Received 05. 06. 2009 -- 15:14 from
fromRe: Betrifft: Stipendien & F ördermittel
Hallo Sabine,
wie kann ich mir das vorstellen „einfach nur Kunst machen"?
So, wie immer? So, wie alle tun?
Ich meine, der Zustand der Kunst, der uns unsere Einschätzung so
schwierig macht, besteht darin, daß sie bloß ein System von Differenzen ist.
Das einzelne Kunstwerk ist nur ein referenzloses Zeichen, das allein
Bedeutung in der Abgrenzung zu anderen Kunst-Zeichen gewinnt.
Oder bildlicher, Kunstwerke sind wie Viren, die ständig mutieren.
Ein allgemein wirkender Impfstoff, und sei es Solidarität, existiert nicht.
Nach Groys wäre das einzige Heilmittel "Kunst wie immer" zu machen, also
nach einem allgemein verbindlichen Kanon. Aber will das wer?
"Giebt es auf Erden ein Maaß?
Es giebt keines."
(Hölderlin)
> Ich denke, dass das Künstlertum oder der Künstlerberuf es schwer hat, u. a. weil die Diskussion sich oft an den Dingen festbeißt, die die Künstler anbieten. Und das tun auch die Künstler untereinander. Würden sie alle solidarisch „einfach nur Kunst machen", dann ginge es darum, der Gesellschaft Kunst zu geben, und nur darum. Ich weiß es ja auch nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass dann der Künstlerberuf durch alle Gesellschaftsschichten hindurch unangefochtener wäre.
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