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[thing-group] Received 25. 01. 2007 -- 15:56 from from

zwei arten von künstlern

Wenn ich nochmals die untenstehenden Zahlen zum Frankfurter
Kulturhaushalt [1] bedenke, komme ich zu dem Schluß: es gibt zwei Arten
von Künstlern.

Bezahlte und nicht bezahlte.

Die Städtischen Bühnen verbrauchen fast die Hälfte des Kulturhaushaltes.
Und davon dürfte eine Menge auf Personalkosten entfallen. (Laut
Angaben des Produkthaushaltes der Stadt Frankfurt sollen es 36 Mio. Euro
sein. [2])

Es gibt nun Verwaltung, Werkstätten, Zuarbeiter aller Art. Aber was ist
mit dem künstlerischen Personal? Schauspieler, Regisseure, Dramaturgen,
Bühnenbildner, Musiker usw. Die werden bezahlt, zum Teil nach Tarifen
des öffentlichen Dienstes, mit Sozialabgaben und den üblichen
Versicherungsleistungen.

Fest angestellte Künstler gibts dagegen so gut wie keine. Schon die
Forderung nach einem Ausstellungshonorar klingt utopisch, und dürfte
kaum verwirklicht werden.

Ich meine, die Trennung zwischen Bühnenkünstlern und "freien" Künstlern
ist künstlich, und gehört aufgehoben.

Dagegen dürfte wahrscheinlich das Argument geführt werden, die
Bühnenkünstler seien mittelbar weisungsgebunden und dienten einem
bestimmten Zweck, einer Performance, einer Inszenierung. Ihre
Unterordnung unter diesen Zweck müsste auch honoriert werden.

Die bildenden Künstler seien eben "frei", böten Ihre Leistungen auf
einem Markt an, wie Unternehmer und andere Selbständige auch.

Eine Ästhetik, die die Unterscheidung nach solcher Art von Zwecken
begründete, ist nicht mehr zeitgemäß.

Weder gibt die Bühne heute noch eine Rechtfertigung einer
Zweckbestimmtheit ihrer Protagonisten her, noch ist die Bildenden Kunst
so zweckfrei zu denken, als daß sie ihre Teilnehmer einem freien Markt
überlassen könnte.

Die avanciertesten Formen des Theaters sind ebenso zweckfrei, wie ihre
Gegenstücke in der Bildenden Kunst sich postautonom externen Zwecken
unterordnen, und z.B. politisch oder sozial engagiert agitieren.

Unter den Postulaten einer postautonomen Kunst sind beide Bereiche als
eine Einheit zu denken, die ihren Zweck einem gesamtgesellschaftlichen
Auftrag verdankt. Kunst, insgesamt, dient heute dazu die Gesellschaft
mit Ihrem jeweils Anderen zu konfrontieren, und die in Ihr herrschenden
Annahmen (etwa die eines Indiviuums) entweder zu rahmen oder zu brechen.

Die hieraus resultierende Forderung muß daher lauten: entweder die
Bezahlung der Bühnenkünstler abzuschaffen. Oder die Bildenden Künstler
unter gleichen Bedingungen bezahlen.

Von der Haushaltslage dürfte letzteres allerdings kaum möglich sein.



* * * * * * * * * * * * * * * * * *



[1] Kultur

Der Fachbereich Kultur erzeugt bei Erlösen von rd. 34,5 Mio. € und
Kosten von rd. 168,2 Mio. € einen Zuschussbedarf von rd. 131,3 Mio. € in
2007.

Dieser steigt bis 2010 auf rd. 133,8 Mio. € nur marginal an.

Die Aufwendungen für die Städtischen Bühnen (inkl. dem „Restamt“ im
städtischen Bereich) bilden mit 58,5 Mio. € den größten Anteil.

Die Investitionen betragen in den Jahren 2007 bis 2010 insgesamt fast 70
Mio. €. Damit werden Projekte umgesetzt, wie die Sanierung der
Dekorationswerkstätten der Städtischen Bühnen, die Sanierung des
Karmeliterklosters, Verbesserungen im Zoo und eine Vielzahl von
kleineren Maßnahmen, die von der Schirn bis zur Alten Oper das Bild der
Stadt prägen. Für das Historische Museum stehen in 2007 rd. 3,5 Mio. €
für Baumaßnahmen zur Verfügung.


[2]
Produkthaushalt
http://www.stadt-frankfurt.de/stadtkaemmerei/haushalt2005_2006/data/000/000/007/000/013/002.html

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