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26. 09. 2008 -- 15:32
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Betrifft: art+marketing
Hallo Stefan,
das unterschreibe ich Dir so, vielleicht mit der Ausnahme, dass ich
100 % Kunst für unvergleichlich halte ;-) - aber ich glaube zu
wissen, wie Du's meinst.
(o.k., der Vergleich mit Gott war mir'n bisschen heftig, also
unterschreibe ich das auch nur bedingt...)
Ob "Vermittlung" oder "Vermarktung"... da möchte ich jetzt nicht
Haare spalten, was jetzt in diesem angesprochenen Fall passt. Ich
kann mit "Vermittlungskunst" als solcher sehr gut leben.
Bei der "Vermarktung" von Kunst muss man, glaube ich, nur auf ein
Teil aufpassen, damit sie (die Kunst) nicht unglaubwürdig wird: Die
Dinge müssen individuell "beworben" werden. (Ich hoffe, ich bin
verständlich, denn ich finde das Thema höchst sensibel...) Bei
Werbung, die zur jeweiligen Kunst "passt", finde ich sie vielleicht
sogar bereichernd, und ich habe festgestellt, dass die Grenzen
zwischen Kunst und (Be-)Werbung sogar verschwimmen können... z. B.
habe ich einmal mit einem ausgestellten Bild ein Experiment gemacht,
indem ich die Besucher/Betrachter mit Hilfe eines dabeiliegenden
Blattes in reichlicher Ausfertigung (eben für alle, die wollten) zu
verschiedenen Dingen aufgefordert habe... erstmal war die etwas
andere Präsentation schon eine Art "Werbung", die ich zuerst nicht
beabsichtigt hatte, aber natürlich dann gerne in Kauf nahm! Und der
herausgeforderte Dialog mit dem Betrachter... gehörte der (in dem
jeweiligen Augenblick) mit zur Kunst, oder wäre der Gedanke zu weit
hergeholt...?... ich war mir auf einmal nicht mehr sicher.
Falls das aber "Werbung" gewesen wäre, so gefiel mir daran (und
passte zu mir) die zusätzliche unmittelbare Aufforderung zum Dialog,
und da sie allen meinen Sachen eigen ist, "rechtfertigte" das
(zumindest in meinen Augen) die Vorgehensweise.
Vielleicht ist das nicht vergleichbar mit dem angesprochenen
Marketing des Eingangsartikels, aber wo zieht man die Grenze
überhaupt...? Schwierig.......
ein schönes WE,
Sabine
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
geschrieben:
>
> Guten Abend,
>
> was Du da schreibst, Sabine, hat seine Berechtigung. Ich gehe
jedoch von
> folgenden Überlegungen aus:
>
> Von ihrer Poetik, also wie sie programmiert wurde, ist 90% aller
Kunst
> einmalig, individuell, authentisch, auratisch usw, also
unvergleichlich.
>
> Das sind alles Attribute, wie sie früher Gott zugeschrieben wurden.
Und
> Gott zu vermarkten ist eigentlich ein Unding.
>
> Vermarktung, Marketing bedürfen vor allem Produkte, die
vergleichlich
> (oder sogar ununterscheidbar) sind, wie Margarine, Parfüm, Benzin,
> Zigaretten.
>
> Insofern ist Kunst und Marketing zumindestens erklärungsbedürftig.
>
> Es gibt allerdings noch den Begriff der Vermittlung. Er geht davon
aus,
> dass das Kunstwerk in seinem Kern schon vermittlungsbefürftig (oder
> offen, wie Eco sagen würde) angelegt ist.
>
> In den 90er kam dafür die Bzeichnung Vermittlungskunst auf. Die
macht
> aber allenfalls 10% aller Kunst aus. Und kommt in Schirn, Städel
oder
> MMK gar nicht vor.
>
> > Guten Morgen,
> >
> > ich hatte beim Lesen folgenden Gedanken: was, wenn es so dreist
> > rüberkommt, weil so viel Wahres dran ist...?
> >
> > Eigentlich müsste alles, was es in der Kunst gibt, Platz haben
(wobei
> > ich Platz nicht gleich Raum meine). Nun fängt das Gehacke aber
schon
> > an der Hochschule an! Ich las kürzlich einen Artikel, in dem
> > beschrieben wurde, dass sich die Maler und Bildhauer an der
Dresdner
> > Hochschule für Bildende Künste nicht grün sind... sich als
Konkurrenz
> > empfinden.
> >
> > In der Kunst selbst, zwischen den Werken an sich, kann ich das
nicht
> > nachvollziehen, aber sehr wohl vollziehe ich den Konkurrenzkampf
um
> > die Aufmerksamkeits-Potenziale in unseren Köpfen nach, und dann
ist es
> > egal, wie unterschiedlich die angebotenen Sachen sind... es wird
nur
> > ein kleiner Teil des Angebotes bewusst und reflektierend
aufgenommen,
> > egal aus welchem Bereich.
> >
> > Drum ist das Thema Marketing auf diesem Feld zugegeben
unsympathisch
> > und ein bisschen schnöde, aber vermutlich enorm wichtig.
> >
> > Und ich glaube nicht mal, dass sie es als "unsichtbar" empfinden
oder
> > danach streben, es so aussehen zu lassen...
> >
> > viele Grüße,
> >
> > Sabine
> >
>
>
>
> --
>
>
> The Thing Frankfurt
> http://www.thing-frankfurt.de
>
> * * *
>
> Stefan Beck
> Hohenstaufenstr. 8
> 60327 Frankfurt
> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
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