht?
566
00:32:48,963 --> 00:32:52,273
Sind nicht Schlaf und Essen nur schwache Medizin gegen die
Krankheit,
567
00:32:52,334 --> 00:32:55,624
die an uns nagt ? Und ist die, die wir die letzte nennen,
568
00:32:56,036 --> 00:32:59,583
nicht nur eine Verdopplung aller bisherigen ?
569
00:32:59,760 --> 00:33:03,000
Ist der Tod nicht nur ein letzter Anfall der Leiden,
570
00:33:03,266 --> 00:33:06,435
die wir mit uns selbst zur Welt gebracht haben ?
571
00:33:09,183 --> 00:33:12,470
Die kapitalistische Produktion hat den Raum vereinigt,
572
00:33:12,640 --> 00:33:15,991
der von keinen Außengesellschaften mehr begrenzt ist.
573
00:33:16,176 --> 00:33:21,246
Diese Vereinigung ist zugleich ein extensiver und intensiver
574
00:33:21,435 --> 00:33:23,385
Prozess der Banalisierung.
575
00:33:23,719 --> 00:33:27,050
So wie die Akkumulation der
576
00:33:27,179 --> 00:33:29,002
für den abstrakten Raum
577
00:33:29,176 --> 00:33:30,904
des Marktes in Serie produzierten Waren
578
00:33:31,033 --> 00:33:33,404
alle regionalen und gesetzlichen Schranken
579
00:33:33,554 --> 00:33:36,857
und alle korporativen Beschränkungen des Mittelalters, die
580
00:33:37,004 --> 00:33:39,971
die Qualität der handwerklichen Produktion aufrechterhielten, brechen
musste,
581
00:33:40,153 --> 00:33:44,144
musste sie auch die Autonomie und die Qualität der Orte auflösen.
582
00:33:44,326 --> 00:33:47,059
Diese Macht der Homogenisierung
583
00:33:47,192 --> 00:33:49,038
ist die schwere Artillerie,
584
00:33:49,199 --> 00:33:52,416
die alle chinesischen Mauern in den Grund geschossen hat.
585
00:33:55,089 --> 00:33:58,575
Um immer identischer mit sich selbst zu werden,
586
00:33:58,735 --> 00:34:02,214
um sich der unbeweglichen Eintönigkeit möglichst weit zu nähern,
587
00:34:02,403 --> 00:34:04,909
wird der freie Raum der Ware
588
00:34:05,087 --> 00:34:09,381
künftig ständig abgeändert und neugebildet.
589
00:34:11,110 --> 00:34:14,615
Diese Gesellschaft, die die geographische Entfernung aufhebt,
590
00:34:14,834 --> 00:34:17,262
bildet sie in ihrem Inneren
591
00:34:17,393 --> 00:34:20,241
als spektakuläre Trennung.
592
00:34:22,677 --> 00:34:25,771
Nebenprodukt der Warenzirkulation,
593
00:34:25,912 --> 00:34:29,377
lässt die als Konsum betrachtete menschliche Zirkulation,
594
00:34:29,613 --> 00:34:32,555
der Tourismus, sich im wesentlichen auf die Muße zurückführen,
595
00:34:32,723 --> 00:34:35,675
das zu besichtigen, was banal geworden ist.
596
00:34:35,959 --> 00:34:39,860
Die ökonomische Erschließung des Besuchs verschiedener Orte
597
00:34:39,998 --> 00:34:43,766
ist bereits von selbst die Garantie ihrer Gleichwertigkeit.
598
00:34:44,013 --> 00:34:47,939
Dieselbe Modernisierung, die der Reise die Zeit entzogen hat,
599
00:34:48,134 --> 00:34:51,493
hat ihr auch die Realität des Raums genommen.
600
00:34:52,210 --> 00:34:55,927
Die Gesellschaft, die auf der Expansion der entfremdeten
601
00:34:56,400 --> 00:35:00,680
industriellen Arbeit beruht, wird so ungesund, laut, hässlich und
schmutzig
602
00:35:01,067 --> 00:35:04,890
wie eine Fabrik.
603
00:35:07,772 --> 00:35:10,528
Die Gesellschaft, die ihre gesamte Umgebung nach ihrem Bild formt,
604
00:35:10,606 --> 00:35:13,151
hat sich eine spezielle Technik geschaffen,
605
00:35:13,314 --> 00:35:16,196
um die konkrete Basis dieser Aufgabengruppe zu gestalten:
606
00:35:16,327 --> 00:35:17,924
ihr Territorium selbst.
