Received 02. 01. 2011 -- 21:51 from
fromRe: Kunst ist Betrug
Ja sieh an,
man parliert gekonnt und seelenlos über Begrifflichkeiten, die weder vitale Relevanz noch Lebensalltag vermitteln, noch "der Kunst" ihre human verträgliche Leistung zugestehen, an/in Erkenntnis und Form der Welt beizutragen.
Kunst an sich im freien Gestaltungswillen ist kein Betrug, sondern allein dies nur deren Derivat als Geschäftsmodell und Geschäftstaktik. jene der ewige Händlerbünde, die alle Tat zu Geld transformieren und sich darin nur suhlen ver-mögen.
Wer Menschen zum Publikum degradiert, sie darin ihrer Potentialität des Verstehens und eigener, schöpferischer kommunikativer Leistung enthebt, teilt die bereits auf-getieilte Welt weiter, brav und sauber auf und ein in Kästchen und Kasten der Sieger und Besiegten, Produzenten und Konsumenten, dualistischer Materialismus.
Unselig vertonte, brambastisch verwoben, mit teutscher Philosophensauce versponnen zum zähen, erstarrten Brei der Miss-kenntlichkeit, der all das auslässt und reduziert, worin sich "Kunst" für freie Menschen ausdrücken und bewahrheiten ließe. Sich als Tat darin ebenso ein Fleckchen Kunst formend, jedoch in negativer Dialektik dem freien Menschen und der Erkenntnis dessen sich weiter entfernend, wie jegliche andere, ähnlich kommerziell-amtlich, angedachte Kunst als Form, die tapfer versucht, eine gleißende selbst bespiegelnde Verkündungs-Aura zu konstruieren, die weiter & wieder nur ihren Geld-Markt-Wert zu erhöhen trachtet, Inhalt wie Substanz darin bemüht, sich ebenso weiter ab- und auszugrenzen, sich den Menschen und dem eigenen Menschsein parabol-perspektivisch entfernt und sich wie diesen unzugänglich macht und darin sich und jene als solche vergessend, sich nur noch darin zu verkennen vermag, als das was weiter entfremdet, verspinnt und Markt-gerecht Leben verleugnet, sorgsam wie sicher, sich und die Welt in und auf Dosen verteilend.
fgd
----- Original Message -----
From: Achim Szepanski
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot]4 de
Sent: Sunday, January 02, 2011 8:36 PM
Subject: Re: [thing-frankfurt] Kunst ist Betrug
heer beck,
das ist leider, wie soll man sagen, dialektik, die es weder zur synthese
noch zur adornoschen negativen dialektik geschafft hat. schein als
schein ist einzig wahr stimmt
natürlich für nietzsche in zweierlei hinsicht nicht. bricht das
wahrheitsideal zusammen, und nichts weiter gedenkt nietzsche zeit seines
lebens zu machen, dann werden
sämtliche beziehungen des scheins nicht mehr ausreichen, um die
möglichkeiten des (kantschen) urteils noch zu gewährleisten. nietzsche
schreibt, dass wir "mit der
wahren welt auch die scheinbare abgeschafft haben." der turnaround von
nietzsche liegt also ganz woanders. es bleiben die kräfteverhältnisse,
die immer die des körpers sind, die sich anderen kräften
entgegenstellen, sich auf andere kräfte beziehen, von denen sie
affiziert werden und die sie affizieren. vom nietzeansichen willen zur
macht ausgehend können später deleuze/guattari ihre
kunsttheorie der affekte und perzepte denken, und diese trennt
natürlich in ihrer verschaltung von aktuell/virtuell nicht mal so mal
salopp zwischen "normalem leben" und kunst, sondern gesteht
sehr wohl der kunst ihre eigene realität zu. ist allerdings der wille
zur macht wie im gegenwärtigen kunstsystem ganz offensichtlich
erschöpft, trägt also wie sloterdijk an diesem punkt richtig bemerkt,
die kunst ihre selfishness wie das merkmal ihrer auserwähltheit vor sich
her, dann ergibt sich daraus zweierlei; der geschäftstüchtigere teil des
kunstsystems paktiert mit dem
blasensystem der finanzökonomiederivate, der alternative teil
schwadroniert über kunst, leben und betrug, und betrogen wird das
publikum von beiden seiten, insofern es auf
kunst immer noch wie auf eine erscheinung von transzendenz reagiert, nur
die einen verdienen kräftig mit, indem sie in die bankentürmen
einziehen, die anderen treffen sich auf flachem boden bei
ata.
that`s life
grüße
achim szepanski
>
> Hallo Hr. Beck,
>
> schöner Beitrag.
>
> 1."Kunst" wie wir sie (gewöhnlich) verstehen, hat doch allenthalben
> symbolischen Charakter, wenn es keine Menschen geben würde, gäbe es
> auch keine "Kunst " die jene helfen sollte, diese Welt zu verstehen.
>
> 2. Kunst ist als kreative Kraft um sich selbst und seine kreativ
> schöpferische Potentale zu entdecken, ohne alles beherrschende
> Ökonomische Beeinflussung dahinter und Verkommerzialisierung, ebenso
> eine ehrenwerte und förderliche, sinnvolle Tätigkeit und Beschäftigung.
>
> Wie sagte oder schrieb schon Magritte auf seinem Pappdeckel, "ceci
> n'est pas une pipe"!?
>
> 3. Netzkunst ist Teil der von uns geschaffenen Realität und damit
> ebenso förderlich, wertvoll oder wertlos, je nach dem welches
> bestimmende Wertesystem aktuell herrschend ist, ein humanitär
> ausgerichtetes oder ein rein ökonomisch beschränkendes, welches
> massgeblich unsere Lebens-Situation bestimmt.
>
> 4. Wenn sie wieder Menschen fragen sollten, was sie "sonst noch
> machen", sagen sie doch einfach::
> "ich versuche es mit dem Leben"
>
> 5. Betrug gibt es übrigen s nur in der Geschäftswelt (der "ehrenwert"
> verrohten Kaufleute), die das komplette Leben und die Kunst darin über
> Verwertung, Profit und Verwertungsabsichten allein bestimmt und daran
> massgebend orientiert. Freie Kunst freier Menschen ist weder Betrug
> noch Wahrheit, sie ist deren Versuch das Leben mit Inhalt zu füllen.
>
> GstQ
>
> ----- Original Message -----
> From: Stefan Beck
> To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot]4 de
>
> Sent: Thursday, December 30, 2010 4:50 PM
> Subject: [thing-frankfurt] Kunst ist Betrug
>
> Lasst uns vergegenwärtigen, daß Kunst etwas einfordert, was wir im
> normalen Leben, nicht durchgehen liessen.
>
> Eine bemalte Pappe, die ein Auto darstellt, ist kein Auto und kaum ein
> Versprechen auf ein Auto. Wir freuen uns dennoch an diesem Kniff, wie
> schon Nietzsche wusste (Schein als Schein ist einzig wahr).
>
> Auch eine Webseite als Netzkunst ist immer weniger als die Realität und
> daher enttäuschend. Ist das alles, was Sie machen, werde ich oft
> gefragt. Machen Sie nicht noch etwas anderes? Nein, mach ich nicht.
>
> Bei aller Freude über diese Dialektik schwingt immer der Betrugsvorwurf
> mit, was die Kunst grundsätzlich und uneinholbar verdächtig macht.
> Infolge kann Kunst auch nie ausgeglichen und entgolten werden.
>
> In diesem Sinne wünsche ich Euch allen auf der Liste ein gutes neues
> Jahr 2011.
> Euer
> Stefan
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