Einträge vom Freitag, 12. Februar 2010

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B-x n0name nachrichten #145




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B-x n0name nachrichten #145 Do., 11.02.2010 10:13 CET

*Inhalt/Contents*

1. Unfertiges Readymade
Ursula Panhans-Buehlers Buch ueber Duchamps Flaschentrockner in
der vierten Dimension
2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 42
3. Rollen & Stampfen

32 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten

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1.

Unfertiges Readymade

Ursula Panhans-Buehlers Buch ueber Duchamps Flaschentrockner in der
vierten Dimension


Der Film _Herzen_ von Alain Resnais, eroeffnet gleich zu Beginn
eine Ursula Panhans-Buehlers Fragestellung aehnliche Problematik. Wie
wirkt sich es auf praktische Erkenntnis aus, wenn ein paradoxales
Moment raeumlich installiert ist? Das Zimmer einer Zweizimmerwohnung
-- hier sozusagen epistemologisches Instrument -- ist geteilt, so
dass das eine Fenster in beiden so entstandenen Raeumen entweder
offen oder geschlossen ist. Nicht gerade das, was Duchamps Darbietung
einer zugleich geoeffneten und geschlossenen Tuer war, die als eine
Art Vorarbeit gelten kann fuer den Flaschentrockner, der in Wahrheit
das in 3D erscheinende Objekt der vierten Dimension ist. Denn das
Fenster ist ja nun offen oder geschlossen und nicht beides zugleich,
es ist eindeutig; jedenfalls nicht so offen, wie die Gestalt des
Flachentrockners, der doch auch geschlossen ist, in seiner Form.
Kompliziert. Doch fuer die Bewohner der beiden Raeume, die sich durch
die Wand getrennt sehen, ist das mit dem Fenster so oder so ein
grosser Unterschied. Entweder sie erfrieren beide oder sie ersticken,
beides sicher nur im uebertragenen Sinn. Strenggenommen ist also
nicht die Installation Kernproblem und Gegenstand, sondern die
beziehungsvolle Umgehensweise damit. Dies alles nur als ersten
Hinweis auf das, was Ursula Panhans-Buehler vorfuehrt, wenn sie in
ihrer nun erschienenen Habilitationsschrift (vor bereits ueber
14 Jahren verfasst) Duchamps Flaschentrockner und weiteres von ihm
scheinbar (!) ueberdeutet, ueberinterpretiert, ueberschreibt.

Man muss zum Verstaendnis vielleicht kurz auf Panhans-Buehlers
Herangehensweise eingehen, die genaugenommen keine Herangehensweise
ist, keine Methode. Eher eine _science-vivre_, oder in besserem
Franzoesisch eine _science de vivre_. Sie ist schon garkeine Life
Science, aber auch keine science de l'art, also keine
Kunstwissenschaft, wogegen sie sich im laufenden Betrieb der
Hochschule verwehrte. Kunst kann man demnach, so muesste man aus
ihrer Einstellung schlieszen, nicht positivistisch
naturwissenschaftlich wissen. Man kann sie geschichtlich erzaehlen
(ein Standpunkt, dem ich nicht bedingungslos folgen wuerde), also
wiederum, gerade in Anbetracht ihrer historischen Gewordenheit,
nicht nur geschichtlich erfassen. Das verbindet sich aber ganz und
gar nicht mit Nichtwissen oder Pseudogeisteswissenschaft, obwohl
diese Verbindungen da sind. Nur diese Verbindungen werden nicht voll
bestaetigt, hoechstens die Trennung in Wissenschaften und
Geisteswissenschaften und selbst diese ist Kunst nicht heilig --
nicht erst seitdem die Schering Stiftung auch Parabolfluege fuer
ein paar Videoaufnahmen bezahlt, die Celebrity mal geschenkt[1].
Die Angelegenheit ist, gefaehrlich genug, keine der klaren
Absetzung in Rationalitaet und Mystik, da die Demystifikation sich
mit der Mystik gut auskennen muss. Und es kann sein, dass die
rationale Sprache ueber die Dinge als ihr Medium mehr mystifiziert,
als sie damit selbstreflexiv herausrueckt. Schlussendlich wird
aber doch eine nachvollziehbare und nicht nur behauptete Position
herauskommen, meint man. Ja, kann man antworten, aber nicht
unbedingt bei der Autorin. Lesen ist schlieszlich keine
Reproduktion. Womit man mitten im Gegenstand (oder beim?) des
Buches waere. Das Buch oder genauer sein Inhalt wird naemlich
selbst zum Gegenstand gemacht. Und damit legt Ursula Panhans-Buehler
das Allwissende Szientistische ab, indem sie das Objekt, das wir
schon zu haben glauben, ikonografistisch neu und immer wieder
rotierend neu reflektierend verzaehlt. Indem sie also die
Verwissenschaftlichung ernst nimmt. Die "Freiheit der Indifferenz"
als zu bearbeitendes Item ist nur zu haben, wenn man sich ihr
stellt. Ob dies eher mutmaszliche Freiheit ist, bleibt abzuwarten.

