Einträge vom Montag, 29. Juni 2009

[thing-group] Received 29. 06. 2009 16:21 from

Künstler und Markt

Liebe Verena,

ich möchte nochmal unsere gestrige Diskussion aufgreifen, weil sie ein
Thema hatte, das uns Künstlern immer wieder begegnet.

In seiner knappsten Form lautet das Argument wie folgt:

Welches besondere Recht haben Künstler in ihrer Forderung nach
öffentlicher Unterstützung (Finanzierung!)? Sie sollten sich einfach auf
den Markt begeben und dort versuchen ihre Leistungen zu verkaufen. Wie
andere auch. Der Handwerker zB.

Die Antwort sollte in zwei Stufen ausfallen:

1) Es gilt festzustellen, daß es überall Transferleistungen gibt.
Nirgendwo, nicht einmal in den USA, werden Leistungen auf einem
vollkommen freien und transparenten Markt eins zu eins ausgetauscht. Die
Gesellschaft leistet sich ständig den Geld-Transfer in Leistungen, für
die es keinen echten Markt gibt. Wissenschaft und Forschung, Bildung,
Kindererziehung, Für- und Vorsorge aller Art.

Die letzte besonders krasse Form ist die Unterstützung von Banken, die
sich verspekuliert haben. Hier greift der Staat ein, obwohl man meinen
könnte, die Banken sollten das auf dem Markt unter sich regeln.

Künstler stehen also nicht alleine da, wenn sie Ansprüche auf
Transferleistungen erheben.



2) Die wesentlich schwierigere Frage betrifft die Argumentation, warum
Künstler Transferleistungen erhalten sollten.

Aus der Natur der Kunst ist darauf keine allgemeine Antwort möglich.

Wie schon an andere Stelle dargelegt, sehe ich in Künstlern (aller
Sparten) eine Beobachterfunktion, die sich die Gesellschaft leistet, um
über sich selbst im Bilde zu bleiben. Hier schliessen sie an die
Geisteswissenschaften an, die teils mit ähnlichen Problemen zu kämpfen
haben.

Nun ist das eigentliche Problem nicht, ob Künstler gefördert werden
sollten, sondern wie. Es wird ja tatsächlich Geld für Kunst und Kultur
ausgegeben.

Hier bleibt den einzelnen Künstlern nur die Wahl für sich selbst zu
argumentieren, - warum ist meine Arbeit wichtig, oder die Argumentation
an Parteien und Berufsverbände abzutreten.

Wie immer, wirds auf den Mix ankommen. Vorläufig glaube ich aber, dass
die Künstler mehr Arbeit in ihre eigene Argumentation stecken sollten.
Die Grauzone ist sicher gross, aber ich fürchte, dass die meisten
Künstler eher versuchen mit den Entscheidungsträgern (Kuratoren etc) gut
Freund zu werden, als auf Logik zu setzen. Ich mag mich irren.



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[thing-group] Received 29. 06. 2009 12:31 from

Re: :-| n0name nachrichten #141

Lieber Matze,

alles klar und auch verständlich, deine Argumentation ist stringent.

Angesprochen fühlen muss sich nat. keine/r fühlen (von tinkerbelle)

Denn leichter fällt es, das gesamte Textwerk der "tinkerbelle" eben nur als reine Projektion aufzufassen, die einfach und simple etwas aussagt über sie selber und ihre eigene, statische (?) Wahrnehmung und Befindlichkeit in der aktuellen Weltsituation. (Aber was ist daran unbekannt und irgendwie wegweisend, ....?)

Leider sind alle ihrer (tinkerbelles) Argumente somit bekannt und ich weiß die Welt ist recht schlecht und dekadent, und so werden diese negativ aufgeladenen Tiraden wahrscheinlich keine Besserung herbeiführen.
(O.K. das will sie ja auch nicht, aber was will sie dann? Geld?)

Ich vertrete daher und überhaupt einen produktiveren und konstruktiveren Ansatz und bedauere zutiefst, daß Menschen auf diesem Niveau herumwühlen müssen. Eventuell mag dies deren Weg sein. Jener führt mich und andere aber kein Stück weiter ausser dahin, den Blick auf jene ewig "pubertierende" Sicht der Dinge nicht zu vernachlässigen.

Wenn sich manche in die intellektuelle Steinzeit zurück-wünchen (Krieg in den Köpfen und in den Herzen, .) und vor die Aufklärung zurückzufallen als Lösung in ihrer schieren auch verständlichen Verzweiflung anbieten, wäre jener Text dazu begleitend sicher ein möglicher Hinweis.
( Das passt dann gut zu aktuellen Tendenzen, die es als angenehm und sogar wichtig, ebenfalls für "demokratisch" und relevant erachten, daß ein Film, wie der über den "Kannibalen von Rothenburg" unbedingt öffentlich gezeigt werden muss, etc.).

