Received 05. 07. 2005 -- 22:59 from
fromunter den talaren
>
> Sozialer Aufstieg ist vor allem im Bereich der Neuen Medien und den
> neuen
> technischen Berufen möglich. Die neuen Medien stellen das INFORM
> ationsmonopol der alten Medien und damit die "alte Mitte" in Frage. Es
> müssen neue Themen etabliert werden, um sich abzugrenzen. Die
> gege-nwärtige
> Debatte um die 68er-Genera-tion ist Ausdruck dieses Kampfes, denn die
> 68er-Generation besetzt Schlüss-elposit-ionen im Bereich der alten
> Medien
> und der Politik.
>
das ist richtig, und die jüngste geschichte zeigt, wie wandelbar so
genannte einstellungen (soziale, politische und habituelle parameter)
sind, dich einfaches verkehren der vorzeichen. – der strukturalismus
liefert dafür übrigens legitimation wie gebrauchsanweisung – auch das
in anwendung der von bourdieu aufgestellten thesen zu mechanismen und
periodizitäten des (sozialen) auf- und abstiegs. die heutige generation
der etablierten ex-68er sagt nicht: wir stehen nicht mehr für freiheit
(ein), sondern sagt: das ist nicht freiheit, was ihr dafür heute haltet
(und wir vor 30 jahren übrigens auch).
ebenso vollzieht sich die wende in der kulturgesellschftlich
etablierten (ehemaligen) subkultur. kunst kann nur etabliert in
erscheinung treten, unsere väter haben mit der peitsche dafür gesorgt,
dass wir gescheite (hört hört) kunst machen. es werden positionen
besetzt, nicht gegenpositionen. kunst verkauft. verkauft kunst. die
90erjahre des spekulativ-engagierten kunstkaufens sind vorbei. das ist
neoliberale ausgleichspolitik auf (sub)kultureller ebene, nix anderes.
das erfundene ableben eines (in erster linie nur! von seinesgleichen)
anerkannten künstlers ist lüge, und zwar eine gefährliche lüge, die am
kitt der gesellschaft kratzt, denn lüge ist auch ein paternales
gesellschaftsselbstverständnis, und die lüge innerhalb eines
lügensystems entbirgt wahrheit; wobei die berechtigung zur kritik an
der lüge natürlich dem ödipus entlehnt wird. – das begehren des
künstlers ist, eine spur zu hinterlassen, die nicht mit seinem tod
endet, sondern auf symbolischer ebene erst mit seinem ableben beginnen
kann. insofern ist der fiktive tod als veräusserlichung des geheimen
(an)trieb(s)schema des prämordalen kulturschaffens mit dem ödipalen
verbot belegt.
nur die hedonistische mittelschicht nervt gerade auf 200.000 rollen an
meinem fenster vorbei, gestapo-trillerpfeifend und mit technodeutscher
marschmusik auf dem rücken des chors. die möpse bellen. kein hahn kräht
nach kunst oder dergleichen. so what!?