Verzaehlen meint nun nicht, dass der Endbetrag nicht stimmte, es ist
ja noch nicht einmal die exakte Ausgangssumme bekannt. Daher muss
erst einmal alles zusammengezaehlt werden, was Duchamps Unterlaufen
des ihm bekannten Geschaefts so mit sich bringt. Was alles an
Artefakten wie aufgeladen wurde, was auf welche Weise seine
Apparence, seinen Anschein und sein Aussehen findet. Die
Kunstgeschichte als narratives Wissen in ihrer Vermittlung wird
diese darzustellen haben.

Nach Hans Heinz Holz waere die Fertigware in den aesthetisierenden
Zusammenhang der Kunstausstellung geholt die zum Kunstfetisch
gewordene Ware, die auf nichts anderes mehr als ihren Besitz als
Bedeutungsebene hinweist. Damien Hirsts Diamantenschaedel und
dessen Kaeufer (die sogar um Preisnachlaesse betteln) scheinen das
zu bestaetigen. Dennoch spricht Holz, und das kann man nicht _am_
Diamantenschaedel, sondern nur in seinem Kontext erkennen, dem
fertigen Objekt ja auch eine Verdinglichungsebene zu, die nicht
voll im Fetisch aufgeht. Diese ist weder voll gegeben noch gesetzt.
Verdinglichung haelt ja immer den Rest eines Sinns, der noch nicht
verdinglicht wurde. Oder anders: Jedes materielle Ding, industriell
oder nicht, bedingt nunmal Sinn. Nonsense ist davon nur die
Unterkategorie. Nichts geht vom modernen Fetischobjekt aus, alles
wird an ihm gesehen. Es bekommt einen Selbststaendigkeitscharakter,
der seine Dinghaftigkeit gerade durch den gewussten Kult --
Panhans-Buehler spricht mit Duchamp vom Cargo-Kult -- verschleiert
bekommt. Das wird dann aesthetisch genossen. Jedes Readymade im Feld
der Kunst ist daher unfertig und wird nur dann zur Waren-Ware,
heisst zur Ware mit absoluter Warenfunktion, dessen Gebrauchswert
es ist, eben Ware zu sein, durch die Norm des Betriebs. Oder
zirkelhaft ausgedrueckt: Nur an der Ware kann die Warenwelt sich
zeigen. Das alles sind keine neuen Erkenntnisse. Nur soviel,
Duchamp brauchte diese Norm fuer seine Subversion oder genauer, er
hat sie mit-gemacht und somit zur Anscheinen gebracht. Als
Agnostiker selbstverstaendlich. Und der Agnostiker bestaetigt mehr
als er zweifelt.

Ein unanschauliches Anscheinen aber, eines das man nicht sehen kann.
Das aber, etwa im Schreiben, verhandelt werden muss. Die Autorin
bezieht sich Quellensicher aufs Fuehlen, ich denke da eher an
intellektuelle Taetigkeit. Jede Galerie, die von der Imageaufwertung
von Kunst ueberm Sofa profitiert und dann doch aufgeben muss,
verdeutlicht das in ihrer Metaperformance. Kunst selbst hat ein
Image. Imageologie und Imaging-Diskurs meinen das zu behandeln. Es
ist das Thema der Geschichte der Kunst seit ihrer Entdeckung durch
das Buergertum bis 'hinab' zu Comics als Kunst oder
Bierflaschen/Bierbrauen/Biertrinken als Kunst. Der Werbung kam bald
zu, brauchbarer Sinntraeger zu sein, fuer was die repraesentative
Kunst nichts mehr uebrig hatte. Duchamp habe das alles frueh im
letzten Jahrhundert auf einen Nullpunkt gebracht. Seitdem sei jedes
Kunstwerk nur noch Fetisch der Fetische, oder ohne Werkcharakter und
Erkenntnisauftrag, ergo nur das Leben selbst und demnach nichts. Nun
musz man Duchamp anders lesen, wird hier gesagt, denn hinter dem
Nichtkonsumierbaren Konsumding, stehe ein Konsumierbares, das weder
Religion, weder Wissenschaft noch Tauschobjekt ist. Duchamp kann
demnach nicht der Zerstoerer, sondern nur der sein, der resettet
hatte. Am Unfertigen laesst sich aufbewahren, was ueber es symbolisch
noch oder eben seit ungefaehr 1914 nun wieder, aber nur unter
Schmerzen gesagt werden kann.

