Einträge vom Donnerstag, 17. Dezember 2009

[thing-group] Received 17. 12. 2009 20:39 from

Re: Betrifft: Michael Lingner - Kunst und Theorie

Hallo Herr Beck, Sabine und alle Mitdenker, belangreiche Replik!
Ebenso bemerkenswert zu lesen, das sich weitere Menschen (1) an diesem Thema interessiert zeigen.

Es ist uns allen bewusst und entbehrt nicht einer akzeptierten Brisanz, das das Kunstwerk sicher gelegentlich allein und ohne Menschen "auskommen" muss. (Nachts alleine im Museum?) Doch was bedeutet dies für uns?

Wie zitierten sie noch Lingner kürzlich:
"Nach Lingner sollten wir, nicht nur die Künstler, in erster Linie um der
Sache willen arbeiten. Und dann erst nach ihrer Anerkennung (Geld
etc) schielen."

Das Kunstwerk ist in sich nur eine mögliche Folge/Konsequenz des menschlichen Handelns und Ausdruck einer Auseinandersetzung mit diversen/möglichen und unmöglichen Fragen der menschlichen Existenz.

(...dahin deutete ebenso mein Vergleich letztens mit Bezug auf das Höhlengleichnis bei Platon,...)

Denn was ist Kunst denn grob gesprochen, wie allgemein besehen anderes, als "Schatten" an der Wand?

Kunst abgetrennt von ihren Produzenten betrachtet, auf die Ebene der reinen Zeichen reduziert, nimmt eine zu theoretische, menschenferne Position ein, die jedoch ebenfalls (glücklicherweise?) in dieser Form nur von Menschen rezipiert werden kann.
(Dem Stand unserer menschlichen Erkenntnis nach, zumindest, ...)

Und daher begrüße ich ebenso Einwände wie jenen, den Sabine formuliert hat:

"Aber ich vollziehe nicht nach, dass "Kunst" ohne "den Menschen" funktioniert. Insofern halte ich das "Experiment" für unsinnig. Ich glaube im Gegenteil, dass Experimente dieser Art den Menschen der Kunst immer weiter entfremden, ..."
Wir alle können demnach sehr wohl nachvollziehen und das betont Sabine ebenfalls, das es eine oder mehrere mögliche Meta-Ebenen in der Kunstdeutung existieren mögen. Symbole und Zeichen als solche zu analysieren ist uns ebenfalls als Vorgang hinlänglich bekannt.

Nun weiter zu folgern, diese reinen Zeichen irgendwann im luftleeren Raum stehend, ohne real anwesende Menschen noch weitere Bedeutsamkeit behalten/beinhalten, ist glatte Hypothese und von meiner Seite gesehen und eine höchst absurde. Das reduziert Kunst auf theoretische, formalistische, sehr reduktionistische, "aussermenschliche" Positionen.

(Dies erinnert mich an gewisse Diskussionen zum Thema: Wissenschaft, ..)

Grundsätzlich verstehe ich, ausdrücklich wiederholt, was sie Hr. Beck mit ihrer Haltung in Richtung Kunstanalyse ausdrücken wollen! Aber sich über die Kunst, jetzt wieder sehr allgemein gesprochen, wie auf dem Seziertisch zu beugen und zu diesem "Objekt" eine dementsprechend möglichst extreme und "künstliche" Distanz zu erzeugen, ist für mich allerhöchstens ein bizarres Spiel. Manchen mag das gefallen. Und so mag es ebenfalls manchen (Menschen?) gefallen, sich in der Meta-Meta Ebene und abstrakten Analyse von entsubjektivierten Objekten zu bewegen/ zu verlustieren, und daraus sehr theoretische, wie formal bedingte Konklusionen abzuleiten,... (tief im Sumpf der Worte, ..)

Vielleicht führt uns die von ihnen in Bezug auf Lingner vertretenen Sicht der Dinge auch wieder zurück auf unsere eigene sehr formal und mit rein technischen Hilfsmitteln geführte Diskussion, hier? Diese, unsere Aussprache unter Menschen, die sich nicht mehr persönlich kennen, und die nur noch mittels der von uns benützten Medien miteinander in Kontakt treten.(können?)
Kann ja sein das dies eine mögliche Interpretation jener Theorie sein könnte!?
(Obschon dieser Ansatz mit Lingern's "um der Sache willen arbeiten, " wohl kaum in Einklang zu bringen ist.)

Ich kann mir nun zu unserer Diskussionsrunde gut eine Installation vorstellen, die jedoch ebenfalls wieder von Menschen betrachtbar (imaginierbar?) sein müsste? (Als vorrausschauender Rückblick,.) Eine Installation, in der gezeigt wird, wie nach dem möglichen Tod aller Menschen (oder Lebewesen nach unserer Vorstellung, ..) eigens programmierte Computersysteme genau diese, unsere Diskussion fortführen. Und diese inszenierte Diskussion wäre als konkrete Situation um so synthetischer, als das darin klar der hier vertretene, entfremdete Ansatz zu erkennen sein müsste:
Der Blick auf eine Welt, in der schließlich trotz Medienvielfalt, Technik und Zeichen keine lebenden, agierenden Menschen mehr übrig geblieben sind.

