Received 15. 09. 2010 -- 14:36 from
fromRe: Netzkunst Förderung in Wien
Ob hier jemand zur Diskussion bereit ist? Eigentlich sollten es ganz
viele sein. Denn die Unzufriedenheit mit der Kunstförderung wird ja
privatim immer wieder angesprochen. Selten aber öffentlich thematisiert.
Das Schrankstipendium letztes Jahr in Offenbach eine der Ausnahmen.
Ein Kollege schrieb mir gerade erst folgendes:
"Jurierungen sind sowieso heikel und nicht gerecht - auch aber nicht nur
aus deinen genannten Gründen. Man sollte unterscheiden zwischen Websites
die als "Online Kataloge" dienen und Kunstwerke die im Netz
"stattfinden". Genau wie Videokunst können diese nur in dem
entsprechendem Medium voll erfasst werden. Aber eigentlich gilt das für
jede Kunstmedium (Malerei, Skulptur)... die fotografische Reproduktion
ist mangelhaft. Eigentlich müßten Jurys in die Ateliers..."
Ich bezweifele, ob es mit Jurys in den Ateliers getan ist.
Das Problem liegt doch eher darin, wer darüber entscheidet, daß es
überhaupt Jurys gibt und wie sie besetzt werden.
Das Beispiel aus Wien zeigt aber noch einen anderen Aspekt auf.
Die direkte Förderung von Werken, oder zumindestens der Anspruch darauf,
ist neueren Datums.
Gängige Praxis ist nach wie vor, nicht das Werk, sondern die Reputation
des Künstlers zu bewerten und schliesslich zu (be)fördern.
Anders ist es nicht zu erklären, daß zB die Hessische Kulturstiftung
Mitglieder von weit außerhalb Hessens in die Jury bestellt.
Die direkte Beurteilung von Projekten, besonders solcher, die sich über
einen längeren Zeitraum erstrecken, wie das Betreiben eines Kunstraums,
ist nach wie vor ungewohnt und nicht eingeübt. Daher eben auch die
Auseinandersetzung in Wien.
Soweit ich nur ungefähr weiß, ist man da in Kanada etwas weiter.
Einerseits lässt die Grösse des Landes mit seiner dünnen Besiedlung
keine zentral gelenkte (Kunst)Infrastruktur zu. Andererseits bleibt
durch die kontinuierliche Zuwanderung der Kulturbegriff ständig in der
Schwebe und verhindert Traditionsbildung.
> Tja Hr. Beck, ich habe mir den Link durchgelesen,
>
> kann darin nichts "Schlechtes" finden. ausser das auch in Österreich die Mittel immer stärker beschränkt und kontrolliert werden und eher in andere, eher "Profi-orientierte" weniger allgemein-kulturelle "Investitionen" gesteckt werden.
>
> Wenn dort wie im "NetzNetz" Link beschrieben, die Fördergelder von 320.000 EUR auf 30.000 EUR gesenkt wurden ist das schon beachtlich.
> Und wie schreiben sie dort, es sei faktisch keine Selbstverwaltung, sondern nur eine "Selbsteorganisation", da die selbstbestimmte Verteilung an interessierte Gruppen, danach ebenso noch durch den Magistrat abgesegnet werden müsste, der bisweilen aus diversen, formalen Gründen zumeist die Bewilligung an einige Gruppen untersagt.
>
> Was die sogn. "Zerfleischung" der verschiedene Projektanwärter untereinander angeht, sollte man das nicht zu hoch bewerten, denn ich denke das kulturell befähigte und in der Diskussion untereinander geschulte Kunst-schaffend doch im Einverständnis und ohne Ausgrenzung untereinander diese Diskussionen zu führen bereit sein sollten?
>
> Wie läuft es denn dazu in Diskussionen über Fördermaßnahmen in FFM?
>
> In der "Mannheimer Szene" gab es ja dieses Jahr ebenfalls, ich habe darüber "berichtet", eine Möglichkeit städtische Fördergelder zu beantragen. Ansatz der hoch begrüßt wurde, aber auch dort gab es rasch intensive Bestrebungen von pseudo-hochrangigen Kultur-leistenden, die das Geld am liebsten in ihren hohen und breiten Töpfen für groß angelegte Kulturprojekte, wie ein neu zu schaffendes, opulentes Künstlerhaus mit einem Etat von 1.5 MIo Eur "versenkt" hätten.
>
> Das dabei natürlich nichts mehr für die kleinere und doch recht zersplitterte "freie" Szene übrig geblieben wäre, (unter dieser "monopolitischen" Perspektive) das scherte jene "kleinen Bonzen" natürlich wenig.
>
> Nun gut, eine fundiertere Diskussion dazu wäre sicher interessant, aber ....sind die Teilnehmer hier überhaupt bereit dazu?
>
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