Die Frage ist nur, ob Ursula Panhans-Buehler nun das Unfertige des
Readymade als Medium fuer Erfindung von Sinngehalt sieht. Ob sie also
einen anderen (?) Sinn jenseits seiner gesetzten Funktion als
Bedeutunsgraeger abgewinnen mag. Reclaim Meaning. Ja, das liegt ja
auf der Hand. Nur tut sie das in einer gleichzeitigen Infragestellung
indem sie abschweift, Geschichten erfindet, Notizen und Skizzen
von Duchamp paraphrasiert. Sozusagen als Anathema, als Widerspruch in
der Bejahung des Gegenstands. Wohlgemerkt, der banale Gegenstand ist
der Flaschentrockner. Seine Banalitaet geht verloren auf ueber
190 Seiten, auf denen das intuitive Wissen -- eine wichtige
Konstante in Panhans-Buehlers eigener Lehre, so darf man sagen --
befragt wird. Im Kopf geht naemlich alles: Gedankenexperiment.

Gewiss, der Flaschentrockner ist ausserhalb seines Gebrauchs als
solcher keiner mehr, und deshalb bringt er, herausgefallen aus der
Warenfunktion, herausgefallen aus der ueblichen Gebrauchsfunktion,
zerobjektiviert einige Eigenschaften mit, die sich nur zu gut in der
Welt der Zuschreibungen im "Metapherngestoeber", wie Panhans-Buehler
erkennt, quasireligioes verticken lassen. Um dem zu entgehen,
muessen die wahren und unwahren Geschichten wie gesagt ersteinmal
aufgeschrieben werden, um Enscheidungsgrundlagen zu haben. Ein
einfacher Vorgang. Nur woran wird das Erzaehlte gemessen?
Panhans-Buehlers These ist ja, dass sich nicht beliebig mit der
Sinnhaftigkeit umspringen laesst. Das bereits stillgestellte Objekt,
also der Komplex Duchamp-Readymade-Kanon, kann nur dann geoeffnet
werden, wenn von neuem hypothetische Prozesse gefuehrt werden. In
vorgefuehrten Schauspieleinlagen und Kurzgeschichten wird die Suche
nach der vierten Dimension, welche neben den drei bekannten
Raumdimensionen nicht synonym mit der vermutlich nichtraeumlichen
Zeit verstanden werden kann, wird abenteuerlich und mit
Rueckgriffen auf Aufzeichnungen Marcel Duchamps praezisierend
holzwegig das durchgespielt, was Duchamp in Formeln zu packen
versuchte. Das Hypostasierte wird aber nie erreicht, nie voll
aneigbar, nur vorgestellt. Etwas, das man bei der Suche nach bisher
unbekannten Teilchen der Materie im CERN und den dort gepflegten
Parallelwelten der nichtmessbaren Materie neben der messbaren
immer mitbedenken muss. Die Ergebnisse werden berechnet. Zwischen
uns und dem Unbekannten liegt das System Wissenschaft -- und
ermoeglicht Erkennbarkeit. Doch fuer was ich nicht messen kann,
weil keine Instrumente und Ausgangsmaterialien vorhanden, muss
ich literarisch sein. Damit steht diese Kunst neben Wissenschaft
und Religion, und kapitalistischer Warenwelt sowieso. Ihre
Autonomie ist damit um so anfaelliger.

