Received 18. 03. 2010 -- 07:51 from
fromRe: 29.3. 19 Uhr Fördern, Vernetzen, Weiterbilden - Das Podiumsgespräch zur Situation der freien Darstellenden Künste in Hessen
Ich mische mich da einfach mal mit ein, mit meinem gefährlichen
Halbwissen ;-).
Es wird ständig bzw. für den Erhalt des Gemeinwesens (Hammerwort) ein
Bild durch die Medien projiziert um eine vermeintliche Stabilität zu
erhalten, siehe Ackermann (Verdiene genau das gleiche wie immer,
trotz Krise). Was würde passieren, wenn er mitteilen würde er würde
nur noch Hartz4 empfangen? Köstliche Vorstellung: Panik?
Hamsterkäufe? Hyperinflation?
Protest lohnt sich nicht, da Kritik nichts bewirkt/erlaubt ist und es
keine wirkliche Meinungsfreiheit für den Einzelnen (im Sinne des
demokratischen Grundgedankens gibt) gibt. The Revolution will not be
televised.
Was veränderten die 68er in diesem Zusammenhang?
Die Hegemonie die sie aufbrechen wollten haben sie „nur” kopiert. Es
gibt kein Außerhalb des Systems-es gibt nur das System. Jegliche
Kritik darin erschöpft sich in einem kopierten Gegenentwurf.
Die eigentliche Freiheit und auch der Ursprung dieser Kräfte liegen
in der öffentlichen, allgemeinen zur Verfügungstellung dieser
Darstellung wie Theater und Kunst im öffentlichen Raum . Die damit
zusammenhängende Rückeroberung des öffentlichen Raumes durch die
aufgeklärten Bürger wäre ein Ausweg dieses Diktat aufzubrechen.
Die Occupation dieses öffentlichen Raumes durch einen vermeinlich
substaatlichen Konzern wie z.B. Google sehe ich als Schritt in eine
durch aus noch mehr überwachte Zukunft.
Mein Eindruck: Menschen in D haben erkannt, das es sich nicht mehr
lohnt zu protestieren und deswegen den konformen Weg des „Hach, hat
doch eh keinen Zweck und ich gehe lieber den bequemen Weg, muss meine
Familie ernähren und das Reihenhaus abbezahlen. Life is short. Warum
sollte man für eine gerechtere Welt kämpfen, wenn man eventuell alt
ist um diese Früchte zu ernten?” a la Ghost in the Shell und Matrix.
Feed me & just pay me =). Gib mir die rote Pille, ich will Künstler
sein, tolle Frauen um mich haben und Steak futtern.
Deswegen gibt es nur noch wenig „Gegenbewegung” im Film und im Theater.
A propos Waffenlieferung: Ich finde davon sieht, liest und hört man
arg wenig in den Medien. Deutschland als drittgrößter Waffenproduzent
der Welt scheint da nicht besonders interessiert zu sein, dass als
positives Image verbreitet zu sehen.
Wäre Deutschland auch eine solche „wirtschaftliche” Weltmacht, ohne
Waffen? Wahrscheinlich eher nicht.
Wo ist denn unser Adorno heute? Die Medien würden ihm diese Präsenz
wahrscheinlich nicht mehr zugestehen.
Querulanten und „Querdenker” werden angeblich von der Industrie und
der Wissenschaft gesucht (u.U. im Sinne einer vermeintlich
wirtschaftlichen Verwertbarkeit). Wenn sie dann aber wirklich
quertreiben, will sie tatsächlich niemand mehr protegieren. Oder?
LG Bomber
Am 17.03.2010 um 18:23 schrieb ch-ja 12:
> Hypothesse:
>
> Schauspieler sind qua ihrer Verhältnisse, in denen sie leben und
> die sie uns vor-schauspielern müssen, anscheinend massiv-st
> gebunden an ein System der Verwertung ihrer selbst, eventuell eine
> vitale Notwendigkeit ihres Daseins? Ein System welches in sich
> eventuell ein Heilsgefühl, welches so nicht gegeben ist, uns mit
> ihrer Hilfe vorspiegeln muss und sich dazu der Kräfte und
> künstlerischen Leistungen (eingestandener-maßen, ) einer Mehrheit
> der Schauspieler bemächtigt, um Verblendung im „allergrößten Stil",
> in „Cinemascope und 3D“ aufrecht zu erhalten und permanent zu
> produzieren!?
>
> Man muss ja heute bereits wieder Bert Brecht bemühen, wenn man
> kritisches Theater erwähnt. (Schlingensief ist sicher eine
> lobenswerte Ausnahme und daher auch omnipräsent)
> Aber was ist aus deutschen und kritischen Produktionen der 70er
> Jahre geworden?
> May Spils, Achternbusch, Schlöndorff, Schamoni, Fassbinder, Rudolf
> Thomé, etc?
>
> Wohin ist es geflossen, dieses Potential?
>
> Heute werden, besonders auch in Deutschland, darstellerische
> „ERFOLGE“ hauptsächlich gefeiert, die sich in Umsetzungen von
> plattester Kommerzialität begründen!
>
> Und läge es daher nicht an den kleinen Bühnen, anstelle dem
> vordergründigen kommerziellen Erfolg völlig unhinterfragt hinterher
> zu hechten, konkreter und aktiv, um sich vom Mainstream etwa
> abzuheben, Glaubwürdigkeit durch kritische und anders fordernde/
> fördernde Themen und Inhalte zu "liefern"???
>
> Wo leben wir denn, auf dem Mond, Mars, Jupiter?
>
> Adorno muss wieder herhalten, sorry:
>
> „Die Ersatzbefriedigung, welche die Kulturindustrie dem Menschen
> vermittelt, indem sie in ihm/ihr das Wohlgefühl erweckt, die Welt
> sei in der Ordnung, die sie ihm/ihr suggeriert, betrügt ihn/sie um
> das Glück, welches sie ihm/ihr vorspiegelt." (hier auch:
> "vorspielen lässt")
>
> Ja, ja und ja?
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