Received 15. 12. 2009 -- 22:35 from
fromBetrifft: Michael Lingner - Kunst und Theorie
Hallo Stefan, hallo alle anderen,
ich bin mal ganz kühn und antworte, ohne die anderen Antworten dazu (von denen ich annehme, dass sie sich u. a. hinter den Beiträgen verbergen) zu kennen:
ich verstehe das Prinzip, wie Du es erklärst, durchaus.
Und ich sehe, dass der Kunstbetrieb u. a. so funktioniert und sehe ebenfalls ein, dass man sich dem stellen muss.
Aber ich vollziehe nicht nach, dass "Kunst" ohne "den Menschen" funktioniert. Insofern halte ich das "Experiment" für unsinnig. Ich glaube im Gegenteil, dass Experimente dieser Art den Menschen der Kunst immer weiter entfremden und es in Zukunft immer mehr Otto-Normal-Bürger geben wird, die gar keine Chance mehr haben bzw. sehen, über den Jägerzaun, von dem schon die Rede war, hinauszublicken. "Das ist nichts für mich" mag das Elitäre am Umgang mit Kunst unterstützen, aber die Entfremdung, die geschieht, ist nicht wieder gut zu machen. Und ausbaden tun es ALLE Kunstschaffenden gleichermaßen.
"Kunst" muss vom Betrieb, vom Markt getrennt betrachtet werden dürfen, nicht vom Menschen getrennt, sonst gibt es sie nicht mehr.
Viele Grüße,
Sabine
--- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat Stefan Beck
>
> Hallo Sabine, hallo Brentis,
>
> ich will nochmal eine Zusammenfassung und einen Ausblick versuchen. Es
> geht doch wohl darum, wie eine Theorie mit den von ihr betroffenen
> Akteuren zusammenhängt, oder?
>
> Betrachten wir ein Spiel. Das besteht aus Spielern und Spielregeln.
>
> Beim Schachspiel ist der Zug eines Läufers ganz unabhängig davon, ob der
> Spieler grad Bauchschmerzen oder Liebeskummer hat.
>
> Die Spielregeln bilden eine Welt für sich. Natürlich ist es auch
> möglich, das Blickfeld zu erweitern, und zu untersuchen, wer die Spieler
> sind, unter welchen Bedingungen sie agieren, um zu sehen, daß es eben
> auch Turniere, Verbände, Ehrungen und Preise usw. gibt.
>
> Auf unsere Diskussion übertragen bedeutet das, daß Lingner in seiner
> Theorie der Autonomie die Spielregeln von Kunst untersucht. Wenn darin
> die Akteure (noch) nicht vorkommen, so ist das ein gewisser Kunstgriff.
> So wie in einem physikalischen Experiment bestimmte Parameter
> ausgeschlossen werden.
>
> Kunst ist ein Spiel, mit bestimmten Spielregeln. Ich halte es daher für
> legitim, die Spielregeln isoliert von den Spielern zu betrachten.
> Genauso, wie es legitim ist, die Spieler, - in unserem Fall die Menschen
> -, mit einzubeziehen. Aber nicht notwendigerweise.
>
> Um noch den letzten Abschnitt von Brentin aufzugreifen. Ich glaube, es
> entspricht tatsächlich dem Stand moderner Kunst, daß die Beteiligten
> (Menschen) in ihr nicht vorkommen. Wir können das vielleicht bedauern,
> wir müssen uns aber auf jeden Fall zu stellen. Und das tun wir hier.
>
> Grüsse
> Stefan
>
>
> >
> > Guten Morgen!
> >
> > Also... hier Einmischung Nr. 2: ich bin eher bei Brentis als bei Stefan, kann mich aber an der Diskussion nicht wirklich beteiligen, weil ich mich immer noch zu wenig auskenne. Einiges kann ich bei Lingner schon nachvollziehen, anderes nicht. Ich glaube aber, dass ich die Begrifflichkeiten immer noch nicht richtig erfasse (zumindest nicht in ihrer Vollständigkeit), und dass mir daher ein Mitreden äußerst schwer fällt.
> >
> > Ich für mich definiere nicht so, dass es ein "Konzept Mensch" gibt; ich "kenne" daher im Prinzip nur den "Mensch 2", so dass ich über diesen auch nur reden kann... oder könnte...
> >
> >
> >
> >
> > --- In thing-frankfurt [at] yahoogroups [dot] de hat "churchjard 12"
> >> Hallo, das finde ich sehr gut und angenehm, das sich hier mal jemand
> >> einmischt!
> >> "Thing" soll doch ebenfalls eine öffentliche Diskussionsplattform sein, bei
> >> der sich alle Teilnehmer amGespräch beteiligen können/sollen/dürfen
> >> .
> >> Nun ich fühle mich mit meiner „Haltung" schon ein wenig isoliert und kann
> >> ebenfalls der Aufteilung in: Mensch 1 und Mensch 2 nicht vorbehaltlos
> >> zustimmen.
> >> Grundsätzlich geht es doch um Kunst von/für/mit Menschen!?
> >> Wir können etwas überspitzt gesagt, doch ebenso über interessante
> >> Felsformationen auf dem Mars diskutieren, wenn wir uns allein auf das Niveau
> >> der Zeichen und der Syntax der möglichen, unmöglichen, inhärenten
> >> Bedeutungen und Varianten des Dargestellten begeben. Es ist ebenfalls
> >> möglich, das sie Hr. Beck eher über reine Fragen der Syntax und Form in der
> >> aktuellen Kunst diskutieren möchten. Dann reden wir ab einem gewissen Punkt
> >> sicher aneinander vorbei.
> >>
> >> Kunst allgemein jedoch zu betrachten, als wäre die Partizipation, der Anteil
> >> der (lebenden) Menschen darin/daran unwesentlich, erscheint mir immer noch
> >> recht fragwürdig! Manche Diskussionen über den "Kunstmarkt" tendieren sicher
> >> inhaltlich und überhaupt in jene Richtung. - Grundsätzlich ähnelt dieser
> >> Standpunkt für mich zunehmend der Frage, ob in einem anderen Kontext, die
> >> aktuelle Marktwirtschaft überhaupt noch den Mensch in seiner
> >> Bedürfnissbefriedigung zum Ziel hat, oder davon abgehoben, völlig andere,
> >> etwa eigene (kapitalakkummulative, ..?) Ziele und Absichten verfolgt.
>
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