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[thing-group] Received 14. 02. 2010 -- 15:34 from from

Re: Ernst ist das Leben heiter die Kunst

Hallo Hr. Beck.

Das ist nun mal ein markanter Ansatz zur weiteren Diskussion!
"Revolution sollte kein Ziel von Kunst sein. Allenfalls eine Revolution in mit."

Warum denn nicht? Wir leben doch (abgesehen von der Debatte um Entfremdung und Machtausübung, Warenproduktion, etc.)

in einem Kontext, der es erlaubt auch Einsichten, Erkenntnisse künstlerisch tätiger Menschen dazu verwenden zu können, grundsätzlich als beeinträchtigend erkannte, Lebensverhältnisse zu verändern und in eine positive Richtung hin zu beeinflussen, sich davon zu befreien, oder?

Ich bin mir dessen bewusst, das auch hier im "thing" viele Teilnehmer die Diskussion um Ausbeutung, Verdinglichung und Warenform in unserer Gesellschaft nicht nachvollziehen können. Und das die Kritik an unserer warenorientierten Konsumgesellschaft, auch von mir praktiziert, in "Gebetsbuch-artigen" Wiederholung nicht unbedingt von Nutzen sein muss. Ist das eine Folge von Hilflosigkeit und Ohnmacht?

Ihr Ansatz erinnert mich, auch wenn sie diese Sicht bekannter weise ablehnen, eher an ein "spirituell" orientiertes Durchdringen der Welt vermittels "Kunst" und ein an Durchdringung und Verstehen orientierter Heilungsprozess. Zumindest in uns selber!?

Tut mir Leid, noch ein Zitat muss sein:

aus der Diskussion mit dem Autor des Buches: "Why Are Artists Poor", vom Künstler und Ökonomen (?) Hans Abbing, Preis des Buches übrigens = 34,40?! (some are poor and some are not, indeed.)

http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=6359&show=print&SESSID=605840edc4c10a46dc4d38523264c271

Frage: "Die provokanteste These Ihres Buchs lautet, dass Subventionen
nicht die Armut der Künstler verringern, sondern "nur" (von mir hervorgehoben) noch mehr
Künstler hervorbringen."

Abbing: "Ja, ich bin der Meinung, wir sollten damit aufhören, Individuen zu
fördern. Die hohen staatlichen Subventionen in Holland bedeuteten ein
Signal, dass man eine Art von Perspektive hatte, wenn man eine
Kunstschule besuchte. So gab es immer mehr Studenten. Sobald dieses
Programm beendet wurde, gingen die Studentenzahlen hinunter. Unser
Fördersystem sollte stärker auf Strukturen zielen: mehr Kommissionen,
mehr Geld an Kunstschulen, um Kunstforschungsprojekte zu finanzieren,
Ausweitung des Sozialversicherungssystems."

Frage: Sie kritisieren das mangelnde Wissen der Künstler über ihren
Beruf. Inwieweit sind künstlerische Karrieren strategisch planbar?
Und würde bessere Information das Verhalten von Künstlern verändern?

Abbing: "Nicht nur Information, sondern das ganze Rundherum. Zum Beispiel
haben sich die Strategien niederländischer Künstler stark geändert.
In Holland gab es früher sehr großzügige Förderungen, die die
Künstler faul machten. Sie konzentrierten sich nur mehr auf ihre
Arbeit und auf nichts mehr sonst. Dann wurde dieses Fördersystem
geändert, es ist jetzt zeitlich begrenzt und man bekommt eine Menge
Informationen, was man als Künstler selbst unternehmerisch tun kann -
sogar Infos über alternative, kunstverwandte Jobs."

Ja Toll! Der Markt wird es richten.

Dazu noch eine klitzekleiner Link vom Schloss welches einst dem Künstler Baselitz gehörte und welches er durch Vermittlung seines Galeristen an einen Investor verkaufte, der dort Ausstellungen von Julian Schnabel inszeniert. Ja, ich bin blass vor Neid, wenn ich das sehe! Vielleicht brauchen wir noch mehr von diesen Schlossherrn bis das Volk wieder auf die Barrikaden geht!?

Schloss Derneburg:

http://www.derneburg.net/exhibitions/

Amen.






...





----- Original Message -----
From: Stefan Beck
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
Sent: Saturday, February 13, 2010 7:06 PM
Subject: Re: [thing-frankfurt] Ernst ist das Leben heiter die Kunst



Revolution sollte kein Ziel von Kunst sein. Allenfalls eine Revolution
in mir.

Mir würde schon reichen, wenn sie uns für die Schmerzen sensibilisierte,
die wir anderen Menschen zufügen können.

Ich glaube, in diese Richtung zielt auch Dein Beitrag, Michael.

> Kunst hat eine viel größere Kraft als Du denkst. Die verschüttete
> Möglichkeit, die die Sprache bietet, nämlich die Wechselwirkung von
> Sprache und Wirklichkeit als sich gegenseitig bedingend und
> voraussetzend, wird lediglich von jenen, die sich - wie gerade
> Westerwelle es tut - mit Macht darüber hinwegsetzen, übergangen und
> sozusagen "ausser Kraft gesetzt". Diese Materialisten sind einfach
> nicht feinfühlig und vorsichtig genug, allzu plump ist ihr Bild von
> der Wirklichkeit, nach dem sie agieren und was will man gegen solche
> Leute, die sich mit Macht und Gewalt blindlings behaupten, machen?
> Wobei bei all dem eine kaum zu überblickende Menge von Aspekten dieser
> Wirklichkeit zum Tragen kommen. Nur als integre Person hat man da
> Chancen. - Kunst hat sehr wohl diese Kraft!
>

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