Received 15. 11. 2009 -- 21:49 from
fromRe: Betrifft: Kunst als Ambiente - die Wirklichkeit in Frankfurt
Hallo Sabine,
die Hinwendung der Kunst zum Kunstbetrieb folgt der Unterscheidung von
Gebrauchswert und Tauschwert.
Ich kann das hier nur sehr skizzenhaft darstellen.
Nach Marx haben die Dinge, Objekte, nach ihrer Umwandlung in Waren
keinen Gebrauchs- sondern nur noch einen Tauschwert.
In der Kunst ist der Kunstbetrieb der deutlichste Ausdruck dieser
Wendung. Die Kunstwerke haben jeglichen Nutzen (schön zu sein, zu
bilden, zu erfreuen) verloren und funktionieren nur noch als nahezu
eigenschaftslose Lose in einem Tauschsystem, das der Kunstbetrieb darstellt.
Duchamp hat mit seinem Pissoir ein erstes Beispiel initiert, dem alle
weiteren Kunstwerke folgen.
Ich glaube daher, dass Kunst nur da erscheinen kann, wo sie sich
innerhalb des Kunstbetriebs verortet. Womit ich ausdrücklich mit
Kunstbetrieb nicht Kunstmarkt meine. Kunstbetrieb ist für mich die
Gesamtheit aller Diskurse, die sich mit Kunst befassen.
Das sei hier nur als Anregung zu weiterem Nachtdenken gedacht, nicht als
erschöpfende Erklärung.
Grüsse
Stefan
>
> Hallo Stefan,
>
> ich brauche Hilfe: welchen Sinn hat denn "die Zuspitzung von Kunst auf Kunstbetrieb"?
>
> Viele Grüße,
>
> Sabine
>
>
>
> --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
>> Lieber Brentis,
>>
>> ich kann Dir da nur zustimmen.
>>
>> Ich glaube, daß die Zuspitzung von Kunst auf Kunstbetrieb (eine lange
>> Entwicklung, die durchaus ihren Sinn hat) dazu führt, daß die meisten
>> Künstler nur noch in diesem Kunstbetrieb irgendwie funktionieren müssen.
>>
>> Das Unbehagen an dieser Situation führt dann möglicherweise zu solchen
>> Veranstaltungen, die vordergründig etwas klären wollen, es aber aus
>> unterschiedlichen Gründen (eigene Verstrickung?) nicht zustande bekommen.
>>
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