Ein leider von den gängigen Medien mitbereiteter und auch sonst klar vorgezeichneter, in Summe und Tendenz leicht verständlicher Weg, meiner ist es nicht.
So wie gängige nur auf materiellen Gewinn ausgerichtete Medien das Negative, den Untergang und ähnliche Themen zur Förderung ihres Umsatzes verzweifelt zu benötigen scheinen, wäre ein großer, permanenter Krieg ebenfalls nur das größtmögliche und latent angestrebte "Geschäft", ein "realistisches" Kalkül der daran beteiligte Rüstungsindustrie.

Wie wäre es denn als utopischer Vorschlag meinerseits etwa, wenn Kunstschaffende sich nicht weiter nur selbstzerfleischend und am Rand der personalen Auflösung präsentieren würden, sondern gelegentlich etwa in liebevoller, postiver und sorgender, sowie mitfühlender und empathischer Zuwendung auch in der simplen Geste,
sich gegenüber anderen Menschen und der Welt äussern würden/dürften?


Bon.




----- Original Message -----
From: n0name [at] gmx [dot] de
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
Sent: Monday, June 29, 2009 10:36 AM
Subject: Re: [thing-frankfurt] :-| n0name nachrichten #141





Hallo,

> Auf jeden Fall erst mal lesenswert aber sehr am unteren Rand des guten
> Tons, des guten Geschmacks und kontextuell wie auch am Rande der betreffenden
> Liste angeordnet.

Haha, ich muss erstmal textuell lachen. Welcher "Rand" ist denn da genmeint? Und lustig auch, dass mit der irgendwie dedektierten Randstaendigkeit gleich eine Verknuepfung folgt zu...

> ein interessanter Link über prekarisierte Intellektuelle

> Worum es da genau geht ist mir auch unklar.

Hihi, was mir klar ist, Stefan. Es muss fuer Ffm's netteste Mailist immer alles sonnenklar sein. Entweder Texte zur Kunst oder dada -- eins geht nur, bitteschoen?

> Hab davon schonmal gehört, finds aber langweilig. Kunst, die unbedingt
> provozieren will, hat mE ihr Ziel verfehlt.

Hehe, Tinkebell hat bescheiden performten Erfolg in den Niederlanden mit Ihrer Arbeit und stellt, was das Ganze erst prickelig macht, eine Art Missing Link dar, von der nerdigen scheinpolitischen Welt der Vernetzungs-Aestheten zum Abschaum der millionenfachen YouTuber und MySpacer.

> aber hat jemand von
> euch
> > schon das Ende der Liste mit wirlich üblesten Hass-Tiraden auf
> > Schulhof-Niveau Pubertierender und darunter, gelesen?
> >
> > Freiheit der Kunst ist schon O.K. aber sollte sich jemand derart
> manisch
> > exzessiv ausleben hier und ein Bedürfnis danach haben

Tja, dann war das wohl Rezensions-Porn?

> > Ausdruck ist hier vorwiegend eine Form der Verzweiflung, die in
> > Bitterniss,Weltanklage, wütende-aggressives um sich Schleudern und
> Beissen
> > aus-ge-art-et ist?
> >
> > Eigentlich traurig.

Ja, zum Weinen. Wie gut die saubere Netzkust damals doch eigentlich war, nicht wahr? Und ironisch oder gar zynisch war sie damals, Yahoo sei Dank, auch nicht.

> > Ich koennte jetzt schreiben:
> > Du Hure, ist Dir klar, dass du irgendwie sterben wirst dafuer, dass
> > Du die Hassmail geschrieben hast?

Gruesse

Matze

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[thing-group] Received 29. 06. 2009 10:36 from

Re: :-| n0name nachrichten #141

Hallo,

> Auf jeden Fall erst mal lesenswert aber sehr am unteren Rand des guten
> Tons, des guten Geschmacks und kontextuell wie auch am Rande der betreffenden
> Liste angeordnet.

Haha, ich muss erstmal textuell lachen. Welcher "Rand" ist denn da genmeint? Und lustig auch, dass mit der irgendwie dedektierten Randstaendigkeit gleich eine Verknuepfung folgt zu...

> ein interessanter Link über prekarisierte Intellektuelle

> Worum es da genau geht ist mir auch unklar.

Hihi, was mir klar ist, Stefan. Es muss fuer Ffm's netteste Mailist immer alles sonnenklar sein. Entweder Texte zur Kunst oder dada -- eins geht nur, bitteschoen?

