Received 31. 05. 2008 -- 16:54 from
fromRe: Betrifft: MINISALOON - Markt regiert Kunst - So., 1.6. 08 - 15:00
Ja, wir befinden uns in einem vorrangig
kapitalakkumulierendem Verwertungszusammenhang, ...
(Sorry Herr Beck, wenn ich das so formuliere.)
Der Schriftsteller Wilhelm Genazino spricht in diesem Kontext, bezogen auf
Kunstschaffende, die wenig/er “verdienen", auch von: “Statusinkohärenz".
Es bleibt doch die Frage, in wie weit wir uns als “Kunstschaffende"
(Räusper, ...)
auf dieses einseitig marktwirtschaftlich orientierte Verwertungsinteresse
“einlassen"!?
Und das sagt doch ähnlich Christiane Rösinger, wenn sie trotzdem genau “so
leben will"
und sich (klammheimlich,..?) freut, u.a. mit ihrem Lebensentwurf bisweilen
anzuecken.
Zitat: “Ich bin wahnsinnig faul und schlafe viel. Im Sommer stehe ich
manchmal
schon um zehn Uhr auf." Oder: “Wenn man die vergangenen 20 Jahre nirgendwo
gearbeitet hat, bekommt man auch keinen Job mehr. Ich habe schnell gemerkt:
Die wollen mich gar nicht mehr und ich will sie eigentlich auch nicht.
Das war sehr befreiend".
Eine vom Geldwert geleitet Gesellschaft hätte es gerne, wenn wir alle
möglichst gut funktionieren, so daß sie weiterhin an uns verdient, ...
Wollen wir das denn ebenso, ist uns unsere “Inkohärenz", unsere von ihr so
gesehene
“Unfähigkeit" etwa peinlich? Entwertet dies uns in jener, nagt dies an
unserem Selbstwertgefühl?
Entfernt oder entfremdet diese Gesellschaftsform eventuell nicht nur
KünstlerInnen,
welche dies bisweilen eher spüren/ahnen von sich selbst, sondern auch andere
Teile der Bevölkerung? (Schön dazu immer noch: “Network" von Sidney Lumet.
Besonders Peter Finch in seinem Auftritt als Howard Beale,...)
Tja?
.........
on 31.05.2008 15:33 Uhr, Sabine Pint at spint [at] t-online [dot] de schrieb:
Mit Sicherheit nicht!
"Schlimm" finde ich aber immer - egal ob auf Kunst oder sonstwas
bezogen - wenn ANDERE für einen werten. Es "toucht" mich nicht auf die
Art, dass es mich beeinflussen könnte, etwas zu tun oder zu lassen,
aber es berührt mich unangenehm auf zwischenmenschliche Art... wie
kann man für andere werten, wenn man selbst davon, was sie wie tun
oder lassen, NICHT BETROFFEN ist.......?
Und das ist die Sache mit der "Kunst" und dem "Job" - man "muss" für
viele einem Klischeekünstler gleichen, um ernstgenommen zu werden ---
zumindest ganz oft.
Und auch, wenn ICH das anders sehe und auch, wenn mich das so, im
eigenen Tun und Lassen, nicht weiter stört --- im Gespräch stößt mir
so etwas oft auf, muss ich zugeben...
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
geschrieben:
>
> "Arbeit" oder "nur" die "hospitalisierte Form eines
Tätigkeitsdrangs", wie
> ein Psychoanalytiker
> einmal die Arbeiten Picassos bewertet hat, ...?
>
> (Ob Picasso überhaupt "Kunst" gemacht hat, müssen wir jetzt nicht
> diskutieren, oder?)
>
> Letztens habe ich ein befreundete Musikerin (sie arbeitet nebenher als
> Psychologin) zur ihrer
> Kunst befragt und sie antwortete mir in etwa: "ich bin jetzt über 40 und
> mache seit 25 Jahren Musik, ich hatte damit schon mit 20 keinen
> "kommerziellen" Erfolg, aber ich muss einfach weitermachen, egal, es
macht
> mir Freude, es füllt mich aus."
