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[thing-group] Received 27. 01. 2005 -- 10:39 from from

we love amerika - einladung

WE LOVE AMERIKA
Viktoria Binschtok - Matthew Brannon - Stef Burghard -
Carsten Fock - Evil Knievel - Anny & Sibel Öztürk -
Pratchaya Phinthong - Tilo Schulz

29.01.05 - 26.02.05

Eröffnung: Fr., 28.01.05, 19 Uhr

Amerika war einst das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten. Als eine kollektive Projektionsfläche
für unerfüllte Sehnsüchte und Hoffnungen versprach der
'American Dream' all jenen die Möglichkeit alles zu
schaffen, die das nur ausreichend wollten.

Wohl kein Land hat mehr Stereotypen hervorgebracht,
wie die USA. Es nimmt demnach nicht wunder, dass sich
viele KünstlerInnen in ihrer Arbeit immer wieder der
Reflexion dieser Stereotypen, Klischees und
Vorstellungsbilder annehmen. "We love Amerika"
versammelt acht künstlerische Positionen, die einen
ironisch gebrochenen und kritischen Blick auf das Land
des "Pursuit of Happiness" bieten.

In der Fotoserie "Walking down the Trail"
re-inszeniert Tilo Schulz Schlüssel-Szenen aus
bekannten amerikanischen Westernfilmen und Gemälden
mit sich selbst in der Hauptrolle. Er übernimmt
typische Szenarien der filmischen Vorbilder und
überträgt sie in eine urbane Umgebung. Dabei stellt er
die tradierten Männlichkeitsrollen des Cowboys als
Verkörperung amerikanischer Werte und Tugenden, zur
Disposition.

Ein komisch-groteskes Bild des amerikanischen Helden
führt Jens Kabisch als Evil Knievel in der
Inszenierung seines alter ego, dem gefeierten Stuntman
der 60er Jahre, Evel Knievel vor. Konsequent in den
Nationalfarben, weiß, rot und blau gekleidet,
verkörperte dieser typisch amerikanische Tugenden, wie
Reinheit, Kraft und Wagemut. Diese strahlten selbst
nach dem Misslingen von vielen seiner spektakulären
Stunts ungebrochen weiter.

Auf einen Patriotismus skurriler Natur verweist
Viktoria Binschtok in ihrer Fotoserie "Counting Stars
on American Socks". Die Miniatur der amerikanischen
Flagge auf den von ihr gesammelten Strümpfen scheint
in ihrer Reduktion manchmal kaum mehr, als eine
Karikatur. Dennoch bleibt sie als Flagge mit ihrem
symbolischen Gehalt lesbar - ein Gleichnis für das
nach außen brüchige und von innen doch immer heile
Bild der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Anschlag auf das World Trade Center veranlasste
Carsten Fock als Zeichen seiner Solidarität eine
amerikanische Flagge aus dem Fenster zu hängen. Nach
dem kurz darauf folgenden Luftangriff der USA auf
Afghanistan übermalte er die weißen Sterne und
Streifen mit schwarzer Farbe und ergänzte in
Western-Schrift den Satz "You can win if you want".
Aus der harmlos klingenden Message eines Pop-Songs
wurde so eine Anklage der militärischen Omnipotenz der
USA.

Die einzigartige Karriere der Levi's-Jeans
symbolisiert für viele das Bild Amerikas mit seinem
Ideal des 'American Dream'. Ihre 'Lebensdauer' bildete
nicht nur einen Wert an sich, sondern avancierte in
den Used-Jeans zum kostspieligen Modetrend. Dessen
absurde Ausformungen thematisiert Pratchaya Phinthong
in seiner Arbeit. In Thailand produzierte Levi's
werden von ortsansässigen Arbeitern leihweise
getragen, nach einer Weile gebraucht wieder
zurückgeben und finden so im gefragten "Used-Look"
Eingang in den ökonomischen Kreislauf der westlichen
Welt. Teil dieses Spiels mit dem echten Fake werden
auch der Galerist und seine Assistentin, die für den
Zeitraum der Ausstellung thailändische Levi's tragen
werden, um sie mit ihrer spezifischen Geschichte nach
vier Wochen zurückzuschicken.

Anny & Sibel Öztürks Graffiti "I am so bored with the
USA, but what can I can I do???" wie auch das Poster
mit der Aufschrift "Madonna drinks Coke, so you can
too. Taste's real good, not like a sweet poison
should" zitieren Songzeilen der Punkbands "The Clash"
und "Manic Street Preachers". Das kritische Potenzial
der Texte entfaltet erst in der Opulenz der bunten,
sich dem Auge langsam entschlüsselnden 'Tags' seine
eigentliche subversive Kraft.

Der Amerikaner Matthew Brannon stellt mit seinem
Beitrag eine nicht minder kritische Sicht 'von Innen'
vor. Sein Poster zeigt das Konterfei George W. Bushs.
Die gestrichelten, an die Perforierung von Bastelbögen
erinnernden Umrisslinien, die Löcher, sowie die in
schwarzen Tropfen herabrinnende Farbe entstellen das
Porträt jedoch als flache, gemein grinsende Papp-Maske
ohne Inhalt.

In der skulpturalen Präsentation des für die Rezeption
der amerikanischen Kunst in den 80er Jahre führenden
deutschen Magazins "Wolkenkratzer" von Stef Burghard
überlagern sich kunstimmanente und politische
Bedeutungsebenen. Die reduzierten Magazin-Regale
bilden eine Referenz an die amerikanische
Hochhausarchitektur wie auch an die Minimal Art als
einer genuin amerikanischen Kunstströmung. Die auf den
Titelblättern abgebildeten Künstler Warhol und Beuys
öffnen ein weiteres Referenzfeld, das mit Warhol den
Kontext prototypisch amerikanischer Kunst ihrem
deutschen 'Antipoden' gegenüberstellt.

Zur Eröffnung der Ausstellung am kommenden Freitag,
den 28. Januar ab 19 Uhr sind Sie herzlich eingeladen.


JAN WINKELMANN / BERLIN

Brunnenstrasse 185 HH
10119 Berlin

t +49-30-28 09 38 99
f +49-30-28 09 39 08

http://www.janwinkelmann.com

Öffnungszeiten: Di-Sa, 11-18 Uhr

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http://superheroes.materialausgabe.de
http://video.materialausgabe.de/julien.htm

http://video.materialausgabe.de/james.htm
Videos aus der Ausstellung "One Gleam or the Other"

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