Der Begriff des allegorienhaften Sinnbilds, im Gegensatz zur Metapher
ist entscheidend. Die Allegorie, hier gleichsam ein wortreiche
Maschinerie des sich selbst erklaeren wollenden Bildgebers fuer
einen Forschungszweck, laesst wenig Spielraum fuer die Verfolgung
und Verzaehlung der These, das geht nicht beliebig. Was da statthaft
ist muss aber strittig werden, wird altmodisch discours, Abhandlung
nicht Diskurs. These ist, dass das Sichtbare Dreidimensionale
Hinweise darauf enthaelt, was eben nicht nur drei Dimensionen hat.
Das sachlich Gegebene steckt aber voller Schwierigkeiten, dieses
"nur" auf diese hypostasierte Vierdimensionalitaet zu bringen. Nur
von was wird hier hypostasiert, von was wird abgeleitet? Oder mit
Kant (?) Welchem Gedanken wird hier eine gegenstaendliche Realitaet
untergeschoben? Mit Duchamp waere die uns bekannte dreidimensionale
Welt eine Projektion der vierdimensionalen. Aber, da muss man streng
sein, es handelt _sich_ um garnichts. Nur die Apparition, das
Auftreten eines solch vermuteten Wesens bringt in der
Interpretation, und nur in der Interpretation eine empirische
Evidenz zustande. Das macht also Duchamp nicht allein. Es geht
demnach weniger um die Ausdeutung eines Werks von Duchamp. Aber
nicht blosz der deutungs-politische Akt des Durchgangs (dis-cours),
nicht nur die Art und Weise der Darstellung stehe zur Debatte.
Descartes bleibt folgenreich Grundlage auch fuer die nicht nur
persiflierende Pataphysik, auf welche sich Panhans-Buehler --
sozusagen gut pataphysisch -- weder zustimmend noch ablehnend
bezieht. Sagen wir: Der Aufbau des Fetisch der Erkenntnis und seine
Enttaeuschung.

Wenn der Flaschentrockner im Duchampschen persoenlichen Universum mit
Allgemeinheitsanspruch als ein "geistiges Sinnbild" verstanden werden
soll, so guelten die Stellen im Buch als aufschlussreich, in denen es
um die Widerstaendigkeit der Kunst geht. Die Produktivitaet dieser
Branche ist dann nicht in ihrer Produkteherstellung, den "Arbeiten"
wie Ursula Panhans-Buehler kritisiert, zu suchen. Die "unheilige
Trias von Geld, Geist und Produkt", so bliebe aber anzumerken, ist
mithin der verfaelschend und zugleich entlarvende Blickwinkel. Da
der Blick auf diese drei die vierte Dimension der Verhaeltnisse
noch nicht sieht, deren Apparence UND Apparition die ersten drei
sind -- auch wenn das eine dem Rezensenten moeglicherweise nicht
zustehende Inanspruchnahme des Themas des Buches ist. Die Autorin
unterschied mit Duchamp naemlich beide (Apparence und Apparition)
voneinander als Erscheinung und Auftretendes, also als Manifestation
und Verlaufsform. Da es sich systematisiert gesehen um Skulptur
handelt, waere demnach das erstere als die Form des Gusses, das
zweite als die Form des Giessens. Jeder, der roten oder anderen Wein
trinkt, wird diese Unterscheidung nachvollziehen koennen, wenn die
Flasche leerer wird, wie sie kenntnisreich erlaeutert. Etwas feiner
gesagt, das Geld ist der Schein, waehrend dem entlohnten Geist sein
Produkt genommen wird. Entzug oder Verweigerung also auch hier.

Unterstellen kann man Ursula Panhans-Buehler, dass sie in Anwendung
der Verschiebungen wissenschaftlicher Arbeitsweisen nach Duchamp und
in der Unterschreibung der Verweigerung dem Nuetzlichkeitsdogma
gegenueber, genau diesen, mit ihm neu formulierten Unterschied in der
Funktion der Kunst in der zerstueckelten Gesellschaft explikativ,
jedoch aussertextuell klar macht. Freilich anhand des Lesers und
seines Anteils an der Publikation. Der Skeptizismus Duchamps ist das
Problem. Dass sich eine gefeierte gegenwaertige Generation von
Dokumentaristen und Sozialartisten mit diesem geradezu traditionellen
Gestus weniger zufrieden geben will und gerne mitregiert, ihn aber
als Haltung mittraegt, steht in dicken Katalogen.

Das Buch von Ursula Panhans-Buehler, die vor kurzem erst in Kassel
mit standing ovations emeritiert wurde, ist im Verlag Philo Fine Arts
in Hamburg erschienen, kostet 14,00 EURO, traegt den vollstaendigen
Titel _Gegeben sei: die Gabe -- Duchamps Flaschentrockner in der
vierten Dimension_ und ist gebunden mit Lesebaendchen.
_________________________
[1] "Oh! yes, Agnes Meyer-Brandis is very beautiful. She's also
bright, talented and from what I gathered from the interview
I made of her, she's a really nice person."
(http://www.we-make-money-not-art.com/archives/2006/11/interview-with-1.php)

Matze Schmidt

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2.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 42