>
> Und, ist das so schlimm?
>
>
> .................
>
>
>
> on 31.05.2008 13:30 Uhr, Sabine Pint at spint@... schrieb:
>
> Klar, "alles geht einen irgendwie an", und man IST vielmehr betroffen,
> z. B. was (jegliche) Kritik an der Arbeit angeht, denn persönlicher
> als als Künstler lässt sich nicht arbeiten...
>
> aber es macht auf andere Art frei, gerade, WEIL es persönlich ist. Ich
> finde, das hält die Kritik auf "natürliche Art" auf Abstand. Zu
> versuchen, selbst "Distanz zu wahren", halte ich nicht für
> erstrebenswert - das macht un-authentisch ;-) .
>
> Was ich gar nicht ernst nehmen kann, ist das entweder/oder, was dem
> Begriff der "Arbeit" entgegengebracht wird: man macht einen Brotjob
> ODER Kunst... das ist in meinen Augen weltfremd und absolut Typ-Sache
> - und es spricht nicht für oder gegen die Kunst dieser Person --- und
> auch nicht für oder gegen die Qualität ihrer Brotjob-Arbeit.
>
> --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
>
> geschrieben:
> >
> > Schön, was die Frau Rösinger da schreibt:
> >
> > > Früher dachte ich, ich sei Musikerin geworden, um nicht normal
> arbeiten zu müssen. Meine Eltern waren Landwirte und hatten ein
> wahnsinigen Arbeitsethos. Sie rieten mir, ins Büro zu gehen. Das sei
> das Beste, was ein Mädchen machen könne.
> >
> > So dachte ich auch, und nicht wie die Eltern. Heute betrachte ich das
> > etwas differenzierter.
> >
> > Ein bürgerlicher Beruf, oder allgemein die abhängige Lohnarbeit, hat
> den
> > Vorteil, dass man eine Distanz wahren kann.
> >
> > Während dem Selbständigen, und noch verschärfter dem Künstler, die
> > Gefahr droht, keinen Abstand mehr zu dem zu haben, was man macht.
Alles
> > geht einen irgendwie an. Man fühlt sich ständig betroffen.
> >
> > Ich weiss nie, wann Schluss ist. Manchmal sitze ich noch um 2:00 am
> > Rechner und editiere Webseiten.
> >
> > Marko Lehanka hatte mal als Student an der Städelschule eine nette
> > Aktion gemacht: Bürozeiten einhalten.
> >
> > Er kam um 8:00 als die Schule noch im Schlaf lag und ging Punkt 16:00
> > unter dem Ausstoss "Jetzt reichts, Feierabend!"
> >
> > Das war allerdings schliesslich nur ein Scherz.
> >
> >
> > so oder so schrieb:
> > > Schönes Thema, interessanter Link, es gibt sie aber noch, die
> KünstlerInnen,
> > > die entspannt und locker mit ihren defizitären Strukturen ungehen
> und den
> > > gesellschaftlichen und politischen Kontext mutig analysieren, in
> dem wir/sie
> > > leben. Wie z.B. Christiane Rösinger aus Berlin, die Musik macht,
Texte
> > > schreibt und darin sich und ihr Leben betrachtet, ...:
> > >
> > > "Wir müssen Erlebnisse haben, um sie verwerten zu können,
Demütigungen
> > > erleben, um daran zu wachsen, zwischenmenschliche Schwierigkeiten
> > > überwinden, um soziale Kompetenz anzuhäufen"
> > >
> > >
>
http://zuender.zeit.de/2007/36/interview-christiane-roesinger-arbeit-boheme
> > >
> > > http://www.single-generation.de/pop/christiane_roesinger.htm
> > >
> > >
> >
> >
> >
> > * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
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