Received 22. 07. 2008 -- 11:43 from
fromBetrifft: Kunst am Nullpunkt, Nachtrag
... oder kürzer; entschuldigt bitte das doppelte Posting:
wenn man das "System Kunstmarkt" in einer Arbeit thematisiert, obwohl
man eigentlich irgendetwas anderes schaffen wollte, das man dann
lässt, weil man dessen Ausdruck mittlerweile für "nichtig" halten
muss... DANN erst fügt man sich dem System auf nicht gesunde Weise...
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat "Sabine Pint"
geschrieben:
>
> Hallo zusammen,
>
> ich beziehe mich auf einen Artikel von Stefan Beck auf der "thing
> frankfurt"-Seite vom 04.08.2005, einer Transkription eines Vortrags
> von ihm. Darin legt er dar, "warum Ausstellung als Modus der Kunst
> keinen Sinn mehr macht und welche Aspekte einer zukünftigen Kunst im
> Internet verwirklicht werden könnten."
>
> Der Artikel ist sehr lesenswert; trotzdem hinterlasse ich hier nur
> seine Adresse (www.thing-net.de/cms/artikel223.html) und meine
> Gedanken dazu; ich glaube, das passt zu Ihrem Beitrag...:
>
> Muss man es denn gegensätzlich sehen? Oder ist das besprochene "Ende
> der Ausstellungskunst" nicht nur ein weiterer Hinweis darauf, dass
> nichts, aber auch gar nichts festzuschreiben geht? Dass der
> Kunstmarkt, indem er festschreibt und das auch noch begründet, sich
> lächerlich macht, und indem er es vehement nicht tut, und das ebenso
> schlüssig begründet, auch?
>
> Wiederholenswert ist für mich jedenfalls: "Wenn es im Sinne von Groys
> auf das Museum hin geschaffen wurde, so muss es abgeschlossen sein.
> Denn das Museum als Garant des Kunstwertes kann sich nicht auf Werke
> einlassen, deren Wert sich ständig verändert."
>
> Aber genau das tut es! Es lässt sich ein. Es muss dazu stehen, zu
> sagen 'du bist es wert', und muss sich gefallen lassen, dass es diesen
> Wert erklären muss. Und der erklärende Mensch (oder eben Sprecher der
> Institution) tut gut daran, das PERSÖNLICH zu tun, also auf
> persönliche Art, und nicht seinen Wertbegriff der gesamten Menschheit
> überzustülpen... Es gibt keinen Wert, den ein Kunstwerk per se
> innehätte, und es ist egal, welches zum Widerlegen herangezogen würde.
> Und das gilt auch außerhalb eines "White Cube", für jedweden
> künstlerischen Ausdruck.
>
> Die Kommunikation selbst ist die Kunst? Oder ist gemeint, dass, wenn
> Kommunikation so immens wichtig ist/wird, dieses Beuys'sche 'jeder
> Mensch ein Künstler' langsam einmal die Bestätigung erfährt, die ihm
> (dem Ausspruch) schon so oft verweigert worden ist?
>
> Die These von Lingner, "dass Kunst nicht mehr vorrangig "da" ist,
> sondern erst gesellschaftlich-kommunikativ hergestellt werden muss" -
> hat das nicht zu allen Zeiten schon gegolten, ob erkannt oder nicht?
> Zeigt nicht GERADE die Kunstgeschichte, die Entwicklung hin zur
> Modernen und über die Moderne hinaus, in die Gegenwartskunst hinein
> und - ich wette - über sie hinaus, dass man darüber nun wirklich nicht
> mehr streiten sollte? Worüber streiten die Leute wirklich, wenn sie
> darüber streiten? Ich denke, all das entlarvt einmal mehr. Es entlarvt
> das "Benutzen" von Kunst zu den Zwecken desjenigen, es entlarvt den
> Sprecher, der sich einen abstrakten Begriff einverleibt und dann auch
> noch argumentiert --- keinem anderen nicht-definierten Begriff wird so
> etwas angetan; die Kunst muss es ertragen.