607
00:35:18,142 --> 00:35:21,912
Der Urbanismus ist diese Inbesitznahme der natürlichen
608
00:35:22,075 --> 00:35:24,433
und menschlichen Umwelt durch den Kapitalismus, der,
609
00:35:24,614 --> 00:35:28,085
indem er sich logisch zur absoluten Herrschaft entwickelt,
610
00:35:28,275 --> 00:35:34,314
jetzt das Ganze des Raums als seine eigene Ausstattung umarbeiten kann
und muss.
611
00:35:35,925 --> 00:35:39,795
»... der Mensch kehrt in die Höhlenwohnung zurück,
612
00:35:39,923 --> 00:35:43,697
... die er nur mehr prekär bewohnt, als eine fremde Macht,
613
00:35:43,748 --> 00:35:47,338
die sich ihm täglich entziehn, aus der er täglich,
614
00:35:47,380 --> 00:35:51,280
wenn er nicht zahlt, herausgeworfen werden kann.
615
00:35:51,342 --> 00:35:55,000
Dies Totenhaus muss er bezahlen.«
616
00:35:55,064 --> 00:35:57,948
Marx, 1844 Pariser Manuskripte
617
00:35:59,729 --> 00:36:03,299
Wenn alle technischen Kräfte der kapitalistischen Ökonomie
618
00:36:03,396 --> 00:36:06,255
als trennungschaffende Kräfte zu verstehen sind,
619
00:36:06,444 --> 00:36:08,067
handelt es sich im Fall des Urbanismus
620
00:36:08,247 --> 00:36:11,544
um die Erschließung ihrer allgemeinen Basis,
621
00:36:11,690 --> 00:36:14,578
um die Behandlung des für ihre Entfaltung geeigneten Bodens;
622
00:36:14,751 --> 00:36:17,818
um die Technik der Trennung selbst.
623
00:36:18,419 --> 00:36:21,251
Zum ersten Mal ist eine neue Architektur,
624
00:36:21,419 --> 00:36:24,696
die in jeder früheren Epoche vorbehalten war
625
00:36:24,826 --> 00:36:27,058
der Befriedigung der herrschenden Klassen,
626
00:36:27,187 --> 00:36:29,613
direkt den Armen zugedacht.
627
00:36:30,930 --> 00:36:33,983
Das formale Elend und die riesenhafte Ausdehnung
628
00:36:34,185 --> 00:36:36,287
dieser neuen Wohnerfahrung
629
00:36:36,449 --> 00:36:39,126
sind die Folge ihres Massencharakters,
630
00:36:39,355 --> 00:36:42,621
den sowohl ihre Bestimmung
631
00:36:42,849 --> 00:36:45,404
als auch die modernen Bedingungen der Bauweise implizieren.
632
00:36:45,732 --> 00:36:47,632
Die autoritäre Entscheidung,
633
00:36:47,794 --> 00:36:51,781
die den Raum abstrakt zu einem Raum der Abstraktion macht,
634
00:36:51,926 --> 00:36:56,555
steht natürlich im Zentrum dieser modernen Konstruktions-Bedingungen.
635
00:36:56,884 --> 00:36:58,857
Die überschrittene Wachstumsschwelle
636
00:36:58,986 --> 00:37:01,000
der materiellen Macht der Gesellschaft
637
00:37:01,097 --> 00:37:04,445
und der Rückstand in der Bewussten Beherrschung dieser Macht
638
00:37:04,574 --> 00:37:06,819
treten im Urbanismus offen zu Tage.
639
00:37:07,175 --> 00:37:10,781
Die Umwelt, die immer überstürzter rekonstruiert wird
640
00:37:10,983 --> 00:37:14,719
zwecks repressiver Kontrolle und Profitmacherei,
641
00:37:14,937 --> 00:37:18,641
wird gleichzeitig immer brüchiger und treibt von vornherein zur
Zerstörung an.
642
00:37:19,029 --> 00:37:22,773
Der Kapitalismus in seinem spektakulären Stadium reproduziert alles
als Schund
643
00:37:23,080 --> 00:37:26,945
und produziert Großbrände. Auf diese Weise wird seine Ausstattung
644
00:37:27,171 --> 00:37:30,745
überall so feuergefährlich wie eine Höhere Schule in Frankreich.