... die Geschichte und Geschichtlichkeit der Eigentumsverhaeltnisse.
Und die Relativitaet des Eigentums, dessen Status in der
buergerlich kapitalistischen Demokratie das Scharnier zu ein
scheint, um das sich Herrschaft dreht. Herrschaft und nicht
abstrakt _Macht_.
Und das Internet, so befand ein Bundesgericht in Australien, ist
doch nicht boese: "Allein die Bereitstellung des Internets ist noch
keine Rechtsverletzung". Aber wiedereinmal "Good Copy Bad Copy":
Dialektik Not Found (aka 404).[1] Aber: "Meet me now! 25 Berlin,
Germany" und es geht nach: http://adultfriendfinder.com/search/p196827.subpiratebay?max_age=24&country=Germany&override=1&photo=2&ip=auto&show_city=1&min_age=18&pg=1&pb=50706610

Wir erinnern uns: "Während in den „urkommunistischen" Gesellschaften
also nicht der Kontrakt isolierter Privateigentümer die Produktion und
Verteilung regelte, sondern ein" -- und jetzt geht es weiter
(Zitat:)

"Produktionsplan und Verwandtschaftsbande, löst sich dieses System mit
dem 11./12. Jahrhundert wieder langsam auf. Mit der „kommerziellen
Revolution" entste-hen wieder Städte, Handel und Geldwirtschaft nehmen
zu, und statt der alten Verwandtschaftsordnung wird das römische Recht
wieder aufgenommen und geht in das Kirchenrecht ein (siehe dazu unten).
Die im Mittelalter vorherrschende Produktionsweise drückte sich in
einer spe-zifischen Eigentumspraxis aus, die mit Heide Gerstenberger
„feudale Aneignung" genannt werden kann:
-
„Feudale Aneignung umfaßt (...) nicht nur Aneignung in den Formen der
Grund-, Bann-und Lehensherrschaft, sondern auch kriegerische
Aneignung, die Aneignungsform der Heirat und die Ausnutzung
herrschaftlich sanktionierter Handelsprivilegien" (Gerstenberger
1990: 504).

Der Sachsenspiegel (entstanden 1220 - 1230), eine der wichtigsten
Rechtssamm-lungen des Mittelalters, reflektiert diese
Vergesellschaftungsweise. Das Buch - zuerst auf lateinisch, dann auf
niederdeutsch erschienen - besteht aus zwei Teilen: dem Landrecht
(das Gewohnheitsrecht des Bauernvolks) und dem Lehnsrecht (die
Ordnung des Adels). Nach Wesel ist es das statische Recht „einer
tauschlosen Eigenwirtschaft, in der es im wesentlichen nur Abgaben
an den Adel gibt" (Wesel 1997b: 317). In der deutsch-rechtlichen,
mittelalterlichen Sprache existierte kein abstrakter
Eigentumsbegriff, vielmehr fand sich entsprechend der vielfältigen
Besitzverhältnisse jener Zeit eine Vielfalt an Worten: „`eigen'
(-`turn', -`schalt'), `erbe', `gut', `fahrende habe', len',
`leihe', 'gült', `zins', leibzucht' usw." (Brunner, et al. 1975: 66).
Auch die römisch-rechtlichen Begriffe dominium und proprietas,
die mit dem 13. Jahrhundert zunehmend Eingang fanden in
mittelalterliche Schriften, konn-ten nicht ohne weiteres
übernommen werden, sondern mussten - den mittelalter-lichen
Verhältnissen entsprechend - modifiziert werden (vgl. Brunner,
et al. 1975: 70). Bezüglich der Adaption der römisch-rechtlichen
Begriffe im Mittelalter kam der Rechtshistoriker Dietmar Willoweit
in einer wortgeschichtlichen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass vor
dem 12. Jahrhundert das Rechtswort dominium eher mit unserem
Begriff der „Herrschaft" zu übersetzen ist, wobei der Inhalt dieses
Herrschafts- oder Gewaltverhältnisses sehr verschiedener Art sein
kann. Es kann sich um das dominium eines Königs oder eines Volkes,
eines Bischofs oder eines Vaters handeln und es kann schon auch
das dominium bezüglich einer Sache gemeint sein, aber:

„Ein engerer Bezug zwischen dominium und Eigentum ist nicht
nachweisbar. Im Hori-zont des Rechtswortes dominium ist die
Herrschaft über eine Sache nichts anderes als eine weniger wichtige
species des weit umfassenderen Herrschaftsbegriffs, der durch den
Sprachsinn des Wortes dominus konstituiert wird." (Willoweit 1974:
135, Hew. i.O.).

