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[thing-group] Received 23. 12. 2009 -- 21:19 from from

THE THING Hamburg stellt den aktiven Betrieb ein!

Schöne Bescherung. Es kam nicht ganz unerwartet. Nun sind wir wieder
allein. Wie aus dem untenstehenden Text zu entnehmen ist, ist es keine
leichte Aufgabe, ein solches Projekt am Leben zu erhalten. Wie es daher
mit Thing Frankfurt weitergehen wird, kann ich auch nicht sagen.

Wünsche Euch erstmal schöne Weihnachtstage
Euer
Stefan

-------- Original-Nachricht --------
Betreff: THE THING Hamburg stellt den aktiven Betrieb ein!
Datum: Tue, 22 Dec 2009 15:15:19 +0000
Von: Cornelia Sollfrank


Die Idee lebt weiter: Hamburger AutorInnen als ProduzentInnen!
http://thing-hamburg.de


THE THING Hamburg stellt den aktiven Betrieb ein, oder wie aus THE
THING Hamburg das THE THING Hamburg Archiv wurde



Regelmäßige Nutzer der Internetplattform werden es längst bemerkt
haben: THE THING Hamburg hat seinen aktiven Betrieb eingestellt; für
das international anerkannte Medienkunst-Projekt stehen in der
?Medienstadt Hamburg? keine Fördermittel mehr zur Verfügung.


Von November 2006 bis November 2009 war die Online-Plattform für Kunst
und Kritik aktiv. Über 120 AutorInnen nutzten die Plattform für ihre
Veröffentlichungen. Eine Gruppe von RedakteurInnen setzte Themen und
betreute die Bild- und Textbeiträge. Ein offenes Forum lud
KulturproduzentInnen zur Diskussion relevanter Themen ein und bot
einen Ort zur Publikation. Auch überregional erfreute sich die
Plattform einer interessierten und diskussionsfreudigen Leserschaft.


Für das Selbstverständnis von THE THING Hamburg war und ist der
Einsatz und die Erprobung neuer Technologien zum Aufbau von
Produktions- und Kommunikationsinfrastrukturen ein zentrales Anliegen.
Wir haben dieses Experiment mit großem Erfolg durchführen können und
hatten viele Ideen für seine Weiterentwicklung. Doch nun sehen wir uns
gezwungen, den Betrieb einzustellen und die Plattform in ein Archiv
umzuwandeln. Hauptsächlich aus kulturpolitischen Gründen entschieden
wir uns dagegen, die Plattform ohne Förderung weiterzuführen.


Drei Jahre lang wurde THE THING Hamburg durch private Fördergelder
teilfinanziert. Die Kulturbehörde hatte die Unterstützung vermittelt.
Sich durch Inanspruchnahme öffentlich verwalteter Gelder in eine
strukturelle Abhängigkeit zu begeben, war eine bewusste Entscheidung;
sie hatte den Zwang zur Vereinsbildung und Rechenschaftspflicht zur
Folge und erlaubte dafür professionelle technische Umsetzung sowie
eine Honorierung der Beiträge (100 Euro pauschal). Die Bemühungen des
Trägervereins, eine weitere Finanzierung oder Teilfinanzierung durch
die Hamburger Kulturförderung sicherzustellen, blieben ohne Erfolg.

Wir sahen uns im Förderprogramm der Kulturbehörde ?Kunst im
öffentlichen Raum? richtig platziert, stattdessen empfahl die große
Kunstkommission über ?die Einrichtung eines eigenen Budgets für
Medienprojekte nachzudenken?, eine sinnvolle Anregung, der aber nicht
nachgegangen wurde. Zwei Anfragen an die Kultursenatorin Karin von
Welck, uns zumindest beratend zu unterstützen, blieben unbeantwortet.
Wir fragen uns, welche Antworten die Kulturpolitik auf die Tatsache
hat, dass immer mehr KünstlerInnen ? unzufrieden mit den Angeboten der
offiziellen Institutionen ? sich eigene Infrastrukturen bauen und die
Präsentation, Vermittlung und Verbreitung ihrer Arbeit selbst in die
Hand nehmen? Kulturpolitische Ideen und ein wenig mehr
Experimentierfreude sind in Hamburg mehr als überfällig.