645
00:37:31,102 --> 00:37:33,968
Die Geschichte, die diese dämmernde Welt bedroht,
646
00:37:34,125 --> 00:37:38,665
ist auch die Kraft, die den Raum der erlebten Zeit unterwerfen kann.
647
00:37:38,976 --> 00:37:43,275
Die proletarische Revolution ist diese Kritik der Geographie vom
Menschen,
648
00:37:43,453 --> 00:37:46,768
in der die Individuen und Gemeinschaften
649
00:37:46,897 --> 00:37:49,989
die Landschaft und die Ereignisse konstruieren müssen,
650
00:37:50,215 --> 00:37:52,282
die der Aneignung entsprechen -
651
00:37:52,368 --> 00:37:54,415
nicht mehr nur ihrer Arbeit,
652
00:37:54,612 --> 00:37:56,495
sondern ihrer gesamten Geschichte.
653
00:37:56,675 --> 00:37:58,861
In diesem bewegten Raum des Spiels
654
00:37:58,956 --> 00:38:02,288
und der freigewählten Variationen der Spielregeln
655
00:38:02,417 --> 00:38:04,799
kann die Autonomie des Ortes wiedergefunden werden,
656
00:38:04,912 --> 00:38:08,179
ohne eine neue ausschließliche Bindung an den Boden einzuführen,
657
00:38:08,297 --> 00:38:09,241
und dadurch
658
00:38:09,415 --> 00:38:11,871
die Wirklichkeit der Reise zurückbringen
659
00:38:12,060 --> 00:38:13,036
und des Lebens,
660
00:38:13,198 --> 00:38:17,629
dass als Reise begriffen wird, die in sich selbst all ihren Sinn hat.
661
00:39:35,081 --> 00:39:37,552
- What's your pleasure?
- Whiskey.
662
00:39:53,600 --> 00:39:55,600
Welch ein Schmelztiegel !
663
00:39:58,602 --> 00:40:02,602
Alle andren Orte sind wie Kindergarten verglichen mit diesem hier.
664
00:40:02,620 --> 00:40:05,000
Es duftet derartig sündig.
665
00:40:05,604 --> 00:40:09,604
Ich hätte nicht gedacht, dass ein solcher Ort anders existierte als
in meiner eignen Vorstellung.
666
00:40:10,205 --> 00:40:15,105
Es hat die gespenstige Vertrautheit eines halbvergessnen Traums.
667
00:40:15,100 --> 00:40:17,306
Alles könnte hier geschehen,
668
00:40:17,307 --> 00:40:19,307
in jedem Augenblick.
669
00:40:21,516 --> 00:40:24,727
Die Zeit der Produktion, die Zeit als Ware,
670
00:40:24,901 --> 00:40:28,395
ist eine unendliche Akkumulation von gleichwertigen Intervallen.
671
00:40:28,621 --> 00:40:31,095
Sie ist die Abstraktion der unwiederbringlichen Zeit,
672
00:40:31,270 --> 00:40:34,533
deren Abschnitte alle auf dem Chronometer
673
00:40:34,680 --> 00:40:37,422
ihre alleinige quantitative Gleichheit beweisen müssen.
674
00:40:39,281 --> 00:40:42,661
Diese Zeit ist in ihrer ganzen Wirklichkeit,
675
00:40:42,823 --> 00:40:46,348
was sie in ihrem austauschbaren Wesen ist.
676
00:40:48,308 --> 00:40:51,328
Die allgemeine Zeit der menschlichen Nichtentwicklung
677
00:40:51,489 --> 00:40:54,287
existiert auch unter dem ergänzenden Aspekt
678
00:40:54,498 --> 00:40:56,729
einer konsumierbaren Zeit, die
679
00:40:56,859 --> 00:40:58,721
von dieser bestimmten Produktion aus
680
00:40:58,883 --> 00:41:01,426
zum täglichen Leben der Gesellschaft
681
00:41:01,638 --> 00:41:04,206
als eine pseudo-zyklische Zeit zurückkehrt.
