Received 31. 01. 2009 -- 19:12 from
fromPortikus looks at itself - Morgan Fisher
Ich war gestern seit langem mal wieder zu einer Eröffnung im Portikus.
Zunächst hab ich gar nicht verstanden, dass Morgan Fisher einfach die
Deckenstruktur des Ausstellungsraumes gespiegelt hatte, so dass die
Kassettendecke den Fussboden einnahm, rechteckige Inseln freigab, in
denen dann die Besucher herumsassen.
Diese Arbeit, die Fisher eine "formale Geste" nennt, lädt ein über
derartige Interventionen nachzudenken. Zum einen sind sie nicht neu.
Zuletzt haben im Portikus selbst Michael Elmgreen und Ingar Dragset
Fußboden und Deckenlaterne durch Wölbung zu einander in Beziehung
gebracht. ( http://portikus.de/ArchivA0105.html )
Michael Riedel hat in der Galerie Neff eine Nachbildung des Robert
Johnson Clubs unter die Decke geschraubt. Der japanische Künstler
Shusaku Arakawa wollte den Kyomizu Tempel in Kyoto umgekehrt in der Erde
versenken. Ich denke, es finden sich leicht noch ähnliche Beispiele.
Ich nenne derartige Operationen syntaktisch, weil sie vorerst auf die
körperlich faßbaren Elemente des Raumes, der Architektur abzielen.
Beliebt sind auch Skalierungen. Dinge aus ihrer geläufigen Größe zu
verkleinern oder zu vergrössern. Als Beispiel möge Ron Mueck dienen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ron_Mueck
Semantisch nenne ich Verfahren, die zuerst die Bedeutung des
Gegenstandes, des Ortes verändern. Morgan Fisher nennt seinen Eingriff
zwar eine "Kritik der architektonischen Elemente", - zum Portikus als
einem Betrieb, einer bestimmten Vorgehensweise im Kunstbetrieb, der
einschliesst, ausschliesst, selektiert, äussert er sich nicht.
In ähnlicher Weise habe ich schon die Portikus Arbeit von Tobias
Rehberger von 1996 (SUGGESTIONS FROM THE VISITORS OF THE SHOWS # 74 AND
# 75 http://portikus.de/ArchivA0076.html ) kritisiert. Welche Vorschläge
die Besucher damals gemacht haben mögen, Rehberger hat allein solche
ausgewählt, die eine räumliche (skulpturale) Veränderung zur Folge
hatten. Neongelber Holzfußboden, poppige Sitzgelegenheiten. Siehe
http://inter.zin.thing-frankfurt.de/6/rehberger-portikus
Künstler, die die Verfahrensweise der Institutionen bearbeiten und
gestalten wollen sind rar. In Frankfurt fallen mir zwei Beispiele ein.
Die Aktion "Runder Tisch" von Schmidl & Haas aus dem Jahren 1997/98, als
sie versuchten durch eine Diskussionsrunde die Entscheidungsstrukturen
des Frankfurter Kunstvereins nach dem Abgang von Direktor Weiermair zu
beeinflussen.
Wiederum im Kunstverein die "Free Manifesta" von Sal Randolph, 2002, die
im Rahmen der Manifesta 4 allen Menschen den Zugang zur Kunst
ermöglichen wollte.
Beide Interventionen sind entweder vergessen, oder schlecht beleumdet.
Dabei waren sie meiner Meinung die besten, die wir in Frankfurt hatten.
* * * * * *
MORGAN FISHER
Portikus Looks at Itself
Eröffnung: 30. Januar 2009, 20 Uhr
Ausstellungsdauer: 31. Januar - 15. März 2009
http://www.portikus.de
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The Thing Frankfurt
http://www.thing-frankfurt.de
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Stefan Beck
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