Received 08. 08. 2005 -- 17:57 from
fromRe: neoliberalismus 3
Gerne komme ich ihrer aufforderung nach:
> Also Herr Beck,
>
> jetzt bleiben Sie doch bitte auf dem Teppich, und schildern sie gelegentlich
> den noch zurechnungsfähigen und intelligiblen
> Lesern dieses Forums nur, oder auch, in wie weit Sie persönlich von denen
> von Ihnen so ausführlich zitierten "Elementen neoliberaler Politik"
> profitieren und zu profitieren hoffen!
Also, ich fordere im eigenen interesse die liberalisierung des
bildungssektors. Entlassung aller kultur- und bildungseinrichtungen aus der
obhut des staates. Das ist übrigens 100% mit Beuys übereinstimmend, der
seine F.I.U. = Free International University in diesem gedanken schuf.
Ich sprach in meinem vortrag von meinem studium an der FIU zweigstelle in
Hamburg, einer einrichtung, die sich ebenfalls dezidiert gegen den
staatlichen bildungszwang wandte, und dafür alle erdenklichen nachteile in
kauf nehmen musste.
Jeder soll lehren und lernen dürfen, wie er will, frei von staatlicher
bevormundung.
Meine eigenen erfahrungen an drei staatlichen einrichtungen (Hessischer
Rundfunk, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und Museum für
angewandte Kunst Frankfurt) sind die denkbar negativsten. Der staatliche
einfluss fördert nichts als pöstchendenken, jeder klebt an seinem platz, und
in folge die unterdrückung aller neuen ideen.
>
> Und verorten Sie bitte dazu auch die von Ihnen in Ihrem Städel-Vortrag gern
> zitierte persönliche Nähe zu dem Beuysschen Konzept der "sozialen Plastik",
> welches allgemein von jenem als Gegenentwurf zur marktorientierten
> Ausbeutung des Menschen durch das Kapital gedacht war, ...?
> Siehe auch: Joseph Beuys' "Organisation für direkte Demokratie und
> Volksabstimmung"
Zitiere nur Beuys: "Staatlich ruinierte Kunstakademie (Düsseldorf)".
>
> Und (2.), wie verhält sich dies zu der konsumkritischen Haltung eines
> W.Benjamins, den Sie so nett und dankbar, auch in ihrem Vortrag zitiert
> haben, ...??
>
> http://www.thing-net.de/cms/artikel223.html
>
> Zitat:
> "Ich spreche von dem Verfahren einer gewissen modischen Fotografie, das
> Elend zum Gegenstand des Konsums zu machen. In dem ich mich der neuen
> Sachlichkeit als literarischen Bewegung zuwende, muß ich einen Schritt
> weitergehen und sagen, daß sie den Kampf gegen das Elend zum Gegenstand des
> Konsums macht."
>
Ich sehe da gar keinen widerspruch. Ich spreche mich nur für die
grundlegende freiheit des konsums aus. Das schliesst nicht aus, daß es
schlechte angebote gibt, wie Benjamin sie kritisiert, oder auch schlechte
nachfrage. Aber eine beschränkung unter berufung auf sog. "höhere" ideen mag
ich nicht haben.
>
> Und wie wäre es um die Kunst bestellt, um Sie zu paraphrasieren, wenn es
> überall nur neoliberale Politik gäbe?
Schlechter als jetzt kann es doch kaum noch kommen. Und wie sagte der liebe
Jupp: "Ich nehme das geld doch lieber von einer zigarettenfirma als von
dieser bundesregierung."
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