148

Auch der Begriff proprietas habe im Sprachgebrauch der Quellen bis
weit in das 13. Jahrhundert hinein nichts zu tun mit einem
Eigentumsbegriff, der - auf Sa-chen beschränkt - Herrschaft und
Ausschluss Dritter gewährt (Willoweit 1974: 138). Proprietas wird
sowohl auf „Eigenleute", also Menschen bezogen, wie auf Rechte,
beispielsweise das Holzrecht. Die beiden Rechtswörter dominium und
proprietas könnten damit keinesfalls als Synonyme verstanden werden,
sie „ent-sprechen weder einzeln noch miteinander verbunden dem
modernen Eigentums-begriff" (Willoweit 1974: 139). Eigentum im
Mittelalter meinte demnach mitnichten die Macht ausschließlicher
Verfügung über die Sachen (Hecker 1990: 74). Für das mittelalterliche
Rechtsdenken standen vielmehr

„konkrete, gewachsene Rechte im Vordergrund, die vielfach
gleichzeitig mit der Verfü-gung über den Bodenertrag die Herrschaft
über seine Bewohner zur Folge hatten, aber durch Pflichten gegenüber
dem Lehnsgeber einerseits und gegenüber den Bewohnern andererseits
begrenzt waren." (Rittstieg 1975: 3; vgl. auch Römer 1978: 40 ff.).

Somit entspricht der römische Eigentumsbegriff nicht der sozialen
Welt des Mittelalters und konnte erst mit dem Entstehen des
Kapitalismus wieder Wir-kung erzielen.19"

Wie Kapitalismus auch auf dem Papier entsteht.

"6.5 Die Legitimation individuellen Eigentums
durch Thomas von Aquin
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Ein Zeitgenosse des mittelalterlichen Aufschwungs und zugleich einer
der wich-tigsten Theologen der Kirchengeschichte ist Thomas von
Aquin. Bezüglich der Untersuchung zum vorkapitalistischen Eigentum
nimmt er eine zentrale Stellung ein, da man vielerorts davon ausgeht,
dass mit ihm der erste Schritt getan sei, der von der Tolerierung des
Eigentums schließlich zu jener Auffassung führt, „die jeden Angriff
auf das Eigentum als Verstoß gegen den göttlichen Willen hinstellt"
(Salin 1967: 34). In der um 1270 erschienenen Summa Theologica
formulierte er die erste große Rechtfertigung des individuellen
Eigentums innerhalb der scholas-tischen Philosophie. Thomas von
Aquin hat sich damit gegen eine starke Tradi-tion gestellt: Die
Kirchenväter lehnten den Gedanken ab, dass die ursprüngliche
Gütergemeinschaft historisch gewesen sein soll (vor allem zu nennen
ist hier Ambrosius 339 - 397). Vielmehr handle es sich dabei um ein
naturrechtliches
______________________________
19 „Mittelalter und Altertum kannten sehr wohl einzelne
Privatrechtsinstitute; aber da ihnen eine einheitliche
Ausrichtung nach rein ökonomischen Gesichtspunkten fehlte, die
politisch-ständische Stellung des Einzelnen ausschlaggebend war
für Erwerb, Besitz und Verlust aller irdischen Güter, so konnte
auch hier der moderne Eigentumsbegriff nicht entstehen. Denn
dieser setzt ein ziemlich hohes Maß an Verselbständigung und.
Gebrauchsrationalität der Eigentumstitel voraus" (Kirchheimer
1972: 10).

149"

Anzumerken waere an dieser Stelle, dass der "moderne
Eigentumsbegriff" den Verhaeltnissen folgt und nicht umgkehrt.

Verschiedentlich wurde gefragt, ob es denn Sinn mache, ein solches
Buch ueber Jahre hinweg zu besprechen. Manche Leskreise benoertigen
nur knapp 1-2 Jahre fuer 200 Seiten. Im Vordergrund steht ja die
Selbsterklaerung. Fuer Lesemuede ist hier bereits 2007 eine
Kurzversion erschienen: "Rezension von Sabine Nuss. _Copyright &
Copyriot_ 21: Tolpatschige Kopierkatzen"
http://www.n0name.de/news/news117.txt
_______________
[1] Noch nochmal nochmal nochmal DJ Danger Mouse' Geschichte usw.,
der, der am dem Grey Album 2004 nichts, 2006 zusammen mit Cee-Lo
Green und dem Retroneo-Hit "Crazy" alles verdiente. also sich
aneignete. Der Film _Good Copy Bad Copy_ ist zu bekommen als flv
auf http://www.goodcopybadcopy.net [12.02.2010] Ach ja, und
nochmal The Pirate Bay, dessen "Schwarm" 2009 dezentralisiert"
wurde, also ohne zentralen Tracker dasteht.

