Received 09. 03. 2010 -- 10:13 from
fromRe: was machen?
hallo helge, und "all die anderen",
immer wieder, mit unterbrechungen zwar, aber doch interessiert
verfolge ich die debatte
nun schon ne weile.
was du über die frankfurter situation schreibst erlebe ich ähnlich
wenn nicht genau so.
ich habe im lauf meiner zeit herausgefunden, daß es nur durchs
selbermachen geht.
es gibt keinen austellungsplatz? - dann mach ichs selbst,
es gibt keine galerie? ok, ich versuche selbst was zu tun,
meine arbeiten zu verkaufen, was zu organisieren - einfach machen.
das ist teil meiner haltung, so habe ichs gelernt, das ist der
underground. ABER:
es kann einen sehr ermüden. man kann das nur schwer dauerhaft
durchhalten.
das ist dann der punkt an dem möglicherweise netzwerke greifen.
mit sicherheit spielt natürlich geld ne große rolle, wie solls auch
anders sein.
aber einen weg unter uns künstlern zu finden, beispielsweise eine
galerie
aufzuziehen, eine alternative zu den vorhandenen, finde ich immer
interessant.
herzliche grüße, stefan stichler
Am 09.03.2010 um 08:45 schrieb Helge BOMBERâ„¢ Steinmann:
> Hallo Stefan, hallo all die anderen,
>
>
> was Marcuse da schreibt sehe ich ähnlich. Und ganz sicher ist bei
> vielen „öffentlichen” Ausschreibungen „der Markt” schon vorab
> verlaufen. Hier wird durch staatliche Institutionen und anhängender
> Eliten entschieden, was Kunst sein darf und was nicht. Dies wird dann
> wiederum über staatlich kontrollierte Medien an die thumbe Maße
> weitergegeben, sodaß z.B. eine freie, vielleicht auch wilde und
> aggressive Form der Malerei (Marcuse nennt das hier radikale
> Veränderung) keinerlei Chance hat da anzusetzen um eine nachhaltigen
> Eindruck nach sich zu ziehen.
>
> Wenn ich mir vermeintlich große Galerien in FFM anschaue, dann
> stecken da zu 99% Menschen dahinter, die vorher in Banken und deren
> angeschlossenen Instituten arbeiteten um jetzt einen auf Kunstkenner
> zu machen.
> Und wieso müssen es ausgerechnet Galerien und staatliche Schulen
> sein, die mir als Unwissender erklären was „wertige” Kunst sei und
> was nicht?
>
> Was soll das mit Kunst zu tun haben? Wieso stecken da nicht
> Kunstwissenschaftler und Künstler als Inhaber? Wenn es einen
> Kunstmarkt gäbe müsste es doch auch freie erfolgreiche (nicht nur im
> finanziellen Sinn) Galerien in Frankfurt und anderen Städten geben.
> Vielleicht gibt es die sogar mittlerweile?
>
> Fragen, Fragen Fragen
>
> Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
>
> LG Bomber
>
>
>
> Am 06.03.2010 um 19:55 schrieb Stefan Beck:
>
>> Das klingt durchaus plausibel. Und es mag sein, daß wir nichts
>> ausrichten können.
>>
>> Aber es würde schon ausreichen, wenn wir die durch das System
>> Kunstmarkt
>> enstandenen Schäden ausführlich und präzise auflisten könnten.
>>
>> Nehmen wir Freud als Beispiel. Nach 100 Jahren mag es unerheblich
>> sein,
>> ob er seine Patienten wirklich heilen konnte.
>>
>> Sein Verdienst besteht darin, ein vollkommen neue Darstellungsweise
>> der
>> an den Individuen verübten Unterdrückungen gefunden zu haben.
>>
>> Das sollten wir auch versuchen.
>>
>> Hier noch ein Mitteilung aus alter Zeit:
>>
>> "Zunächst die Frage nach der Möglichkeit der Kommunikation. Sie
>> ist in
>> einem bestimmten Sinn erst im Spätkapitalismus zum Problem geworden.
>> Unter seiner Herrschaft wäre die Veränderung der Welt wörtlich die
>> Veränderung des ganzen der materiellen und intellektuellen Kultur,
>> der
>> Daseinsform von Mensch und Natur in allen Bereichen - der qualitative
>> Sprung.
>>
>> Das heißt aber, daß die Kunst, wenn sie wirklich Faktor radikaler
>> Veränderung sein soll, die bestimmte Negation des Bestehenden
>> vermitteln muß."
>>
>> [Herbert Marcuse, "Kunst und Befreiung", in: Nachgelassene Schriften,
>> Hrsg. Peter-Erwin Jansen]
>>
>> http://de.groups.yahoo.com/group/thing-frankfurt/message/4717
>>
>>> Anmerkung:
>>> durch etwas tiefere Einblicke in gängige und verbreitete
>> Marktstrukturen ist mir aufgefallen, das es inzwischen sogar
>> unmöglich ist,für autonome, alternative oder sonstige nicht am
>> Kunstmarkt aktiv partizipierende Künstler, an diesem in irgend
>> einer Form teilzunehmen.
>>>
>>> Die rigiden Strukturen der Selektion und Abschottung sind wie in
>> der übrigen Marktwirtschaft ähnlich, dermaßen ausgefeilt und nur
>> für Insider verständlich und zugänglich, das obwohl eine
>> angebliche
>> Transparenz vermittelt wird, der Zutritt auf eine Elite beschränkt
>> bleiben soll.
>>>
>>> Daher über die Vermarktung und den Verkauf von Kunstwerken/
>> Arbeiten zu hoffen, Freiräume zu erwirtschaften, die ein besseres
>> oder angenehmeres Leben dadurch ermöglichen, halte ich inzwischen
>> in dieser Realität, nun für relativ ausgeschlossen, oder
>> vergleichbar mit den Gewinnchancen in einer x-beliebigen Lotterie.
>>>
>>> Daher sehe ich in einer "autonomen" Gegenbewegung kreativer
>> Kunstschaffender eine möglich Alternative,...
>>>
>>> So auch meine neu gewonnenes Verständnis für die Gewinner im
>> Kunstmarkt-System, da diese aus Selbsterhaltungsinteressen und
>> alleinig an der Maximierung von eigenen Profiten interessiert,
>> unmöglich andere auf ihre Stufe oder in ihre Nähe und sei es durch
>> "Almosen" wie Kunstankäufe zu befördern beabsichtigen.
>>> Hart aber Fair?
>>
>> --
>>
>> The Thing Frankfurt
>> http://www.thing-frankfurt.de
>>
>> * * *
>>
>> Stefan Beck
>> Hohenstaufenstr. 8
>> 60327 Frankfurt
>> T. ++49-(0)69 - 741 02 10
>>
>> Thing Frankfurt Mailinglist:
>> mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de
>>
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> [Die Teile dieser Nachricht, die nicht aus Text bestanden, wurden
> entfernt]
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