Received 30. 09. 2005 -- 21:24 from
fromdeutschlandfunk
r. hatte geirrt mit seiner these, die 70erjahre seien von
erfahrungshunger geprägt, aber vermutlich konnte er gar nicht anders
als irren müssen. die 70erjahre waren das jahrzehnt der wiedergänger,
von resignation zur allmacht des regenerierten (staats- wie
mikro-)faschismus, was seine generation zum rückzug in die innere
emigration in die kleinfamilie trieb – reproduktion gewordenes denkmal
eines kastrierten aufbäumens. anspruch auf erfahrungshunger erhebt
frühestens unsere generation, genauer: seit 911, als der hunger nach
bedeutung an leben gewonnen hat. davor, die 90erjahre, ein jahrzeht der
betäubung in kollektivem parahedonismus. die 80erjahre als gelähmte
zeit; ein strukturell und intellektuell nur gefäß, die zerfaserung der
bewegungen einfassend und das vereinzelte aufblitzen der signifikanten
sozialer deprivation in obskuren geschmacksmustern an seinen rändern
frei gebend. heute verlegt r. bücher bei suhrkamp mit editorischem
protektionismus, besserwisserischer eiertanz entlang der weichheit in
der stimme von bedeutungslosigkeit.