Received 10. 12. 2009 -- 15:52 from
fromRe: Michael Lingner bei Basis
Hallo Herr Beck,
die Diskussion bekommt eine erstaunliche Wendung, da ich kaum noch nachvollziehen kann, was sie mit dieser erreichen wollen.
Luhmann kenne ich in Auszügen, komme bei ihm jedoch zu ähnlichen Schlussfolgerungen, wie andersherum sie, er erscheint mir zu synthetisch und zu weit weg vom Mensch in seiner Theorie.
Das was sie bisher, u.a. über Lingner berichtet haben, gab einen klaren Ansatz her.:
""Nach Lingner sollten wir, nicht nur die Künstler, in erster Linie um der
> Sache willen arbeiten. Und dann erst nach ihrer Anerkennung (Geld
> etc) schielen."
Nur haben sie mir leider mein Fragen ebenfalls nicht beantwortet, wie etwa diese:
" ..., mir schien der Zweck der Diskussion bisher/bis hier zu sein, nicht nur zu theoretisieren (?), sondern konkret Bezüge zur erlebbaren und nicht nur formal bedingten Realität der Kunstschaffenden herzustellen? Und Möglichkeiten zur realistischen Bewältigung damit verbundener, auch existentieller Daseinsfragen im Hier und Jetzt zu erörtern?"
Wie ist ihre Antwort darauf?
Der Mensch als Künstschaffender erscheint mir erst einmal wichtiger als alle Zeichen und Theorien als Selbstzweck, die man (sie) aus seinem Tun ableitet.
Oder wir schalten noch zwei Gänge zurück und ich frage sie in Bezugnahme auf das Höhlengleichnis bei Platon:
Was ist ihnen wichtiger oder über was diskutieren wir hier? Über die von den in der Höhle gefesselte Personen, erkannten Schatten und Symbole an der Höhlenwand und deren Funktion als reine Zeichen und Form? Oder reden wird über jene Umstände die diese Schatten erzeugen, die Menschen und das Leben draußen vor der Höhle?
Was heißt denn: "um der Sache willen arbeiten", bei Lingner anderes?
Geht es ihm etwa nur um reine Symbolik und Fragen der Zeichen und Anordnung, Synthax, Ornament, etc?
Oder geht es um Ausdruck, Basis, Wunsch, Wille und Ziele wie Ideale etwa, des Menschen als Künstler?
Wir können Schriftzeichen der gesamten, bekannten Welt, nach Form, Größe, Funktion, Farbe etc. klassifizieren, oder wir können versuchen sie zu dekodieren, Inhalte zu erstehen versuchen, den diese als Chiffre transportieren. Und da Zeichen (wie Kunst) zu 99% von Menschen geschaffen wurden, geht es mir um den Menschen hinter den Zeichen, den Schöpfer..
Kunst lebt nur so lange, wie die Menschen leben, die sich mit ihr befassen/in ihr ausdrücken. Sie lebt mit ihnen. Wenn alle Menschen tot sind, ist ebenfalls deren Kunst nur noch leer, leere Hülle, leere Zeichen und Formen.
Lieber Brentis,
ich kann Dir natürlich nicht verbieten, den Ansatz von Lingner
spirituell zu finden.
Ich glaube allerdings, daß Lingner (und auch Luhmann) Kunst als eine Art
Schachspiel begreifen, in dem innerhalb der Regeln, die sich das System
selbst setzt (Autonomie!), nur bestimmte Züge und Positionen möglich sind.
Auch wenn ich weit davon entfernt bin Luhmann zu verstehen, bin ich mir
ziemlich sicher, daß sein Ansatz davon ausgeht, die Konzepte "Mensch"
oder "Subjekt" aus der Theorie zu eliminieren.
Bevor wir uns aber in weiteren Vermutungen ergehen, sollten wir
vielleicht einen konkreten Text zu Rate ziehen. Ich weiss allerdings
nicht, ob das über die Mailingliste funktioniert.
Grüsse
Stefan
> Hallo Herr Beck,
> da bleibt bei Lingner anscheinend viel Luft für interpretative Betrachtungsvarianten.
>
> Für mich ist jedenfalls der von ihnen benannte Ansatz:
>
> Zitat:
> "Nach Lingner sollten wir, nicht nur die Künstler, in erster Linie um der
> Sache willen arbeiten. Und dann erst nach ihrer Anerkennung (Geld
> etc) schielen."
>
> ein durchaus spirituell orientierter. Spricht dieser doch tiefere oder auch höhere Spähren an (in meiner Rezeption,..) die weit weg von materialistischen Belangen ihre Basis haben.
> Eventuell bietet ihre wie meine Interpretation oben genannter Aussage von Lingner ebenfalls Projektionsfläche für eigene Anschauungen.
>
> Ich verstehe darunter:
> -> um der Sache willen (um der Idee, der Überzeugung, die dahinter steckt,..) arbeiten und nicht um den Preis der Materialität des Geldes und der Spähre der Anerkennung die sich daraus ableitet!?
>
> Und sie verstehen darunter:
> -- > Kunst als Luhmannsche Systemtheorie, die mit Zeichen und Symbolen hantiert.
>
> Klar gesagt, aber mir schien der Zweck der Diskussion bisher/bis hier zu sein, nicht nur zu theoretisieren (?), sondern konkret Bezüge zur erlebbaren und nicht nur formal bedingten Realität der Kunstschaffenden herzustellen? Und Möglichkeiten zur realistischen Bewältigung damit verbundener, auch existentieller Daseinsfragen im Hier und Jetzt zu erörtern?
>
> Wie sagen sie leider etwas verstörend:
>
> "Ich-Wesen" oder "Mensch" kommen da, wie auch bei Luhmann, gar nicht vor.
>
> Der Mensch kommt also in unseren Betrachtungen gar nicht vor?
> Sie lassen mich mit ihrem Einwurf etwas verstört und ratlos zurück.
>
> Einen Schönen Abend wünschend..
>
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