Auch unsere Anträge bei der Medienstiftung Hamburg, der Hamburgischen
Kulturstiftung und zuletzt bei der Körber-Stiftung wurden abschlägig
beschieden. Die Begründungen von Seiten der Stiftungen lauteten, THE
THING Hamburg entspräche nicht ihren Förderrichtlinien.
Konventionellere Formate wie Ausstellungen, Projekte mit
Eventcharakter sowie Kultur im Dienst von Stadtentwicklungs- und
Standortpolitik werden bevorzugt finanziert.

Im Sommer 2009 schließlich hat das Finanzamt dem Trägerverein die
Gemeinnützigkeit aberkannt. Begründet wurde die Entscheidung damit,
dass THE THING die Vereinsziele der Förderung von Kunst und Kritik
?nicht mittelbar, sondern nur unmittelbar? ausübe. Insbesondere
bemängelt wurden die auf der Plattform veröffentlichten Texte mit
politischem und kulturpolitischem Inhalt. Unsere Erläuterungen zu
diesem Sachverhalt inklusive der Dokumentation unserer Korrespondenz
mit dem Finanzamt findet sich auf der Startseite von THE THING Hamburg
Archiv. Das Finanzamt ließ sich aber ? erwartungsgemäß ? von unserer
Argumentation nicht überzeugen.

THE THING Hamburg knüpfte an das 1992 von Wolfgang Staehle in New York
gegründete Projekt THE THING an. Grundidee ist, dass KünstlerInnen als
Teil ihrer Praxis Kommunikationsstrukturen schaffen, in denen sie
untereinander ? und mit anderen ? ausgehend von künstlerischen
Fragestellungen gesellschaftlich relevante Themen diskutieren und in
unterschiedlichen Formaten publizieren können. Diese Idee, die nichts
an Aktualität und Dringlichkeit eingebüßt hat, wurde von THE THING
Hamburg erweitert durch die Diskussion der Produktionsbedingungen von
Kunst mit Blick auf Kunstpolitik und Kulturpolitik und deren
besonderen lokalen Verhältnisse: Theorie, Kunst und Politik lesen und
lokal praktizieren.

Der große Zuspruch von Menschen, die sich auf das Experiment THE THING
eingelassen haben, die es schätzten und kritisch begleiteten,
bestätigt die Richtigkeit unserer Idee. Mit Themensetzungen wie Kunst
+ Öffentlichkeit und Kunst + Selbstorganisation und deren Diskussion
entlang lokal gegebener Bedingungen, schuf THE THING die kritischen
Grundlagen für viele aktuelle Entwicklungen in der Stadt. Trotz des
großen Zuspruchs, den die Plattform gerade auch in der letzten Zeit
lokal, überregional und international erfuhr (mit bis zu 1000 Besuchen
täglich auf der Website und einer großen Anzahl
UnterstützerInnenbriefe) hat der Trägerverein beschlossen ? ohne
Förderung und ohne die Möglichkeit Sponsoren zu gewinnen ? den aktiven
Betrieb der Plattform einzustellen. Wir lassen uns nicht zur
Ehrenamtlichkeit zwingen! Die Seite wurde in ein Archiv überführt und
bleibt als solches weiter verfügbar.

Lang lebe THE THING!

Cornelia Sollfrank, Rahel Puffert, Kathrin Wildner, Sabine Falk,
Ulrich Mattes, Herbert Hossmann, Ulrike Bergermann, Jörn Müller, Ole
Frahm, Stefanie Lohaus, Dirck Möllmann, Ann-Kathrin Stoltenhoff, Hans-
Christian Dany, Barbara Thoens, Malte Steiner.


Kontakt: Cornelia Sollfrank, Rahel Puffert: info [at] thing-hamburg [dot] de








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The Thing Frankfurt
http://www.thing-frankfurt.de

* * *

Stefan Beck
Hohenstaufenstr. 8
60327 Frankfurt
T. ++49-(0)69 - 741 02 10

Thing Frankfurt Mailinglist:
mailto:thing-frankfurt-subscribe [at] yahoogroups [dot] de


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