Received 09. 11. 2007 -- 13:51 from
fromRe: kultur kreativität oder wirtschaft
Lieber Martin,
lass mich auf deine beiden gedanken folgendes antworten:
>
> RF findet also, dass in zukunft die fähigkeiten,
> probleme zu erkennen und lösungen zu finden
> wichtiger sind als natürliche ressourcen,
> maschinen oder arbeitskräfte? was für ein käse,
> das ergänzt sich in zukunft ebenso wie es sich in
> der vergangenenheit ergänzt hat.
Zum einen ist das keine kernaussage von Richard Florida. Das haben genug
andere auch schon so oder ähnliches gesagt. Stichworte:
Wissensgesellschaft, Informationsgesellschaft.
Zum anderen finde ich auch nicht so wichtig, ob das wirklich so IST.
Sondern, welche konsequenzen sich für die, die so (kreativ) arbeiten,
ergeben.
Natürlich bin ich als medienkünstler auch von natürlichen resourcen wie
öl oder gas abhängig, aber meine alltägliche praxis hat damit wenig zu
tun. Wenn ich mich tag für das um den nachschub solcher resourcen
kümmern müsste, wäre ich in einem anderen beruf, oder die gesellschaft
hätte insgesamt ein problem.
>
> völlig haarsträubend, vor allem aber ziemlich
> nutzlos, finde ich dann allerdings floridas
> einteilung der tätigkeitsklassen in herkömmliche
> und kreative berufe und hier dann wieder in
> unterklassen und diesen dann bestimmte
> berufs-/ausbildungsbilder zuzuordnen. u.a.
> mathematiker, architekten, sport (!!!) und medien
> landen natürlich in der allersuperkreativsten
> klasse - gilt das dann auch für
> versicherungsmathematiker, schoppepetzer-kicker
> in der kreisklasse C, architekten von
> plattenbauten und stumpfe lokaljournalisten?
> bauern, fischer und förster, die unterste,
> unkreativste klasse der niederen klassen, können
> die probleme, vor die sie gestellt werden,
> kreativ lösen oder nicht, ebenso wie ein
> lokaljournalist kreativ über geflügelzüchter
> berichten kann oder halt so wie die offenbach post.
>
Die einteilungen, die Florida trifft sind in der tat kontrovers. Aber
auch hier ist nicht die einteilung wichtig, sondern welche folgen die
idee einer vorwiegend kreativen tätigkeit hat. (Nur so: Florida betont,
daß grundsätzlich jeder mensch kreativ ist; - nur gibt es tätigkeiten,
die mehr auf kreativität setzen als andere.)
Nur ein beispiel: Florida sieht die ausweitung von dienstleistungen als
direkte folge der verstärkten wertschöpfung von kreativen tätigkiten.
Für ihn haben die dienstleistungen an sich aber keine zukunft mehr. Es
wäre nach ihm daher falsch auf förderung von dienstleistungen zu setzen,
oder auch den begriff der "dienstleistungsgesellschaft" zu verwenden.
Ich kann Dir nur empfehlen mal Florida im original zu lesen, anstatt
nach dem hörensagen vernommene zitate zu zerreissen.
Grüsse
Stefan
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