Received 20. 01. 2005 -- 18:02 from
fromFuF - Die Freunde und Förderer des Wiki-Instituts
ERST DURCH UNSCHÄRFEN KANN MAN KLAR SEHEN!
1. Wir benötigen die Definition des Wikigebrauchs aus der Perspektive
der Kunst- bzw. "Kulturwissenschaft".
a. darin sollten alle relevanten Implikate definiert werden
Also es muss definiert werden, was künstlerische Kommunikation auf der
Basis des Wikis ist. Was bedeutet dies in Relation zur
a.a. Das Künstlerische:
In einer der möglichen Definitionen von Kunst wird behauptet, dass
Kunst in allen möglichen Artefakten, seien sie nun virtuell, real,
gegenständlich, ungegenständlich, malerisch, skulptural, digital oder
normal oder was auch immer, eine ontologische Differenz zu weltlichen
Dingen wie Stuhl, Tisch, Werkzeug, Hammer, Internetportal,
nichtkünstlerisches Wiki. Immer geht es um grenzgängerische Prozesse
zwischen einer wie auch immer gearteten Fiktionalität und
Faktionalität.
a.b. Der Grund des Wiki-Instituts ist die oben genannte ontologische
Schere
Auf der Basis dieser Definition siedelt sich die Arbeit des
Wiki-Instituts an. In all seinen Erscheinungsformen gibt es z. B.
Simulatives, Genuines. So werden beispielsweise seit Neuestem im Wiki
Nachrichtendienst (WND) Folien herkömmlicher Berichterstattung genutzt,
aber auch neue Berichterstattungsformate erfunden. Diese Form der
Auseinandersetzung mit dem medialen Schaffens findet in der Software
des Wikis eine optimale Infrastruktur, um nicht nur Künstler sondern
auch sogenannte Dilettanten zur Partizipation zu ermutigen. Damit ist
nicht gemeint, dass sich im Wiki so etwas wie eine Gegenkultur,
Gegenplattform entwickeln solle. Im Gegenteil: Die Spannung besteht in
der beharrlichen Behauptung einer Fiktionalität, die sich allein auf
des Basis der gegenwärtig vorherrschenden, dialektischen Verständnisse
von Kunst zu Wirklichkeit begründet und diese akzeptiert. Der Vorteil
der Akzeptanz der Gegenweltlichkeit liegt auf der Hand, er lässt erst
Gedanken über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Künstler,
Nichtkünstler, Werk, Nichtwerk, qualitative Höhe oder Müll, Kitsch,
Hochkunst und Niederung zu. Mit dieser begrifflichen Polarität wird in
traditioneller Weise ein imaginärer "Raum" für Fiktion operabel, der
sich aber für jeden als Mitarbeitsplatz öffnet. Und dies nicht im Sinne
einer missverstandenen Politizität von Kunst, die zu hochmütiger
Sozialarbeit degeneriert (Bataille-Monument, Hohenbüchler-Kinderhäuser,
KünstlerRikrit-Speiserituale).
Was hier in der Weise eines trüben Teichs unscharfer Begrifflichkeiten
beschrieben wurde, ist eine Möglichkeit, viele zu schärferer Weltsicht
zu verhelfen. In Abwandlung eines Marie-Jo Lafontaine-Zitats: Wir haben
das Wiki-Institut, damit wir nicht an der Wirklichkeit zu Grunde gehen!
a.c. Partizipation wird hier eben nicht reguliert, wie es die
Öffentlich-Rechtlichen mit ihren zensiertenKanälen praktizieren,
sondern aktiv und in Selbstverantwortung erleb- und herstellbar.
a.d. Damit besteht auch die Möglichkeit an ganz anderen
Erfahrungsräumen gestalterisch tätig zu werden, als das in
kommerziellen Internetangeboten der Fall ist.
2. Definition des FuF als ein Verein, der Mutuelle Netzkunst als
Anliegen hat.
3. Ziele:
Verbreitung und Untersuchung mutual-künstlerischer Prozesse.
Warum: Das Wiki-Institute ist partizipatorisch, intersubjektiv und
bietet freien Zugang und freie Beteiligung für jeden, der einen
Internet-Anschluss sein eigen nennt.
4. Modus Operandi: Kostenlos, Kostenteilung, daher Verein, daher der
Benefit, daher Gemeinnutz.
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