Received 08. 12. 2004 -- 02:54 from
fromUNFRIENDLY TAKEOVER: LECTURE PERFORMANCE VON JULIAN KLEIN am MITTWOCH, 8. DEZEMBER im ATELIERFRANKFURT
UNFRIENDLY TAKEOVER lädt ein zu:
Wir setzen unsere Reihe PERFORMING LECTURES mit der vierten Folge fort
und würden uns freuen, wenn ihr Zeit und Lust hättet, vorbeizuschauen.
"adsense lecture"
eine lecture performance von a rose is
mit Daniel Kötter, Julian Klein und Jule Kracht
Mittwoch, 8. Dezember, 20.30 (s.t.)
im Atelierfrankfurt, Hohenstaufenstr. 13-27
Unkostenbeitrag 3 Euro // Ausführliche Infos und Wegbeschreibung unter
www.unfriendly-takeover.de
“but now for the profound truth maybe...”
Seine mediale Präsenz überlagert die Aura des technisch
reproduzierbaren Werks: wir sind vom Benjaminischen in ein wahrhaft
Jakobinisches Zeitalter übergetreten (Jakob, der Zweitgeborene, der
sich den väterlichen Segen erschlich / und später Benjamin zeugte: die
umgekehrte Chronologie), in jenes der medialen Reproduzierbarkeit, in
dem die technische Reproduktion durch konstruktive Produktion von Aurae
abgelöst worden ist (und in diesem es des realen Ereignisses, des
Erstgeborenen, nicht mehr wirklich zu bedürfen scheint).
Im performativen Akt hingegen gilt unübersehbar die Wirklichkeit der
körperlichen Anwesenheit, ihre nichtreproduzierbare, nichtreduzierbare
reale Gegenwart (George Steiner). Doch wir erfahren immer erst im
Nachhinein, vorzugsweise aus dem Fernsehen, was wir eigentlich hätten
erleben sollen, welche Bedeutungen wir aus der nunmehr vergangenen
Anwesenheit hätten lesen mssen, und geben dem Sekundären unseren
auratischen Segen (trotz Steiners Mahnung).
Das Projekt "adsense" der Gruppe a rose is kehrt diese Logik um.
Zugrunde liegt ein Fernseh-Interview mit einem fiktiven Autor, der
selbst weder wei§, was er uns erläutert, noch dass er überhaupt gerade
etwas erläutert, noch wozu das Interview anschlie§end verwendet werden
wird. Dies versetzt ihn in die Lage, frei zu reflektieren, zu
interpretieren und zu kommentieren, wie es keinem Beteiligten jemals
möglich wäre.
http://www.unfriendly-takeover.de/
a rose is ist ein Ensemble aus Musikern, Schauspielern, Regisseuren und
Szenographen, das sich experimentellen Theaterformen zwischen
Musiktheater, Schauspiel, Performance und Installation widmet. Die
Mitwirkenden von "adsense reflex" leben u.a. in London, Brüssel,
Hamburg, Zürich, Köln, Berlin. (www.a-rose-is.org)
Julian Klein lebt als freier Regisseur und Komponist in Berlin. Er
inszenierte und komponierte Schauspiel, H&0uml;rspiel und
experimentelles Musiktheater u.a. am Schauspiel Hannover, am Hessischen
Rundfunk, für das DeutschlandRadio Berlin, das Hebbel Theater Berlin,
die Schaubühne am Lehniner Platz Berlin und die Berliner Festspiele |
MaerzMusik. Julian Klein ist Mitglied der Jungen Akademie an der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen
Akademie der Naturforscher Leopoldina und dort Sprecher der
Arbeitsgruppe Relativität.
Er studierte Komposition bei Reinhard Febel, Nigel Osborne, Heiner
Goebbels und Wolfgang Rihm. Als Student der Mathematik und Physik war
er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Für die
Hörspielfassung des Musiktheaterprojekts "Innen - ich denke ich bin"
erhielt er den Kurt-Magnus-Preis der ARD. Seine
Gehirnklang-Installation "Brain study" wurde mit dem Danzer-Preis für
zeitgenössische Musik prämiert und für den CYNETart award 2004
nominiert.
PERFORMING LECTURES IST EINE REIHE VON UNFRIENDLY TAKEOVER
AUF DER SUCHE NACH DEN GRENZEN, FORMEN, MÖGLICHKEITEN EINES FORMATS:
Seit Jahren, Jahrzehnten geht die Rede von der Vermischung
künstlerischer Praxis und ihrer Theorie, vom Überschreiten der
Gattungsgrenzen, von selbstreflexiver Kunst und kreativer Wissenschaft.
Kein Wunder, dass spätestens seit Xavier Le Roys “Product of
Circumstances“ von 1999 ein Format, das performativ und diskursiv
zugleich funktioniert, für viele Choreografen, Performer, Regisseure
aber auch Theoretiker zu einem äußerst reizvollen Medium und in seinen
scheinbar formalen Begrenztheiten zu einer besonderen, oft sehr
komplexen Herausforderung geworden ist: die lecture performance. Der
Vortrag als Aufführung, die Reflexion als Selbstreflexion, der Inhalt
als Form, die Sprache als Akt.
Aber eine Lecture ist nicht automatisch eine Performance, eine
Performance nicht automatisch eine Lecture. Was steckt dahinter, welche
Möglichkeiten bietet dieses Format – für die Kunst ebenso wie für die
Wissensvermittlung? Alles nur Gerede? Oder geradezu eine Utopie?
Im Rahmen von “Performing Lectures“ waren bisher Marten Spangberg,
Pirkko Husemann und Dan Belasco Rogers zu Gast. Monat für Monat sollen
künftig praktisch und theoretisch die Möglichkeiten und Grenzen von
lecture perfromances ausgelotet werden – als eine kontinuierliche, sich
stets wandelnde Definition in progress. Learning by watching.
Die nächste Lecture Performance: Petra Sabisch, “contamined” am 27.
Januar 2005
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