Ali Emas/Susi Meyer

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3.

Rollen & Stampfen

(www.38317.tk)

Ich hab gehoert, es geht um Gott
Und einen Vater, der opfert z.B. seinen Sohn
Aber Mythen interessieren hier nur bedingt, oder?
Ein Prediger im Anzug steht auf der Buehne[1]
Christ, Buddhist oder was auch immer[2]
Und der jault immer wieder Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah[3]
...

Wer profitiert von diesem Konflikt?
Wer hat hier wen getrieben?
Wollen die einen die anderen vertreiben, ist es so?
Der Grenzstreifen ist geraeumt
Jemand aus dem brennenden Olivenhain ruft:
"Hamas" und die Antwort: "Allah Akbar"[4]
Allah Akbar, Allah Akbar
...

Brennende Oefen werden geleugnet
Aelter als wir sind ist der Krieg
Siedler an der Front feiern einen Sieg
Kommt, wir werfen sie ins Meer
Die Geschichte von Semiten ist bereits rassisch[5]
Auf Deiner Flagge steht blau auf weiss Shalom
Shalom, Shalom
...

Los jetzt, den Herrn preisen!
Die Herren und ihre Heere
Verdraengtes Judentum plus Staatsmacht ist gleich Christenheit
Zu Weihnachten gibt es Gaensebraten
Der Ersatzkaiser sagt die Bibel ist das wichtigste Buch[6]
Und du sagst immer zu allem Ja und Amen
Ja und Amen, Ja und Amen
...

Der Dalai Lama laechelt nur
Die gelbe Robe ist purer Zynismus
Sie muesste genaugenommen eigentlich blutrot sein
Yangkyi tippelt mit dem Einkaufsrolli durch die Stadt
Sein Cassettenrecorder spielt ohne Unterlass
Es droehnt, es klingelt Hare Krishna[7]
Hare Krishna, Hare Krishna
...

Eine Kirche ist eine Reinigungsfirma
Fuer Seelen und fuer Geldwaesche, ja
Sie verkaufen spirituelle Freiheit und die reinste Wahrheit (Aha)
Vielleicht bist du krank, du weiszt es nur noch nicht
Jetzt machen wir mal einen Test
l’homme machine, Filmstars, ScienceFiction, Scientology[8]
Scientology, Scientology
...

Im Alter werden Popstars nervoes
Wenn Plattenvertraege platzen werden sie religioes
Ihre Lieder sind blosz noch Repitition gleicher Klaenge in Worten
Auf das Bewaehrte kann man sich nicht mehr verlassen
Der ganze Hassel ist ein Hip-Hop Beat
Nach Blues kommt Schwulst kommt Jazz kommt Rollen & Stampfen
Rollen & Stampfen, Rollen & Stampfen
Rollen & Stampfen, Rollen & Stampfen
Rollen & Stampfen, Rollen & Stampfen[9]
...

