Received 01. 12. 2009 -- 22:03 from
fromRe: Betrifft: Kulturgutscheine in weiteren Facetten
Naja,
dann gibt es also auch keine Klassengesellschaft, keine Hierachien, keine Machtverhältnisse und keine Eliten, die sich Kunst und Kultur ggf. so zurecht biegen, wie sie sich das vorstellen und wie es ihnen passt?
Hey du, du bist auserwählt mein Loft zu dekorieren, etc.
Alle sind gleich, gerecht und singen zusammen schöne Lieder im Verein?
Speziell in Deutschland hat es bekanntlich eine Zeit in der Geschichte mit extremer schwarz/weiß Trennung gegeben, in der ganz klar angesagt worden ist, was Kunst und was nicht, schon vergessen?
Gegen wen haben eigentlich die Hippies in den 70er Jahren rebelliert, gegen das Finanzamt?
Wir leben ganz klar in einer neofeudalistischen Ständegesellschaft und das sagt nicht Stefan, sondern Ulrich Beck.
Der klassische "Bürger" ist durch Arbeit und seine Haltung zu Arbeit genormt und deformiert. Kunst ist für jene meistens "Deko" und darin stimme ich Hrn. Beck inhaltlich zu. Wir leben noch lange nicht in dieser angeblich schönen, egalitären und pluralistischen oder demokratischen Gesellschaft. Denn auf dem Weg dahin ist der vitale Wille zur Veränderung abhanden gekommen.
Das behauptet ähnlich Russell Jacoby (in: "The end of Utopia,"..) der im übertragenen Sinne die etablierten und akdemisierten Intellektuellen beschreibt als diejenigen, welche aus einer gesicherten Position heraus sich gelegentlich noch als Randexistenzen gebärdend, in dieser Pose der realen Subkultur jegliche Existenzberechtigung schnöde aberkennen..
Der "Kulturkampf" wird leider fortgesetzt, denn diejenigen welche im Boot sind, verweigern nicht nur denen, die noch im Wasser strampeln, an Bord zu gelangen, sondern behaupten sogar: "Schwimmen ist gesund".
Gruß.
----- Original Message -----
From: Sabine
To: thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de
Sent: Tuesday, December 01, 2009 8:18 PM
Subject: [thing-frankfurt] Betrifft: Kulturgutscheine in weiteren Facetten
... und schon wieder (wobei sich "wieder" nicht nur auf die Liste bezieht):
"der Bürger" versteht "Kunst" nicht; was er kann und mag ist Kitsch und Krempel - oder wie...? Sind nicht auch Künstler "Bürger"? Und gibt es nicht auch unter den Bürgern Kunstverständige, Kunstinteressierte, KÜNSTLER...?!
Es gibt keine Trennung, jedenfalls nicht so eine schwarz-weiße mit solchen klaren Trenn-Linien. Und es gibt Gartenzwerge und Jägerzäune unter den "Bürgern", wie es auch Sekt und Selters, Kaviar und Erbsensuppe, arm und reicht, gebildet und ungebildet, schön und weniger schön, krank und gesund, dick und dünn u.v.a.m. gibt --- und jedes Merkmal für sich genommen noch lange nicht ausreichend Auskunft gibt über dessen Träger.
Ich glaube, ich kann antworten, was das für eine Kultur gäbe: eine so vielfältige und authentische wie es Menschen im Land gibt.
Ich fand Deine rhetorische Frage ziemlich ärgerlich...
viele Grüße,
Sabine
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
>
> Meine Idee der Kulturgutscheine hatten auch schon andere. Allerdings in
> anderer Herangehensweise.
>
> Undzwar, die Kulturgutscheine direkt an die Bürger auszugeben.
>
> Auf daß sie damit die Kultur fördern, die ihnen am Herzen liegt.
>
> Auch nicht verkehrt. Wenngleich mir bei dem Gedanken noch etwas mulmig
> ist. Was würde das für eine Kultur geben? Gartenzwergjägerzäune?
>
> Allerdings würde sich dann auch ergeben, ob so ein Projekt wie Thing
> Frankfurt dann mehr Unterstützung erführe, als über den Umweg des
> Kulturamtes.
>
> Was denkt Ihr?
>
> * * *
>
> Hier noch ein paar Links zum Thema:
>
> -- Schon aus dem Jahre 2002
> http://www.tavernini.eu/Texten_Kunst%20und%20Kulturgutschein.htm
>
> -- Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas
> Straubhaar
> http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1191094/Sechs-Kulturgutscheine-fuer-jeden.html
>
> -- Und noch ein Kommentar zu Straubhaar
> http://kulturmanagement.wordpress.com/2009/10/18/subventionen-oder-kulturgutscheine/
>
>
>
>
>
>
> * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
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