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[thing-group] Received 22. 02. 2010 -- 09:27 from from

Re: why are artists poor

Nein, dem muss ich grundsätzlich widersprechen. Es ist absolut nicht
fragwürdig, sondern ich denke es ist der Ursprung des
Produktionskreislaufes schlechthin. Am Anfang steht immer ein
„autonomes„ (was ist schon autonom?) Gedankengut, das einen
Mehrwert dadurch erschafft, dass es irgendwann (ohne festen
Zeitbezug) kopiert und vervielfältigt massentauglich (wie auch immer
die definiert ist) abverkauft werden kann.

Ich sehe den Kunstmarkt als Nichtexistent an und erkenne in den
angeblichen Abverkäufen (mit hie und da Millionensummen) reine
Steuerspielchen einer vermeintlichen Geldelite.

Das Bild das durch die Medien abgegeben wird, bringt viele zu der
Annahme man könne es als „autonomer†Künstler mit seiner
Leistung zu etwas bringen (wiederum ohne festen Zeitbezug). Der
fatale Fehler hierbei ist, dass es sich a.) nicht um die Leistung
derjenigen dreht und b.) dieser Markt nicht existiert.

Viele zweifeln ja dann, dass ihr Scheitern an Ihrem
Beziehungsmanagement (Suchen Sie sich reiche Freunde) und/oder ihrer
Selbstvermarktung läge.


LG Bomber




Am 19.02.2010 um 14:42 schrieb Jutta Pivecka:

> >>> das geschäftsmodell der "autonomen Kunst" ist eben
> grundsätzlich fragwürdig: völlig abgekoppelt von jedem möglichen
> gebrauchswert ermittelt sich der wert der kunst"werke" genau wie
> der von derivaten und anderen wettobjekten der finanzwelt. dieses
> hochproblematische geschäftsmodell (weil es kunst - und künstler -
> per se aus sozialen kontexten ausgrenzt und gerade dies zum merkmal
> von kunst und künstlerischer existenz macht) hat ausgerechnet die
> postmoderne finanzwirtschaft lustigerweise übernommen - und auch
> hier führt es zur verarmung der vielen und zum exorbitanten
> reichtum von wenigen.
> >>> damit wir uns nicht falsch verstehen - die "zweckfreiheit" der
> kunst in der moderne war eine errungenschaft, weil nur in ihr und
> durch sie die erkenntnis vom selbstzweck des menschen sich
> darzustellen vermochte. unglücklicherweise geschah und geschieht
> dies auf eine weise, die gerade die kunst zum distinktionsmerkmal
> zwischen den sozialen klassen und schichten macht, als "soziales"
> kaptial der eliten. und damit wurde durch die hintertür ein "zweck"
> wieder eingeführt. wie sein werk, so spielt auch der autonome
> künstler in diesem modell eine rolle, die - anders als die
> avantgarden der moderne es wollten - mittlerweile nur noch
> stablsierend auf die bestehenden verhältnisse wirkt. der
> finanzjongleur unserer zeit schmückt sich mit "kunstkenntnis" und
> seinen büroturm mit zeitgenössischer kunst. die anwesenheit des
> künstlers sichert dem establishment den schein von liberalität und
> fortschrittlichkeit. er verziert und verdeckt, was tatsächlich
> geschieht und dies - paradoxerweise genau dann am besten, wenn die
> kunst sich "kritisch" mit dem verhältnissen "auseinandersetzt", in
> denen sie sich präsentiert.
> >>> wie kann man dem entgehen und dem künstler sein brot
> verschaffen? an der schwelle zur moderne wurde ein anderes
> geschäftsmodell erprobt, das jedoch scheiterte, weil es in die
> sphäre der gebrauchskunst, der u-kunst verbannt wurde: der
> künstler als selbstständiger unternehmer, der die diversifikation
> und den vertrieb seiner produkte selbst steuert, statt sie einem
> (wett-)handel zu überlassen. dieser künslter-typ sieht sich selbst
> als citoyen und seine kunst als beitrag zur auseinandersetzung der
> gesellschaft mit sich selbst (also richtet sich gerade an ihrem
> "gebrauchswert" aus). das modell, von dem ich rede, hat u.a.
> hogarth erprobt, der englisch porträtmaler, comiczeichner und
> moralist, der nicht zufällig auch das erste copyright erstritten
> hat. die neuen medien (zuvörderst das netz) könnten diesen weg
> wieder öffnen: statt "werke" auf einem ominösen "kunstmarkt"
> anzubieten, müsste der künstler seine einnahmen aus den
> "dienstleistungen" erwirtschaften, die er in einem
> gesellschaftlichen diskurs erbringt (z.B. über "abonnenten" seiner
> blogs u.ä.) noch ist nicht klar, ob es je eine möglichkeit geben
> wird, hier genug geld zu generieren, um nicht zu verhungern.
> dennoch: ich sehe da mehr chancen als risiken, denn die
> widersprüchlichkeit und widerlichkeit des etablierten kunstmarkts
> ist ja gar nicht mehr zu übersehen.
>
> Dr. Jutta Pivecka
> jspivecka [at] yahoo [dot] de
> jusupi11 [at] googlemail [dot] com
>
>

Herzliche Grüße


Helge Bomber Steinmann
Graffiti artist FBI GBF SUK SAA DBL YCP · designer AGD BDG ·
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Chairman Einwandfrei – society of art in the public area -
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