682
00:41:04,811 --> 00:41:06,335
Die pseudozyklische Zeit
683
00:41:06,497 --> 00:41:09,867
ist die Zeit des Konsums des modernen ökonomischen Überlebens,
684
00:41:10,079 --> 00:41:13,104
des vermehrten Überlebens, worin das täglich Erlebte
685
00:41:13,229 --> 00:41:16,187
ohne Entscheidungsgewalt und unterworfen bleibt,
686
00:41:16,333 --> 00:41:18,215
aber nicht mehr der natürlichen Ordnung,
687
00:41:18,357 --> 00:41:21,572
sondern der in der entfremdeten Arbeit entwickelten Pseudonatur;
688
00:41:21,725 --> 00:41:23,369
und so findet diese Zeit ganz natürlich
689
00:41:23,510 --> 00:41:26,431
den alten zyklischen Rhythmus wieder,
690
00:41:26,544 --> 00:41:30,020
der das Überleben der vorindustriellen Gesellschaften regelte.
691
00:41:30,281 --> 00:41:32,968
Die pseudozyklische Zeit
692
00:41:33,210 --> 00:41:36,218
stützt sich auf die Überreste der zyklischen Zeit
693
00:41:36,352 --> 00:41:39,725
und stellt aus ihnen zugleich neue entsprechende Kombinationen her:
694
00:41:39,871 --> 00:41:41,227
den Tag und die Nacht,
695
00:41:41,367 --> 00:41:43,706
Arbeitswoche und Wochenende,
696
00:41:43,820 --> 00:41:46,925
die Wiederkehr der Ferienzeiten.
697
00:41:47,668 --> 00:41:51,563
Konsumierbare pseudozyklische Zeit ist spektakuläre Zeit,
weiter im n0name newsletter #140
------------------------------------------------------------------------
2.
verteidigt das Portal der Fantasie
(Fortsetzung aus n0name newsletter #138)
ueber die Zeit als momentaner Entscheidungsfaehigkeit geraet damit von
zwei Seiten unter Druck, als kulturindustrielle obszoene Verdichtung
von Lebenszeit im inszenierten und gefeierten 'Knueller' und als
Instal-lierung eines allgemeinen Zeit- und Oekonomiemaszes, das die
mensch-liche Wahrnehmung unterlaeuft.
Das Zeitverhalten technischer Prozesse ist so beschreibbar: Schon
die Einwirkungsgroeszen wie Beobachtung, Kontrolle und Steuerung
am Eingang eines durch Apparate vermittelten Vorgangs sind zeitab-
haengig. Durch den technischen Prozess werden sie umgeformt. Am
Ausgang eines wie auch immer gestalteten Maschine / Maschine- oder
Mensch / Maschinesystems haben wir es wieder mit zeitabhaengigen Er-
fahrungsgroeszen zu tun. Solche Prozesse kann man auch dynamische
Prozesse nennen. Das mindeste, was Kuenstler und Ingenieure, die in
solchen Prozessen engagiert sind, zu tun haben, ist, dafuer zu
sorgen, dass die Umformung, die im Mittelteil des Prozesses
stattfindet, mar-kante Unterschiede setzt zwischen den
Einwirkungsgroeszen am Ein-gang und den Ergebnisgroeszen am Ausgang.
Das waere wirksame Arbeit an der Schnittstelle, noch einmal: ihre
Dramatisierung. #Gestaltete Zeit muss etwas von der Zeit
zurueckgeben koennen, die das Leben den Ein-zelnen gestohlen hat.#
Das ist einer der schoensten Gedanken Jean-Luc Godards zum Kino, der
sich aber im Hinblick auf die technischen Me-dienwelten erweitern
laesst. Schaffen die Medienaktiven die Transfor-mation nicht, ist
die prozessierte Zeit vergeudete Zeit. Hinter die Faehig-keiten von
Maschinen sollten wir nicht immer wieder zurueckfallen.
"Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer ver-
zehrt", so beschrieb der Situationist Guy Debord die Taetigkeit des
"Her-umstreunens", die er gegenueber der "Gesellschaft des Spektakels"
als einzig wuerdevolle empfand. [23] Die ersten bekannten Zeitmesser
der al-ten chinesischen Hochkultur waren labyrinthartig strukturierte,
qua-dratische, laengliche oder runde Metallreliefs. In die
Auslassungen wurde ein langsam zuendendes Pulver gestreut. Das
Verbrennen des Pulvers im Labyrinth zeigte das Vergehen der Zeit an.