> Hab davon schonmal gehört, finds aber langweilig. Kunst, die unbedingt
> provozieren will, hat mE ihr Ziel verfehlt.

Hehe, Tinkebell hat bescheiden performten Erfolg in den Niederlanden mit Ihrer Arbeit und stellt, was das Ganze erst prickelig macht, eine Art Missing Link dar, von der nerdigen scheinpolitischen Welt der Vernetzungs-Aestheten zum Abschaum der millionenfachen YouTuber und MySpacer.

> aber hat jemand von
> euch
> > schon das Ende der Liste mit wirlich üblesten Hass-Tiraden auf
> > Schulhof-Niveau Pubertierender und darunter, gelesen?
> >
> > Freiheit der Kunst ist schon O.K. aber sollte sich jemand derart
> manisch
> > exzessiv ausleben hier und ein Bedürfnis danach haben

Tja, dann war das wohl Rezensions-Porn?

> > Ausdruck ist hier vorwiegend eine Form der Verzweiflung, die in
> > Bitterniss,Weltanklage, wütende-aggressives um sich Schleudern und
> Beissen
> > aus-ge-art-et ist?
> >
> > Eigentlich traurig.

Ja, zum Weinen. Wie gut die saubere Netzkust damals doch eigentlich war, nicht wahr? Und ironisch oder gar zynisch war sie damals, Yahoo sei Dank, auch nicht.

> > Ich koennte jetzt schreiben:
> > Du Hure, ist Dir klar, dass du irgendwie sterben wirst dafuer, dass
> > Du die Hassmail geschrieben hast?

Gruesse

Matze

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[thing-group] Received 29. 06. 2009 10:07 from

Betreff: Dearest Tinkebell,

Von: Matze Schmidt
Betreff: Dearest Tinkebell,
Datum: 25. Juni 2009
Nicht An: tinkebell(at)tinkebell.com

Ich koennte jetzt schreiben:
Du Hure, ist Dir klar, dass du irgendwie sterben wirst dafuer, dass
Du die Hassmail geschrieben hast? Auf deine MySpace-Identitaet
scheisse ich. Dass Du fuer Fair-Trade bist und gegen Kinderarbeit und
dem Buddhismus, dieser Leidenssklaverei, huldigst und alle Wesen
liebst, hilft Dir wenig. Das gute Web 2.0 ist VERGANGENHEIT, hat
nie existiert und gab es NIE. Kein Tier auf den Buechern von O'Reilly
bringt den vom Benutzer generierten Mehrwert wieder, das ist vorbei,
die von Netzwerken multiplizierten Effekte (http://www.oreilly.de/
catalog/web2strategyger/toc.html) sind laercherliche Fontainen
(http://www.koert.com/work/datafountain) der Boersenkurse im Wind.
Aber vielleicht hat Koert van Mensvoort ja recht, und man muss das
Paradox leben und umdeuten. Onlinemenschen, zu Hause nett, im
Show-Netz zu nett, anonyme Killer. Allerdings ist Koeperlichkeit/Physis
und das Materiale im Gegensatz zum Daten-Symbolischen auch Mensvoort's
Thema. Es muessen schon echte Koeperlichkeiten herauskommen.
Steigende und fallende Waehrungskurse in Form von Fontainen deuten
auf die Anmaszung des Phantastischen, auf die morbide Schoenheit von
gekauften und verkauften Krediten. Aber muss hier moderiert werden?
Mensvoort schlaegt nicht ohne Zynsimus gegenueber dem
menschenverbindenden Internet das Gespraech vor: Jetzt, wo ich dich
kenne, du Hassmailer, komme ich vielleicht auf einen Kaffee
vorbei. Aber auch das, der produktive Widerspruch kann die Repressive
Toleranz, leb Dich aus und zwar wortwoertlich, nicht stoppen.
Gehirnwaesche und Kanalisierung sehen sich zum Verwechseln aehnlich.
http://www.flickr.com/photos/silvertje/1843698352/ = Koert van
Mensvoort & Arjo Kramer (Director Legal & Business Affairs at SBS
Broadcasting B.V.) oder Arjo Klamer (The Value of Culture) ...?

