Received 05. 12. 2009 -- 15:23 from
fromRe: Michael Lingner bei Basis
Lieber Brentis,
ich nehme mal die Ansicht von Stüttgen auf und reichere sie mit den
Ideen von Lingner an, wie er sie gestern vorgetragen hat.
Nach Lingner sollten wir, nicht nur die Künstler, in erster Linie um der
Sache willen arbeiten. Und dann erst nach ihrer Anerkennung (Geld
etc) schielen.
Lingner kritisiert daher auch die gegenwärtige Diskussion der
Kreativität als zu kurz greifend. Erst Autonomie, als Bestimmung zur
Selbstbestimmung, kann Kreativität gewährleisten.
Statt von Kreativwirtschaft sollten wir vieleicht eher von
Autonomiewirtschaft sprechen?
> Geschätzter Hr. Beck,
> schön zu sehen, das zumindest wir zu angesprochenen Themen im Dialog verbleiben.
>
> Ligner vertritt sicher auf jeden Fall ernstzunehmende und interessante Ansätze.
>
> Ich persönlich gehe immer noch eher mit Gedanken und Haltung von Beuys und Umfeld konform, in der jedem Menschen ein kreativer und künstlerischer Ansatz zugetraut wird. Dazu auch als Referenz gut zu lesen im jüngsten --> Boesner-Katalog (2009/2010 !), ein recht aussagekräftiges Interview mit Beuys Schüler Johannes Stüttgen.
>
> Zitat: "Die Kunst wird immer mehr die Bestimmung der Menschen sein." Er versteht den Künstler heute als einen Menschen, der nicht für Geld, sondern für eine Idee und an deren Umsetzung arbeitet, darin seine Existenz begründet sieht. Nicht als der Mensch, der seine Lebenszeit als Ware verkauft, und/oder nicht einmal mehr über das Produkt seiner Arbeit bestimmen/verfügen kann/darf.
>
> Schön zu sehen ist diese Vernutzer-Haltung in der aktuellen Diskussion um Verlagerung von Mercedes-Benz Arbeitsplätzen in die USA. In einer Verlautbarung dazu haben Manager des Unternehmens klar und kühl betont, das ihre Mitarbeiter bisher "fälschlicherweise" davon ausgegangen seien, das die im Unternehmen hergestellten Produkte ihnen gehören würden! etc.
>
> Nun bedarf es ebenfalls nicht unbedingt mehr der institutionalisierter "Kunst" (was auch immer diese noch bedeuten mag,.?), um in alle möglichen Bereiche und Felder vorzudringen, um dort zu thematisieren und Aktionsfelder zu besetzen. Dies geschieht doch oftmals nur aus reinem PR und Vermarktungs-gesteuertem Selbstzweck. Um etwa geschickt "getarnt" immer wieder eine weitere "Ausstellung" inszenieren zu können. Unter diesem Vorzeichen sollte man sich etwa kritisch die gesammelten Events und Termine in Künstler-Lebensläufen zu Gemüte führen,..? (In diesem Zusammenhang fand ich das letztens hier angesprochene Konzept sehr bedenkens wert, "Nichts" auszustellen und Besucher zur Diskussion zu laden,.. oder den real existierenden Atelier-Raum dafür anzubieten.(und nicht wieder nur den ewig beschworenen, überall und nirgends anzutreffenden "virtuellen" Raum,...)
>
> Diese Thematik hatten sie ansatzweise ebenfalls schon angesprochen, in ihrem Bericht über die jüngste Ausstellung im Kunstverein FFM. Wenn etwa dort, wie anderswo jederzeit anzutreffen, jede gesellschaftlich oder politisch, etc. relevante Thematik nur noch als Vorwand, Vorsatzstück, Aufhänger, Attraktion im ursprünglichen Sinne eingesetzt wird, um daran ein völlig austauschbares Kunstevent zu befestigen. Ausstellungen.
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