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[thing-group] Received 08. 06. 2009 -- 14:53 from from

Re: Betrifft: Stipendien & F ördermittel

Hallo Sabine,
dazu nochmals aus meiner Sicht:

Jede/r Mensch ist ein Künstler vom Grunde her und hat zahlreiche kreative Anlagen, grundsätzlich und überhaupt.

Das muss auch kein "Beruf" sein. Nur in unserem aktuellen, beschränkten, verdrehten gesellschaftlichen, kapitalmaximierenden Verwertungs- und Vernutzungszusammenhang wird es nur noch als wichtig erachtet, all menschlichen produktiven Anlagen irgendwie am Rande zu verwerten, aber diese sich nicht frei entwickeln zu lassen.

Auch Künstler sollen sich allein der Kapital- und Profitorientierten Denkrichtung und Ideologie unterwerfen. Daneben ist eine Parrallelexistenz nur noch am Rande möglich, sie soll irrelevant und gesellschaftlich nicht dienlich erscheinen.

Aber wer ist denn die Gesellschaft, sie besteht doch aus Menschen die in ihr leben ist ist doch hoffentlich nicht alleiniger Besitz der materiell Vermögenden und Reichen. Künstlerische Freiheit und Leben sollte jenseits von Verwertungsinteressen und gängigen Strukturen möglich sein. Vom Konsumenten sollte es ein Zurückbesinnen zum Schöpferisch-Kreativen geben.

Der Mensch an sich hat sehr begrenzte Bedürfnisse und möchte sich ausdrücken können und dies kommunizieren Er/sie schafft dadurch ein lebensbejahendes, schöpferisches Lebens-Umfeld, welches wir als Kunst-Raum bezeichnen könnten.

Unsere aktuelle Gesellschaft jedoch, in der Hauptausrichtung, auch ideologisch kapital- und konsumorientiert möchte das lebendige Sein der Menschen ihre Lebenskraft allein zu ihren rein materialistischen, unspirituellen Zwecken nützen.

Schon die frühen Dadaisten, wie auch Hugo Ball haben dieser radikale Freiheit des Menschen zurückgefordert und an seiner kreativen Nicht-Vernutzbarkeit gearbeitet.

Interessant dazu auch: www.rebell.tv

Wer Kunst nur als Arbeit versteht und nicht als lebendiges Tätigsein lässt sich dadurch eventuell schon von herrschenden, schädlichen und selbstbezogenen Vermarktungs-Strukturen überwältigen. Es geht natürlich auch um ein Überleben der Künstler in dieser Gesellschaft, aber leben wir nicht bereits, auch weil und so lange wir überleben?

Aber wir sollten uns möglichst immer mehr und weiter befreien von reiner Vermarktung und Verdinglichung, die von uns selbst wegführt und nur äußere, uns im Inneren fremde, rein gesellschaftlich und marktwirtschaftlich orientierte, übergeordnete und aussengelenkte Interessen vertritt.

Die Gesellschaft sind nämlich wir, die Kulturschaffenden und wir sind der Prozess, der sich im lebendigen Sein ausdrückt und daran kann/sollte potenziell und in Frieden jede/r teilnehmen dürfen.

Die Menschen wollen leben und im Tätigsein an ihrem menschlichen Sinn, Sein und Erkennen arbeiten und darin Resultaten erzielen, die sie selbst verstehen und nachvollziehen können.

dazu auch: http://www.youtube.com/watch?v=zafHNQE5g6c

Dort: "Was Not tut, ist eine Liga derer, die sich dem Mechanismus entziehen wollen. Eine Lebensform, die der Verwendbarkeit widersteht. Eine orgiastische Hingabe an den Gegensatz all dessen was (materialistisch und fetischorientiert, ..?) brauchbar und nutzbar ist."


Gruß, B.




----- Original Message -----
From: Sabine Pint
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
Sent: Friday, June 05, 2009 3:45 PM
Subject: [thing-frankfurt] Betrifft: Stipendien & F ördermittel





Hallo Stefan,

ich wiederhole mal zum Beantworten Deine Sätze:

>wie kann ich mir das vorstellen "einfach nur Kunst machen"?

So: ich mache Kunst und du machst Kunst (juristisch gebraucht und nicht wertend im Sinne von "gut" oder "schlecht", "fördernswert" oder nicht), und jede Kunst ist richtig und wichtig.

>So, wie immer? So, wie alle tun?

WIE auch immer.

>Das einzelne Kunstwerk ist nur ein referenzloses Zeichen, das >allein Bedeutung in der Abgrenzung zu anderen Kunst-Zeichen gewinnt.

Mir ist klar, dass das kunsthistorisch keine Unterstützung bekommt, aber: ich denke so nicht. Es kann sich abgrenzen, muss aber nicht. Und diese Grenzen sind eh fließend. Ein Nachteil dieser Haltung in meinen Augen ist das "immer größer, weiter, spektakulärer, NEUER" in der Kunst...

>Ein allgemein wirkender Impfstoff, und sei es Solidarität, existiert >nicht.

Aber warum nicht? Ich meine nicht als "Impfstoff", sondern weil diese Solidarität, die ich meine, doch von innen gegeben sein müsste... und wenn jemand sagt, dass es nicht so ist, dann frage ich mich: warum?

>Nach Groys wäre das einzige Heilmittel "Kunst wie immer" zu machen, >also nach einem allgemein verbindlichen Kanon. Aber will das wer?

Nicht die Kunst an sich, die Werke oder meinetwegen Nicht-Werke im künstlerischen Ausdruck möchte ich allgemein-verbindlich sehen, sondern die künstlerische Herangehensweise, der kreative Ausdruck jedes Menschen, der eben so kommuniziert... über Kunst. Dass ein Mensch sich über Kunst ausdrückt, quasi eine andere Sprache erfindet, etwas transformiert - warum sollte man diese Herangehensweise ans Leben, an die Gesellschaft nicht "gleich" sehen zu jemandem, der das auch tut...?? Auch, wenn die Kunst dieser Personen völlig unterschiedlich ist?

--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck geschrieben:
>
> Hallo Sabine,
>
> wie kann ich mir das vorstellen "einfach nur Kunst machen"?
>
> So, wie immer? So, wie alle tun?
>
> Ich meine, der Zustand der Kunst, der uns unsere Einschätzung so
> schwierig macht, besteht darin, daß sie bloß ein System von Differenzen ist.
>
> Das einzelne Kunstwerk ist nur ein referenzloses Zeichen, das allein
> Bedeutung in der Abgrenzung zu anderen Kunst-Zeichen gewinnt.
>
> Oder bildlicher, Kunstwerke sind wie Viren, die ständig mutieren.
>
> Ein allgemein wirkender Impfstoff, und sei es Solidarität, existiert nicht.
>
> Nach Groys wäre das einzige Heilmittel "Kunst wie immer" zu machen, also
> nach einem allgemein verbindlichen Kanon. Aber will das wer?
>
>
>
> "Giebt es auf Erden ein Maaß?
> Es giebt keines."
> (Hölderlin)
>
> > Ich denke, dass das Künstlertum oder der Künstlerberuf es schwer hat, u. a. weil die Diskussion sich oft an den Dingen festbeißt, die die Künstler anbieten. Und das tun auch die Künstler untereinander. Würden sie alle solidarisch "einfach nur Kunst machen", dann ginge es darum, der Gesellschaft Kunst zu geben, und nur darum. Ich weiß es ja auch nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass dann der Künstlerberuf durch alle Gesellschaftsschichten hindurch unangefochtener wäre.
>
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