Ist das die Demaskierung des semi-oeffentlichen A-Diskurses in der
investigativ-analytischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen
(Tabu-)Themen? SCHEISSE! Scheiss nicht drauf! Die Demaskiererin muss
sich ebenfalls selbst demaskieren, um Identitaet fest zu stellen. Und
sie muss den anderen mit der noetigen Verstaerkung vorspielen was
diese tun.
Bist du scheisse! Du Opfer. »Bist Du taeter«. Das Substantiv wird
adjektivisch. Aus der Substanz des Subjekts wird Beschaffenheit
oder Beziehung, aber die Festlegung auf die immerwaehrende
soziale "Rolle" des Subjekts endet an dieser Stelle. Du bist wie
ein Taeter, taeterhaft und Prototaeter, aber kein Taeter.
700 Seiten _Dearest Tinkebell,_ mit dem ganzen ausgekotzen FremdHASS
und SelbstHASS aendert auch nichts an moerderischen Mentaliaeten. Der
Mord kommt mir hoch, Tinkebell hat den Tod gezeigt oder etwas, das
wie ein symbolischer Tod aussieht. Der darf nicht sein. Was der
Praeparator macht oder der Metzger muss im Verborgenen bleiben
oder staendig aufgeklaert werden.

Man koennte meinen, Tinkebell haette nicht nur Tiere aufgerissen,
enthaeutet, umgestuelpt, um sie weiter zu verarbeiten, in Beutel oder
Taeschchen oder Stofftiere, die man umdrehen kann, das Innen nach
Aussen, das dann ein Anderes ist, aus einem Hund wird ein Katze,
also Spiel-Tiere mit Identitaetswechsel, weiterzuverarbeiten in die
wirklichen Spiel- und Launezeuge, die sie sind, Haustiere als
"Partner", die sie nicht mehr sind, sondern sie hat zusammen
mit Coralie Vogelaar auch das 'Konzept' der isolierten
Persoenlichkeitsperson aufgerissen, das originaere immer originelle
Individuum, um zu sehen was fuer eine Scheisse in Deinem Gerede
zustandekommt. Die Scheisse, das Tote, mit der man umgehen muss.

Aber klar, da Du selber Kuenstlerin bist, haelst Du Dich fuer keine
Sklavin. Das Image des Kreativen ist die Freiheit. Die kann man
sofort haben. Eroeffne ein Profil. Du liebst Deine Kinder und Deine
Familie und die Dich lieben. Diese ganze Ich-Spiegelungsscheisse
kotzt mich an. Wenn Du Vegetarierin bist, ist das noch keine Garantie
fuer Deine Aufgeklaertheit oder Deine Emazipation von der Ware, die
nie gelingen kann solange die Ware warenhaft ist. Oder ist es nur
Dein Monster, das fuer Dich spricht? Dein Text, selbst der ist nicht
Deiner, der ist Dein Koerper, den Du verkaufen musst, ohne wirklich
Lohn dafuer zu bekommen. Denn die Logik des zweiten Internet ist ja,
dass jeder fuer seine Produktivitaet bezahlt. In moeglichst grossen
Lettern, heilig und auf jeden Fall mystisch und Fotos gegen die
Erkenntis, umgesetzt in nur symbolisches Handeln, Handeln ohne zu
handeln aber mitten im Handel.
STIRB! Du Monster. Du bist Dein Laecheln nicht wert. Du liebst Deinen
Hund? Und ist er Dein Objekt, bist Du sein Objekt? Ist Dein Hund Dein
Ding? Und bist Du sein Ding: http://pauwenwitteman.vara.nl/Archief-
detail.113.0.html?&tx_veguestbook_pi1[pointer]=8&tx_ttnews[tt_news]=
11191&tx_ttnews[backPid]=111&cHash=2b51618765 ?

"Mit welchen Mitteln kann man ueberhaupt noch was aus den Leuten
rausholen?" Fruehstueck im Pelz. Ueber die Pelztasse, gebaut von
Meret Oppenheim, geht Tinkebell nicht unbedingt hinaus. Das Buch mit
allen E-Mailadressen und Postadressen der vielleicht echten Menschen
ist geschrieben worden von denen, die es nie schreiben wollten. Da
ist die Nutzergenerierte Kunst, die wir alle nicht wollten. Das
soziale Readymade gegen die den Alltag romantisierende ganzheitlich
poetischen Lebensform der Surrealisten, gegen die Begabtheit der
Kuenstler. Was man braucht sind Suchmaschinen und redaktionelle
Arbeit! Ausloeser muss kein scheiss Kunstwerk sein, keine
Provokation, kein Setting. Der Mensch als Ware ist Web:
http://www.fashionmodeldirectory.com/images/identify/0_1214457463.jpg
Oder wie war das noch? Schullehrer sind inzwischen Coaches ihrer
Schueler, Politiker neuerdings Moderatoren zwischen Kapital und
Arbeit, Manager sowieso Kuenstler. Der einzige Unterschied besteht
darin, einen Satz wie "Warum bringst du nicht auch deine Mutter um
und machst eine Geldboerse aus ihr" nicht zu zensieren, sondern ihn
lesbar zu machen. Ihn also in die Allgemeinheit zu ueberfuehren. Die
Online-Exhibitionisten, die so moerderisch laecheln (http://fast.
mediamatic.nl/f/sjnh/image/757/77394-400-525.jpg), kriegen sich nie.
Eine Defetischisierungskampagne kann da helfen.