(Naja, wir sind diesem Zustand vielleicht näher, als wir denken (können)?)

Titel der Installation wäre: "All In Vain".


xxx





Erklärt mir doch mal, wie sich das konkret darstellen soll, daß die
Kunst nicht ohne den Menschen funktioniert.

Das klingt für mich so, als würde man vehement betonen, daß jeder Mensch
Eltern hätte und nicht getrennt von ihnen wahrgenommen werden dürfte.

Daß die Kunst sehr wohl ohne den Menschen funktioniert müsste schon
jeder Besuch in einem Museum verdeutlichen.

Außer den eigentlich entbehrlichen Aufsehern ist da in der Regel
niemand, schon gar nicht die Künstler. Die sind entweder tot oder mit
anderen Dingen beschäftigt.

Konsequent sollte man daher nichts malen oder überhaupt Dinge
herstellen, die auch unabhängig von einem existieren können.

Performance machen. Denn die ist am Ehesten an ihren Autor und den
Moment ihres Entstehens gebunden. Und bitte keine Fotos oder sonstige
Dokumentation. Oder?

> hallo stefan, sabine, brentis und alle anderen,
>
> ich verfolge die diskussion eher passiv, aber sehr interessiert.
> freue mich immer wenn ich weitere beiträge bekomme nachdem ich meine
> mails abrufe.
> sabine`s beitrag, daß die kunst ohne den menschen nicht funktioniert
> möchte ich hiermit nochmal unterstreichen.
>
> "kunst muß vom betrieb, vom markt getrennt betrachtet werden dürfen,
> nicht vom menschen getrennt, sonst gibt es sie nicht mehr."
>

--

The Thing Frankfurt
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[thing-group] Received 17. 12. 2009 14:06 from

Betrifft: Michael Lingner - Kunst und Theorie



Hallo zusammen,

ich fürchte, ich habe meinen Beitrag von heute Morgen nur "vorgeschaut" und dann doch nicht versendet; ich versuch's nochmal:

also erstmal: ich kann nichts "erklären", nur sagen, wie ich es sehe, und zwar folgendermaßen:

ich möchte den (wie auch immer gearteten) kreativen Ausdruck eines Menschen nicht beschnitten sehen so nach dem Motto "das funktioniert - das nicht".

Für mich ist es egal, wie ein Mensch (!) sich künstlerisch ausdrückt, aber ich denke schon, dass in den allermeisten Fällen etwas "gesagt" werden soll, ein Dialog angestoßen werden soll. Und das ist - denke ich - immerhin nur zwischen Lebewesen möglich.

Wenn man z. B. die Konkrete Kunst nimmt, dann soll diese ja "nichts sagen", aber das steht quasi ja auch dran, um es mal so auszudrücken. Aber selbst da sind die Grenzen mitunter fließend, d. h. es wird Schöpfungen geben, die "wie Konkrete Kunst aussehen", es aber so, mit dieser nicht-Aussage, nicht sein sollen. Solche Beispiele zeigen m. E., dass es immer auf die Intention des Menschen dahinter ankommt. Da ist es für mich unerheblich, ob dieser Jemand beim Betrachten seiner Arbeiten für mich nun sichtbar oder direkt erreichbar ist o. ä., obwohl ich mit Dir, Stefan, konform gehe, dass der unmittelbarste Kontakt in der Tat durch Aktionen erreicht werden kann, und diese müssen auch für mich selbstverständlich nicht dokumentiert werden.

Aber jeder "Jemand" sollte für mich (für mein Denken idealerweise) sich so ausdrücken können, wie es ihm entspricht und seiner Idee zur künstlerischen Umsetzung irgendeiner Sache.

Viele Grüße,

Sabine




--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck geschrieben:
>
> Erklärt mir doch mal, wie sich das konkret darstellen soll, daß die
> Kunst nicht ohne den Menschen funktioniert.
>
> Das klingt für mich so, als würde man vehement betonen, daß jeder Mensch
> Eltern hätte und nicht getrennt von ihnen wahrgenommen werden dürfte.
>
> Daß die Kunst sehr wohl ohne den Menschen funktioniert müsste schon
> jeder Besuch in einem Museum verdeutlichen.
>
> Außer den eigentlich entbehrlichen Aufsehern ist da in der Regel
> niemand, schon gar nicht die Künstler. Die sind entweder tot oder mit
> anderen Dingen beschäftigt.
>
> Konsequent sollte man daher nichts malen oder überhaupt Dinge
> herstellen, die auch unabhängig von einem existieren können.
>
> Performance machen. Denn die ist am Ehesten an ihren Autor und den
> Moment ihres Entstehens gebunden. Und bitte keine Fotos oder sonstige
> Dokumentation. Oder?
>
> > hallo stefan, sabine, brentis und alle anderen,
> >
> > ich verfolge die diskussion eher passiv, aber sehr interessiert.
> > freue mich immer wenn ich weitere beiträge bekomme nachdem ich meine
> > mails abrufe.
> > sabine`s beitrag, daß die kunst ohne den menschen nicht funktioniert
> > möchte ich hiermit nochmal unterstreichen.
> >
> > "kunst muß vom betrieb, vom markt getrennt betrachtet werden dürfen,
> > nicht vom menschen getrennt, sonst gibt es sie nicht mehr."
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