>
> Ich unterstütze den Dialoggedanken in der Kunst leidenschaftlich! Nach
> allen möglichen Thesen kann dann auch eine Arbeit, ein "Werk"
> abgeschlossen sein - die mögliche Kunstempfindung wird es nie sein.
>
> Viele Grüße,
>
> Sabine Pint
>
>
>
>
> --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat so oder so
> geschrieben:
> >
> > Sehr geerter Herr Beck,
> >
> > wenn ich ihr Statement so lese, macht mich das ganz traurig.
> >
> > Was zählt für sie, oder den von ihnen zitierten Prof. noch der
Mensch in
> > seiner Tätigkeit als genuin Kunstschaffender?
> >
> > Ich lese nur noch: Wertschöpfung, Wertsteigerung, verkaufen,
vermarkten,
> > Museum etc.
> > Wo bleibt da der/die künstlerisch Tätige mit seinem persönlichen
Ansatz,
> > seiner Haltung, seiner/ihrer Position zur Welt, zu sich selbst, ...?
> >
> > Das Geld will nur sich selbst vermehren, das bischen Kunst als Aktie
> ist da
> > recht fügsam.
> >
> > Muss der/die Kunstschaffende diess als Haupthema der "Neuzeit"
> auffassen,
> > akzeptieren, sich nur daran messen (lassen) ? Ist das die aktuelle
> > Herausforderung? Gibt es denn in der Kunst nicht noch genügend
> > seinspezifische, menschennahere Themen, die es mehr-wert sind, sich
> damit zu
> > befassen?
> > Die Nichtigkeit der Kunst, deren Übergang in den Markt, das sei die
> > Erfüllung?
> >
> > Schade.
> >
> >
> > on 21.07.2008 15:59 Uhr, Stefan Beck at stefan@ schrieb:
> >
> > > Gestern radelte ich nach Offenbach und hatte folgende Gedanken:
> > >
> > > Wenn es keinerlei Grund für das einzelne individuelle Kunstwerk mehr
> > > gibt (keinen Anlass, kein Material, keine Geschichte), dann
kommt dem
> > > System Kunst, dem Kunstbetrieb, eine überragende Bedeutung zu.
> > >
> > > Ihm kommt dann die Einordnung, Klassifizierung, Verwaltung und
> Sammlung
> > > der einzelnen Nichtigkeiten zu.
> > >
> > > Wie gehen die Künstler damit um?
> > >
> > > Indem sie nur noch nichtigere Nichtigkeiten produzieren und ihre
ganze
> > > Energie ins Marketing stecken?
> > >
> > > Oder gibt es auch solche, die den seltsamen Zustand des Kunstsystems
> > > thematisieren?
> > >
> > > Theoretisch am Schärfsten hat das Michael Lingner in Hamburg
gefasst.
> > > Der ist zwar Professor an der Kunsthochschule, aber nicht mehr
> explizit
> > > als Künstler. Vielleicht als Konsequenz seiner Überlegungen.
> > >
> > > Elaine Sturtevant.
> > >
> > >> Wie zuvor keine andere Künstlerin insistiert Sturtevant mit ihren
> Arbeiten
> > >> auf der Frage nach dem wahren Wert von Kunst im Kunstbetrieb, der
> > >> Autorenschaft, der genuinen Schöpferrolle und stellt die Begriffe
> Original
> > >> und Originalität zur Disposition.
> > >
> > > http://www.mmk-frankfurt.de/mmk_d/03_sturtevant03.html
> > >
> > > Ein spannender, wenn auch grenzwertiger Ansatz. Auf der Ebene des
> Werkes
> > > sind ihre "Kopien" nur nichtige Nichtigkeiten, als System
betrachtet,
> > > sind sie ein Angriff auf die Idee der Sammlung und des Museums.
> > >
> > > Gibt es noch andere Künstler, die so arbeiten?
> > >
> > >
> > >
> > >
> > >
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