Debord stellte sei-nen Koerper und seine Einbildungskraft als Material
zur Verfuegung fuer die Messung der Zeit, in der er lebte. Was waere
die Alternative eines zeitbewussten Handelns gegenueber der
situationistischen, sich verzeh-
319
renden Identitaet? Theoretisch koennte sie darin bestehen, Feuer zu
sein anstelle des verbrennenden Pulvers. Aber diese Position kann man
nur dann einnehmen, wenn man Gott spielen will, da wir ja Teil des
Stoffs sind, den die Zeit verbraucht. #Was wir tun koennen, ist, in
den Rhyth-mus des Verbrennens, in seine Geschwindigkeit einzugreifen,
seine Intervalle mit zu organisieren. Eingreifende Medienpolitik
hiesze in die-ser Perspektive aktive Sorge um die Souveraenitaet des
Verbrauchs von Zeit und ihrer Organisation. Verlustbereitschaft im
Sinne der Verzeh-rung Debords und der Verschwendung Batailles scheint
dabei eine not-wendige Voraussetzung zu sein.# #Verlust# ist aber
dann keine Kategorie fataler Oekonomie, wenn es gelingt, ihn als
#Bereicherung der Anderen# wirksam werden zu lassen. Andernfalls
wuerde die Verzehrung religioes, die Verschwendung ideologisch.
Und beide Haltungen hatten bereits verheerende Auswirkungen in
der juengeren Geschichte.
Die Bewegung in die Tiefenzeit medientechnischen Denkens und
Operierens hat Protagonisten vorgefuehrt, die in unterschiedlichen
his-torischen Konstellationen zur Transformation von Prozessen
beitru-gen, indem sie vorhandenes Wissen und Kenntnisse buendelten,
er-weiterten, durch ihre Zuspitzungen attraktiv kippen lieszen oder
mutig riskantere Wege eroeffneten als diejenigen, die ihnen durch
die etablier-ten Verhaeltnisse nahe gelegt wurden. In Anlehnung an
eine Bezeich-nung, die Hoelderlin fuer Empedokles erfand, kann man
sie auch als Kai-ros-Piloten bezeichnen. In je besonderer Weise
haben sie demonstriert, dass der guenstige Moment nicht dazu da
ist, um etwas fuer uns zu erle-digen, sondern dass er ergriffen
werden muss.
Die aus Philadelphia stammenden und in London lebenden Zwillinge
"The Quay Brothers" inszenieren fuer das Kino und fuer das Theater.
Ihre besondere Leidenschaft gilt der Beseelung von toten Materialien
durch Techniken des Filmtricks. Nichts anderes bedeutet Animation.
Mit einer einzigartigen poetischen Kraft durchstreifen sie in ihren
Filmen verges-sene und verdraengte Orte, vornehmlich des oestlichen
Mitteleuropa, sammeln Schriftzeichen, Schilder, weggeworfene Dinge,
Artefakte, die von einer Resistenz des Alltaeglichen zeugen, Rhythmen
und Melodien, die aus Zeitraeumen zu stammen scheinen, zu denen wir
den Zugang verloren oder uns verstellt haben. Mit einer
unvergleichlichen Sensibi-
320
litaet und virtuosen Praezision animieren sie die Fundstuecke und
verbin-den sie mit ihrer Einbildungskraft zu minimalen Orgien
augenblick-licher Sensationen. Eine ihrer Bewegungen fuehrte sie
durch das ehe-mals zu Polen gehoerende Drohobycz. Eines ihrer fruehen
Meisterwerke wurde "Street of Crocodiles" (1985), die eigenwillige
filmische Inter-pretation der Kurzgeschichte "Die Krokodilgasse" aus
den "Zimtlaeden" von Bruno Schulz. Sie ist filmische Kairos-Poesie
_par excellence_. Un-scheinbare Nebenfigur dieses Films ist ein
kleiner Junge. In den Hinter-zimmern der von geheimnisvollen
Obsessionen, Mannequins und irrer Geschaeftigkeit durchdrungenen
Laeden der Krokodilgasse sucht er nach gebautem Material, das seine
draengende Neugierde und spielerische Lust befriedigen koennte.
