Received 08. 07. 2005 -- 18:24 from
fromneues von atelier frankfurt
Heute in der rundschau:
Gegen Vorkasse
Diskussion im Atelierfrankfurt
VON SANDRA DANICKE
"Sie hören ja gar nicht zu", rief irgendwann eine der anwesenden
Künstlerinnen, und tatsächlich hatte man den Eindruck, Bernd Zahn rechne
nicht mehr mit für ihn interessanten Wortbeiträgen.
Als Geschäftsführer des Vermieters Hessisches Immobilienmanagement hatte er
die circa sechzig Kulturschaffenden des Atelierfrankfurt in das ehemalige
Polizeipräsidium in der Hohenstaufenstraße eingeladen, "den Blick nach vorne
zu richten" und "die Zukunft neu zu gestalten".
Der Verein Atelierfrankfurt komme nach der "ökonomischen Bauchlandung" der
vergangenen 13 Monate (erhebliche Mietschulden) als Mieter zwar nicht mehr
infrage.
Den Künstlern und Kulturschaffenden sollen jedoch ihre bisherigen Ateliers
einzeln vermietet werden, andernfalls müssten sie diese bis zum 31. Juli
räumen. Die bislang gemeinschaftlich vom Verein genutzten Räume wolle man
sich vorbehalten und von Fall zu Fall an Veranstalter gegen Vorkasse
vermieten.
Vielleicht demnächst eine Disco?
So sprach Herr Zahn, doch die Künstler, Architekten und Theoretiker waren
nicht einverstanden. Ohne den Verein fehle das Netzwerk, in dem zu arbeiten
man für sinnvoll erachte und das das Haus erst zu einer relevanten
Institution mache. Darüber hinaus war die Skepsis gegenüber den eventuellen
Nutzern der Gemeinschaftsräume groß. "Wer soll das sein? Ein
Discobetreiber?"
Erhebliche Zweifel kamen auf, ob die Hessische Immobilienmanagement in der
Lage sei, Mieter auszuwählen, die der Atmosphäre im Haus zuträglich seien.
Dazu Herr Zahn: "Wer passt, wird genommen." Man könne ihm aber durchaus
jemanden vorschlagen - solange es sich dabei nicht um den Verein
Atelierfrankfurt handele.
Dabei hatte dieser alles in die Wege geleitet, um unter neuen Vorzeichen am
alten Konzept weiterzuarbeiten. Ein Sanierungs- und Finanzierungsplan, der
seriöse Angebote von Sponsoren enthalte, sei vom Hessischen
Landesministerium aber genauso ignoriert worden wie die Tatsache, dass der
Verein sich neu konstituiert habe und der Vorstandsvorsitzende Jörg Siedel
zurückgetreten sei.
Jetzt, da man Unsummen an Geld und Arbeitskraft in das Gebäude investiert
habe, solle es offenbar kommerziell vermietet werden. Dabei habe es bereits
im Juni 2004 deutliche Signale gegeben, dass man die vereinbarte Miete
aufgrund massiver Bauschäden nicht würde bezahlen können.
Man solle die Vergangenheit vergessen, um "Zukunft sinnvoll zu gestalten",
erklärte Herr Zahn. Das fanden auch die Künstler. Interpretierten es
allerdings anders. Man dürfe dem neu konstituierten Verein Fehler aus der
Vergangenheit nicht weiter ankreiden. Ohne Programm und Konzept gäbe es
schließlich auch keine Sponsoren.
"Ich biete Kooperation an", sagte schließlich Herr Zahn, und verwies auf
einen neuen Diskussionstermin. Sollten die Positionen weiter so verhärtet
bleiben, dürfte es dort allerdings nicht allzu viel zu besprechen geben.
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