Received 10. 12. 2009 -- 19:43 from
fromRe: Michael Lingner bei Basis
Lieber Brentis,
wenn hier Konfusion ensteht, dann vielleicht, weil wir von zwei
verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Mensch" reden.
Ich nenne sie mal Mensch1 und Mensch2.
Mensch1 ist ein Konzept, Gegenstand einer philosophischen Anthropologie.
Mensch2 ist eine Konvention, die u.a. zur Unterscheidung von anderen
Dingen gilt. Wenn ich sage, da vorne steht ein Mensch. Und kein Tier.
Insofern ist auch klar, dass es Kunst nur solange gibt, wie es Mensch2
gibt, also irgendeinen Träger.
Daß dieser Träger oder Erzeuger von Kunst auch Mensch1 ist, halte ich,
und auch Luhmann, nicht mehr für zwangläufig. Ich glaube, daß Luhmann
(und in Teilen Lingner) versucht Kunst zu beschreiben, ohne, daß Mensch1
darin auftritt.
Wenn Linger als fordert, es solle um die Sache gehen, so spricht er
sicherlich von Mensch2, aber er möchte damit keine Aussage über
irgendeine Eigenschaft von Mensch1 machen. Zb die Universalität des
Werkzeuggebrauchs (Gehlen) oder die Faktizität des Daseins (Heidegger).
Insofern denke ich, ist Deine Frage so zu beantworten, daß ich versuchen
möchte die konkreten Bedingungen der Kunstproduktion und der
Kunstschaffenden zu bedenken, ohne Mensch1 mit Mensch2 zu verwechseln.
> Hallo Herr Beck,
> die Diskussion bekommt eine erstaunliche Wendung, da ich kaum noch nachvollziehen kann, was sie mit dieser erreichen wollen.
>
> Luhmann kenne ich in Auszügen, komme bei ihm jedoch zu ähnlichen Schlussfolgerungen, wie andersherum sie, er erscheint mir zu synthetisch und zu weit weg vom Mensch in seiner Theorie.
>
> Das was sie bisher, u.a. über Lingner berichtet haben, gab einen klaren Ansatz her.:
>
> ""Nach Lingner sollten wir, nicht nur die Künstler, in erster Linie um der
>> Sache willen arbeiten. Und dann erst nach ihrer Anerkennung (Geld
>> etc) schielen."
>
> Nur haben sie mir leider mein Fragen ebenfalls nicht beantwortet, wie etwa diese:
>
> " ..., mir schien der Zweck der Diskussion bisher/bis hier zu sein, nicht nur zu theoretisieren (?), sondern konkret Bezüge zur erlebbaren und nicht nur formal bedingten Realität der Kunstschaffenden herzustellen? Und Möglichkeiten zur realistischen Bewältigung damit verbundener, auch existentieller Daseinsfragen im Hier und Jetzt zu erörtern?"
>
> Wie ist ihre Antwort darauf?
>
> Der Mensch als Künstschaffender erscheint mir erst einmal wichtiger als alle Zeichen und Theorien als Selbstzweck, die man (sie) aus seinem Tun ableitet.
> Oder wir schalten noch zwei Gänge zurück und ich frage sie in Bezugnahme auf das Höhlengleichnis bei Platon:
>
> Was ist ihnen wichtiger oder über was diskutieren wir hier? Über die von den in der Höhle gefesselte Personen, erkannten Schatten und Symbole an der Höhlenwand und deren Funktion als reine Zeichen und Form? Oder reden wird über jene Umstände die diese Schatten erzeugen, die Menschen und das Leben draußen vor der Höhle?
>
> Was heißt denn: "um der Sache willen arbeiten", bei Lingner anderes?
> Geht es ihm etwa nur um reine Symbolik und Fragen der Zeichen und Anordnung, Synthax, Ornament, etc?
>
> Oder geht es um Ausdruck, Basis, Wunsch, Wille und Ziele wie Ideale etwa, des Menschen als Künstler?
> Wir können Schriftzeichen der gesamten, bekannten Welt, nach Form, Größe, Funktion, Farbe etc. klassifizieren, oder wir können versuchen sie zu dekodieren, Inhalte zu erstehen versuchen, den diese als Chiffre transportieren. Und da Zeichen (wie Kunst) zu 99% von Menschen geschaffen wurden, geht es mir um den Menschen hinter den Zeichen, den Schöpfer..
>
> Kunst lebt nur so lange, wie die Menschen leben, die sich mit ihr befassen/in ihr ausdrücken. Sie lebt mit ihnen. Wenn alle Menschen tot sind, ist ebenfalls deren Kunst nur noch leer, leere Hülle, leere Zeichen und Formen.
>
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