Rostige Schrauben winden sich wie von selbst aus schmutzbedeckten
Bretterbohlen, wirbeln ueber sie hinweg und dre-hen sich an anderer
Stelle wieder elegant in den Boden hinein. Der Junge stoppt die
Bewegung einer der Schrauben, dreht sie gegen den Uhrzeigersinn aus
dem Boden heraus und fuegt sie sorgfaeltig den uebri-gen lose
gesammelten Gegenstaenden hinzu. Eine Figur aus Metallteilen mit
einer trueben Gluehbirne als Kopf reibt eine eiserne Platte, die
Glimm-draehte in der Birne leuchten kurz auf, der Junge faengt den
Lichtstrahl mit einem Taschenspiegel ein und lenkt ihn als
Energiebuendel zu einem mechanischen Affen, der sich dafuer mit
einem heftigen, sofort wieder abbrechenden Trommelwirbel bedankt.
Spaeter sieht man den Jungen mit der metallenen Gluehbirnenfigur an
der Seite wieder. Er nimmt sie in den Arm und stuelpt ihr seine
Muetze ueber den glaesernen Kopf
---------------------------------------------------------------
| #Kuenstlerische Praxis in den Medienwelten ist eine Angele- |
| genheit der Verschwendung. Ihre privilegierten Orte sind |
| nicht Palaeste, sondern offene Laboratorien.# |
---------------------------------------------------------------
Medienkunst ist ein seltsames Mixtum compositum. Einerseits bezeich-
net die Verbindung nahe beieinander Liegendes. Jede kuenstlerische
Praxis benoetigt Medien, um fuer andere sinnlich erfahrbar zu werden.
Aber Medienkunst ist in den letzten Jahrzehnten auch als ein spezifi-
sches Konzept kultureller Praxis entwickelt worden. In dieser Perspek-
321
tive enthaelt das Mixtum compositum weit auseinander Klaffendes. Es
versucht zwei verschiedene Welten in einer zusammenzufuegen. Diese
Verkoppelung hat in ihrem Ursprung auch strategischen Charakter,
weniger fuer die Medien als fuer die Kunst. Aehnlich wie zuvor schon
bei der _Filmkunst_ oder der _Videokunst_ sollte das Praefix den damit
verbunde-nen neuen kuenstlerischen Praxen einerseits eine originelle
Absetzung von den traditionellen ermoeglichen, andererseits
beinhaltete die Ver-bindung mit der Kunst den Anspruch auf Teilhabe
an einem historisch gewordenen Markt, an profilierten Verhaeltnissen
der Distribution und des Diskurses. Der strategische Begriff der
Medienkunst spitzte dies in-sofern noch zu, als das Praefix _Medien_
spaetestens seit Mitter der 1980er auf eine hohe politische und
oekonomische Akzeptanz hoffen durfte. Die Gestaltbarkeit des
Zukuenftigen wurde fest an die Medien gebunden. Das war zugleich
einer der Gruende, warum die Ablehnung in den tradi-tionellen
Institutionen der Kunst viel heftiger ausfiel als bei den vorher-
gehenden medialen Konzepten.
Die _Medien_ stehen in der Mischung fuer eine Reihe von Paradigmen,
die nicht selbstverstaendlich mit der Kunst verbunden werden. Dazu
ge-hoert das Gebot zum grenzenlos Populaeren. Die technischen Medien
des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts adressierten nicht mehr
die geschlossenen Benutzerkreise gesellschaftlicher Elitegruppen,
sondern die Moeglichkeit, sozial, regional und national nicht
spezifische Publika zu erreichen. Das Telefon, die Telegraphie, das
Kino, Radio und Fern-sehen, Videorecorder oder _compact discs_
entstanden als Kulturtechni-ken, die weltweit funktionieren sollten.
Die Tendenz zur Ueberschreitung jeglicher Grenzen ist ihnen als
Auftrag eingeschrieben. Die telemati-schen Medien verstaerkten diese
Tendenz noch einmal. Diejenigen, die sie benutzen, identifizieren
sich selbst nicht mehr nur als Zuschauer und Zuhoerer. Vielmehr
wurden sie Teilnehmer in einer globalen Veran-staltung, Mitspieler
in einem Zusammenhang der Interaktion, den wir Kommunikation zu
nennen gelernt haben. In dieser Welt haben wir es nicht mehr nur
mit vereinzelten technischen Artefakten zu tun, son-dern mit
zusammengesetzten technischen Sachsystemen und, in einem genaueren
Sinn des Wortes, mit Technologie. #Es geht nicht mehr ledig-lich
um einzelne Vergegenstaendlichungen und Artikulationsformen#
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