Wurde hier jemand entlarvt? Die Person als Personschau, als Maske? Ist
hinter der Maske des Charakters einer falschen Welt die richtige
Person auffindbar, die unentfremdet sich zeigt, hinter der sich
nichts mehr verbirgt?: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:
Rembrandt_Van_Rijn,_Die_Anatomiestunde_des_Dr._Nicolaes_Tulp.jpg
oder http://www.onlinekunst.de/rinder/schlachtung/768_rembrandt_r_
ochse.jpg ...
Loesen wir die Dinge zusammen mit Niels Huijbregts von XS4ALL ohne
Stress, ohne Ueberprodukt? Dem faellt auf, dass die sozialen Netze
in 3d umschlagen. Etwas, was die "Access for all"-Bewegung immer
wollte, aber nicht so.
Der MeinRaum, Rueckzug ins Oeffentliche und Offenbarungseid. Junge
Maenner und Frauen kopieren auf Fotos die Fotos von
XXX-Onlineportalen, die sie gefaelligst nur zu beschicken haben aber
nicht demokratisch kontrollieren duerfen. Eine demokratische Kontrolle
der Mitttel waere moeglicherweise ein Anfang vom Ende des sauberen
Profits der freundlichen Zugangsanbieter. Doch die Artikulationsform
Porno bleibt verboten weil ihre Praxis die Zucht und Ordnung der
Libido stoert, und ist deshalb geil. Die Angst vor der
Kinderpornographie ist in Wahrheit die Angst vor dem Verlust der
Kontrolle seitens der herrschenden Macht, die das Netz sicher machen
will, um den realen Markt fuer den unmenschlichen Porn nicht reell
werden zu lassen, der er ist. Die folgliche Zensur, also Verbot, ist
Verdraengung, wirklich Zensur, also Ueberwachung, also
Krisenreaktion und das Zugestaendnis, dass Kinder im Rechtsstaat zu
laechelnden Huren und Hehlern und Sklaven erzogen werden. Zu
Tiermenschenrechtlern, supernetten Antihumanisten. "Dieser Lifestyle
ist inzwischen eine echte Revolution geworden", sagt Che Guevaras
Enkelin Lydia Guevara (siehe People for the Ethical Treatment of
Animals http://www.peta.de/web/lydiaguevara.2336.html). Die
Tierrechtler "bekaempfen die Sonderrolle des menschlichen Tiers" und
sprechen auch mal vom "Holocaust auf Ihrem Teller".

Fazit: Im Internet bin ich kein Hund. Im Gegenteil, in der anonymen
Invidualvermassung und Enthemmung bin ich gesellschaftliches Wesen
mit dringender Reflektionsoption. Wenn die Antispeziesisten, also
die wahren wahren Tierfreunde den Dualisimus Mensch-Tier ablehnen
und gegen Menschen zu handeln beginnen, erkennen sie ihre eigene
menschliche Sonderstellung nicht, die sie zwingt, anders zu sein
als jedes Wesen ohne Bewusstsein -- auch wenn Gehirnforscher eben
dieses Menschen nun absprechen und Fleischefresser das wiederum
als Kraenkung abtun. PETA tut so, als waeren Rechte und Leben
fuer Menschen durchgesetzt und Gesellschaft frei, das fuer Tiere
zu tun obwohl nur ein gesamtoekologischer Blick mit einer Kritik
an der kapitalistischen Produktionsweise die moerderischen
Verhaeltnisse angehen kann. Radikale Tierliebe fuer den "Frieden
auf Erden" ist eher eine Ersatzreligion.* Tinkebells Ansatz ist
da weniger didaktische Aufklaerung als Spiegelung.

Tinkebell schrieb auf den Ruecken ihre Buches "Looove TINKEBELL.".
Truegerisch!
_______________
* Hier ist Jutta Ditfurths Buch _Entspannt in die Barbarei: Esoterik,
(Oeko-)Faschismus und Biozentrismus_ empfehlbar.

Matze Schmidt

Tinkebell und Coralie Vogelaar. _Dearest Tinkebell,_. Amsterdam, 2009.
ISBN 978 90 89101 29 7

www.tinkebell.com


aus: n0name nachrichten #141 Sa., 27.06.2009 11:04 CET

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