_______________
[1] Leonard Cohens "Hallelujah" bedient offenbar das
Beduerfnis nach eintraechtig saekular-religioesem
Sing-Sang. Es ist ein oft nachgespieltes Lied, einige
Versionen sind auf Youtube zu finden, Schuelerbands
erfreuen ihre Eltern mit dieser gospelig-psalmischen
Antirebellion. 2008 sang das Publikum mit wedelnden
Armen in Cohens Konzerten mit, wie beim
Erweckungserlebnis.
[2] Die ersten Zeilen des Originaltextes von Cohen (von
1984) nehmen direkt Bezug auf das Alte Testament --
auf Davids Lautenspiel; die Einfluesse biblischer
Poesie auf das 'dichterische Popularlied' westlicher
Bauart sind riesig.
Lou Reed, der fuer Cohen die Laudatio bei dessen
Aufnahme in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" sprach, sang
auf dem Album _New York_ in "Straw Man" noch irgendwie
kritisch aber dann doch wohl haeretisch vom
"self-righteous rock singer / whose nose he says has
led him straight to God", jetzt ist er mit Cohen und
U2 ("Gloria in te Domine") in bester Gesellschaft. Auch
weil er sich in seinem Spaetwerk-Lied "Who am I" fragt,
wer den Himmel gemacht hat und zur indirekten Antwort
eben Gott angibt.
Was man Johnny Cash vielleicht alles mal noch verzieh,
weil er unverschuldet im Bible Belt gross wurde, kann
man den intellektuellen Saengern-Liederschreibern
aus den Metropolen nur vorwerfen. Cohen wurde
radikalerweise in den 1990ern buddhistischer Moench.
Zur Erklaerung: Haeretisch ist ein Haeretiker, ein
Haeretiker ist ein anti-kirchlicher Glaeubiger, der
es besser als die Kirche weisz, also ein Verteidiger
des wahren Glaubens, fuer die Kirche ein Ketzer und
demnach zu bekaempfen oder zur Raeson zu bringen.
[3] Hallelujah ist Hebraeisch und heisst "Lobe Gott".
[4] Die Ueberkomplexitaet des Konflikts zwischen
Palaestinensern und Israelis hat wenigstens diese
fragwuerdigen Topoi: Wem nuetzt der dauerhafte
Kriegsaehnliche Zustand? Wer foerdert deshalb die
Vertreibung? Neben der Frage, ob Israel mit der Shoah
als Legitimation der eigenen nationalen Existenz, der
Vorposten des westlichen Kapitals auf der arabischen
Halbinsel sei, glaube ich nicht an antikapitalistische
Motive einer Hamas. Es muss klar werden, dass die
ethische-religioese Ebene, die Verhandlungsebene von
sich bekriegenden Maechten um Vorherrschaft am Ort ist.
[5] Die Rassentheorie drueckt, und heute die
Ethnien-Anschauung, konsequent brutalst die Trennung
in menschliche, gegeneinander agierende Gruppierungen
aus. Wo diese weiter ausgebaut werden, gewinnen
Imperiale.
[6] Der neue Rassismus, die Ethnien-Anschauung, und die
nur vordergruendig ueber die Vernichtung von Menschen
im zweiten Weltkrieg aufgeklaerte Gesellschaft sind
Teil der Verdraengung der Geschichte. Sie kommen
in einer neuen Gleichschaltung in der BRD zusammen.
Die Bibel kann (das sagt am Ende des 00er-Jahrzents
der deutsche Praesident offen), da sie von vielen
schriftorientierten Religionen respektiert wird, im
Land die Funktion der mentalen Zentralisierung
bekommen. Dieses wiederum vermeintlich aufgeklaert,
genau an der Schnittstelle an der auch Cohens Song
Saekulare, Atheisten, Agnostiker und Glaeubige
pluralistisch mediatisiert: Du kannst auf religioes
machen, ohne zur Kirche oder zur Religion ueberhaupt
ueberzulaufen zu muessen. Es ist das gebrochene
Verhaeltnis zur eigenen Religiositaet, die von den
Institutionen auf Leute wie Cohen uebergeht.
Was dieser zwar konnotativ offen, aber ehrlich genug
ausspricht: "it's a broken Hallelujah".
[7] In den Grossstaedten laufen die Vereinzelten oder
sektiererischen Esoteriker herum, und tanzen um
regenbogenbunte PACE-Fahnen Ringelreihen. (Wobei
der Anwurf des Sektierertums Einhelligkeit
voraussetzte.) Die ausbeuterische Geschichte der
Religionen wird gerne vergessen, ihre aktuelle gerne
verbal aufgehoben. Diese Geschichte wird mit der
Position Israels nicht bessser. Im Gegenteil, die
Nation mit dem Label Davidstern stellt sich gegen die,
sicherlich tendenzieoesen, aber eben gegen die
Berichte der UNO und damit auch gegen Fakten. Eine
UN-Glaeubigkeit stellt diese Feststellung nicht dar.
Das "Hare Krishna" ist wieder das schon vom Hallelujah
her bekannte Mantra zum Lob Gottes. Dieser Gott tritt
hier in Form von Krishna, einem Avatar von Vishnu auf.
[8] Die Church of sowieso ist die mafioese Konkurrenz zur
Staatsreligion, dem legalen Staat im Staate. Deshalb
wird sie, natuerlich nur halbherzig, bekaempft.
[9] Niemand mehr kann Pop oder Rock oder seine Generika
fuer rein oder "eher" emanzipativ halten, und wer
Elvis auch nur ein wenig studierte, konnte das auch
auch bisher nicht tun. Die adornitischen Apologeten
und Verfechter des Endes der Popmusik meinen damit
vor allem ihr eigenes linkes Ende im Speckguertel
derselben. Als Kritiker dieser so abgelegten
falschen Vergangenheit werden sie freilich
weiter feuilletonieren. Sie sind gewissermaszen vom
Glauben ab- oder vom Goldberg gefallen. Golderg?:
Danny Goldberg. _Bumping Into Geniuses: My Life
Inside the Rock and Roll Business_ -- wer hats
nicht gelesen?

n0name, 29.12.2009

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